Habe die Ehre,
bei meinem Cube Elite ist das Sitzrohr innen ebenfalls eloxiert und sehr glatt.
Über die Jahre habe ich sehr vieles ausprobiert und getestet was eine rutschende Stütze angeht.
Es geht bei mir allerdings dabei nur um wenige mm "ungewollte" Verstellung während der Fahrt nach unten. Eine rutschende Stütze kommt wahrscheinlich bei sehr vielen bikes vor - allerdings kann es sein, dass es im Betrieb mit Schnellspanner nicht weiter registriert wird, weil man sowieso den
Sattel immer wieder hin- oder herverstellt.
Natürlich stellt sich zunächst einmal die Frage nach der Maßhaltigkeit der Stütze oder auch des Sattelrohres. Meiner Erfahrung nach ist dies nicht absolut nicht der einzige Punkt, der bei vorhandener Rutsch-Problematik geklärt werden muss - denn selbst wenn Stütze und Sitzrohr absolut maßhaltig sind; die Stütze bei offener Sattelrohrklemme nicht selbstständig "herunterfällt" bzw. die Stütze "saugend" in das Sitzrohr passt; kann es dennoch zu Problemen kommen.
Es sollte sichergestellt sein, dass die Stütze und das Sitzrohr innen fettfrei sind. Auch eine "trockene" Montage ohne Pasten usw. sollte zu Testzwecken in Betracht gezogen werden.
Montagepasten wie Dynamics oder auch Motorex carbon grease können dennoch evtl. eine Verbesserung bringen - allerdings kann deren Einsatz starke Knarz-Geräusche im Sattelstützen/Sitzrohrbereich verursachen.
Stark hemmende Montagepasten wie
Park Tool super grip assembly compound haben Ihren Namen zurecht. Der Einsatz dieser Paste führte beim Ersten Einsetzen der Sattelstütze zu heftigem Verschleiß / Kratzer an Stütze und Sitzrohr. Durch die dadurch beigebrachten Kratzer hielt die Stütze im Folgenden sehr gut.
Auch der Einsatz von Haarspray oder gar Loctite-Lösungen könnte Verbesserungen bewirkten.
Eine Möglichkeit kann auch der Einsatz einer Shim-Lösung aus Alu-Shim oder Kunststoff-Shim in Verbindung mit entsprechend dünnerer Stütze sein. Dabei hielt dann die Stütze im Shim - das Shim rutschte dann allerdings weiterhin im Rahmen runter.
Vorsicht bei dünnerer Stütze / Shim Lösung: Obwohl beides maßhaltig (27,2mm Stütze und 30,9mm Shim Außendurchmesser) war, wurde offenbar das Sitzrohr weiter von der Klemme zusammengezogen als mit maßhaltiger 30,9mm Sattelstütze alleine. Somit passte später die Sattelstütze ohne Shim nicht mehr, weil der Durchmesser des Sitzrohres durch das Zusammenziehen verringert wurde.
Eine Steigerung des Anzugsmoments der Klemmschelle am Sitzrohr ist unter Berücksichtigung des zulässigen Anzugsmoments der Klemmschelle bzw. Rahmenhersteller / Stützenherstellerangaben möglich und kann eine Verbesserung / Abhilfe bewerkstelligen.
Ebenfalls ist die Konstruktion / Ausführung der Klemmschellen eine nicht zu unterschätzende "Stellschraube" beim Anti-Rutsch-Tuning: Schraub-Klemmen erlauben ein definiertes Anziehen der Verbindung - Schnellspanner logischerweise nicht. Auch kann die Breite der Klemmschelle und die Position des Schlitzes Auswirkungen haben.
Auch die Oberfläche bzw. das Material der Sattelstütze kann ein entscheidender Faktor sein. Alu oder Carbon? Glänzend / glatt oder matt / rauh? Da ich gerne Thomson Bauteile fahre, musste ich hierbei feststellen, dass die Oberfläche durch die Riffelung / Oberflächenbehandlung nicht optimal ist und ein Rutschen begünstigen oder gar verursachen kann. Eine zum Test angeraute Thomson hielt perfekt - allerdings will ich mich nicht mit einer derart entstellten Stütze abfinden.
Irgendwann habe ich mich für ein Anrauhen des Sitzrohrs entschieden - mit möglichst wenig Materialabtrag bei meinem Alu Rahmen. Dabei habe ich folgendes Bauteil verwendet:
http://www.ebay.de/itm/KWB-5995-00-...e-Stahldraht-fein-Laenge-200-mm-/281069123107
Damit wurde das Sitzrohr innen radial angeraut - mit Akkuschrauber und sehr niedriger Drehzahl. Dies brachte durchaus eine Verbesserung der Problematik. Allerdings sehe ich bei der Behandlung ein hohes Risiko (Carbon etc.!) - deshalb würde ich dies nicht weiterempfehlen.
Um Veränderungen feststellen zu können empfielt es sich, eine Markierung auf der Stütze anzubringen, damit ergriffene Maßnahmen und deren Auswirkungen messtechnisch nachvollziehbar werden.
Immer einen Parameter verändern und dann testen.
Mein Fazit:
Rutsch-Probleme sind individuell zu bewerten und von sehr vielen Faktoren wie Fahrweise, Fahrergewicht, Sattelstützenmaterial und Oberfläche, Rahmenmaterial und Oberfläche, Einstecktiefe im Rahmen, Maßhaltigkeit der Bauteile, Verunreinigungen von vorherigen Versuchen mit Fett, Pasten etc., Einsatz von Montagepasten, verschiedene Klemmschellen (und deren Anzugsmomente, Breite, Ausführung, Stellung Klemmschellen-Schitz) und vieles mehr.
Vielleicht konnten diese Gedanken den einen oder anderen voranbringen. Ich wünsche Euch auf jeden Fall viel Erfolg!