Wie so eine kleine Tour doch die Wahrnehmung und Sichtweisen verändern kann. Hieß es im Aufruf noch passend zum Karfreitag frei nach Wikipedia "Sieg über Hölle, Tod und Grab" so kann ich heute darüber eigentlich nur noch schmunzeln. So ein Quatsch... die Tour hatte nämlich rein gar nichts mit Leiden, Tod oder Erlösung zu tun sondern es ging um das genaue Gegenteil. Lebensfreude, Freiheit, Frühling - Aufbruch!
Gefühlt waren wir im Himmel - im Brandenburger Tourenhimmel um genau zu sein!
Einigermaßen pünktlich erreichte ich um kurz nach halb 10 den Bahnhof Bernau wo mich Sprotte und Fabian bereits erwarteten. Nach einem kurzen Schwätzchen fuhren wir über einen stellenweise tückischen Trail auf das Gelände des ehemaligen
Heeresbekleidungsamtes um auf direktem Weg Bernau zu verlassen. Vorbei am Modellfliegerflugplatz (die auf Grund der Windräder nach Werneuchen umziehen müssen und dringend zahlende Vereinsmitglieder suchen) ging es teils über Feldwege, teils über ruhige und nur spärlich befahrene Landstraßen entspannt nach Tuchen.
Das Nonnenfließ präsentierte sich vorfrühlingshaft mit gewohnt wenigen Besuchern, tiefen Wegen, was zum Teil auch dem Fleiß des Bibers zu verdanken war und mit einigen letzten Grüßen des Winters der eigentlich so gar nicht winterlich war aber trotzdem dieses Jahr irgendwie wieder Probleme mit der Verabschiedung hat.
So schnell wie wir in Eberswalde angekommen waren verließen wir es auch wieder. Dem Weg am Finowkanal folgend ging es nach Niederfinow. Das Schiffshebewerk sollte unser nächstes Ziel sein. Wir näherten uns, wohl eher unüblich für die heutigen Besucher, über einen Feldweg der uns parallel zur Straße zur Lieper Schleuse führte und somit von Osten her kommend dem Baudenkmal und dem Kunstwerk der Neuzeit.
Für mich immer wieder beeindruckend wie lange es in der heutigen Zeit dauern kann größere Bauprojekte fertig zu stellen. Ich konnte jedenfalls, verglichen zu meinem Besuch im letzten Jahr, keine wirklich gravierenden Unterschiede an dem neuen Schiffshebewerk erkennen die ein weiteres Jahr Bauzeit rechtfertigen würden allerdings verfüge ich auch nicht über praktische Erfahrungen im Bau von Schiffshebewerken. Auf jeden Fall finde ich es schön, wenn man sich auch im Jahr 2018 noch entspannt an solchen Bauwerken verwirklichen kann.
Am Schiffshebewerk kam zu unserem Glück auch endlich die von mir bereits schmerzlich vermisste Sonne heraus und es gab Kuchen und auf Wunsch auch Kaffee mit angenehm wärmenden Sonnenstrahlen satt. Die Pause war strategisch sinnvoll, sollte uns doch die Tour im weiteren Verlauf in die Hochlagen des Barnimer Landes führen. Es erwartete uns nicht weniger als ein für Brandenburger Verhältnisse geradezu epischer Anstieg mit über 100 Höhenmetern am Stück.
Irgendwann hatten wir dann auch diese garstige Endmoräne erklommen und es ging auf direktem Wege zum Krugsee. Der Krugsee war auch für mich eine Premiere und ich war wirklich aufs angenehmste überrascht. Echt nett hier ... und dann auch noch Sonne, yeah!
Mit den wärmenden Strahlen der Frühlingssonne ging es geradezu euphorisiert durch die Sonnenlichttherapie nach Brodowin und von dort zum Parsteiner See. Unterwegs gönnten wir uns noch eine Pause mit Ausblick bevor es über den Zeltplatz und den Ufertrail auf der Nordseite des Parsteiner Sees zum nördlichsten Punkt der Tour nach Angermünde ging.
Überraschenderweise war die Zeit inzwischen doch weiter als erwartet vorangeschritten. Die Fotostopps und Kuchenpausen in der Sonne hatten doch einiges an Zeit gekostet. In Angermünde angekommen entschloss sich Fabian dann für die Heimreise. Sprotte konsumierte noch schnell seine Kosmonautennahrung bevor er sich mit mir auf den Umlauftrail des Wolletzsee schießen wollte. Dort angekommen wurden wir noch einmal mit einem netten Seentrail und der so langsam aber sicher untergehenden Sonne belohnt.
Über Altkünkendorf ging es von einem beeindruckend runden Vollmond beleuchtet direkt in den Grumsiner Forst. Der
Grumsiner Forst ist ein Buchenwald welcher seit 2011 Teil des UNESCO Weltkulturerbes ist. Möchte man den Wald während der Sommerzeit besuchen sollte man ein einigermaßen entspanntes Verhältnis zu Mücken haben, da es ansonsten ein ziemlich emotionaler Ausflug werden könnte.
Mit der einsetzenden Dämmerung erreichten wir Groß-Ziethen, von wo aus es weiter über tiefe Feld- und frisch geharvesterte Waldwege zum Bahnhof "Kloster Chorin" ging. Als wir selbigen um kurz vor halb 8 errichten war dann auch das letzte Tageslicht endgültig aufgebraucht. Mit leichtem Hungergefühl erleichterten wir das Bahnhofscafe noch um ein paar Kekse, einen leckeren Schokomuffin und auch der Getränkehaushalt wurde letztmalig reguliert.
Sprotte verspürte noch den innigen Wunsch - auch wenn es auf Grund der Dunkelheit nicht wirklich was zu sehen geben sollte - das dunkle Kloster Chorin zu besichtigen. Ich konnte natürlich nicht "Nein" sagen und so zogen wir mit den Lampen ausgestattet los und besichtigten was nicht zu besichtigen war. Vor Ort mussten wir uns noch mit einer Horde Menschen aus dem Mittelalter auseinandersetzen aber auch dieses Herausforderung sollten wir ohne große Probleme meistern.
Auf dem Weg nach Eberswalde stellte ich überraschend fest, dass es rein theoretisch noch die Möglichkeit geben könnte den Zug um 21:52 Uhr nach Berlin zu erreichen und so flogen wir völlig schwerelos gemeinsam durch die Nacht. Mein Tacho zeigte irgendwas um die 35 km/h als ich in Sprottes Windschatten in Eberswalde einflog. Kauft euch Kosmonautennahrung!!!
Sprotte der alte Fuchs hatte die Zeit natürlich genau kalkuliert und wir konnten sogar noch rechtzeitig vor Abfahrt des Zuges Fahrkarten erwerben. Dank dieser glücklichen Fügung schaffte ich es sogar noch pünktlich um kurz vor 23 Uhr zu Hause zu sein. Nicht das es mich überrascht hätte, aber damit gerechnet hatte ich am Morgen nicht.
Alles in allem ein mehr als gelungener Ausflug in eine traumhaft schöne Gegend. Vielen Dank für Eure Geduld und die angenehme Begleitung. Es war mir eine außerordentlich große Freude. Ich für meinen Teil werde mit einsetzendem grün auf jeden Fall wieder in der Gegend unterwegs sein.
Bis bald
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