Selbst ohne Sturz und sichtbare Mängel ist nach etwa vier Jahren ein neuer Helm angesagt. Denn: "Eine Alterung des Materials wird es definitiv geben", sagt Thomas Dautermann, Leiter des Qualitätsmanagements beim Helm-Experten Uvex aus Fürth in Bayern. "Zudem ist für die Sicherheit eines Helms nicht nur die Nutzungsdauer wichtig, sondern auch wie oft Sie damit reiten." Wer einmal in der Woche auf dem Pferd sitzt, wird seinen Reithelm länger tragen können als ein Reiter, der jeden Tag – womöglich sogar mehrmals – mit Helm reitet und ihn dadurch stärker beansprucht. Zeit für einen neuen Helm ist es stets, sobald Sie innen oder außen Risse erkennen oder aus der Innenschale ein Stück herausgebrochen ist. Lockert sich ständig der Kinnriemen, ist das ebenfalls ein Zeichen, den Helm besser nicht mehr aufzusetzen. Ein loser Riemen hält bei einem Sturz den Helm nicht auf dem Kopf. Genauso wenig sorgt ein defektes Schloss für einen sicheren Sitz.
Nach einem Sturz oder auch dann, wenn der Helm nur auf die Stallgasse geknallt ist, sollten Sie ihn austauschen. Beschädigungen am Helm sind von außen nämlich nicht unbedingt sichtbar. Einige unserer Testmodelle sahen nach der Stoßdämpfungsprüfung noch top aus, der Amboss hatte ihnen nur wenige oberflächliche Kratzer verpasst. Vermeintlich zumindest: Denn unter den Kopfpolstern offenbarten sich feine Risse in der EPS-Schale. Würde ein Reiter mit einem so vorgeschädigten Helm erneut vom Pferd fallen, würde das Material die Energie nicht mehr gut abpuffern; das Risiko für Kopfverletzungen steigt.
Auch die Lagerung spielt eine Rolle: Werden Helme bei Temperaturen über 50, aber auch bei unter minus 50 Grad Celsius gelagert, leidet das EPS", sagt Thomas Dautermann. Das sind zwar Extrem-Temperaturen, aber wer sein Auto im Sommer in der Sonne stehenlässt, erreicht schnell über 80 Grad Celsius im Innenraum. Äußerlich werden Sie keinen Defekt erkennen, dennoch tun diese Temperaturen Helmen nicht gut. Das alles sind gute Gründe, weshalb Sie von gebrauchten Helmen die Finger lassen sollten. Schließlich kennen Sie das Vorleben des Helms nicht bis ins kleinste Detail und auch das angegebene Alter ist meist fraglich. Wer weiß schon, wie lange der Helm auf der Hutablage des Autos auf Reisen war oder wie oft er auf die Stallgasse gefallen ist?