Ich kann schon nachvollziehen dass man aufgrund von unzähligen traurigen Negativbeispielen davon ausgeht, dass es sich bei einer solchen Aktion um Greenwashing handelt. Zum Glück ist da mittlerweile eine gewisse Sensibilität da, und dank Internet und Sozialen Medien fliegen viele reine Marketingaktionen schnell auf. Leider scheint das meist nur bedingt Folgen zu haben (Kurzzeitgedächtnis der Menschen?).
Allen, die Patagonia Greenwashing zuschreiben, kann ich nur das Buch empfehlen, das im Artikel etwas versteckt genannt wurde: " Tipp: In seinem Buch "Let my People Go Surfing" teilt Patagonia Gründer Yvon Chouinard sein eigenwilliges Erfolgsrezept." Da werden viele der hier gefallenen Themen angesprochen (Fertigung in Südost, Schutz der Flüsse und Meere, wohin fließt das gespendete Geld usw).
Wenn das dann immer noch als reines Marketingblabla bezeichnet wird, würde ich mir wünschen, dieses Blabla bei vielen anderen Großkonzernen vorzufinden. Dann hätten wir einige Probleme weniger. Ich persönlich denke, dass man dieses Konzept nicht über Jahrzehnte hinweg "erlügen" kann, ohne auf die Schnauze zu fallen.
Dass sich Social Starlets mit den Produkten schmücken, kann der Hersteller nicht verhindern. Der Aufruf der Firma ist es, so wenig wie möglich zu kaufen und Produkte so lange wie möglich zu nutzen (daher auch der Reparaturservice). Letztlich entscheiden wir alle mit der Geldbörse. Wer jede Saison neue Sachen kauft, hat was nicht kapiert. Ja, Patagonia prüft nicht bei jedem Kauf nach, ob der gerechtfertigt ist. Sie geben auch selber zu, dass sie in einer Zwickmühle stecken. Dass es viele offene Baustellen gibt. Wenn man jetzt aber nicht davon ausgeht, dass von heute auf morgen ein radikal anderes Wirtschaftssystem (bzw. ein radikal anderer Lebensstil) kommt, dann ist die Art und Weise, wie Patagonia geführt ist, ein geringes Übel.
Die beiden zwischendurch verlinkten Artikel waren sehr interessant zu lesen, bringen jedoch für mich zusammengefasst keine Argumente, die auf eine Verschlechterung der Lage nach dieser Entscheidung des Gründers hinweisen:
https://www.theguardian.com/comment...illion-dollar-climate-initiative-philanthropyFindet die Spenden der Superreichen grundsätzlich gut, jedoch wird eine Änderung des Systems verlangt, da man sonst auf das Wohlwollen der Superreichen angewiesen ist. Sprich die Steuerung sollte in die Hände der Allgemeinheit gelegt werden. Politik, Gesetze -> Ja absolut, nur leider sieht man da bekannter Weise nur schleichende (wenn überhaupt) Fortschritte.
"The widespread admiration of Chouinard is a telling sign of popular dissatisfaction with the excesses of the global corporate economy and its billionaire bosses. But the question remains: does this giveaway mark any fundamental change to the system?"
https://www.businessinsider.de/wirt...se-mehr-als-eine-milliarde-dollar-an-steuern/Hier wird aufgezeigt, dass das Konstrukt eine (legale) Möglichkeit sein könnte, Steuern zu sparen. Damit sind wir wieder beim Punkt aus dem vorherigen Artikel (Gesetze und Rahmenbedingungen der Staaten funktionieren nicht richtig).
"Während die Chouinards ihre Milliarden in den Kampf gegen die Klimakrise stecken wollen, birgt diese Spenden-Struktur aber auch die Gefahr, dass andere wohlhabende Menschen sie für weniger populäre politische Zwecke nutzen."