Einige gute und hilfreiche Antworten hast ja schon erhalten. Ich hoffe, ich kann auch noch ein wenig beitragen.
Mein Ziel ist, vernünftiges Enduro zu fahren
Schönes Ziel!

Aber eigentlich ist es kein Ziel, sondern eine lebenslange Aufgabe.

Klar, irgendwann erreicht man ein 'vernünftiges' Level. Aber verbessern kann man sich immer, es ist ein steter Lernprozess. Das macht zum nicht unwesentlichen Teil auch den Reiz an der Sache aus.
Man ist also auf einem Trail (so 30-40 cm breit, wechselnde Böden, Wurzeln etc.) unterwegs. Nun soll man ja "laufen lassen". Das klappt bis zu einem gewissen Punkt ganz gut, dann kommt die Unsicherheit und ich verkrampfe. Diesen Punkt zu verschieben ist ganz klar Trainingsarbeit.
Trailfahren ist zu nem grossen Teil Kopfsache. Wenn du unsicher wirst und verkrampfst, bist du an dein mentales Limit gestossen. Aber du bist nicht gestürzt, also würde mehr gehen. Nun geht's um zwei Sachen:
Erstens die mentale Wohlfühlgrenze nach oben verschieben. Damit du das, was du eigentlich könntest, zu einem möglichst grossen Teil auch tatsächlich kannst. Viele, vor allem relativ ungeübte Biker stehen sich in erster Linie selber im Weg.
Zweitens deine Fahrtechnik an sich zu verbessern. Blicktechnik, Linienwahl, entspannte und aktive Fahrposition, usw.
Das alles ist - wie du richtig sagst - vor allem auch eine Übungssache.
Was mich hierzu interessiert: Muss ich mich auf eine Art, na nennen wir es "kontrollierten Kontrollverlust" einlassen? Ich meine damit: es gibt ja Situationen, da reagiert das Rad unerwartet, z.B. wenn man einen losen Stein gewisser Größe überfährt oder anderes.
Wenn du es so nennst, ja. Wenn du den losen Stein fixierst, wirst du garantiert Probleme damit bekommen. Beziehe erkannte Hindernisse in deine Fahrt mit ein. Aber fokussiere diese nicht zu sehr. Wenn du den Stein zu lange anschaust, fällst garantiert drüber oder erkennst zumindest die Wurzel dahinter zu spät. Dein Fokus ist dort wo du hinschaust und das sollte
immer genügend weit voraus sein, abhängig von Tempo und Terrain. Was näher liegt, wird peripher wahrgenommen und so miteinbezogen.
Man kann natürlich so langsam fahren, dass man da keinerlei Gefahr geht, aber das ist ja nicht Sinn und Zweck, sondern eine möglichst hohe Geschwindigkeit.
Vorab, ich sehe eine möglichst hohe Geschwindigkeit nicht als Sinn und Zweck des Trailfahrens. Deine Aussage ist nicht richtig, wie andere schon schrieben, die meisten Hindernisse fahren sich mit einer gewissen angepassten Grundgeschwindigkeit einfacher als zu langsam. Man kann nicht nur zu schnell, man kann def. auch zu langsam. Verkrampfst du, bist du zu schnell. Verwackelst du, bist du zu langsam.
Ist es also so, wie man manchmal liest "lass das Vorderrad den Weg finden" (natürlich nicht in Rinnen hinein etc.), dabei hauptsächlich auf die Reaktionen des Fahrrads zu reagieren und den Lenker lediglich davon abzuhalten, selbstständig mit dem Vorderrad abrupte unerwünschte Richtungswechsel vorzunehmen? Und hierbei eben im Kopf den Weg su scannen und dennoch den o.g. "kontrollierten Kontrollverlust" hinzunehmen?
Man kann nicht sämtliche Bewegungen des Bikes voraussehen. Es ist Teil des Spiels, dass dieses auch mal rutscht, versetzt und sich eine etwas andere Linie als gedacht sucht. Meist nicht weiter schlimm, locker bleiben, sich leicht machen, mitgehen und oben bleiben. Kopf und Schultern sind dabei recht konsequent auf's Ziel gerichtet, während ich mit dem restlichen Körper mitgehe, abfedere, ausgleiche, drücke, ziehe, usw. Man kann das bewusst üben, mit der Zeit automatisiert man diesen aktiven Fahrstil.
Der nahende Herbst und Winter sind ideal um diesen 'kontrollierten Kontrollverlust' zu trainieren. Fahren im Schlechtwetter bildet.

Nasse Wurzeln und Steine, glitschiger Untergrund, Schnee, usw., nirgends lernst du besser, trotz herumrutschendem Bike oben zu bleiben, locker zu bleiben, dich nicht beirren zu lassen und dennoch die Kontrolle zu behalten.
D.h., diese Wurzeln und ähnliches nehme ich sozusagen nur noch am Rande wahr, und rufe quasi eine Standard-Handlung ab, wenn genug Übung für solche Sachen verinnerlicht wurde?
Richtig. Wurzeln überspringen, Hindernisse abfedern, usw. Übertrieben dargestellt, dein Kopf und die Schultern werden an einer Schnur vorwärts gezogen, der Trail ist mit Hindernissen übersäht und bewegt sich auf und abwärts. Dein Körper ist die Feder, die ausgleicht, Hindernisse wegfedert, in Mulden reindrückt, abdrückt, das Bike über Hindernisse mitzieht, wieder reindrückt, usw. Viele Biker pflegen einen zu wenig aktiven Fahrstil und geraten daher auf flowigen Trails mit Hindernissen wesentlich früher an Grenzen.
Sobald der Trail nicht mehr schnurgerade verläuft, was er ja selten tut, oder auch wenn einen Hindernisse seitlich versetzen, kommt zu dieser vertikalen Komponente eine horizontale hinzu. Rutscher und Versetzer des Bikes kann man ausgleichen ohne mitgehen zu müssen, man drückt das Bike, oder man zieht es, usw.
Hierbei kann ein schneller, fahrtechnisch starker Vorfahrer sehr hilfreich sein. Du kannst dir Tricks, Techniken und Finessen abschauen. Dabei kannst du sehr viel und schneller lernen, als wenn du alles allein rausfinden musst.
Mach bloss den Fehler nicht, ihm nachfahren zu wollen, obwohl du es noch nicht drauf hast. Lass dich ziehen, aber übertreib's nicht.
Also nicht diese "Behaglichkeitsgrenze" in Minimalschritten überschreiten? Sondern gerade knapp an dieser Grenze bleiben.
Ich bin Anhänger der 'in-kleinen-Schritten-immer-näher-dem-persönlichen-Limit-entlang' Theorie.

Mit dieser Methode und genügend Übung kann man sein Limit nach und nach ziemlich weit steigern, ohne dabei unkalkulierbar unterwegs zu sein.
Das hat bei mir beim Biken und beim Klettern sehr gut funktioniert.
Nein, nein, mir geht es nicht darum, immer daran zu denken

Ich habe eher gemerkt, dass ich blockiere, wenn ich die
100% Kontrolle behalten will und dann doch etwas geschieht, was nicht dem erwarteten entsprach.
Versuch nicht zu kontrollieren, versuch zu fahren. Bleib locker, bleib entspannt, sei vor allem aber aufmerksam. Lass es auf dich zukommen.
Wenn es für einen selber zu schnell wird, dann hat man keinen Spass. Man wird dann köperlich und geistig immer verkrampfter und der Sinn deines Hobbys ist verfehlt. Fahr dein Tempo, fahr regelmässig und du wirst von alleine immer schneller.
Das ist richtig. Fahr nicht schneller, als du denken kannst. Geht's dir zu schnell, kommst du nicht mehr nach, legt's dich früher oder später hin.
Meine Meinung wenn du merkst das du verkrampfst dann fahr langsamer.
Biken soll Spass machen, der Rest kommt von ganz alleine.
Lieber zuerst etwas piano angehen und dann nachlegen, wenn du merkst, dass du Reserven hast.
Und noch etwas Wichtiges zum Schluss: Mach keine Wissenschaft draus. Geh raus, fahre, übe, sammle Erfahrung und Sicherheit, vor allem aber,
hab Spass daran!
Gruss pat