Von Technikverweigerern und Ewiggestrigen, oder wieso fährt man sonst auf 26er ab?

Anzeige

Re: Von Technikverweigerern und Ewiggestrigen, oder wieso fährt man sonst auf 26er ab?
BDC4A1B9-5888-43FE-9643-E52DC5BD688E.jpeg
Hallo miteinander, ich bin neu hier und wollte meine zwei Bikes vorstellen. Beide aus denn Jahr 2001 beide noch fast Originalzustand.
 
Und hinten nun ne 180er statt ner 160er. Ebenfalls mit links..
15655551283903558421148230840540.jpg

Folgen wird noch ne 120er Variostütze statt der 100er. Bei 27,2mm ist die Auswahl da ja Recht begrenzt. Es wird wohl die hier werden, das scheint mir ein recht günstiges Angebot:
https://r2-bike.com/KIND-SHOCK-Satt...r76rWHpqCiBhF6eIcuHpzObezhqB0X00aAn4PEALw_wcBDie edle Thomson ist ja unbezahlbar und auch superrar. Jedenfalls reichen mir die 100mm meiner LEV 272 Integra 100 nicht, da ist mir der Sattel doch ab und an im Weg.
 
Ich bin tatsächlich ein wenig Bling-Bling geschädigt. Will damit sagen daß ich in verschiedenen Gefilden (Motorrad, Rennrad, Mountainbike) jedes Jahr aufs Neue in Hochglanzzeitschriften die neuesten Produkte der dazugehörenden Industrie als ein "Must-Have" vorgekaut bekomme. Hierbei werden auch immer wieder teils gravierende Schwächen gerne verharmlost. So wird beispielsweise aus nem bockharten überdämpften miesen Fahrwerk mal schnell ein "sportliches" Fahrwerk.

Denn eines sollte klar sein, die Magazine und die Industrie sind mehr miteinander verzahnt als sie es zugeben. Liegt in der Natur der Sache, und das ist auch nicht vorwurfsvoll gegenüber den Fachmagazinen gemeint.

Jedenfalls sind nicht alle Neuerungen automatisch ein technischer Segen und verdienen es erstmal kritisch betrachtet zu werden. Doch wer hat daran ein ernsthaftes Interesse? Die Industrie wohl kaum, die will möglichst schnell möglichst viele Produkte an den Mann bringen. Die Fachmagazine auch nicht wirklich, denn dann würden sie ja nicht gekauft werden. Wohlwollend formuliert zeigen sie sich den neuen Produkten gegenüber aufgeschlossen.
Ich zitiere hier mal AUS GRÜNDEN mein eigenes Eröffnungsposting auszugsweise.

Ein Kumpel von mir, mit dem ich so einige Alpenüberquerungen bereits absolviert habe, hat sich gerade das neue Canyon Spectral CF 7.0 gegönnt. Ich hab es bisher nur auf Bildern sehen können, und so richtig fundierte Fahreindrücke konnte er mir noch nicht liefern, außer daß es bergab wie Sau geht, bergauf allerdings nicht ganz so behende wie sein altes Neuron. Neugierig hab ich sodann nach nem Testbericht im Internet gesucht und bin hier fündig geworden: https://enduro-mtb.com/canyon-spectral-cf-7-0-test/
Mitte Mai '19 hatte also Christoph Bayer für enduro-mtb.com das neue Spectral getestet. Da schreibt er, daß das Steuerrohr sehr lang ausgefallen ist, weshalb die meisten Fahrer wohl sämtliche Spacer weglassen würden. Das Bike erfordere im Flachen und bergauf einen "aktiveren Fahrstil", ansonsten habe man mit einem steigenden Vorderrad zu kämpfen.

Diese auffallend vorsichtig angebrachte Kritik erinnert mich stark an meinen eigenen hier berichteten negativen Erfahrungen mit einer zu hohen Front. Bergab fühlte es sich gut an, bergauf musste man sich recht weit nach vorne strecken, und in schnellen Kurven fehlte Gewicht am Vorderrad, wodurch es gerne weggerutscht, wenn man sich nicht zugleich versucht vorne schwer zu machen. Ich fand bzw. finde es aber nicht nur extrem lästig sondern geradezu unangenehm wenn man bei der schnellen Kurvenhatz sich unnatürlich stark verbiegen muss, um das Vorderrad halten zu können. Denn gerade das Vorderrad sollte einem auch ohne großes Verbiegen Vertrauen einflößen, alles andere empfinde ich als No-Go. Ich halte dies für sehr wichtig und denke daher, daß da Canyon bei der Abstimmung des neuen Strive als Allmountain-MTB schon einen eklatanten Fehler gemacht hat, denn eine zu leichte Front raubt einem gerade in Kurven schnell das Vertrauen, was ausgesprochen unschön ist. Könnte auch daran liegen daß vorne 2019 dem Bike nun 10mm mehr Federweg gegönnt wurde, wodurch die Front entsprechend gestiegen sein dürfte. Dies ist wahrscheinlich z.B. mit einem anderen Lenker ohne bzw. geringerem Uprise verhältnismäßig leicht korrigierbar, allerdings ist das Bike natürlich nur so zu beurteilen wie es ausgeliefert wird. Und da vermute ich ganz stark, daß die Formulierung "verlangt eine aktivere Fahrweise" eine doch auffallend starke Verharmlosung darstellt. Ein in meinem Augen perfektes Beispiel dafür, wie kritisch man grundsätzlich Berichten der einschlägigen Journaille über Neuerscheinungen gerade von Branchenriesen wie Canyon gegenüberstehen sollte.

Das hier soll übrigens kein Canyon-Bashing werden, denn ich glaube schon daß grundsätzlich das neue Strive nicht schlechter ist als die Bikes der Konkurrenz. Und auch kein Bashing gegen enduro-mtb.com bzw. Christoph Bayer.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da schreibt er, daß das Steuerrohr sehr lang ausgefallen ist, weshalb die meisten Fahrer wohl sämtliche Spacer weglassen würden. Das Bike erfordere im Flachen und bergauf einen "aktiveren Fahrstil", ansonsten habe man mit einem steigenden Vorderrad zu kämpfen.
Das Problem ist auch, dass die Geometrie nicht wirklich konsequent ist. Wirklich lang ist der Rahmen für ein aktuelles Tail/AM-Bike schon mal nicht. In Bike-Foren läuft das wahrscheinlich unter "konservativ". Das Steuerrohr ist wirklich ellen-lang, wobei man den integrierten Steuersatz beachten muss. Bei anderen Rahmen kommen unter Umständen noch 20mm Stack für die Lagerschalen dazu. Dazu ist der Sitzwinkel noch relativ flach. Fast alle modernen Fullys haben geknickte Sitzrohre, das heißt der angegebene/effektive Sitzwinkel gilt nur auf der Höhe des Steuerrohrs (da wo die effektive Oberrohrlänge gemessen wird) und wird mit wachsendem Sattelstützenauszug immer kleiner. Die Konkurrenz wählt darum auch wesentlich steilere Sitzwinkel um 76-77°.
 
Das mit der Geometrie mag ja richtig sein, aber was spricht gegen 26" Laufräder?
Das hat hier doch gerade gar nix mit der Größe der Laufräder zu tun.. ^^
Ich habe lediglich in einem Beispiel versucht aufzuzeigen, daß meine im Eröffnungsposting geäußerte Vorbehalte gegenüber den Testberichten von aktuellen Gedöns nicht von ungefähr kommen.
 
Ich dachte nur, weil wir doch hier diskutieren, warum man auf 26er abfährt. In der Regel werden die Räder mit "moderner" Geometrie ja nur mit 29 oder 27,5 Zoll LRS angeboten und ich frage mich, ob es auch welche mit traditionellen 26" LR gibt.
 
Das Problem ist auch, dass die Geometrie nicht wirklich konsequent ist. Wirklich lang ist der Rahmen für ein aktuelles Tail/AM-Bike schon mal nicht. In Bike-Foren läuft das wahrscheinlich unter "konservativ". Das Steuerrohr ist wirklich ellen-lang, wobei man den integrierten Steuersatz beachten muss. Bei anderen Rahmen kommen unter Umständen noch 20mm Stack für die Lagerschalen dazu. Dazu ist der Sitzwinkel noch relativ flach. Fast alle modernen Fullys haben geknickte Sitzrohre, das heißt der angegebene/effektive Sitzwinkel gilt nur auf der Höhe des Steuerrohrs (da wo die effektive Oberrohrlänge gemessen wird) und wird mit wachsendem Sattelstützenauszug immer kleiner. Die Konkurrenz wählt darum auch wesentlich steilere Sitzwinkel um 76-77°.
Ja, da könnte was dran sein.
Die aufrechtere Sitzposition heutzutage verlangt wohl auch nach steileren Sitzwinkel, um genügend Druck aufs Vorderrad zu bekommen.
Wie dem auch ist, das aktuelle Spectral scheint auch nicht der Stein der Weisen zu sein, und die Testberichte sind mit Vorsicht zu genießen, denn sie verharmlosen gerne über Gebühr. In ein paar Jahren hingegen, wenn ein neues Spectral mal wieder vorgestellt wird, werden die Fehler des alten Spectrals plötzlich schonungslos dargestellt. Ist irgendwie immer dasselbe.. ^^
 
Ich dachte nur, weil wir doch hier diskutieren, warum man auf 26er abfährt. In der Regel werden die Räder mit "moderner" Geometrie ja nur mit 29 oder 27,5 Zoll LRS angeboten und ich frage mich, ob es auch welche mit traditionellen 26" LR gibt.
Hier wird primär diskutiert warum man bewusst nicht jedes Jahr dem neuesten Shice hinterhechelt. Der Eine aus Nostalgiegründen, der Andere weil ihm die 26er perfekt taugen, und wieder andere weil sie nicht jeder heißgeredeten Modeerscheinung hinterhecheln wollen und lieber selber verschlimmbessern. Darunter fallen natürlich auch 26" Räder, aber es geht weiß Gott nicht nur um die Laufradgröße. Aktuelle Bikes mit 26" im High-End Bereich sind wohl heute ne absolute Ausnahme.
 
Letztens geisterte wieder ein Beitrag durchs Forum, in welchem die Anhänger der aus der Mode gekommenen 26er als Ewiggestrige abgestempelt wurden, welche sich den technischen Neuentwicklungen gegenüber grundsätzlich verschlossen halten.

Da betrachte ich, der doch ein 26er sein Eigentum nennt, mich doch unwillkürlich im Spiegel und stelle mir die Frage ob das stimmt. Und kann diese Frage wohl nur mit einem konsequenten jein beantworten.

Wieso fahre ich also so ein altes Gerümpel?

Ich glaube schon daß es moderne Räder gibt die besser fahren als mein altes Stevens.
Es ist auch nicht unbedingt eine Frage des Geldes. Wenn ich unbedingt wollte könnte ich mir schon was modernes für ein paar Tausend Euronen leisten, auch wenn ein solcher Betrag schon auch ein wenig weh tun würde.
Es ist auch nicht so daß ich moderne Räder grundsätzlich hässlicher finde.
Ich finde es auch nicht so dolle wenn beim Alpen-X meine Kumpels immer nur auf mich warten müssten.

Spricht also so einiges für die Anschaffung eines Neuratts.

Aber.. :dope:


Ich bin tatsächlich ein wenig Bling-Bling geschädigt. Will damit sagen daß ich in verschiedenen Gefilden (Motorrad, Rennrad, Mountainbike) jedes Jahr aufs Neue in Hochglanzzeitschriften die neuesten Produkte der dazugehörenden Industrie als ein "Must-Have" vorgekaut bekomme. Hierbei werden auch immer wieder teils gravierende Schwächen gerne verharmlost. So wird beispielsweise aus nem bockharten überdämpften miesen Fahrwerk mal schnell ein "sportliches" Fahrwerk.

Denn eines sollte klar sein, die Magazine und die Industrie sind mehr miteinander verzahnt als sie es zugeben. Liegt in der Natur der Sache, und das ist auch nicht vorwurfsvoll gegenüber den Fachmagazinen gemeint.

Jedenfalls sind nicht alle Neuerungen automatisch ein technischer Segen und verdienen es erstmal kritisch betrachtet zu werden. Doch wer hat daran ein ernsthaftes Interesse? Die Industrie wohl kaum, die will möglichst schnell möglichst viele Produkte an den Mann bringen. Die Fachmagazine auch nicht wirklich, denn dann würden sie ja nicht gekauft werden. Wohlwollend formuliert zeigen sie sich den neuen Produkten gegenüber aufgeschlossen.

Andererseits machen viele Neuerungen natürlich schon Sinn. 29er rollen tatsächlich besser, Variostützen sind ein Segen, Kohlefaser ist auch super.

Aus diesem in meinen Augen gesunden Pessimismus hat sich bei mir jedenfalls eine gewisse Abneigung gegenüber nagelneuen Produkten entwickelt. Dazu Schraube und verschlimmbessere ich leidenschaftlich gerne herum, wozu sich gebrauchte Produkte ausgezeichnet anbieten.

Wie seht Ihr das, was bewegt Euch dazu die ollen 26er weiter zu fahren?

Weil ich es kann!
 
Morgen will ich mitm alten 26er mit mechanischen Scheibenbremsen des erste Mal ne 100km+ Tour machen. Wird viel Schotter sein, ich hoffe der wird nicht allzu grob, sonst wird das nix mit dem überrollen :ka:
 
Zurück
Oben Unten