Von (dpa) | 23.08.2008 | Netzcode: 1510893
Peking
Sabine Spitz: "Leistung auch ohne Doping möglich"
Fragen an die Olympiasiegerin im Mountainbike
Peking. (dpa) Die Mountainbikerin Sabine Spitz hat in eindrucksvoller Manier die 15. Goldmedaille für die deutsche Olympia-Mannschaft in Peking geholt. Die 36-Jährige aus Murg-Niederhof feierte am Samstag in 1:45:11 Stunden auf dem 4,5 Kilometer langen Laoshan-Kurs einen Start-Ziel-Sieg nach sechs Runden. Silber holte sich die Polin Maja Wloszczowska mit 41 Sekunden Rückstand. Bronze ging an die Russin Irina Kalentjewa, die weitere 36 Sekunden später ins Ziel kam.
Sabine Spitz holt Gold für Deutschland auf dem Mountain Bike. Bild: dpa
Sabine Spitz hatte schon vor dem Rennen offensiv vom Olympiasieg gesprochen. «Ich will Gold», hatte die Vize-Weltmeisterin gesagt. Mit einer starken Vorstellung ließ die Olympia-Dritte von 2004 ihren Worten Taten folgen und konnte dank des klaren Vorsprungs ihr Rad sogar auf den letzten Metern jubelnd über die Ziellinie tragen.
Die Mit-Favoritin Marie-Helene Premont aus Kanada stieg nach einem Sturz in der dritten Runde aus. Spitz, die vor den Olympischen Spielen mehrfach die Menschenrechtsverletzungen in China angeprangert hatte, lag schon nach der ersten Runde 21 Sekunden vor den Verfolgerinnen und baute ihren Vorsprung kontinuierlich aus.
Sie haben Ihr Rad über die Ziellinie getragen und sich die Deutschlandfahne geben lassen - mit welchen Emotionen?
Sabine Spitz: «Pure Freude. Jetzt hast Du endlich geschafft, wofür du so viele Jahre gearbeitet hast. Ich habe viele zweite Plätze bei Weltmeisterschaften, viele Medaillen bei internationalen Meisterschaften eingefahren, aber nach der Goldmedaille 2003 bei den Weltmeisterschaften auch bei den Olympischen Spielen Gold zu gewinnen, das ist natürlich das Größte, das ist Wahnsinn.»
Wenn man eine solche Leistung zeigt und dabei noch auf einem Fahrrad sitzt, dann kommen mit einer gewissen Zwangsläufigkeit als nächstes immer Fragen nach Doping. Wie gehen Sie damit um?
Sabine Spitz: «Soll ich Ihnen was sagen? Ich habe mir während des Rennens gesagt, eigentlich müsste ich auf dem Podium stehen mit einem Schild: Leistung ist auch ohne Doping möglich. Ich hätte am liebsten einen Edding rausgeholt und mir so ein Schild gemacht.»
Sie haben sich vor den Spielen in Peking auch politisch eindeutig positioniert. Mit welchen Eindrücken von China fliegen Sie zurück nach Deutschland?
Sabine Spitz: «Es ist ja so, dass wir als Athleten isoliert sind. Ich bin am vergangenen Montag hier angekommen. Zwischen Dorf und Strecke sind wir eigentlich nirgends hingekommen. Ich denke, dass es für uns Athleten eine Scheinwelt ist. Was wirklich draußen in China passiert, da haben wir keinen Einblick. Von daher ist China für mich ein Land mit zwei Gesichtern.»
Sie haben die politischen Verhältnisse kritisiert, und nun ihren größten Karriereerfolg geschafft. Ist das nicht eine seltsame Konstellation?
Sabine Spitz: «Ich bin hergekommen für dieses Rennen, auch weil der Kurs mir sehr gut liegt. Dass die Spiele hierher gegeben wurden, kann ich auch nicht beeinflussen. Von daher musste ich antreten, und wenn ich meine Chance sehe, auch zugreifen.»
Sie sind jetzt 36 Jahre alt. Ist auch Olympia 2012 in London noch eine Option für Sie?
Sabine Spitz: «Der Mountainbike-Sport ist eine mental sehr harte Sportart. Letztendlich ist ausschlaggebend, wie stark man sich mental verausgaben kann. Und wie man dazu bereit ist, sich zu quälen. Man muss sich, wenn man unterwegs ist, selber voran peitschen. Ich bin jetzt 36, in London bin ich 40. Die Französin Jeannie Longo wird im Oktober 50 und fährt immer noch. Von daher, denke ich, ist nichts unmöglich.»
Kann man vom Mountainbike-Sport leben?
Sabine Spitz: «Es gibt nicht viele, die davon leben können. Ich kann es zum Glück. Es wäre aber schön, wenn es eine Breite geben würde, wo auch Athleten davon leben können. Das hängt natürlich auch mit der Medienpräsenz zusammen.»
Ihr Erfolgsrezept?
Sabine Spitz: «Man muss ehrgeizig sein wie ein Terrier, aber nicht so verbissen wie eine Bulldogge.» **