Schönen guten Abend!
Habe lange hier im Forum mitgelesen, jetzt registriert. Aber zur Sache:
Ich hatte sie alle !
Heute in Koblenz gewesen, knapp drei Stunden lang alle vier Räder in Größe M immer wieder ab- und durchwechselnd Probe gefahren ("Parkplatz" - und so...). An dieser Stelle ganz großen Dank an die Berater dort und extra großes Lob für so viel Geduld mit mir (Sicherungen an- und abbauen, Fragerunde, ...) Wenn ihr es einrichten könnt: Vorbeifahren. Es ist nicht Disneyland, aber wer maximal 200km Anfahrt hat. Nette Trails gibt´s gratis in der Umgebung.
Fahre seit 1977 Rad (da war ich 2), mit 5 Jahren BMX, seit 1988 MTB. Bis heute auf Rocky Mountain Komplett-Starrbike!
Einsatzbereich für´s erste Fully soll der gegenüberliegende Taunus sein (70%), darüber hinausgehend für die spaßigen Wochenenden ein Radl für Pyrenäen und das Alpenland.
Habe die Auswahl des Rades absichtlich weit gewählt - wenn Canyon schon entsprechendes anbietet, dann wollte ich dieses Angebot auch nutzen. Und in den Extremen werden die Unterschiede deutlich.
Erstes Testrad: XC. Gutes Teil. Stellt viel Federweg bereit für 120mm. Fühlt sich etwas weich an, trotz passendem Sag. Gabel und Dämpfer voll blockieren macht es aber fahrbar. Falscher zu kurzer Vorbau war montiert (ca. 65mm!), man bekommt aber noch Luft auf dem Rad zum Atmen. Etwas hinterrad-orientierte Sitzposition; Hinterbau fast ohne Antriebseinflüsse, mit offenen Dämpfern (ohne Plattform) plüschiges Gefühl, wird aber nach ca. 60% Federweg progressiv, schlägt nach dickeren Bunnyhops voll durch. Insgesamt halte ich es für Taunus, WesterOdenwald und Co. für nahezu perfekt - Gewicht mit ca. 12-12.5kg voll akzeptabel (Preis!).
Zweitens: AM. Die Funmaschine. Und die Überraschung. Fährt sich eigentlich genau wie das XC - bei abgesenkter TALAS und beide Dämpfer voll blockiert. Das Kilo mehr war (auf dem "Parkplatz") nicht wirklich spürbar. Rad lädt zum Spielen ein! Abgesenkt unauffällig fahrbar (schön steiler Lenkwinkel), mit 150mm sehr souverän, fast königlich unterwegs. Federung schluckt gefühlt deutlich mehr als XC - leider in jede Richtung. Wiegetritt mit offenen Dämpfern macht fast seekrank vor lauter Schaukeln - eher nix für die Sprinter im Peloton unter Euch. 20mm machen schon auf dem "Parkplatz" viel aus... Sitzposition nochmal aufrechter - dank höherem Steuerrohr & 150mm-Gabel. Der Racer sitzt also noch mehr wie ein Segel im (Fahrt-)Wind, der Tourenfahrer freut sich über den Fernblick. Wer sich die Dämpfer in Vorspannung, Zug- und Druckstufe intelligent einstellt sollte mit dem Gerät jede Menge FUN haben. Ein Rad zum hineinwachsen. DAS wird nicht so schnell langweilig. Der Player.
P.S.: Schönen Gruß an die zukünftigen "Over-Mountain"-Fahrer: Ihr habt gerade einige Euro zuviel bezahlt! Hier stecken zwei Räder in einem. Klar: You get what you pay for- aber je nachdem bis zu 3000 Euro mehr? Ernsthaft? Bitte erklären, warum dennoch sinnvoll. Danke.
Drittens: MR. Fasse mich kurz: Außer für Herrn Manni F., der heuer noch im Cannondale-Video erzählt, ein "klassischer Hardtail-Fahrer" zu sein (http://videos.mtb-news.de/videos/view/7326) aber zumindest 2009 "...fast nur mit dem Lux gefahren" siehe Canyon Werbevideo) halte ich diese Art von Fully (100mm) für überholt. Das MR fühlt sich fast genauso an wie mein Starrbike mit 2.4"-Reifen bei 2bar... Also nach fast Null-Federweg. Dafür ist es schön lang, angenehm leicht und, nö, sonst spricht aus meiner Sicht nix dafür. Statt MR lieber 29" kaufen und sich über Wartungsfreiheit freuen.
Strive: Jetzt kommts ganz dick! Das Ding ist HAMMER. Um es gleich zu sagen: Nicht für mich, aber: Steif. Sehr ordentliche Sitzposition. Wippt nicht. Optik OK. Gewicht OK. Preis geht OK, hier bekommt man was für´s Geld! Gefühlt jedenfalls mehr als bei den Nerves. Solange man bergab fährt. In der Ebene (sic) dachte ich, das mit MIR was nicht stimmt - es tritt sich trotz passendem Sitzwinkel irgendwie anders, zäher, als die Nerves. Das Ding schluckt irgendwie Kraft, obwohl es sauber abrollt. Ist seltsam, muss man erlebt haben. Und: Lenkung. Zu flach für Geschwindigkeiten unter 40km/h. Beim gemütlichen dahinrollen bis ca. 25 km/h hat das Strive die Angewohnheit, auf festem Untergrund abzukippen bei zunehmender Schräglage/Lenkwinkel. Schon wieder so ein seltsames Gefühl - könnte tatsächlich an mir liegen. TALAS absenken bring bei diesem Rad zumindest in der Ebene ebenfalls nix: Damit zerschießt man sich die Geometrie im Flachland vollends. Nix passt mehr: Sitzwinkel zu steil und Rad trotzdem nicht wendig wie ein abgesenktes AM. Bergauf könnte dies allerdings ein Heilmittel sein - da die Sitzposition nochmal mehr Richtung Hinterrad orientiert ist als bei AM. Insgesamt: Für meine Trails overgunned. Aber sobald Hangabtriebskraft in´s Spiel kommt: DAS sollte die richtige Waffe sein. Von allem ein bisschen mehr: Mehr Soul, mehr Feeling, mehr Flow. Aber nicht überall zu Hause. Das Ding braucht Liebe. Ein Raubtier.
Abschließend rate ich dazu, nicht allzu viel Geld in ein Canyon zu -investieren-. Nach meinem persönlichen Qualitätseindruck sind die Räder sehr gut(!), was Preis-Leistung betrifft. Aber irgendwo sollte Schluss sein. 3000+Euro? Na ja - die Anbauteile werden je nach persönlichem Bedarf mit jeder Variante (6-7-8-...) besser, klar, aber der Rahmen fühlt sich im Mittelklassesegment (innerhalb der o.g. Kategorie) am besten an. Damit kann man sich dann wohl schon mal in die Felsen trauen und ohne Defekt, aber mit breitem Grinsen wieder zurück kommen. Die letzten Euro spare ich mir und kaufe mir lieber in drei Jahren was Aktuelles als mich jetzt finanziell zu ruinieren. Mann, was werden wir in drei Jahren gute Teile haben! Ich freue mich drauf.
Habe lange hier im Forum mitgelesen, jetzt registriert. Aber zur Sache:
Ich hatte sie alle !
Heute in Koblenz gewesen, knapp drei Stunden lang alle vier Räder in Größe M immer wieder ab- und durchwechselnd Probe gefahren ("Parkplatz" - und so...). An dieser Stelle ganz großen Dank an die Berater dort und extra großes Lob für so viel Geduld mit mir (Sicherungen an- und abbauen, Fragerunde, ...) Wenn ihr es einrichten könnt: Vorbeifahren. Es ist nicht Disneyland, aber wer maximal 200km Anfahrt hat. Nette Trails gibt´s gratis in der Umgebung.
Fahre seit 1977 Rad (da war ich 2), mit 5 Jahren BMX, seit 1988 MTB. Bis heute auf Rocky Mountain Komplett-Starrbike!
Einsatzbereich für´s erste Fully soll der gegenüberliegende Taunus sein (70%), darüber hinausgehend für die spaßigen Wochenenden ein Radl für Pyrenäen und das Alpenland.
Habe die Auswahl des Rades absichtlich weit gewählt - wenn Canyon schon entsprechendes anbietet, dann wollte ich dieses Angebot auch nutzen. Und in den Extremen werden die Unterschiede deutlich.
Erstes Testrad: XC. Gutes Teil. Stellt viel Federweg bereit für 120mm. Fühlt sich etwas weich an, trotz passendem Sag. Gabel und Dämpfer voll blockieren macht es aber fahrbar. Falscher zu kurzer Vorbau war montiert (ca. 65mm!), man bekommt aber noch Luft auf dem Rad zum Atmen. Etwas hinterrad-orientierte Sitzposition; Hinterbau fast ohne Antriebseinflüsse, mit offenen Dämpfern (ohne Plattform) plüschiges Gefühl, wird aber nach ca. 60% Federweg progressiv, schlägt nach dickeren Bunnyhops voll durch. Insgesamt halte ich es für Taunus, WesterOdenwald und Co. für nahezu perfekt - Gewicht mit ca. 12-12.5kg voll akzeptabel (Preis!).
Zweitens: AM. Die Funmaschine. Und die Überraschung. Fährt sich eigentlich genau wie das XC - bei abgesenkter TALAS und beide Dämpfer voll blockiert. Das Kilo mehr war (auf dem "Parkplatz") nicht wirklich spürbar. Rad lädt zum Spielen ein! Abgesenkt unauffällig fahrbar (schön steiler Lenkwinkel), mit 150mm sehr souverän, fast königlich unterwegs. Federung schluckt gefühlt deutlich mehr als XC - leider in jede Richtung. Wiegetritt mit offenen Dämpfern macht fast seekrank vor lauter Schaukeln - eher nix für die Sprinter im Peloton unter Euch. 20mm machen schon auf dem "Parkplatz" viel aus... Sitzposition nochmal aufrechter - dank höherem Steuerrohr & 150mm-Gabel. Der Racer sitzt also noch mehr wie ein Segel im (Fahrt-)Wind, der Tourenfahrer freut sich über den Fernblick. Wer sich die Dämpfer in Vorspannung, Zug- und Druckstufe intelligent einstellt sollte mit dem Gerät jede Menge FUN haben. Ein Rad zum hineinwachsen. DAS wird nicht so schnell langweilig. Der Player.
P.S.: Schönen Gruß an die zukünftigen "Over-Mountain"-Fahrer: Ihr habt gerade einige Euro zuviel bezahlt! Hier stecken zwei Räder in einem. Klar: You get what you pay for- aber je nachdem bis zu 3000 Euro mehr? Ernsthaft? Bitte erklären, warum dennoch sinnvoll. Danke.
Drittens: MR. Fasse mich kurz: Außer für Herrn Manni F., der heuer noch im Cannondale-Video erzählt, ein "klassischer Hardtail-Fahrer" zu sein (http://videos.mtb-news.de/videos/view/7326) aber zumindest 2009 "...fast nur mit dem Lux gefahren" siehe Canyon Werbevideo) halte ich diese Art von Fully (100mm) für überholt. Das MR fühlt sich fast genauso an wie mein Starrbike mit 2.4"-Reifen bei 2bar... Also nach fast Null-Federweg. Dafür ist es schön lang, angenehm leicht und, nö, sonst spricht aus meiner Sicht nix dafür. Statt MR lieber 29" kaufen und sich über Wartungsfreiheit freuen.
Strive: Jetzt kommts ganz dick! Das Ding ist HAMMER. Um es gleich zu sagen: Nicht für mich, aber: Steif. Sehr ordentliche Sitzposition. Wippt nicht. Optik OK. Gewicht OK. Preis geht OK, hier bekommt man was für´s Geld! Gefühlt jedenfalls mehr als bei den Nerves. Solange man bergab fährt. In der Ebene (sic) dachte ich, das mit MIR was nicht stimmt - es tritt sich trotz passendem Sitzwinkel irgendwie anders, zäher, als die Nerves. Das Ding schluckt irgendwie Kraft, obwohl es sauber abrollt. Ist seltsam, muss man erlebt haben. Und: Lenkung. Zu flach für Geschwindigkeiten unter 40km/h. Beim gemütlichen dahinrollen bis ca. 25 km/h hat das Strive die Angewohnheit, auf festem Untergrund abzukippen bei zunehmender Schräglage/Lenkwinkel. Schon wieder so ein seltsames Gefühl - könnte tatsächlich an mir liegen. TALAS absenken bring bei diesem Rad zumindest in der Ebene ebenfalls nix: Damit zerschießt man sich die Geometrie im Flachland vollends. Nix passt mehr: Sitzwinkel zu steil und Rad trotzdem nicht wendig wie ein abgesenktes AM. Bergauf könnte dies allerdings ein Heilmittel sein - da die Sitzposition nochmal mehr Richtung Hinterrad orientiert ist als bei AM. Insgesamt: Für meine Trails overgunned. Aber sobald Hangabtriebskraft in´s Spiel kommt: DAS sollte die richtige Waffe sein. Von allem ein bisschen mehr: Mehr Soul, mehr Feeling, mehr Flow. Aber nicht überall zu Hause. Das Ding braucht Liebe. Ein Raubtier.
Abschließend rate ich dazu, nicht allzu viel Geld in ein Canyon zu -investieren-. Nach meinem persönlichen Qualitätseindruck sind die Räder sehr gut(!), was Preis-Leistung betrifft. Aber irgendwo sollte Schluss sein. 3000+Euro? Na ja - die Anbauteile werden je nach persönlichem Bedarf mit jeder Variante (6-7-8-...) besser, klar, aber der Rahmen fühlt sich im Mittelklassesegment (innerhalb der o.g. Kategorie) am besten an. Damit kann man sich dann wohl schon mal in die Felsen trauen und ohne Defekt, aber mit breitem Grinsen wieder zurück kommen. Die letzten Euro spare ich mir und kaufe mir lieber in drei Jahren was Aktuelles als mich jetzt finanziell zu ruinieren. Mann, was werden wir in drei Jahren gute Teile haben! Ich freue mich drauf.