Trauer - kann nicht biken

bipus

forever young
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Halle/S.
Hallo zusammen,

Ich habe unerwartet meine Frau verloren. Ich bin seit 3 Wochen im Sckockzustand. Eigentlich hätte ich jetzt Zeit auf dem Bike meine Trauer und meinen Schmerz zu verarbeiten. Mein Körper lässt das nicht zu. Ich schaffe es nicht, mich zu motivieren. Hat jemand Erfahrungen im Umgang mit Trauer und biken?

Bipus
 
Mein aufrichtiges Beileid. Ich hoffe du findest den Anschluss an das Leben und dem Biken. Ich bin sogar davon ueberzeugt das man auch mit dem Biken einiges verarbeiten kann....Stress, "Alltagsproblemchen" und vielleicht sogar Trauer......Alles Gute!!!
 
Auch von mir mein aufrichtiges Beileid.
Eigentlich sind dafür grade die Ausdauersportarten recht gut geeignet, dem Kopf ein wenig Abwechslung zuzuführen.
Die Frage, oder der schwierige Punkt ist halt abzuschätzen, wie klar man im Kopf dabei schon ist. Grade beim Radfahren, wo man sich zwangsläufig auch mal im Strassenverkehr bewegt, ist eine zu grosse Ablenkung durch die bestehende Trauer ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Da würde es vielleicht erst mal reichen und helfen ein wenig joggen zu gehen. Womöglich auch zu zweit, dann hättest Du einen Aufpasser dabei.
 
Auch von mir herzliches Beileid!

Hat jemand Erfahrungen im Umgang mit Trauer und biken?

Ja. Meine Philosophie war, sich ungebremst und übermässig in den Sport zu stürzen. Auch nicht optimal.

Sckockzustand. Eigentlich hätte ich jetzt Zeit auf dem Bike meine Trauer und meinen Schmerz zu verarbeiten. Mein Körper lässt das nicht zu. Ich schaffe es nicht, mich zu motivieren

Du erkennst es quasi schon selbst, möglicherweise benötigst Du mentale Unterstützung, Trauerbegleitung oder etwas in der Art. Lass Dich zumindest mal beraten. Man kann sich mit Sport ablenken und es hilft auf jeden Fall; aber eine Therapie ist das nicht. Man verdrängt statt zu verarbeiten, Jahre später kann es Dich wieder einholen.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Alles Gute!
 
Mein Beileid
Als meine Mutter verstorben ist.
War ich eigentlich nur Klettern.
Die damals einzige Sportart,wo ich nur auf den Sport und nicht die Trauer fixiert war...
Such trotzdem Ablenkung.
Nur daheim rumhocken macht noch depressiver.
 
Mein aufrichtiges Beileid @bipus

Ich denke alles braucht auch so seine Zeit.
Ich hab bisher "nur" ein paar Freunde und meine Eltern verloren. Mir hat es nie geholfen mich dann in den Sport oder sonst was zu flüchten, im Gegenteil. In solchen Zeiten ist es gut Freunde zu haben die auch zuhören können. Mir hat es geholfen darüber zu reden und was mir die Person bedeutet. Bis ich irgendwann soweit war die Situation zu akzeptieren. Was schon mal ein großer Schritt ist. Danach kann man sich auch gerne in Sport oder sonstwas stürzen.
 
Herzliches Beileid.

Versuch mal eine vertraute Person mit auf Tour zu nehmen. Wenn DU das Gefühl hast reden zu wollen, dann tu das. Ansonsten tut es gut dass jemand einfach nur dabei ist. Wenn ihr die ganze Zeit stumm nebeneinander her fahrt ist das auch in Ordnung.

Wenn du zwischendurch anhalten oder plötzlich alleine sein willst sollte das für deine Begleitung kein Problem sein.
 
Unbekannterweise herzliches Beileid.

Ich möchte mir nicht anmaßen zu behaupten, dass ich deine Trauer und deinen Schmerz nachvollziehen kann, denn das kann ich nicht, aber ich kenne - aus diversen anderen Gründen (Trennung, Unfall) - diese Blockade im Kopf und glaube, dass es die aus gutem Grund gibt. Wenn dir dein Kopf und unterbewusst dein Körper sagt, dass du nicht bereit bist, dann solltest du es nicht erzwingen. Ich weiß, es ist verlockend, aber ich habe das selbst einige Male erlebt, dass ein seelischer Ausnahmezustand massivst die Konzentration beeinträchtigt und das sehr schnell sehr gefährlich werden kann auf dem Trail. Gib und nimm dir Zeit. Suche das Gespräch - mit Familie, Freunden, auch Therapeuten/Psychologen. Ich wünsch dir alles Gute.

Nachtrag: Probier's erstmal mit Spazierengehen oder, wie von einem anderen User hier vorgeschlagen, Joggen/Laufen. Powert auch aus, aber ist bedeutend weniger riskant als Biken.
 
Erstmal Beileid.
Bei mir ist vor ziemlich genau einem Jahr völlig unerwartet meine Mutter gestorben.
Zuerst hab ich auch ein paar Tage gar nix machen können. Dann war ich erstmal laufen, und damals war es das beste was ich machen konnte. Rennen, und den ganzen Schmerz abreagieren "Rausrennen"

Und ich habe für mich eine "schöne" Möglichkeit gefunden wie ich das ganze jetzt immer noch verarbeite. Ich war mit meiner Mutter auch oft in den Bergen unterwegs. Seitdem sie gestorben ist, nehme ich von jedem Berg den ich erklimme einen kleinen Stein mit. Hat mir schon oft Kraft gegeben, quasi mit ihr, für sie den Berg raufzukämpfen.
Mittlerweile hab ich da ne ganz schöne Sammlung beinand, die daheim in einer Schale steht.

Vielleicht fällt dir ja auch so ein "Ritual" ein das dir hilft und Kraft gibt
 
....auch mein Beileid. Mein Tipp , nicht alleine sein/bleiben.
Laufen halte ich auch für Sinnvoller (ist nicht so gefährlich). Beim Laufen kann man auch mal für Sekunden träumen, beim Rad fahren nicht so gut. Und immer mit Kollege/n. Das reden und auf andere achten lenkt halt ab.
Wünsche Dir viel Kraft.

Ps. das Bike wir auf Dich warten, egal wie lange Du brauchst.
 
Mein Beileid...
Würde weiter biken, aber kein Trail natürlich wie vorher. Schau mehr einfach nach rechts und links, bike einfach Runden und Distanzen die dir gut tun.
Triff dich mit alten Bike-Freunden, schau vielleicht nach einer Bikegruppe oder Bikeverein in deiner Nähe, mit der du dein Hobby teilen kannst.

Grüßé...
 
Mein Beileid Bipus! Ich möchte dir nur Mut machen wenn du es alleine nicht hinkkriegst dir alle Hilfe und Beistand zu holen die man bekommen kann. Pfeiff auf : hey, ich bin ein Mann, ich darf doch nicht heulen und traurig sein!
Ist keine Schwäche oder Versagen, sondern eine extreme seelische Belastung die nicht jeder einfach so wegstecken kann wie es vielleicht Andere von dir erwarten! Jetzt zählst nur du und deine Gesundheit und dein weiterer Weg! Nimm dir Zeit für dich, gute Gespräche wirken wunder. Und man glaubt immer das das Niemand versteht wie es dir jetzt geht. Das stimmt so nicht: es gibt viel mehr Menschen mit offenen Herzen und Ohren als man denkt.
Liebe Grüsse und viel Kraft sende ich dir aus Wien!
 
Ich bin sehr ergriffen von der Anteilnahme hier im Forum. Nochmals vielen Dank an Euch.
Ja, es ist unbeschreiblich einen plötzlichen Tod eines sehr nahen Menschen zu verarbeiten. Das bisherige eigene Leben erfährt eine Vollbremsung. Alle Dinge und Werte werden zur Nebensache. Man funktioniert im Überlebensmodus. Es muss aber weiter gehen, und es wird weiter gehen. Nur wann?

Ich wünsche Euch eine gutes und glückliches Leben - ab und an muss man sich daran erinnern. Es könnte auch anders laufen.

Bipus
 
Hallo Bipus,
meine Frau ist 2001 verstorben,ging alles sehr schnell.Ich kann dich also sehrgut verstehen.Ich konnte es damals alleine nicht Daheim aushalten,da bin ich verückt geworden. Ich bin dann sehr viel mit dem Bike unterwegs gewesen,mir hat der Sport über vieles hinweggeholfen,ist aber jeder wahrscheinlich anders,ich wünsche dir viel Kraft mit der Situation einigermaßen fertig zuwerden,wird lange dauern

Gruß

Hans
 
Ich möchte jetzt nicht zu präzise werden aber das Biken hat mir in schweren Zeiten schon viel geholfen. Vermutlich hat es an manchen Tagen sogar mein Leben gerettet.

Das schwierige ist nur daran sich selber zu überwinden und sich mit (fast) allen Mitteln auf den Sattel zu bewegen, ist man erstmal im Tritt, läuft es wie von allein und im Nachgang ist man noch zufriedener sich selber überwunden zu haben - auch die Zeit auf dem Sattel kann man gut zum konstruktiven Denken nutzen. Auch wenn nichts konstruktives bei rum kommt, immerhin war man an der frischen Luft.

Wünsche dir viel Kraft - sowohl um der Trauer zu begegnen und auch dir selber immer wieder erfolgreich der Herausforderung(en) die eine solche Lebensphase mit sich bringt zu stellen. Zusätzlich möchte ich noch anmerken das es gewiss keine Schande ist sich in solchen Situationen auch in professionelle Hilfe zu geben, ehrlich gesagt empfinde ich das sogar als ersten (starken) Schritt in eine Zukunft mit schönen Erinnerungen und vielen positiven Dingen die noch kommen werden.

Robin
 
Herzliches Beileid auch von meiner Seite.

Ich persönlich glaube, dass es beim Thema Trauer keine "Abkürzung" gibt.
Schwerwiegende Prozesse - und der Tod eines nahestehenden Menschen gehört zweifelsfrei dazu - benötigen eben ihre Zeit.
War es nicht so, dass Menschen in vergangenen Zeiten tatsächlich für mehrere Monate "Trauer getragen" haben, sichtbar durch die schwarze Kleidung?

Gib dir die Zeit, die es braucht...

Wenn es Zeit ist, wird die Lust auf den Radsport sich von ganz alleine melden...
 
Hatte dieses schwarze,motivationslose Loch auch. Hatte generell kein leichtes Leben und Sport war immer das,was mich in gewisser Weise am Leben gehalten hat weil ich da allen Frust,wut und verletzung abgebaut habe. Als dann meine Schwester gestorben ist bin ich in ein Loch gefallen und konnte keinen Sport mehr machen. Meine Schwester war meine einzige Kontaktperson,hatte weder Freunde noch Kontakt zur Familie somit hatte ich auch niemanden zum reden und bin stattdessen spielsüchtig geworden,job verloren,am ende dann selbstmordpläne.

Rückwirkend betrachtet war das ganze aber eine große chance denn als nichts mehr ging habe ich vor lauter Verzweiflung dann nach Gott gesucht und er hat sich auch gezeigt durch mehrere erstaunliche Vorfälle. Seitdem habe ich eine Lebensfreude die ich vorher nie hatte und einen klaren Sinn im Leben. Ich weiß so ein "religiöses zeugs" gefällt einem nicht war bei mir genauso aber es ist die Wahrheit und die beste Hilfe die ich geben kann.
 
Erstmal herzliches Beileid - ich kann das soo gut verstehen, diese Kraftlosigkeit, diese eigentlich depressive "Verstimmung"!
Ich hänge mich einfach mal dran, weil es mir fast genauso ergeht.
Es macht nichts, wenn es niemanden interessiert, aber je mehr ich darüber mit Freunden rede, darüber schreibe, umso mehr erkenne ich, dass es nicht nur mir so geht (und das erleichtert irgendwie), sondern so vielen Menschen die ich kenne, die sich erst dadurch öffnen, wenn sie merken, dass so viele ein ähnliches oder gleiches Schicksal erleben.
Mein Jahr 2019 begann auf der Intensivstation, auf der ich dem Boandlkramer noch mal von der Schaufel gesprungen bin. Das war das "geringste" Problem, weil es gesundheitlich langsam aufwärts ging. Dann hat die Polizei meinen Bruder am 02.06.19 in seiner Wohnung tot gefunden. Am 06.06.19 ist meine Mutter, die wir meine Frau (vor allem) und ich seit einem Jahr bei uns zu Hause gepflegt haben gestorben. (wobei das eher eine "Erlösung" für alle war, weil Ihre Persönlichkeit mit jedem Tag zunehmend verfallen ist.-Das ist echt hart!)
Und weil das alles für mich noch nicht genug war, hat der Hagel vom 10.06.19 das Dach meines Büros zerstört, und fast sämtliche wichtigen Unterlagen zerstört.
Ich stand manchmal vor diesem Scherbenhaufen, und hatte ein Gefühl, das ich eigentlich noch nicht kannte: Eine Mischung aus Trauer, Hilflosigkeit und Unfähigkeit irgendetwas zu tun...
Heute ist der 21.07.19, und ich merke wie die Zeit für mich arbeitet!
Ich hoffe für alle in solchen oder ähnlichen Situationen, dass das Licht am Ende des Tunnels so schnell wie möglich heller wird.
Dir, Threadersteller wünsche ich das ganz besonders, vor allem auch für den Mut, deinen Schicksalsschlag hier zu teilen.
Viel Kraft für Alle!
 
Hallo zusammen,

ich habe es geschafft, aufs Bike zu steigen. Seit ca. 1 Woche bin ich abends kleine unspektakuläre Runden gefahren. Ich habe mich zum Teil sehr quälen müssen - der Kopf hat den Beinen keinen Antrieb gegeben (oder ich bin einfach nicht trainiert - oder beides).

Naja, es ist schon gut - aber irgendwie bekomme ich den Kopf trotzdem nicht richtig frei. Heute habe ich es geschafft, beim radfahren zu heulen.

Ich habe eine Seelsorgerin gefunden. Es gab ein erstes sehr intensives Gespräch - es tat gut. Meine Trauer ist ja gerade erst 4 Wochen alt, ... es wird sicher noch eine Zeit dauern. Die Beisetzung ist erst am 10.8. Ich werde eine gewisse Zeit von der Seelsorgerin begleitet - wir sehen uns alle 3 Wochen.

Allen die auch gerade eine schwere Zeit haben, wünsche ich viel Kraft und Durchhaltevermögen. Es werden wieder bessere Zeiten kommen, hoffe ich.

Liebe Grüße
 
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