Die Kugellager:
Ohne Grease Guard:
Beide Kugellager des XC Pro-Pedals ohne GG (und der anderen Suntour-Pedale mit Rillenkugellager späterer Baujahre ab ca. 1986) haben innen und außen verschiedene Dichtungen/Abdeckungen. Auf den nach außen zeigenden Seiten sind Kunststoffdichtungen und auf den Innenseiten Deckscheiben aus Metall.
"NSE" ist eine herstellerspezifische Bezeichnung und steht für eine "berührende Dichtung", während die meisten anderen Hersteller für berührende Dichtungen die Bezeichnung RS (=Rubber Shield) bzw. 2RS (beidseitige Rubber Shields) verwenden. Für "LR" und "ZL" konnte ich keine Bedeutung finden. R und Z dürfte für die Dichtung stehen, aber "L" ??
Die äußeren Kugellager (auf dem Foto links) haben sieben Kugeln und Abmessungen von 8 mm (innen) x 19 mm (außen) x 6 mm (Breite).
Rillenkugellager mit diesen Abmessungen sind unter der Bezeichnung 698 erhältlich. Eine andere gängige Bezeichnung Europäischer Hersteller ist 619/8.
Die kurbelseitigen inneren Lager (auf dem Foto rechts) haben neun (kleinere) Kugeln und Abmessungen von 10 mm (innen) x 19 mm (außen) x 7 mm (Breite).
Einreihige Rillenkugellager mit diesen Abmessungen finden sich unter der Bezeichnung 63800.
Im Gegensatz zu heutzutage üblichen Lagern ist die Metalldeckscheibe hier nicht eingepresst, sondern wird von einem Sicherungsring gehalten. Der Pfeil zeigt auf die Enden des Sicherungsringes.
Mit Grease Guard:
Das äußere Kugellager des XC Pro-GG-Pedals (im Foto ganz oben) hat beidseitig Deckscheiben aus Metall, eingepresst wie sonst auch überall üblich.
Das kurbelseitige innere Kugellager des GG-Pedals (im Foto in der Mitte und unten) verfügt zur Kurbel hin über eine Deckscheibe aus Metall (Mitte) und ist auf der Innenseite offen (unten). Die Deckscheibe wird ebenso wie auf der Innenseite beim Nicht-GG-Modell von einem Sicherungsring gehalten. Metalldeckscheiben verfügen generell über keine echte Dichtungsfunktion. Auf dem Foto kann man durch den Spalt zwischen Scheibe und Innenring sogar den Käfig sehen. Wegen des Spalts funktioniert das GG-System auch. Es lässt sich ohne weiteres Fett hindurchdrücken. Der Zweck von solchen Deckscheiben ist das Vorhalten der werksseitigen Schmierung im Lager und Schutz vor grobem Schmutz.
Auf den Deckscheiben und Dichtungen der kurbelseitigen Lager in Suntour-Pedalen steht die Typenbezeichnung „6800”. Unter dieser Bezeichnung findet man ansonsten allerdings ausschließlich Lager mit den Abmessungen 10 x 19 x 5 mm, also 2 mm schmaler als im Pedal vorhanden.
Warum die Typenbezeichnung auf den Lagern nicht zu den Abmessungen passt, konnte ich nicht herausfinden. Möglicherweise hat sich was an den Bezeichnungen geändert oder in Japan wurden andere Nummern benutzt (glaube ich beides nicht). Zur Klarstellung müsste man Einblick in die Industrienormen JIS B 1513 und DIN 623/DIN 625 aus den 80er Jahren haben. Wenn überhaupt, geht das nur kostenpflichtig, denn einfach so online findet man dazu nichts.
Ich habe jedoch folgende Vermutung: Zum Standard-Kugellager mit 10 mm Innendurchmesser und 19 mm Außendurchmesser gehört eine Breite von 5 mm und die Bezeichnung 6800. Bei den selben Durchmessern wird eine Breite von 7 mm zwar auch von den Normen abgedeckt, allerdings nicht als Standardlager. Womöglich wurde dieses Format beim Hersteller so selten nachgefragt, dass sich die gesonderte Anfertigung von Deckscheiben oder Kunststoffdichtungen mit der Beschriftung „63800” nicht lohnte, wenn doch sowieso vorhandene Scheiben mit der Beschriftung „6800” genauso gut passten.
[Unter 62800 findet man übrigens 10x19x6 mm-Kugellager während 61800 eine alternative Bezeichnung zu 6800 für 10x19x5 mm ist].
Der Autor des Fahrradzukunft-Artikels hat bei der Vorbereitung seines Berichtes das kurbelseitige Lager im Pedalkörper belassen. Er nennt trotzdem die korrekten Maße und bezeichnet es als "am ehesten ein zweireihiges Schrägkugellager, vermutlich der Reihe 3800". Solche Lager haben in der Tat die selben Abmessungen wie 63800 Lager.
Hier links ein 3800 2Z (2Z = beidseitige Metalldeckscheiben) Schrägkugellager des Herstellers NKE, bei dem ich eine Metalldeckscheibe entfernt habe und zum Vergleich rechts die Innenseite eines kurbelseitigen 63800 Z Lagers eines Suntour GG-Pedals:
Nicht nur die Kugeln des Schrägkugellagers sind anders angeordnet, auch der Käfig ist ganz anders. Er füllt den Innenraum weitgehend aus und besteht aus glasfaserverstärktem Polyamid, nicht nur bei NKE, auch bei Schäffler / Ina und anderen Herstellern.
Das 3800er Lager habe ich probehalber in ein Pedal eingebaut. Es passt natürlich und das Nachschmieren funktioniert auch wie gewohnt.
Ein solches Lager ist in den Einzeldisziplinen nicht wesentlich überlegen, kann aber größere kombinierte Radial- und Axial-Lasten aufnehmen. Ich halte das zweireihige Schrägkugellager allerdings für übertrieben. Hätte Suntour es seinerzeit für angemessen gehalten, hätten sie es selber gewählt. Betrachtet man die Lagerung von heutigen Plattformpedalen, so wirken die von Suntour gewählten einreihigen Rillenkugellager bereits überdimensioniert. Heute findet man Pedale, die auf der Innenseite Gleit- oder Nadellager (ohne Aufnahme von Axiallasten) und auf der Außenseite nochmals eine bis zwei Nummern kleinere Rillenkugellager haben. Die Hersteller dürften davon ausgehen, dass auch solche Lagerungen den üblicherweise in Pedalen auftretenden Belastungen gewachsen sind. Obwohl, wenn ich so drüber nachdenke, wird da auch die eine oder andere
Fehlkonstruktion dabeisein... 
Preislich liegen zwischen 63800er und 3800er Kugellagern jedenfalls Welten und die Auswahl von 3800er Lagern ist auch überschaubar, weil bei weitem nicht jeder Markenhersteller sie im Sortiment hat.
Beim Pedal des Autors des Fahrradzukunft-Artikels ist das kurbelseitige Kugellager bereits defekt. Die Deckscheibe und der Sicherungsring
haben sich vom Kugellager gelöst und werden vom Autor fälschlicherweise als Bestandteile des Pedals interpretiert und als stählerne Dichtscheibe und Passring bezeichnet.
Sollte einem das selber passiert sein: Wenn die Bauteile noch intakt sind, kann man das Lager leicht wieder zusammensetzen. Sorgfältige Reinigung, Pinzette und eine ruhige Hand helfen ungemein.
In dem genannten Artikel wird außerdem beschrieben, dass es in Bezug auf die Lagerung "mindestens zwei Ausführungen" gäbe. Eine Ausführung des XC Pro-Pedals verfüge über ein Konuslager im Inneren. Die andere (seine) Version stütze sich auf das spezielle zweireihige Schrägkugellager ab.
Ich habe alle drei Modelle des XC Pro-Pedals (also PL-XC00, PL-XC01 und PL-XC02) genauso wie die engen Verwandten (Superbe Pro älter und jünger, XC Compe) in ihre Einzelteile zerlegt und mir die verbauten Lager genau angesehen. Daher kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass es beide im Artikel genannten Ausführungen nicht gibt.
Ein Feature von Norm-Kugellagern mit Metalldeckscheiben oder Kunststoffdichtungen ist die Lebensdauerschmierung. Hinweise, man könne rauen Lauf durch Schmierung beseitigen, sind Quatsch. Der raue Lauf resultiert nicht aus fehlendem Fett. Auch trockene Lager laufen nicht rau wenn sie ansonsten in Ordnung sind..
Die Lager sind aufgrund ihrer Bauart nicht für eine Nachschmierung vorgesehen und müssen ausgetauscht werden. Eigentlich jedenfalls. Bei korrosionsfreien, samtig laufenden Lagern, die nicht mit GG nachgeschmiert werden können (z. B. alle äußeren Lager), könnte man allerdings auf die Idee kommen, dass neues Fett nach 30 oder 40 Jahren nicht schaden könne. Wie man eine Kunststoff-Lagerdichtung entfernt, ist in einem der YouTube-Videos zu sehen. Auch eingepresste Metalldeckscheiben kann man mit ein wenig Feingefühl ausbauen, das Lager reinigen und neu fetten und die Scheiben dann wieder einsetzen. Das geht allerdings nicht spurlos an den Scheiben vorbei: Dellen werden bleiben, die die Funktion allerdings nicht beeinträchtigen. Ich habe das ausprobiert, aber ob das sinnvoll ist, kann ich nicht beurteilen.
Welche Lager nehmen?
Die Originallager in den Suntour-Pedalen stammen vom japanischen Hersteller Nachi. Standard-Kugellager der benötigten Größen von Nachi konnte ich online nirgends finden, auch nicht direkt in Japan. Die Lager mit unterschiedlichen Dichtungen auf beiden Seiten sind recht speziell und auch von anderen Herstellern nicht erhältlich. Selbst auf einer Seite offene Kugellager für die GG-Pedale sind nicht zu finden. Diese Varianten scheinen Sonderanfertigungen zu sein. Sonderanfertigungen lediglich in Bezug auf die eingebauten Dichtungen dürften für den Lagerhersteller allerdings sehr leicht umzusetzen sein.
Für den Endverbraucher bleiben nur Standardlager anderer Hersteller als Nachi mit beidseitig gleichen Dichtungen.
Wenn ich die Lager tauschen möchte, würde ich aus Gründen der besseren Abdichtung auch bei GG-Pedalen für die Außenseite Kugellager mit Kunststoffdichtungen (698 2RS) statt Metalldeckscheiben (698 ZZ oder 2Z) wählen. Dies ist auch deshalb sinnvoll, weil diese Lager nicht Bestandteil des GG-Systems sind und eingedrungene Feuchtigkeit im Gegensatz zu den innenseitigen Lagern nicht herausgedrückt werden kann, was zwangsläufig zu Korrosion führt.
Für die kurbelseitige Lagerung beim GG-Pedal habe ich mal ein 2RS-Lager ausprobiert und auf der Pedal-Innenseite die Dichtung entfernt. Zwar kann man nachschmieren, allerdings wird dabei die verbliebene Kugellagerdichtung in Richtung Kurbel herausgedrückt. Also bleibt es bei wie bei Suntour bei einem Lager mit einseitiger Metalldeckscheibe (63800 Z). Weil solche Lager nicht zu finden ist, würde ich eines mit beidseitigen Deckscheiben (63800 ZZ oder 2Z) wählen und eine Deckscheibe entfernen. Das ist fummelig aber geht.
In's Nicht-GG-Pedal gehören innenseitig 63800 2RS Lager mit Kunststoffdichtungen.
Niro-Lager mit RS Dichtungen sind eine Überlegung wert.
Nun könnte man meinen, dass die von mir gerade vorgeschlagenen beidseitigen berührenden Kunststoff-Dichtungen zu viel Reibung ggü. der originalen Suntour-Lösung (eine Seite berührungslose Z-, andere Seite berührende RS-Dichtung) mit sich bringen. Eher nicht. Lager in diesen Größen sind für mehrere Zehntausend U/min ausgelegt. Den Unterschied wird auch die Prinzessin auf der Erbse nicht in Ihrem Fuß merken können. Ich denke, der Unterschied im Pedal wäre nicht mal messbar.
Die üblichen Lager kann man online als No-Name-Artikel im Zehnerpack für weniger als einsfuffzig Euro pro Stück finden. Markenartikel sind meist einzeln verpackt und liegen tlw. im zweistelligen Euro-Bereich.
Langfristig dürften die 10er-Packs solcher Standardlager aus China preislich unschlagbar sein. Selbst bei häufigerem Defekt und Austausch werden Markenlager da wohl nicht herankommen. Trotzdem würde ich selber immer Markenfabrikate wählen.
Die äußeren Kugellager in den Suntour-Pedalen mit einem Innendurchmesser von 8 mm gehören gerade noch zur Kategorie „Miniatur-Kugellager”, während die inneren mit einem Innendurchmesser von 10 mm bereits zu den „normalen” Rillenkugellagern zählen. Bei Miniaturlagern ist NMB (Japan) Weltmarktführer. EZO (ebenfalls aus Japan) genießt einen hervorragenden Ruf und wird häufig als Referenz bezüglich Qualität und Präzision genannt. Angeblich lässt SKF seine Miniaturlager von EZO produzieren, um sie dann unter dem eigenen Label teurer zu verkaufen. Auf der Packung von SKF 698 Lagern steht auf jeden Fall "Made in Japan".
Onlineshops für Kugellager gibt es viele. Auf Ludwigmeister.de findet man die EZO-Lager in den beiden benötigten Größen mit beiden Dichtungsvarianten; von SKF hingegen nur die 698er-Lager, zu einem deutlich höheren Preis. Andere Händler mit einem ähnlich breiten EZO-/SKF-Angebot konnte ich auf die Schnelle nicht finden. Für zwei EZO 698 2RS fallen dort aktuell € 22,72 an (in VA € 36,42), für zwei 63800 2Z € 25,94 (in VA € 61,58), mit Versand also knapp über 50 Euro für ein Paar XC Pro-Pedale.
Vom Fahrradkugellager-Spezialisten Enduro gibt es auch passende Lager, allerdings nur mit RS-Dichtungen (nicht GG-kompatibel), die laut Produktbeschreibung als „LLB“-Dichtungen mit verbesserter Abdichtung ausgeführt sind. Enduro entwickelt seine Produkte in den USA, lässt sie aber vermutlich in China oder Taiwan produzieren, wenn auch wahrscheinlich nach eigenen Qualitätsstandards. Das erklärt die Preise von 6 oder 8 Euro pro Stück.
Ein weiterer in Erwägung zu ziehender Anbieter wäre m.E. die deutsche Marke "Zen", der nach eigenem Bekunden in eigenen Werken in China
nach eigenen Standards fertigt. Von Zen gibt es alle Variationen der oben genannten Lager, zu Preisen, die nochmal deutlich unter denen von Enduro liegen.
Montage:
In den YouTube-Videos wird gezeigt, wie man die Lager mit Hausmitteln wieder einbauen kann. Dass die Lager beim Einsetzen nur an zwei Punkten aufliegen, führt dazu, dass man sie leicht verkantet. Die Lager nur mit Hausmitteln einzusetzen ist eine Herausforderung.
Zuerst wird das kurbelseitige Lager eingesetzt.
In der auch unten angefügten Anleitung für einen Austreiber von SunTour USA steht beschrieben, dass die Lager mit Handkraft alleine wieder in den Pedalkörper einzusetzen seien. Mit ein wenig Wohlwollen stimmt die Aussage. Bei gebrauchten Pedalen muss man dafür die Lagersitze im Pedal sehr sauber bekommen. Feucht auswischen reicht nicht unbedingt. Mit Polierpaste ging es bei mir. Das dauert natürlich und ein nicht abgebauter Käfig stört dabei. Sollte man gebrauchte Lager einbauen wollen, z.B. aus einem anderen Pedal, gilt dasselbe für die Außenseiten und Bohrungen dieser Lager. Ohne diese Vorarbeiten kann man die Lager auch einsetzen, nur die Handkraft alleine reicht dafür eben nicht. Das sieht man auch in den Youtube-Videos.
Die Lagersitze auf der Pedalachse würde ich immer mit Polierpaste reinigen (auch weil es einfach ist), nicht auf Hochglanz polieren, sondern nur so dass sämtliche Ablagerungen (Rost z.B.) entfernt sind.
Das Ausrichten beim Wiedereinsetzen der Lager fällt mit einem passenden Austreiber leichter, auf dem sich das Lager mit wenig Spiel platzieren lässt. Mit den Fingern allein ist das schwierig. Mit dem Austreiber kann man auch mehr Kraft aufbringen, ggf. leicht klopfen, was schon ausreichend sein kann.
Wenn ein Pedal nach dem Einbau neuer Lager keinen samtweichen Lauf hat, stehen die Lager unter Spannung. Vielleicht sitzen die Lager nicht tief genug im Körper oder es fehlt an Passscheiben unter der Fixierschraube. In beiden Fällen werden die Lager schnell wieder verschleißen.
Nach dem Zusammenbau würde ich bei GG-Pedalen etwas Fett in den Spalt zwischen Deckel und Pedalkörper schmieren, damit zumindest vorübergehend Wasser nicht ohne weiteres eindringen kann.
Spezialwerkzeug:
Nur wenn man bei bei GG-Pedalen auch an das innenliegende Kugellager heran will, wird man vermutlich nicht umhinkommen, sich eines der oberen drei Hilfsmittel zu besorgen:
Oben ist ein Sackloch-Lagerabzieher (No-Name-Produkt aus China), darunter links ein "Expanding (Blind) Bearing Puller" des Herstellers BearingProTools, rechts der BBT-105 "ABI Enduro Cartridge Bearing Puller" des Lagerherstellers Enduro. Ein identisches
Werkzeug hatte Suntour früher auch
(TA-340).
Nur das obere
Werkzeug ist im Wortsinne ein Abzieher und funktioniert mit einem Gleithammer, der dort eingeschraubt wird. Die beiden darunter werden in der Bohrung des Lagers befestigt. Von der anderen Seite wird dann ein Austreiber angesetzt, der sich auf dem
Werkzeug abstützt. Der Austreiber kann so gleichen oder kleineren Durchmessers als die Lagerbohrung sein, hier z.B. ein 10 mm Messingstab. Man sollte aufpassen, dass der Austreiber nicht auf dem inneren Dichtring aufliegt, der würde Schaden nehmen.
Den Abzieher ganz oben aus China würde ich nur wählen, wenn ich auch für mehrere Kugellager anderer Größen einen solchen bräuchte. Man bekommt ihn nämlich nur in einem Koffer zusammen mit mehreren Abziehern für Kugellager anderer Größen (meinen Koffer gebe ich für 30 Euro inkl. Versand gerne wieder ab).
In Verkaufsangeboten ist das Enduro-
Werkzeug (rechts) für Kugellager mit einem Innendurchmesser von 8 bis 25 mm angegeben. Dies stimmt jedoch nicht mit den tatsächlichen Eigenschaften des Werkzeugs überein. Der Durchmesser des Teils, das durch das Kugellager geführt wird, beträgt ca. 10,5 mm. Sicher kann man rundum drei Zehntel wegfeilen, um es passend zu machen. Dann hätte man ein Tool, das nicht nur für das Pedallager, sondern auch z. B. für das Grease-Guard-Nabenlager mit 12 mm Innendurchmesser geeignet ist (genau dafür wurde es seinerzeit von Suntour angeboten). Ob es auch für andere Lager mit deutlich größeren Innendurchmessern geeignet wäre, lasse ich mal dahingestellt. Teilweise bekommt das
Werkzeug im Netz für solche Anwendungen vernichtende Kritiken. Im Lieferzustand ist es leider nicht für die kurbelseitigen Kugellager der Suntour-XC-Pro-Pedale geeignet.
Dafür ist das Helferlein von BearingProTools (links) umso besser. Dieses
Werkzeug gibt es in
dutzenden Größen, für jede Innendurchmesser/Lagerbreite-Kombination eine Variante. Eine spezifische Variante für das 63800 Lager gibt es auch. Das ist auch der einzige Haken: bei den verschiedenen Lagergrößen am Rad benötigt man mehrere von den Dingern.
Sollte ein regelmäßig geschmiertes GG-Pedal rau laufen, würde ich zunächst davon ausgehen, dass nur das äußere Lager die Ursache ist. Dann könnte man zunächst die Finger vom kurbelseitigen Lager lassen und sich erstmal das Zusatzwerkzeug ersparen, bei Nicht-GG-Pedalen sowieso.
Da ich mehrere Suntour-Pedale mit Rillenkugellagern besitze, habe ich mir außerdem
Austreiber und Einpressbuchsen drehen lassen.
Das war bevor ich im Netz das bereits genannte "Suntour Superbe Pedal Overhaul Tool" gefunden habe. SunTour USA hat in der Vor-GG-Zeit ein
spezielles Werkzeug für den Lagertausch an Suntour Pedalen vertrieben. Dabei handelt es sich um einen mehrstufigen Austreiber für a) die Achse, b) das äußere Kugellager und c) das kurbelseitige Lager. Für das Austreiben des kurbelseitigen Lagers bei GG-Pedalen ist das
Werkzeug nicht geeignet (siehe oben), für das Wiedereinsetzen jedoch schon und bei allen anderen Pedalmodellen ohnehin. Ich halte so einen Austreiber für ziemlich sinnvoll, bei allen Pedalen.
Es handelt sich um ein einfaches Drehteil. Das sollte jeder, der eine Drehmaschine bedienen kann, nachbauen können. Ein 12 mm oder 13 mm Messing- oder VA-Rundstab bietet sich als Ausgangsmaterial an.
Die Maße habe ich anhand des Fotos ermittelt. Sie dürften dem Original recht nahe kommen. Evtl. hat das Original auch zöllige Maße (weil Made in USA), Durchmesser 1/2", Längen 3 5/8" und 1 7/8", die Abweichungen lägen im Zehntel-mm-Bereich. Entscheidend sind die Durchmesser in der Mitte. Bei den Längen kommt es nicht auf jeden mm an, der Wert für den mittleren Abschnitt ist jedoch ein Mindestwert. Für mich würde ich das
Werkzeug länger haben wollen, Werte in Klammern. Alle Maße sind nur ein Vorschlag und sowieso ohne Gewähr.
In der PDF mit der Anleitung habe ich die Skizze für ein solches
Werkzeug auch eingefügt, etwas größer.
Das
Werkzeug und die Anleitung werden aus der ersten Hälfte der 80er stammen. In der Anleitung wird beschrieben, dass die Lager mit Loctite verklebt werden. Reste von Kleber an Lagern habe ich nur bei älteren Superbe Pro-Pedalen festgestellt. Diese Lager waren teilweise wirklich sehr schwer zu lösen. Die jüngeren Baujahre, also auch alle XC Pro-Pedale, kommen ohne Loctite aus.
Zusammenfassung:
- der mehrstufige Austreiber wäre äußerst hilfreich, bei allen Pedalen
- ein Hilfswerkzeug ist für das Austreiben des inneren Lagers bei GG-Pedalen meist erforderlich
- ein 10 x 150 mm Messingrundstab hierzu wäre ein Nice-To-Have, das sollte der Dreher auch so für kleines Geld liegen haben
- auch lediglich Nice-To-Have: Lager-Einpresshülsen, unten auf dem Foto
- nicht speziell aber hilfreich: eine ca. 30 mm lange Zylinderkopfschraube mit M5 x 0,5 Feingewinde, die man zwecks Austreiben in's Achsenende schraubt. Der SunTour USA-Austreiber ist dafür etwas unhandlich, könnte sich evtl. bei viel Krafteinsatz auch aufweiten, was ihn unbrauchbar machte
Grease Guns:
Wenn man noch keine
Fettpresse hat, bieten sich Modelle mit langer Dosierspitze an, Motorex Grease Gun oder Birzman BM14-LGG-S. Andere Modelle mit langer Spitze kann man (glaube ich) in D nicht bekommen.
Wer richtig stilecht unterwegs sein möchte, kann versuchen, sich eine originale Suntour Grease Gun zu besorgen: OT-GG10 (1990 und '91, die ist vom selben Hersteller und auch nach 35 Jahren noch baugleich zur Motorex Grease Gun) bzw. OT-GG11 (ab 1992, mit "Suntour" Namenszug eingestanzt, ansonsten ähnlich Birzman). Viel Glück dabei. Die Suntour Fettpressen sind aus vergütetem Unobtainium. Anfang der 90er gab es sogar Original Suntour-Fett in Tuben (OT-GG01).
Hat man schon eine
Fettpresse mit kurzer Spitze (z.B.
Hazet), kann man die auch nehmen, wenn man eine Dichtung um die Spitze bastelt. Der Kanal in der Pedalachse ist danach natürlich voll. Mit einer M5-Schraube kann man nachschieben.
Die lange Dosierspitze kann man auch auf
Hazet-Fettpressen schrauben. Die Spitze einzeln nachzukaufen, habe ich mal versucht – erfolglos. Es gibt nur einen Hersteller, DUALCO aus Houston, Texas.
Entwicklungsgeschichte der Suntour Pedale mit Rillenkugellagern:
Das XC Pro-Pedal gehört zur recht kleinen Familie der Suntour-Pedale mit Rillenkugellagern: Superbe Pro (Straße und Bahn), BMX, XC Compe, XC Pro. Mehr nicht.
In Suntour Veröffentlichungen von
Januar 1979 und
April 1979 finden sich Fotos von offensichtlichen Prototypen der BMX- und Bahnpedale. Die endgültige Form ist im Katalog
von Oktober 1979 für das Modelljahr 1980 zu sehen, und zwar für die Kategorien
Straße,
Bahn und
BMX. Preislich lagen die Pedale 1980 auf
Höhe von Campagnolo Record Superleggero Pedalen, waren aber deutlich leichter.
Im Gegensatz zu den Pedalen mit Konuslagern (z. B. XC II und
Superbe ohne "Pro" 1976-1984), die von MKS produziert wurden, hat
Maeda Industries/Suntour diese Pedale selbst hergestellt. Die eigene Herstellung bei Maeda/Suntour erklärt möglicherweise auch die große Überschneidung der Bauteile bei den verschiedenen Pedalmodellen.
Die Straßen- und Bahnpedale der 80er tragen auf den Käfigen zwar den Aufdruck "Superbe" ohne "Pro", sind aber immer die "Superbe Pro"-Modelle. Das
richtige "Superbe"-Pedal hat
"Superbe Custom" in den Käfig eingestanzt. Es ist als (schicker) Klon des Campagnolo Pedals auch ganz anders aufgebaut. Superbe- und Superbe Pro-Pedale gab es parallel 1980 bis 1984.
Zur Familie gehören auch das Suntour
BMX-Pedal (MP-1000, 1979 bis 1985) und der Nachfolger, das
XC Compe-Pedal (PL-5700, 1986 bis 1988, keine Gruppenzugehörigkeit), "Compe" unbedingt mit „e” am Ende. Es ist baugleich mit dem MP-1000, hat aber eine verchromte Achse. Das MP-1000 / PL-5700 hat gleiche Ober- und Unterseiten, ist insofern beidseitig nutzbar und der Käfig ist mit acht statt sieben Schrauben befestigt. Käfig und Pedalkörper sind nicht mit den anderen Pedalen austauschbar.
Das MP-1000 hat im Laufe seiner Existenz eine Verschiebung seines Zweckes erfahren. Bis 1984 wurde es als BMX-Pedal geführt, 1985 gab es keine BMX Komponenten mehr, außer dem Pedal, dass dann unter der XC-Gruppe geführt wurde. Das sollte auch dem Nachfolger XC Compe PL-5700 passieren, bis 1989 das XC 9000- bzw. XC Pro-Pedal PL-XP10/PL-XP00 die Nachfolge antrat, übrigens auch die des (konusgelagerten) XC II-Pedals, was die Form des Käfigs erklären würde.
BMX und XC Compe-Pedale sind heute die teuersten Suntour Pedale. NOS Exemplare gehen für mehr als $ 500,-- in den USA auf
eBay über den Tisch.
Eine Werbeanzeige aus 1980. Nur 1980 hatten auch die Superbe Pro-Pedale schwarze Achsen, danach nur noch die BMX-Pedale. Gesehen habe ich das allerdings nur in Katalogen, nicht auf anderen Fotos.
Aus dem Suntour Superbe Pro-Katalog 62-A für 1985
In den 80ern, also vor XC Pro, gab es einige kleinere Weiterentwicklungen:
Die Achse hat eine bessere Verchromung bekommen, größere Schlüsselflächen für den Pedalschlüssel und einen Versatz für die Plastikdichtung. Die Fixierschraube hat den gleichen Versatz und die Dichtungen selbst sind auch etwas anders. In dem obigen 1985er Superbe Pro-Prospekt von November 1984 ist die neuere Version auf Seite 2, ebenso wie im Schnittmodell auf Seite 11, abgebildet, hingegen die vorherige Version mit dem großen Foto auf Seite 11. Im
1984er Katalog ist noch ein Schnittmodell mit kleinen Schlüsselflächen zu sehen. Diese Änderungen lassen sich also recht genau auf 1984/85 datieren. Die Käfigschrauben blieben zu dem Zeitpunkt noch unverändert.
Die Änderung der Plastikdichtungen mit Einführung einer Fixierung an der Achse bzw. Schraube ist eine deutliche Verbesserung. Der ältere Hinweis in der SunTour USA-Anleitung, diese Dichtungen mit Sekundenkleber am Pedalkörper zu befestigen, wird nicht von ungefähr kommen. Die Dichtungen sitzen bei der älteren Bauweise nämlich nicht besonders fest, die äußere kann rausfallen, die innere auf der Achse nach innen wandern.