Problem mit Formula RX

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Hallo,

ich habe seit kurzem ein Contrail 8.3 und bin mit dem Bike, mit einer Ausnahme, super zufrieden. Die Bremsen machen seit Anfang an Probleme, was ich von meinen alten Hayesbremsen nicht kannte.

Ich habe letzte Woche hinten neue original Formulabeläge eingebaut. Ich habe damit auch schon 2 Touren unternommen, die Bremse verhielt sich unauffällig. Gestern bin ich bei uns einen Berg heruntergefahren, habe dabei öfters gebremst (kein schleifbremsen) und plötzlich konnte ich den Bremshebel bis zum Lenker ziehen und hatte fast keine Bremswirkung mehr. Da wir nächste Woche in die Alpen fahren, hätte ich schon gerne eine Bremse auf die ich mich verlassen kann. Meine Daten: Ich wiege ca. 100 kg und gehöre auf den Trails zu den Dauerbremser, da ich sonst zu schnell werde. Vorne haben wir die Scheibe auf 203 mm geändert, hinten sind die 180er drin.

Deshalb habe ich ein paar Fragen und freue mich schon auf die Antworten.

1. Kann ich ohne Probleme die Sintermetallicbeläge fahren? Mein Händler meinte, die machen die Bremse kaputt. Bei der alten Bremse waren das aber die einzigen, die eine akzeptable Haltbarkeit hatten und auch die Hitze aushielten.

2. Kann ich hinten auch auf eine 203 mm Scheibe aufrüsten?

3. Gestern fiel mir auf, dass die Bremse dauernd "singt". Ich habe dann festgestellt, dass sich ein Bremsbacken langsam schließt und dann an der Scheibe reibt. Das Geräusch ist nervig, ging aber jedes mal wieder kurz weg wenn ich am Bremshebel zog. Woran liegt das?

4. Außerdem brauch ich keine Klingel mehr, kurz anbremsen, die Bremse quitscht dann in den höchsten Tönen und ich habe freie Fahrt. Im Wald ist das ja nicht so schlimm, aber in der Stadt schauen mich alle Leute im Umkreis von 100 m entgeistert an. Bekomme ich das Problem mit Sintermetallicbelägen in den Griff?

5. Von Anfang an konnte ich den Bremshebel fast bis zum Lenker ziehen. Der Händler meinte, dass liege an den Ausgleichsbehälter. Nach ein paar mal pumpen ist der Hebelweg aber wesentlich kürzer. Muß die Bremse entlüftet werden?

Viele Fragen, ich weiss und bedanke mich auch schon im Voraus für die Antworten.

Gruß

Schrankwandbiker
 
Zunächst ein zwei kurze Gegenfragen, dann folgt der erste Schwung Antworten:
- Wie ist bei Dir die Bremsverteilung? Sprich, bremst Du mehr hinten, mehr vorne, gleichverteilt?
- Sind die Scheiben durch Hitze verfärbt, wenn ja welche mehr vorne oder hinten?

Nun, zu den Antworten:
zu 1. Generell gilt: Wenn der Hersteller, in diesem Fall Formula, einen Sintermetallbelag für Deine Bremse anbieten, dann darf dieser auch verwendet werden. Anders sieht es aus, wenn es original nicht vorgesehen ist und man sich aus dem Zubehör bedient. Dann muss der Belaghersteller garantieren, dass es funktioniert.

zu 2. Für die Contrails ist der max. Scheibendurchmesser 185mm, daher leider nein.

zu 3. + 5. Man muss hier unterscheiden, ob der Bremshebel einen definierten Druckpunkt hat oder nicht. Ist der Druckpunkt in Ordnung aber zu nah am Lenker, reguliert man dies über Bremshebel- bzw. Druckpunktverstellung nach. Ist der Druckpunkt dagegen nicht definiert und wandert im kalten Zustand, dann ist meist Entlüften angesagt. Dass der Druckpunkt bei heißer Bremse wandert ist in gewissem Grad normal (Fading), darf aber im Betrieb nicht zum Totalausfall führen. Ist das der Fall wird die Bremse zu heiß. Gründe gibt es hier unterschiedliche, meist lässt sich durch "richtiges" Bremsen hier viel ausrichten bzw. optimieren. Bei 100kg bist Du zwar kein Floh, aber auch noch kein Superschwergewicht, das sollte die Bremse bei korreter Anwendung und Einstellung eigentlich leisten können.

zu 4. Quietschen bzw. Vibrationen sind bei Scheibenbremsen nervend, aber auch nicht ungewöhnlich. Hier helfen korrekte Einstellung und evtl. organische Beläge. Hier ist der Fachmann gefragt, übers Netz ist hier die Hilfe besonders schwierig.
 
Zunächst ein zwei kurze Gegenfragen, dann folgt der erste Schwung Antworten:
- Wie ist bei Dir die Bremsverteilung? Sprich, bremst Du mehr hinten, mehr vorne, gleichverteilt?

Fahre ich auf einem Trail bremse ich mehr hinten um die Geschwindigkeit im Griff zu behalten. Allerdings löse ich die Bremse auch komplett wenn es der Grip erlaubt.

Komisch war nur, dass ich am Samstag schon mit den Belägen gefahren bin und da kam es zu keinen Beanstandungen.


- Sind die Scheiben durch Hitze verfärbt, wenn ja welche mehr vorne oder hinten?

Die vordere Scheibe ist normal und da fahre ich noch Eure Erstbeläge. Die hintere wurde wohl zu heiss, sie ist verfärbt und hat auch Spuren vom Belagabrieb. Verwundern tut mich allerdings nur, dass dies so schnell ging. Die Strecke war keine 2 km lang und ich habe auch nicht dauergebremst.

Nun, zu den Antworten:
zu 1. Generell gilt: Wenn der Hersteller, in diesem Fall Formula, einen Sintermetallbelag für Deine Bremse anbieten, dann darf dieser auch verwendet werden. Anders sieht es aus, wenn es original nicht vorgesehen ist und man sich aus dem Zubehör bedient. Dann muss der Belaghersteller garantieren, dass es funktioniert.

Ich habe als neuen Belag den FD40105-10 verbaut, vielleicht kannst Du damit was anfangen.

zu 2. Für die Contrails ist der max. Scheibendurchmesser 185mm, daher leider nein.

O.K.

zu 3. + 5. Man muss hier unterscheiden, ob der Bremshebel einen definierten Druckpunkt hat oder nicht. Ist der Druckpunkt in Ordnung aber zu nah am Lenker, reguliert man dies über Bremshebel- bzw. Druckpunktverstellung nach. Ist der Druckpunkt dagegen nicht definiert und wandert im kalten Zustand, dann ist meist Entlüften angesagt. Dass der Druckpunkt bei heißer Bremse wandert ist in gewissem Grad normal (Fading), darf aber im Betrieb nicht zum Totalausfall führen. Ist das der Fall wird die Bremse zu heiß. Gründe gibt es hier unterschiedliche, meist lässt sich durch "richtiges" Bremsen hier viel ausrichten bzw. optimieren. Bei 100kg bist Du zwar kein Floh, aber auch noch kein Superschwergewicht, das sollte die Bremse bei korreter Anwendung und Einstellung eigentlich leisten können.

Nein, einen Druckpunkt weist die Bremse nicht auf, man kann den Hebel in jedem Stadium meist bis zum Lenker ziehen, der Händler meint es liegt am größeren Ausgleichsbehälter.

zu 4. Quietschen bzw. Vibrationen sind bei Scheibenbremsen nervend, aber auch nicht ungewöhnlich. Hier helfen korrekte Einstellung und evtl. organische Beläge. Hier ist der Fachmann gefragt, übers Netz ist hier die Hilfe besonders schwierig.

Ich denke ich habe die organischen drauf, aber der Lärm ist ohrenbetäubend :(
 
Von dem was Du schreibst habe ich folgende Theorie zu Hitze- und Geräuschentwicklung. Wie gesagt "Theorie"!

Generell ist es bei jedem Fahrzeug nötig für eine optimale Verzögerung mehr Bremskraft auf die Vorderachse, als auf die Hinterachse zu bringen. Grund ist der, dass sich beim Bremsen (auch wenn nur hinten gebremst wird) die Last nach vorne wandert (Physiker haut mich nicht, soll keine Doktorarbeit sein) und damit die Hinterachse entlastet wird. Durch die Entlastung verliert das bzw. verlieren die Räder an der Hinterachse Traktion und mit weniger Traktion kann auch weniger verzögert werden. Einfach gesagt, hinten fängt es an zu blockieren und ich habe einen Kontrollverlust und auch weniger Bremswirkung. Das "Geheimnis" der optimalen Bremsung liegt darin, mehr/stärker vorne zu bremsen als hinten. Auf dem Bike würde das jetzt natürlich ohne weitere Maßnahmen zum Salto vorwärts führen, daher ist es unabdingbar gleichzeitig sein Körpergewicht nach hinten zu verlagern, damit man keinen Abflug macht.

Konkret würde ich in Deinem Falle die Behauptung aufstellen, dass durch das verstärkte Bremsen hinten einfach nicht genug Verzögerung entsteht, dadurch noch mehr gebremst wurde als nötig und so die Bremse überhitzte. Als Folge davon könnten die Beläge verglast sein, was wiederum die Geräuschentwicklung erklären würde.

Folgende Maßnahmen wären meiner Ansicht nach erforderlich:

1. Beläge ausbauen und anschauen, glänzt die Oberfläche sind sie wohl verglast. Dann ein 120er Schleifpapier auf eine Glasplatte oder ebene Fläche legen und den Belag in kreisenden Bewegungen und mit sanftem Druck anschleifen. Danach wieder einbauen und neu einbremsen - wie neu.

2. Bremse fachgerecht einstellen und entlüften (lassen).

3. "korrektes" Bremsen üben, am besten erst mal im Flachen. Dabei aus dem Sattel gehen, Gewicht nach hinten und langsam ran tasten wie stark man vorne maximal Bremsen kann, ohne dass das Bike hinten hoch kommt. Du wirst überrascht sein wie schnell man sicher zum Stehen kommen kann. Am besten auch mal im direkten Vergleich aus gleicher Geschwindigkeit einmal nur hinten und nur vorne Bremsen. Wie gesagt, langsam ran tasten und ruhig in der Ebene auf festen Grund üben. Hört sich affig an, habe das aber bei Fahrtechnikkursen schon mit gestandenen Mountainbikern gemacht, die schon seit 20 Jahren auf dem Rad saßen. Ergebnis waren meist überraschte Gesichter ;-)
So wird übrigens nicht nur die Bremse geschont, auch der Mantel lebt hinten sehr viel länger.

PS
FD40105-10 = organischer Belag

PPS
Ich gehe jetzt natürlich davon aus, dass die Bremse hinten auch frei von Kettenfett oder Rückständen von Reinigungsmitteln ist/war.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn du den Hebel bis zum Lenker ziehen kannst ohne Bremswirkung a) ist entweder Luft drin oder b) sind die Beläge hinüber (ich drück es mal so aus, verglast oder verunreinigt). Das wären die "einfachsten" Probleme. Bei b) hast meist noch irgendwo Verzögerung ganz am Ende des Hebelwegs, aber in einem Rahmen, der nicht akzeptabel (und nicht sicher) ist. Ich würde wenn möglich mal einen großen Bleedblock (ala Avid) statt Belägen einbauen, dann merkst du sofort, ob a) zutrifft.

Höllisches Quietschen, dauerschleifende Beläge, da würde ich eindeutig auf b) setzen.
Bei Formula Bremsen wäre meine Vorgehensweise. Beläge ausbauen, Kolben gängig machen (sonst passen die neuen Beläge nicht rein, Formula Erstbeläge sind mMn dünner als die Ersatzteile und die Kolben müssen flutschen sonst lassen sie sich auch nicht ganz zurückdrücken), überschüssiges DOT ablassen (s. vorher, werksseitig überfüllt, da Beläge dünner per se; ganz vorsichtig hier, sonst muss man entlüften!), Sattel reinigen, Scheibe reinigen, Beläge einbauen, Sattel ausrichten (zuerst per "Schrauben locker lassen, Hebel pumpen, Hebel halten, Schrauben anziehen", danach die letzte Feineinstellung per Auge (helles Licht von der anderen Seite durch die Schlitze scheinen lassen), Beläge einfahren (entweder man fährt eine Tour mit Gefühl oder wie Formula empfiehlt 30-50 von 30km/h auf 5km/h runterbremsen).

Ist nicht besonders zeitaufwendig (~5-10mins) trotzdem drücken sich die Händler oft davor, auch weil sie es selbst nicht können.

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Die Bremse schleift und du hast keinen Druckpunkt, DAS soll dann am AGB liegen? Macht keinen Sinn, die Beläge müssen ja keinen Leerweg überbrücken (Belag>Scheibe). Den AGB merkt man nur, wenn die Beläge wesentlich runtergefahren sind, da wird der Leerweg ein paar mm länger.
 
Zuletzt bearbeitet:
Du musst (!) richtig Bremsen lernen, d.h. 70% vorne, 30% hinten.

Anleitung oben, sonst wird dir jede Bremse bei längerer Talfahrt durch faden oder verglasen Pribleme bereiten.

Auch fahrtechnische Herausforderungen wie Spitzkehren sind so nicht korrekt erlernbar.

Ggf einen Fahrtechnikkurs buchen (~40€).

Viel Erfolg!
 
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