Hey Mädels,
ich melde mich wieder zurück im heimischen Siff-Wetter
Teneriffa war schon geil

Sonne, 25° (unten am Strand), Palmen, Trails...

Wir hatten wirlich geniales Glück mit dem Wetter. Unsere "Vermieter" hatten uns erzählt, dass es noch ein paar Tage vor wir angereist sind übel geschüttet hat. Hat man auch gesehen: es war knallgrün, selbst im Süden, und der Boden war noch nass. Dafür sind wir dann zwei Wochen ohne nennenswertes schlechtes Wetter durchgekommen. Manchmal war's oben in den Passatwolken ein bisschen kühl, einmal hat's morgens leicht getröpfelt, und einmal hatten wir "Kalima" (warmer Wind voll mit Sahara-Sand), aber ansonsten war's immer schön warm und meistens sonnig!
Meine Lieblings-Insel auf den Kanaren wird's trotzdem nicht, und so schnell sehen die uns auch nicht wieder!
Im Grunde genommen ist da alles verboten

Oben am Teide bzw. in den Canadas (dem großen Einbruchskrater, wo sich der >5000m hohe Ur-Teide weggesprengt hat) ist eh überhaupt nichts erlaubt, da darf man teils nicht mal auf Pisten
laufen, über die die Park-Ranger mit ihren Geländewagen brettern. Aber auch sonst ist es sehr schwierig dort "legal" zu biken. Wanderwege sind fast überall einfach mal pauschal verboten für Räder. Meistens ist auch alles hübsch zugepflastert mit Verbotsschildern. Einzig ein paar Wege im Anaga-Gebirge sind noch ein paar Wege nicht mit Schildern behängt, aber laut der Aussage der dortigen Bikestation sind auch diese Wanderwege eigentlich nicht erlaubt. Ansonsten bleiben ein paar "illegale" DH-Strecken der Locals, die wohl geduldet werden... ansonsten ist man eigentlich immer nicht ganz legal unterwegs, was nicht gerade ein angenehmes Gefühl hinterlässt und die Freude an den Trails gleich mal gewaltig dämpft
Die Natur auf der Insel ist aber einfach gewaltig und sehr abwechslungsreich, genau wie die Trails. Hochgebirgs-Feeling jenseits der Baumgrenze hoch oben über 2000m, lichte mediterrane Kiefernwälder im Süden, dichter Urwald dort wo immer die Passatwolken hängen, wüstenartige Kakteenlandschaften in den trockeneren Regionen. Sanfte trockene Wald-Trails im Esperanza-Wald, loses Geröll auf der Südseite, verblockte Spaß-Abfahrten im Süden des Anaga Gebirges, rutschig-grüne Lehm-Stufen im Urwald auf der Nordseite des Anaga-Massivs.
Insgesamt war die Südseite des Anaga meine absolute Lieblings-Region trailtechnisch. Dort ist man relativ schnell aus dem Wald raus und fährt dann mit ständigem Blick aufs Meer über sehr verblockte, anspruchsvolle Trails durch steinige, zerklüftete Täler, immer umrahmt von riesigen Kakteen und anderen Sukkulenten.
Einfach genial

Am liebsten wäre ich zwei Wochen lang nur dort gefahren!
Sobald man aber den Bergkamm überschreitet und auf die Nordseite kommt, ändert sich das Bild komplett. Dort ist es feuchter, so dass man bis tief unten eigentlich immer im dichten Lorbeer-Urwald rumfährt. Auch die Trails ändern sich total. Anstatt sandig-steinigen Untergrunds ist man nur noch auf Wald- und Lehmboden unterwegs, in den auf den Wanderwegen meistens kleine Stufen gehauen wurden. Wenn der Boden nur wenig feucht ist, hat man dort keine Chance mehr, der wird dann so glitschig wie Schmierseife, so dass man ans Lenken nicht mal mehr denken kann. Dort haben wir zweimal auch einfach abgebrochen und sind wieder hoch gelaufen, weil es keinen Sinn gemacht hätte, und das Verletzungsrisiko beim Fahren sinnloser Weise (macht ja auch keinen Spaß, wenn der Trail gerade mal auf S1-Niveau ist, aber trotzdem kaum fahrbar) viel zu hoch gewesen wäre.
Das Teno-Gebirge ist auch sehr schön, eigentlich ähnlich wie das Anaga-Gebirge, aber landschaftlich meiner Meinung nicht ganz so reizvoll, da wir zweimal in tiefen Barrancos gelandet sind, ohne allzu viel Ausblick, und da man länger im Wald ist. Dafür sind die Wege dort auch recht anspruchsvoll. Die beiden Touren, die wir dort gefahren sind, führten über verfallene alte Karrenwege, die teils so steil/ausgesetzt und "löchrig" waren, dass man schon mit 180mm Federweg Mühe hatte, sich auf dem Rad festzuhalten, und sich eigentlich nur wundern konnte, wie die Bewohner der Bergdörfer dort früher mit ihren landwirtschaftlichen Produkten und sonstigem Kram rauf- und runter kamen

Durch die Masca-Schlucht sind wir dann nur per Auto gefahren, da das eh nur Asphalt wäre... am Steuer sitzend wäre das eigentlich ein paar Winterpokal-Punkte wert

Riesen Respekt vor den Busfahrern, die sich dort die steilen/engen/schlecht asphaltierten Straßen hoch und runter quälen müssen. Ich fand es schon mit dem "kleinen" Miet-Berlingo Herzinfarkt-würdig!
Die Canadas haben wir dann ebenso mit dem Auto besichtigt (anders als auf der Straße ist's dort eh nicht gestattet)... per Rad dort auf der engen Touri-Straße zu fahren wäre mir viel zu gefährlich und stressig. Dort die riesigen Lava-Felder zu sehen, und die Ränder des Einbruchskraters mit den Augen abzumessen flößt einem schon eine Menge Respekt ein. Der Ur-Teide muss riesig gewesen sein. In der Mitte dieses Kraters wirkt der jetzige Teide (immerhin auch noch 3700m hoch) wie ein kleines lächerliches Überbleibsel!
Außerhalb des Nationalparks und knapp unterhalb der Canadas haben wir es dann noch geschafft, eine Trail-Tour zu fahren, als unten leichter Regen drohte. Daher haben wir uns dann eben die Wolken von oben angschaut und in der Sonne gebadet

Die Trails fand ich aber nicht wirklich lohneneswert obwohl(weil) sie perfekt hergerichtet waren... konstant 1,5m breit, bis auf 2-3 Treppchen glatt wie ein Kinder-Popo, mit Randbegrenzung und gelegentlichen Steinriegeln als Wasserablauf (und um die
Felgen zu killen, wenn man zu schnell drüber fahren will)... ich hab's dann "Autobahn mit Speedbumps und sporadischen Hindernissen" getauft

Na ja, abhaken. Genauso wie die Trails im Wald über Esperanza. Die sind auf meiner Liste der hässlichsten Trails aller Zeiten ganz oben gelandet. Eigentlich verfallene Pisten. Einmal sind wir in einer alten DH-Strecke der Locals gelandet, die dank tiefem Lehmboden derart ausgefahren war, dass ich mehrfach einfach mit den Pedalen links und rechts der Rinne stecken blieb, und einmal haben wir uns auf Mtb-Einstufungen aus Open-Street-Maps verlassen und einen S2-Trail erwartet und wieder eine "Autobahn mit sporadischen Hindernissen" gefunden

. Ausgerechnet dort läuft man aber alle 5 min einer Gruppe Bikern über den Weg

.
Auto-Fahren auf Teneriffa ist auch lustig!

Die Insel ansich ist ja schon einigermaßen Steil, und die Straßenbaukunst besonders in den Siedlungen beschränkt sich öfter darauf, einfach geradeaus den Berg hoch zu asphaltieren oder zu betonieren. Einmal war der Bürgersteig neben der Straße eine Treppe

. Und da natürlich nur breit genug für ein Auto asphaltiert ist, kann man dort auch sehr gut zurücksetzen und anfahren am Berg üben. Kann sehr interessant werden, wenn hinten einer fast auf der Stoßstange hängt, und die Straße so steil ist, dass man die Handbremse schon ganz durchziehen muss um nicht nach hinten zu rollen

Insgesamt ist die Küste rundum recht dicht besiedelt, und die ganze Insel sehr gut "bevölkert". Alles schien mir sehr geschäftig-stressig-übervoll in den Ortschaften und den Straßen. Für meinen Geschmack von Urlaub tendentliell alles etwas hektisch, was aber auch daran liegen mag, dass ich meistens das Auto fahren musste.
Wie ihr euch schon denken könnt... diese Straßen sind wir dann auch per Bike hochgefahren

Die Mitfahrer haben immer schön die Gabeln abgesenkt, ich durfte so hochfahren. Des öfteren hatte meine Nase nicht mehr viel Platz zum Vorbau

Ich glaub einmal warens ca. 950 Hömes auf 8 km verteilt, mit max. Steigung 28%, und einmal hatten wir sogar 31%. Die Locals haben ganz schön blöd geschaut, als wir uns anschickten, dort die Straße hochzufahren, und uns mit Handzeichen angedeutet, dass das keine gute Idee ist... hinterher wussten wir warum! Vor allem, wenn sich das dann nicht nur 10 m sondern mehrere 100 m so zieht.
Vielleicht schaff ich mir doch mal ein Mountaingoat an...?
Gewohnt haben wir in einem Appartment mitten in einem Orangen-Hain
Fazit: eine schöne Insel, die aber auch manchmal gar nicht so schön sein kann (Stichwort Verbote und Verkehr). Wir haben den Urlaub genossen, aber das nächste Mal fahren wir lieber wieder auf eine Nachbar-Insel.
La Palma und Gomera kenne ich noch nicht, Gran Canaria hat in meinem "Ranking" aber momentan ganz klar die Nase vorn
PS: Bilder müssen noch sortiert, verkleinert, bearbeitet... werden. Dauert noch. Werden dann aber nachgereicht!