Mit dem Rewel Titanium erfüllt sich IBC-User hellmachine den Traum vom wartungsarmen Titan-Hardtail. Das Rad bietet nicht nur einen breiten Einsatzbereich, sondern läuft dank Rohloff-Getriebenabe und Gates-Riemen fast wartungsfrei. Dazu kommen viele edle Anbauteile und ein absolut schickes Design. Viel Spaß mit diesem Bike der Woche.
Bike der Woche
Rewel Titanium, hellmachine
MTB-News.de: Hallo hellmachine, dein extrem edel und individuell aufgebautes Rewel Titanium ist im Fotoalbum auf extrem viel Zuspruch gestoßen. Wie ist es zu deinem Bike gekommen, das wir heute als Bike der Woche vorstellen?
Ui, das kann jetzt schnell in „Laaaaaangweilig“ enden, andererseits habe ich selbst so viel durch das Forum gelernt und war dankbar um jeden Informationsfetzen … ich glaube ich schreibe mal los, und wenn es langweilt, einfach weiter scrollen. Aaaalso, zuerst musste ich mal eine Rechtfertigung für ein neues Bike finden, denn mein Nicolai Argon 26“/Gates/Rohloff fuhr sich auch nach 10 Jahren noch wie neu. :-D
Als ich das Argon damals geplant hatte, war Titan eigentlich auch schon mein heimlicher Favorit wegen seiner sprichwörtlichen Anspruchslosigkeit, aber für den damals neuen Gates Drive gab es kaum Rahmenbau-Erfahrungen, keine Serien-Titanrahmen und einen Custom-Titanrahmen traute ich mir damals planerisch nicht zu. Nicolai macht herausragende Alu-Rahmen und hatte einen Readymade Gates-Rahmen im Angebot. Ich bereue nichts. :-D
Ein neues Bike rechtfertigte sich dann vor allem durch meine baulich bedingten Rückenprobleme und die Möglichkeit der Finanzierung über Jobrad. Ich bin 1,86 m und habe lange Beine, die Ergonomie eines 26er kippt da langsam ins Negative, die Ästhetik sowieso. Ein 29er hat hier mehr Gestaltungsspielraum.
Um aber wirklich greifbar zu machen, wie sich die Geometrie auf mich auswirkt und ob das Ganze die gewünschten Verbesserungen bringt, habe ich wohl oder übel angefangen, mich in die App BikeCAD einzuarbeiten, sehr verbreitet bei Rahmenbauern. Ich habe mich also vermessen, meinen Avatar auf das von mir in BikeCAD nachgebaute Nicolai Argon gesetzt und die Haltungswinkel des Avatars entsprachen erfreulicherweise der Wirklichkeit. Dann habe ich die Daten testgefahrener 29er zusammengetragen, in BikeCAD nachgebaut und ausgehend davon die Geometrie verfeinert, insbesondere mit Hinblick auf den Sitzwinkel am Becken, Reach, Stack etc. sowie der alten Argon-Werte.
Den Radstand wollte ich möglichst kurz halten und einen nicht zu flachen Lenkwinkel, um etwas von der 26er Agilität zu behalten. Grenzen in der Kürze des Hinterbaus setzen hier die Auswahl der Gates-Riemenlängen und die verschiebbaren Paragon-Machineworks-Ausfallenden.
Mit meinen Zeichnungen und Wünschen zum Gesamtaufbau habe ich mich dann mit meinem Bikeshop beraten und verschiedene Titan-Rahmenhersteller in Europa und USA kontaktiert, meine Entscheidung fiel auf Rewel. In diesem Zusammenhang noch mal vielen Dank an die Cycle Culture Company/Duisburg und Leo Santa und das Rewel-Team in Deutschnofen/Südtirol!
Worauf hast du beim Aufbau deines Bikes besonders geachtet?
Es sollte wie sein Vorgänger ein Sorglos-Bike für alle Fälle mit geringstem Pflegeaufwand sein und mit der Steigerung, sich nicht mehr um die Rahmenlackierung kümmern zu müssen. Kratzer sind bei Titan schnell mit Scotch Brite rauspoliert, wenn die Oberfläche nicht gestrahlt ist.
Auf höheren Fahrkomfort wurde ebenfalls geachtet, das Argon als Alu-Rahmen war knüppelhart, die bessere Geometrie, das ruhigere 29er Abrollen und der Titan-Flex sollten hier mehr Komfort schaffen. Ich wollte mich auch wieder auf kleine Manufakturen konzentrieren statt auf Fernost-Massenware, bei der nicht transparent ist, wie es mit Umweltauflagen, Arbeitsschutz und Menschenrechten aussieht. Oft sind es diese kleinen Manufakturen, die den innovativen Pioniergeist noch wirklich leben, lokale Arbeitsplätze schaffen und Steuern zahlen, für mich absolut unterstützenswert.
Ich habe darüber hinaus einen eingebauten „Trecker-Modus“ für 27,5+ Laufräder und 2.8″-Reifen eingeplant. Entsprechend wichtig war das richtige Yoke und die entsprechende Hinterbau-Struktur. Zu guter Letzt setzte ich auf ein T47 Innenlager, weil ich kein Pressfit, aber 30er Kurbel-Achsen fahren wollte.
Wie geht es mit deinem Bike weiter?
Gar nicht, das wird nur noch benutzt. :-D Die Sixpack-Pedale waren schon nach einem Jahr durch. Inzwischen wurden sie durch Hope-Pedale mit Titanachsen von Superstar Components getauscht.
Welchen Einsatzbereich hat das Bike?
Commuting/Autoersatz, Bikepacking, Trails/Cross Country
Was wiegt das Bike?
Genau 10 kg inkl. Nabendynamo.
Was ist dein persönliches Highlight an deinem Bike der Woche?
Tatsächlich der deutlich gesteigerte Fahrkomfort und die Pflegefreiheit. Gerade auf langen Touren macht sich das sehr positiv bemerkbar. Und bis zum heutigen Tag wurde von mir nichts gereinigt, hab’s mir aber fest vorgenommen :-D
Wie fährt sich das Rad?
Für ein Hardtail smooth!
Wie bist du zum Mountainbiken gekommen?
Mich hatte in den frühen 80ern der BMX-Virus gepackt! Beeinflusst von ET oder den BMX Bandits lernte ich die ersten Bunny Hops mit dem 28er Herrenrad. Während gleichaltrige Jungs glänzende Augen bei der Flory 3-Gang bekamen, verschlang ich US-BMX Magazine im Bahnhof oder aus zweiter Hand mit diesen unfassbaren California Blue Sky Fotos und der schon perversen Farbenfreude bei Bikes und Fahrern.
Nach diversen zusammengewürfelten Billig-BMX Rädern mit No-Name Rahmen und stundenlangem Rumgelunger im Willy Müller Bikeshop/Düsseldorf wurde es dann mal ein gebrauchter echter GT-Race Rahmen, später ein Schauff Freestyler und OGK Peregrines. Durch diese BMX-Begeisterung entschied ich mich zwangsläufig für die unterste Stufe des sozialen Teenager-Rankings. Jenseits der Eingeweihten war das „Kinderrad“ wirklich das Uncoolste, was man bringen konnte. Praktisch war man aber einfach der Zeit voraus.
Während man umgeben war von schnäuzertragenden Klassenkameraden mit Fußballhaarschnitt und Adidas Allround „Turnschuhen“, hatten wir schon aus den USA importierte Vans oder Chucks. Das BMX-Rad habe ich aber Mitte der 80er durch das Skateboard getauscht und Ende der 80er war man mit den vermeintlichen Kinderspielzeugen plötzlich cool, was eigentlich auch nicht angenehm war, denn plötzlich wurden die optischen Geheimcodes der Eingeweihten zur Mode verzerrt.
Ich bin also durchs BMX zur Fahrradleidenschaft und zum Mountainbike gekommen und während ich bis heute konstant durchgeskatet bin, hat mich das Mountainbike immer durch die Natur und den Alltag begleitet. Das Erste war übrigens ein No Name Alu-MTB mit kompletter XT-M735 Ausstattung, bezahlt von meinem ersten Gehalt. Der Traum, ein GT Zaskar, war nicht finanzierbar. In den 00ern habe ich dann mal dank Ebay ein klassisches early 90s Zaskar mit XTR 900, Syncros etc. aufgebaut, das ich heute liebe.
Mountainbiken als Lifestyle / die Industrie – deine Sicht.
Der technologische Fortschritt der Fahrradindustrie wurde ja nicht unmaßgeblich von Mountainbikes geprägt. Was alleine schon Klein damals an neuen Ansätzen einbrachte oder der Ahead-Steuersatz, die hydraulische Scheibenbremse, Suspension, Steckachsen, Eloxalteile in Purple… ;-)
Ich mag jedenfalls diese Innovationsfreude, wenn sie zu besseren Bikes führt. Nun sind die Märkte leider gesättigt und es dominiert entweder der Kampf um Marktanteile, oft durch unzählige „Standards“ auf Kosten der Nutzer oder es werden ebenso unzählige neue Fahrrad-Kategorien entwickelt, z. B. welche, die irgendwie mit Abenteuer und/oder Schotter zu tun haben. ;-)
Mich erstaunt es immer wieder, mit welcher Energie versucht wird, aus Rennrädern Geländeräder zu machen, dabei gibt es sowas doch schon als eigene Gattung in Perfektion. ;-) Oder auf E-Bikes und E-Scooter bezogen: Zum Berufspendeln sicher ok, aber mich erstaunt es immer wieder, mit welcher Energie versucht wird, Bewegung zu vermeiden. ;-) Lifestyle? Schwieriger Begriff. Gibt es überhaupt DEN Mountainbike-Lifestyle? Und wer definiert ihn? XC, Enduro, Downhill, Freeride, Bikepacking … das Schöne ist doch die Vielfalt. Und das ist auch gut so. :-D Für mich ist das Mountainbike einfach der Schlüssel zur Natur.
Du und die Internet Bike Community – wann und wie bist du zu uns gekommen und was verbindest du mit der IBC?
Zur IBC kam ich durch den Retroaufbau meines Zaskars. Egal, was ich gegoogelt habe, IBC-Classic-Bike Threads waren immer die Top-Rankings. Damals wie heute eine geballte Ladung Kompetenz, Herz und schlussendlich prägend für dieses Bike der Woche! Vielen Dank euch allen!
Technische Daten: Rewel Titanium
Rahmen: Rewel Titanium 29er
Gabel: Fox Racing Shox 32 Stepcast Factory 29“, 100×15
Steuersatz: Tune Babo
Bremsen: Magura MT8 N 2015
Vorbau: Extralite HyperStem Stealth MTB/Road 31,8 mm, +/- 6° 80 mm
Lenker: Schmolke TLO 31,7×680 mm 6° 1K black edition
Griffe: Extralite Hypergrips
Felgen: DT XR 331 32 Loch
Naben: Rohloff Speedhub 500/14 CC DB OEM, SON 28 Nabendynamo 15 disc, 32 Loch
Reifen: Continental X-King Racesport 2.0
Kurbel + Innenlager: B.O.R 666XC Kurbel, Chris King ThreadFit T47-30i
Kettenblatt / Kettenblätter: Gates CDX 50T 4Arm 104BC, Gates CDX 22T Rohloff Splined
Kettenführung / Umwerfer: –
Schalthebel: Tune Rolff II
Schaltwerk: Getriebenabe
Pedale: Sixpack Millenium MG TI
Zughüllen: Alligator I-Link Mini
Kette: Gates Carbon Drive Center Track Riemen
Sattel: SAEVID Carbon
Sattelstütze: Schmolke TLO 31,6×375 mm 1K black edition
Sattelklemme: Tune Schraubwürger 34,9
Über das Bike der Woche
Ihr habt auch ein Bike, das sich bestens in die ehrenhafte Riege der „Bikes der Woche“ einfügen kann? Dann lest euch die Regeln für folgendes Album durch und ladet ein Bild in selbiges hoch. Viel Erfolg! Die Regeln: So wird dein Bike „Bike der Woche powered by bike-components“
Das Album findet ihr hier: mtb-news.de/s/55943.
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