Tolle Diskussion geworden, DANKE! Haber einen Teil in meinen Ferien noch gelesen – und direkt wirklich schön etwas umsetzen können.
Ich muss vielleicht präzisieren, ja.
Wenn es wirklich rein mit optimaler Sauerstoffversorgung zu tun hat, habe ich nichts dagegen gesagt
So wie ich diese Psycho-Tricks und Atemübungen kenne, kommen die halt immer in Verbindung mit Sätzen wie "glaube an deine Kraft" oder "spüre deine Energie fließen" oder "du bist stark, du kannst das", etc
So war es schon nicht gemeint. Dass man alles fahren kann, wenn man nur genug erleuchtet atmet und an sich glaubt – neeeeeee. Leider nein. Ich hab mir durch eure Nachfragen noch paar Gedanken mehr gemacht und komm auf folgendes: Ja, ich bin eigentlich schon ein ängstlicher Mensch. Mir geht schnell die
Pumpe. Ich brauche wenig um Adrenalin zu spüren. Aaaaaber, ich bin mir, vielleicht auch darum, sehr gewohnt, etwas trotz Angst zu tun. Ich kenne meine Ängste im richtigen Leben ziemlich gut, kenne meinen Hintergrund, meine Werkzeuge, weiss, was ich kann und wo es nicht mehr geht. Sprich, ich bin ängstlich und überdurchschnittlich mutig. Und weil nötig war, bin ich sehr oft jenseits der Comfortzone unterwegs (gewesen) um dahin zu kommen, wo ich hinwollte. Ansonsten hätte ich aufgeben müssen. Ich bin es gewohnt, neues auszuprobieren, trotz Angst und bisweilen auch Panik. Im richtigen Leben.
Mein Tipp: Angst haben ist normal, das ist eine Schutzfunktion und hat auch was mit Selbsteinschätzung zu tun. Ein wenig Angst schäft die Sinne, zu viel Angst heißt "lass es bleiben, du bist noch nicht so weit".
Beim Bike hab ich das wahrscheinlich zuwenig gemacht. Ich MUSS ja nicht so schnell wir es geht besser werden. Klar. Will ich natürlich. Aber nicht um jeden Preis.
Natürlich will man immer viel, und will schnell besser werden. Aber Mountainbiken hat halt nun mal auch viel mit intuitiven Reflexen zu tun. Diese Reflexe zu erlernen kann man nicht zwingen. Das kommt nur durch Übung und Praxis mit der Zeit.
Und genau da sitzt sicher der Hase im Pfeffer. Ich habe noch kein Vertrauen in meine Reflexe. Ich steige noch nicht zu 120% sicher auf der richtigen Seite ab. Ich reagiere noch nicht immer ohne nachdenken richtig. Ich weiss noch nicht, ob ich die Stellen immer richtig einschätze.
weil sonst falle ich total entspannt auf die Fresse.
Auch ich bin übervorsichtig, leider auch an Stellen wo ich technisch fahren könnte aber mir dann der Kopf sagt, Nö geht nicht.
Das hingegen passiert mir eben auch öfters. Ich WEISS, es würde gehen. Aber der Kopf ist zu, die Beine zittern. Meistens, wenn ich einen schlechten Tag habe, den Trail zum ersten Mal fahre oder auch einfach nur vorher mal eine Stelle nicht souverän gefahren bin. Manchmal hilft meine Mitfahrerin, indem sie es einfach so vorfährt. Wir fahren technisch auf fast gleichem Niveau, aber je nach Tag und Trail ist mal die eine, mal die andere sicherer. Gut, weil wir uns recht gut gegenseitig kennen. Wenn sie sagt, ich kann das fahren, dann stimmt auch. Aber wir sind halt nicht immer zu zwei unterwegs.
Hat es mich doch vom Rad geholt, bleib ich erstmal ne Zeit sitzen und selbst wenn ich denke - Och war nicht wild, warte ich noch ein bißchen, ess nen Riegel und fahr dann erst weiter. Denn ich habe ein paar Mal den Zitter dananch zeit-versetzt bekommen und der hat mich dann im Trail erwischt.
Stimmt. Hatte ich auch schon. Und dann fahre ich scheisse auch an nicht kritischen Stellen.
Ich hab letztes Jahr einen Kurs mitgemacht, 5 Abende Ausfahrten mit bisschen Technik. Als blutiger Anfänger mit diversen Leihbikes in einer etwas stärkeren Gruppe. Die Leiterin war sehr "pushy" und "dein Bike kann das" ihr Lieblingsspruch. Da bin ich jedesmal über meine Panik gefahren. Das hat mich zwar bald besser werden lassen... aber so im Nachhinein und nach lesen hier... hab ich sicher zuviel trotz berechtigter Angst gefahren. Ja. Schöne Erkenntnis. Danke.
Letzte Woche bin ich dann an einem Tag einen Wanderweg in Italien gewandert. Ohne Bike. Ansehen war gut. Stellen versuchen einzuschätzen. Und dann sind wir ihn am nächsten Tag ganz bewusst defensiv gefahren. Keine Risiken eingegangen. Alles wo ich mich mehr als ein bisschen hätte überwinden müssen, habe ich geschoben. Und – es hat sich grossartig angefühlt. Mir vielleicht auch wieder etwas Vertrauen in mich zurückgegeben. Ich schätze es bestmöglich ein. Und sehr weit aus der Comfortzone raus kann ich ja wenn ich Spotter habe oder einen super Guide der weiss was geht und wie. Oder an einem tollen Tag. Bisschen Druck weg. Viel gelernt beim viel schieben.
Wunderbar am Ende zufrieden mit mir obwohl ich keine Rekorde aufgestellt habe. Oder weil. Ehrgeiz hilft manchmal dosiert mehr.