Hallo
wenn man Schweißraupen an vielen anderen Bikes anschaut und diese auch mal im Querschnitt (durch aufschneiden)
untersucht, dann kann man folgendes feststellen:
1) Die Nähte sind nur "aufgelegt" und nicht bis in die Wurzel durchgeschweißt. Hier sehen die Schweißraupen aus
wie Regenwürmer, die sich auf dem Rohr befinden. Auch bei Wandstärken von 1,5 bis 2mm findet man sehr oft Rahmen,
bei denen nicht bis in die Wurzel durchgeschweißt wurde.
2) Aufgrund von 1) entsteht meist eine Kerbwirkung, da der Übergang von Schweißnaht zum Rohr ungleichmäßig verläuft.
Diese Kerbwirkung ist für die Dauerfestigkeit viel entscheidender als der Punkt, ob die Naht breit oder schmal ist.
Ein gleichmäßiger Übergang zwischen Naht und Rohr in Verbindung mit "Durchschweißen" ist die erste Voraussetzung für
eine "funktionierenden" Schweißnaht. Durch breite Raupen erschaffen wir einen sehr flachen und gleichmäßigen Übergang ohne
Kerbwirkung.
3) Die Werkstoffkennwerte ( Zugfestigkeit etc.) vom Schweißzusatzwerkstoff liegt im verarbeiteten / verschweißtem Zustand
immer unter den Werten des Rohrwerkstoffs. Deswegen muß der tragende Querschnitt der Naht immer größer ausfallen als
der Rohrquerschnitt, da sonst bei hohen Lasten die Naht mittig durchreißen kann. Durch die breiten Raupen erreichen wir einen
großen tiefgehenden tragenden Querschnitt.
4) Eine grundsätzliche Pauschalaussage über das Einbringen von Wärme in das Werkstück beim Schweißen ist immer falsch . Das hängt
in jedem Fall von der Geometrie , dem Werkstoff und dem Volumen des Werkstücks ab. Es gibt im Maschinenbau viele Schweißprozeße,
bei dem das gesamte Werkstück aufgewärmt wird und zu schnellen Schweißen des kalten Werkstücks zu Eigenspannungen führt.
Der Prozeß muß (ohne Frage) so eingeregelt werden , daß die Spannungen nach dem Schweißen minimal sind ;
Diese Aussage ist jedoch nur dann richtig, wenn die Punkte 1, 2 und 3 nicht vernachlässigt werden.
Die Nicolai GMBH hat in der Schweißproduktion bestimmte Prozesse , die sehr gut funktionieren und in dieser Weise auch ein
bestimmtes Industriedesign definieren. Diese Nicolai Prozesse sind komplex, zeitaufwändig und teuer. Ich erhebe nicht den Anspruch,
daß dieser Prozeß der einzig mögliche ist. Viele Wege führen nach Rom.
gruss
Karlheinz Nicolai