Ride Slovenia

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9. Januar 2002
Reaktionspunkte
22
Ort
Nähe Frankfurt
Hallo zusammen,

Ende Mai waren ein Kumpel und ich zu Gast bei Ride Slovenia, ein kleines aber feines Unternehmen welches - wie der Name schon sagt - geführte AllMountain und Enduro Touren in Slowenien (Ex-Jugoslawien, NICHT die Slowakei ;-) ) anbietet. Da es ein absolut tolles Erlebnis war, möchte ich für dieses noch nicht wirklich bekannte Bikegebiet ein wenig die Werbetrommel rühren. Doch vorweg erst mal ein paar Background-Infos:

Meiner einer ist ein End-Dreissiger, knapp 0,1 Tonner der Anstiege eher quängelnd in Kauf nimmt, um es dann bergab laufen zu lassen. Mangels Fahrtechnik gibt es eine aktuelle Versender-Enduro-Ziege mit viel Federweg, welche den ein oder anderen Fahrfehler genügsam verzeiht. Der Kollege mit dem ich unterwegs war hat was weniger auf den Rippen, gleiche Altersklasse und nimmt Anstiege eher als Ansporn - was jedoch nicht bedeutet dass es bergab übervorsichtig vonstatten geht. Daher auch kalifornisches Karbon benamt nach einem Action Schauspieler der 70er/80er, weil man gönnt sich ja sonst nüschts. Hauptsächlich im Taunus bei Touren zwischen 20 und 35 km und 600 und knappen 1000 HM unterwegs.

Warum Slowenien?
Nun, ich kenne das Land aufgrund familiärer Gegebenheiten grundsätzlich recht gut und war dort schon mit dem Bike unterwegs, jedoch nur ohne Zugang zu Wissen über Trails. Das war wie Autofahren mit angezogener Handbremse, denn mit solch tollen Bergen und Landschaft muss mehr gehen als nur Standardpfade weiter auslatschen. Daher habe ich mich mal informiert und gesucht und bin dabei auf Ride Slovenia und Jon Tubman gestossen. Ein Ire mit bewegter Vergangenheit, den es irgendwann auch mal in das kleine Alpenland verschlagen und nicht mehr losgelassen hat. Was ein Glück. Er hat sich eine Menge Wissen über das Trailnetz rund um das Savinja und Koroska Tal angeeignet und führt seit ein paar Jahren hauptsächlich britische Reisegruppen von bis zu 10 Personen durchs Land.

Kurze Kontaktaufnahme per Mail, Verabredung zu einem Telefonat bei dem alle Rahmenparameter abgecheckt wurden (Erfahrung, Vorlieben, etc...) Buchung eines 4 Tage Pakets zum festen Termin mit kleiner Anzahlung. Schön unkompliziert.

Ausgeschlafene Anreise an einem Samstag Vormittag (sind schon am Freitag in Slowenien aufgeschlagen, konnten aufgrund der oben genannten familiären Umstände noch ein wenig bei Verwandten ausruhen und schlafen - direkte Anreise aus dem Rhein Main Gebiet schätze ich auf 10-11 Stunden mit Fahrrädern auf dem Dach und 120 VMax...) - erst mal warten auf zwei russische Kollegen die noch zu uns stossen sollten - die Jungs wurden vom zweiten Guide Nick vom Flughafen abgeholt. Somit erst mal Zeit das Chalet zu erkunden: Schön durch Jon in Eigenregie renoviertes Häuschen im Örtchen Luce, Dreibett Zimmer zu zweit bezogen, Fahrräder in der hauseigenen Werkstatt gecheckt,

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gemütlichen Frühstücksraum mit eigenem Pizzaofen begutachtet - das macht alles einen richtig guten Eindruck. Urig, gemütlich, angenehm. Hier mal eine Tour:


Der Kleinbus mit Max und Alexej aus Moskau kommt dann auch schon an und die beiden Jungs haben eine nicht so entspannte Anreise wie wir. Flieger aus Moskau ging wohl um 3 Uhr in der Nacht, somit waren sie nicht ganz ausgeschlafen. Nichtsdestotrotz wurden sie gescheucht die Bikes aufzubauen so dass es dann losgehen konnte.

Bikes auf den Anhänger der Platz für 12 Bikes hat und los geht das Shuttle. Hier wird auch gleich die Vorgehensweise der nächsten Tage klar: Bei den Touren rund um Luce werden wir auf eine Höhe von 1000 - 1200 Metern gezogen, um die restlichen Höhenmeter pedalierend zu bewältigen oder direkt in die Trails einzusteigen. Die meisten Höhenmeter an einem Tag schätze ich waren ca. 1000 in Ljubljana, da wir hier fünfmal den eigentlich nicht all zu hohen Stadtberg erklommen haben, um bei jeder Abfahrt einen anderen Trail bergab zu nehmen...

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Aber ich nehme schon vorweg, hier eine kurze Beschreibung der Tagesprogramme:

Tag 1: Hier wollte Jon wohl mal sehen was wir wirklich können und hat einen Querschnitt von allem was uns die kommenden Tage erwartet vorgelegt: Steile, verwurzelte und technische Singletrails durch eng liegende Bäume, flowiger Singletrail über einen Bergkamm der in folgendem Video auch gefahren wird (Minute 1:50) und einfach atemberaubende Aussichten liefert, gefolgt von einem steilen Switchback-Massaker, das ich schieben musste weil meine technischen Fertigkeiten dafür nicht ausgereicht haben. Nichtsdestotrotz: absolut unproblematisch gehandled, kein Druck, absolut entspannte Atmosphäre innerhalb der Gruppe, so dass hier kein unnötiger Wettkampf-Charakter aufkommt. Wenns geht, dann geht's, wenn nicht, dann nicht. So muss es sein.


Tag 2: Shuttle nach Krvavec, mit der Gondel hoch auf 1500 Meter und von da aus die Wahl zwischen zwei angelegten Trails, ein Downhill-Trail der eigentlich als Flowtrail betitelt wurde aber von vielen Menschen auf "normalen" Nicht-Downhiller-Bikes als zu extrem empfunden wurde. Daraufhin haben die Trailbauer einen zweiten Weg in den Wald gehauen und ihn liebevoll "Pussycat-Trail" getauft, damit die ganzen Weiner auch den Berg runter kommen - also genau das richtige für mich. 850 Tiefenmeter auf 9km. Sehr flowig, hier und da ein paar Sprünge drin einfach nur Spaß, Spaß, Spaß. Das Ding natürlich zweimal gemacht. Dann wieder zurück mit dem Bus auf die Berge um Ljubno... Mitten in die Natur, unberührter Singletrail gemixt mit breiten Abfahrten die einem das Gefühl vermitteln in einem getrockneten Flussbett den Berg runter zu schlängeln - natürliche Anlieger die einen richtig hoch aufnehmen und von links nach rechts schleudern - diese Abfahrt war für mich die Definition von Flow. Unser Guide Nick hat vor dem Start auch bewusst drauf bestanden: Männer, hier passiert euch nix, lasst einfach die Finger von der Bremse und lasst laufen... "FULL POWARRR!!!!!" So wars dann auch - einfach laufen lassen, aufs Material vertrauen und surfen. Grandios. Best day on a bike.

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Tag 3: Velika Planina und Umgebung. Vormittags eine kürzere Tour mit vielleicht 45 Minuten Abfahrt mit sehr flowigem Singletrack. Slalomfahren durch eng stehende Bäume/Büsche, sehr sehr spaßig. Nachmittags dann der Shuttle bis auf ca. 1200 Meter, pedalierender Anstieg auf 1600 Meter und dann 1200 Tiefenmeter Abfahrt. Hier habe ich das erste Mal erlebt, das Bremsen stinken können. Es hat ein wenig genieselt, so dass es technisch kniffliger wurde bei den ganzen Wurzeln, Steinen, Spitzkehren und so weiter. Aber nichts was den Spaß gestört hat... Man konnte trotzdem pushen ohne sich in große Gefahr zu bewegen.

Tag 4: Ljubljana. Hauptstadt von Slowenien. Zum Fuße eines kleinen 429 Meter hohen Hügels - der es aber in sich hat. Wie weiter oben schon erwähnt, fünfmal hoch und runter und hier ist für jeden was dabei... Singletracks, Jumps, Gaps, Wellen, Stufen... Wieder mal Spaß ohne Ende... Am Ende des Tages gemütlich in die Stadt gerollt und mediterranes Flair genossen - tolles Wetter, viele Menschen in Cafe's und Bars, gemütliche Einkehr bei ein paar Runden leckerem Bier... Leicht angeheitert zum Shuttle und ab ins Chalet... Noch so ein best day on a bike.

Jetzt wäre es dann eigentlich schon zu Ende gewesen - da wir aber noch Zeit hatten und es sooo gut war, haben wir einfach und unkompliziert einen weiteren Tag dazu gebucht.

Tag 5: Ab zur slowenischen Hälfte des Petzen - Abgesetzt auf 1200 Höhenmeter oder so, durch den Wald nach Österreich und im mittleren Teil des Petzen Flow Trails rausgekommen. Eingestiegen, runter geballert, unten die Gondel genommen und das Ganze nochmal von oben... Hier seht ihr Max der von unserem Guide Nick gefilmt wird...


Hat mir beim zweiten Mal mehr Spaß gemacht, der harte Brechsand hat mir beim ersten Mal ein wenig Angst eingeflösst. Wird beim dritten Mal auf jeden Fall noch mehr Spaß machen, denke ich. Ein ander Mal dann.

Zum Abschluss dann ein wenig scary stuff... Mit dem Bus wieder zurück nach Slowenien, gleiches Lied wie vorher auch, die letzten Meter pedalierend den Flow verdienen, ganz schmaler Singletrack mit einer Pause bei einem sehr schönen Aussichtspunkt und ab da war dann Überwindung gefragt: Wie hat es Jon ausgedrückt? "quite some exposure"... Das kann ich bestätigen. Rechts die Felswand, links der Abhang und ein 50 cm Strich Weg dazwischen. Auf jeden Fall machbar und nicht lebensgefährlich, wir wurden von den Guides auch entsprechend beraten. Trotzdem eine persönliche Grenzerfahrung über die ich glücklich bin. Nach den haarigen Abschnitten wurde man dann wieder mit einem unfassbar schönen Trail auf einem Bergkamm belohnt an dem man sich mal wieder - wie man es die letzten Tage schon gewohnt war - einfach nicht sattsehen und fahren konnte.

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Neben dem genialen Bike-Programm muss man auch die Verpflegung würdigen: Continental Breakfast Buffet morgens, Mittags Eigenverpflegung nach Stimmung während den Touren, mal eingekehrt, mal Supermarkt und abends frisch gekochtes/gebackenes/gegrilltes durch Danny, eine liebenswerte Australierin die das richtig gut konnte. Lecker wars und satt sind wir alle geworden.

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Mein Fazit ist: Trails, Trails, Flow und Trails. Angenehme Gesellschaft, Atmosphäre und legger Essen. Heim zu fahren war nicht leicht. Ich komme auf jeden Fall wieder und kann es jedem wirklich ans Herz legen, sich das Ganze auch mal anzuschauen. Das war einfach klasse. Bei Fragen: fragen!
 
Schönes ding! Vielen Dank für deine Zusammenfassung.
Kommt auf jeden Fall mit auf die Reiseliste!


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