Trekkingrad Beratung

Registriert
19. November 2008
Reaktionspunkte
0
Hallo,
ich suche ein neues Rad und vermute, dass ein Trekkingrad am besten wäre, bin mir aber nicht sicher. Probefahren muss ich noch.

  • Nutzungsgebiet: Straße, Feldweg und Waldautobahn
  • Fahrtdauer: Maximal 2-3 Stunden am Tag, nicht jeden Tag
  • Eher bequemere Fahrweise, nur bedingt sportlich (natürlich soll das Rad beim Schnellfahren nicht auseinanderfallen.. ;))
  • Nabendynamo, Federgabel vorne, evtl. Scheibenbremsen (muss aber nicht), Schutzbleche
  • Pflegeleicht, zuverlässig
  • Beladungsgewicht ist nicht so wichtig
  • Eher aufrechtere Sitzposition
  • Preis: Maximal so um die 1000€
Was ich bezogen auf die oben genannten Anforderungen gerne wüsste:

  • Ist ein Trekkingrad tendenziell der richtige Fahrradtyp?
  • Gibt es für 1000€ anständige Räder?
  • Ist eine Nabenschaltung sinnvoll?
  • Hat evtl. jemand eine konkrete Empfehlung?
  • Was sollte man beim Kauf beachten?
Danke für die Mühe. :)
 
Hi!

Ein Rad, welches Richtung Trekkingrad geht ist für den Einsatzbereich sicher am besten geeignet.
(Was nicht heißt, dass man diesen Einsatzbereich nicht auch mit einem entsprechend ausgerüstetem Mountainbike oder Crosser erschlagen könnte.)

Für 1000,- ist sicher etwas anständiges zu bekommen, die Belastungen auf den Teilen sind nicht so hoch, wie beim MTB, es kann an einigen Ecken etwas mehr gespart werden.
(z.B. eine Kurbel mit 4-Kant-Lager ist hier durchaus noch O.K., die würde ich an einem neuen MTB nicht mehr akzeptieren)

Für eine konkrete Empfehlung sind die Infos noch etwas dünn, ein eigener Vorschlag, was Dich anspricht wäre zum Beispiel nicht schlecht. Auch gut zu wissen wäre:
- Größe und Gewicht (Bei nem Fliegengewicht kann man andere Maßstäbe ansetzen als beim XXL 2m+ 0,11t+)
- Schlechtwetter-/Reisetauglichkeit? Sprich mit Schutzblech/Gepäckträger/Licht?
- Wieviele Berge/Steigungen sind auf den geplanten Touren zu erwarten?

Thema Nabenschaltung:
- Es gibt am Markt in meinen Augen aktuell nur zwei (O.K. drei) Nabenschaltungen, die wirklich Tourentauglich sind. (In Sachen Haltbarkeit und Übersetzungsbandbreite.)
- Rohloff: 14 Gang Bandbreite fast wie Kettenschaltung, Preislich aber leider alleine schon ~800,- Nur die Nabe...
- Shimano Nexus Inter-8 (premium) und Shimano Alfine. Dem Grunde nach von den Innereien baugleich (Premium und Alfine, die 'nicht premium' minimal weniger hochwertig). Alfine für den Sportlichen Bereich ausgelegt und Scheibenbrems-tauglich, die Nexus ist eher für den City-Bereich gelabelt und sowohl als Freilauf, als auch als Rücktritt-Version erhältlich. 8 Gänge, Übersetzung ähnlich einer sehr weit gespreizten 8-Fach Kassette. Wenn keine langen/steilen Anstiege mit Gepäck anstehen durchaus sehr taugleich und preislich attraktiv.

Es gibt da noch die SRAM Imotion 9, 9 Gänge, etwas mehr Bandbreite als die Alfine, merklich schwerer und etwas teurer. Nähere Erfahrung habe ich damit noch keine, Berichte sind zwiespältig (bei den einen hält sie, bei anderen macht sie nur Ärger) und die Verbreitung gering.

Die Vorteile:
- Wartungsarm, sehr wartungsarm.
- Umschliessender Kettenschutz möglich. (Nett bei Transport und beim fahren mit "Straßenbekleidung", es wird nichts versaut)
- "Schalten im Stand" (Etwas überbewertet, finde ich, aber nett)
- Einfache Bedienung (nur eine Schaltung statt zwei - Umwerfer und Schaltwerk)

Nachteile:
- Etwas schwerer
- Geringere Bandbreite (Ausgenommen Rohloff)
- Minimal geringerer Wirkungsgrad (unmerklich)
- WENN mal was mit ist... - kompliziert, teuer, wenig, was man selber beheben kann.

Für den "leichten" Tourenbetrieb, also ohne steile Berge, würde ich die Nabenschaltung vorziehen.

Konkrete Empfehlung:
Wirf mal einen Blick auf die Seiten vom Rose Versand. Die haben eine breite Palette an Trekking-, Reise-, Touren- und Cross-Rädern. Preislich eher höher angesiedelt aber im Bereich 1000,- durchaus noch was zu haben. (Ansässig in Bocholt, einer der größten Versender im "Premium" Bereich, Qualitativ und vom Service her SEHR guter Ruf. Meine Eltern haben ihre Räder da her und sind sehr zufrieden.)

Mal drei Beispiele im Bereich 1000 bis 1300 sortiert von sportlich nach Alltagstauglich:
- RED BULL X-LITE Multicross AL-3000 Compact
Basis ist Cyclocrosser mit Rennrad-Komponenten. Sehr schnell so ein Ding und durchaus "Geländetauglich", zumindest mit entsprechenden Reifen. Kein Gepäckträger/Schutzblech/Licht, Nachrüstung schwierig.
- RED BULL Black Creek-200 Herren
"Trekkingrad" mit Scheibenbremse 27-Gang Kettenschaltung und eher MTB-lastiger Ausstattung. Würde ich als sehr robust einstufen, von der Gabel mal abgesehen.
- RED BULL Multisport-500 Herren
"Trekkingrad" mit etwas anderem Ausstattungskonzept. Ebenfalls 27 Gänge aber HS33 Felgenbremsen, würde ich auch als "robust" bezeichnen.
- RED BULL Black Creek-2 Herren
"Reiserad" mit 27 Gang, Scheibenbremsen und "Vollausstattung" incl. Licht/Schutzblech/GepäckträgerSpülmaschine/Klimanlage/DVD-Player/...ääähhh Preislich bei der Ausstattung ziemlich gut.
- RED BULL Black Water I Herren
"Tourenrad" mit I-Motion 9, HS33 Felgenbremsen, Nabendynamo und "Vollausstattung". "Sorglos" Rad.

"Sonstiges" / "Zu beachten"
- Last Dir nichts aufschwatzen, was du nicht magst. Wenn Dir ein Rad nicht gefällt oder nicht passt, lass es. Das günstigste Angebot oder die blumigste Schönrederei nützen Dir nichts, wenn Du nicht gern auf dem Rad fährst oder Du es schlicht hässlich findest.
- Nimm Dir Zeit, vergleiche und fahre so viel Probe wie's geht.
- Wenn Dir das Rad Spaß macht, wirst Du in Zukunft einige Zeit drauf sitzend verbringen. Daher sollten die Sitzposition und die "Kontaktpunkte" (Sattel/Pedale/Griffe) optimal passen. Ein "Verstellbarer Vorbau"mag bei der Suche nach der optimalen Sitzposition vielleicht hilfreich sein, ist auf Dauer aber Mist. Die Dinger leiern aus und sind labbrig. Hast Du die optimale Position gefunden, tausche das Ding gegen einen festen in gleicher Form. Die Auswahl ist groß. Wenn Dir der Sattel nicht passt oder Du mit einer gefederten Sattelstütze nicht klar kommst, lasse sie tauschen. Ein guter Händler sollte bereit sein, Dir das Rad beim Kauf (ggf. gegen kleinen Aufpreis) auf Dich abzustimmen.
- Der Zeitpunkt, ein hochwertiges Rad zu günstigen Preisen zu bekommen ist langsam günstig. Die Hauptsaison ist vorbei, viele Händler bekommen neue "Midseason-Modelle", zum Teil auch schon 2011er Modelle rein. Haben die noch 2010er oder gar 2009er Modelle rumstehen, gehen die jetzt in die 2. Runde SSV.
- Achtung BLENDER!
Eine richtig miese Masche, in der 1000,- Kategorie aber zum Glück selten, ist die Werbung mit "27-Gang Shimano XT Schaltwerk". ja, das Schaltwerk ist für 27-Gang ausgelegt, verbaut ist aber nur eine 8-Fach Alivio-Kassette samt Schalthebeln, also nur 24 Gang. Das teure XT- Schaltwerk soll "blenden" und über die restliche "Schrott"-Ausstattung hinweg täuschen.
So gut ein Angebot auch aussehen mag, gerade auf die kleineren Details sollte geachtet werden. Ein Rad mit XT-Schaltwerk, aber Komponenten unterhalb von Shimano Deore Niveau (Modellnummer xx-M5xx) würde ich nicht akzeptieren. Die üblichen verdächtigen, wo gerne gespart wird, und die schnell Ärger machen sind Naben und Kurbel/Innenlager. Ist die Nabe z.B. eine FH-M4xx ist das Alivio-Niveau oder drunter. Das gehört in die 400-600€-Klasse und ist mies gedichtet. Mechanische Scheibenbremsen sind auch so eine Sache. Sehen teuer aus, sind meist aber billig und das merkt man auch. Gute (mechanische) Modelle sind rar, da wäre ich vorsichtig!
 
Danke für die ausführliche Antwort, das muss ich erstmal verdauen. :)

Trotzdem hier schonmal was du sonst so wissen wolltest:

  • Eher klein und leicht. Genaue Daten kann ich dir nicht nennen.
  • Bin zwar eher Schönwetter-Fahrer, aber das bedeutet auch, dass ich mich ungern im Schlamm suhle (:)). Falls es also doch mal nass werden sollte, wäre ein Schutzblech schon nützlich.
  • Licht brauche ich auf jeden Fall gutes, da nicht auszuschließen ist, dass man mal ins Dunkle kommt. Ein Nabendynamo wäre wohl zu bevorzugen.
  • Insgesamt sollte die Ausstattung STVZO-tauglich sein.
  • Transportiert werden muss nichts damit, was nicht in den Rucksack passt. Ein Gepäckträger wäre wohl nicht unpraktisch, ist aber keine Bedingung.
  • Hier in der Gegend ist ja schon recht hügelig, aber ist wohl alles relativ. Flachland ist es jedenfalls nicht gerade, aber Alpencross auch nicht.. ;)
Den Rose Versand kenne ich schon. Sehe ich es richtig, dass es da nur Red Bull Räder gibt? Ist das eine eigene Marke von Rose oder was ist das? Gibts die auch in normalen Läden zum anschauen?

Insgesamt bin ich von dem ganzen Angebot und Marken eher erschlagen und da ich mich mit den ganzen Komponenten nicht wirklich auskenne, ist es mühsam bis unmöglich herauszufinden ob ein Rad jetzt gut ist. Ich will dann natürlich auch probefahren, aber bevor ich in den Laden gehe, will ich mir wenigstens einen kleinen Überblick verschaffen, was es so gibt. Am besten wäre natürlich, wenn man die gleichen Modelle probefahren könnte, die man sich vorher online ausgesucht hat, dann weiß man wenigstens was man hat.

Bisher habe ich nur einen Test bei Stiftung Warentest gelesen (ob der was taugt weiß ich natürlich auch nicht), woraus mir das KTM Lifetour und das Staiger Ohio am besten gefallen. Was ist von den Bikes bzw. Marken zu halten?

Von den von dir genannten, würden mir am besten die letzen beiden gefallen:

Als Beleuchtung (sofern keine gescheite dran ist), hatte ich mir die hier gedacht: BUMM Lumotec IQ Cyo. Kann man das prinzipiell immer austauschen (wenn schon eine andere vorgesehen ist) oder kann es da Montageprobleme geben? An meinem alten Rad habe ich nur ein Stecklicht am Lenker.

Gruß
 
Hi!

Thema Rose: Ja ist (fast) ein reiner Versender. Das einzige Ladengeschäft, welches ich kenne steht in Bocholt (Ist das noch Niederrhein?). Da ist (auch ausgiebiges) probefahren kein Thema.
Gegen Gebühr (Bei Kaufpreis um 1000,- etwa 70,- incl. Versand und allem drum und dran) kann man sich aber für 4 Tage ein Leihbike zuschicken lassen und es in heimischen Gefilden ausgiebig testen. Offiziell nur MTB und Rennrad, einfach mal anrufen und fragen.
(Den "legendären" Rose-SSV/Lagerverkauf hast Du leider verpasst...)
Und ja, die haben inzwischen nur noch nur ihre Eigenmarken (Red Bull / Red Rose).

Die beiden gezeigten Räder:

Vorweg: Gute Vorauswahl!

Das KTM gefällt. Gespart haben sie an der Kurbel, "nur" eine Octalink Deore und keine Hollowtech II, in dem Preisbereich aber mehr als in Ordnung. Ansonsten nichts negatives aufgefallen. Auch Preislich O.K. Top Bremsen.

Dito beim Staiger, bessere Kurbel, komplett LX, das gefällt, besonders die Kurbel. (Hier Hollowtech II, sehr schön!) Dafür leider "nur" normale V-Brakes. Das ist zwar kein Beinbruch, bremsen sicher auch nicht schlechter als die Magura HS11 / HS33, aber sind wartungsanfälliger. (Bowdenzüge vs. Hydraulik) Preislich auch O.K., nichts zu meckern.

Zu den Marken gibt's nicht viel zu sagen, zumindest von mir weder positiv noch negativ. Skandale sind mir keine bekannt.
Staiger gehört zur "Winora-Staiger GmbH" und deckt (neben den Schwesterfirmen HaiBike, Sinus und Winora) den gehobenen Bereich der Trekking- und Reisesparte ab. Traditionshersteller bei den Rahmen gehe ich aber auch von Fernost zugekauften Rahmen aus. Was nicht Negativ ist.
KTM sind Österreicher (die gleichen wie die Moppeds) Auch da werden die Rahmen zugekauft, aber angeblich in A zusammengebaut?
Bei beiden zahlt man, im Gegensatz zu z.B. Scott, Cannondale, Spezialized, etc. aber keinen Premium-Aufschlag für den Namen, bzw. die Entwicklungsarbeit für deren Top-Bikes und den Renn- und Sponsoring Betrieb.

Sollte Dir eines der beiden also im Laden begegnen, der Preis stimmt und Dir passt das Rad, keine Einwände, beide eine gute Wahl.

Mit Beleuchtung nachrüsten gibt es ein Problem:
Ein Rad, das ohne Beleuchtung/Schutzblech... kommt ist (fast) nie mit einem Nabendynamo ausgerüstet. Einen solchen auch noch nachzurüsten kostet etwa um die 70,-. Anständige Schutzbleche (SKS Bluemels) liegen bei 30,- kommen noch Vorderlampe (die IQ kenne ich nicht, soll aber echt super sein) und Rücklicht dazu, anständige auch hier um die 50,-.
Wenn Du das Zeug wirklich brauchst, schau lieber direkt nach einem Bike, welches das alles direkt mitbringt, als das aufwändig und teuer nachzurüsten.

(Hab als Lampe am Winterrad 2 Stk B&M Lumotec Oval LED dran. Werden inzwischen nicht mehr hergestellt, waren aber mit die ersten tauglichen LED Scheinwerfer. Kein Vergleich zu den Halogen-Funzeln. Auch wenn die Dinger recht teuer sind, LED ist fast Pflicht, wenn man was sehen will.)

Ist schon eine Lichtanlage verbaut, sind diese in Deutschland untereinander kompatibel.
Dank eines Reichsgesetzes Anno '37 oder so (Jepp, von dem Ösi mit dem komischen Bärtchen) müssen Lichtanlagen an Fahrrädern 3W haben und dürfen 6V nicht überschreiten.Bis zur Erfindung der LED und den Nabendynamos mit anständigen Wirkungsgraden war man leider zu zu ziemlich trüben Funzeln verdammt.
Man kann also problemlos seine Halogenlampe abmontieren und was anständiges dran schrauben.
 
Die beiden genannten Bikes haben ja schon einen Nabendynamo, das sollte also klappen. Das Rücklicht sollte man auch beibehalten können, müsste also nur noch ein stärkerer Scheinwerfer her. Eventuell könnte man den ja auch direkt beim Kauf ersetzen lassen, falls der Laden da kulant ist.

Nun muss ich aber erstmal probefahren. Danke auf jeden Fall schonmal für die Hilfe. Ich melde mich dann, falls ich noch Unterstützung brauche. :)
 
Zurück