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Craft Bike Days 2019
„Kleine Marken machen die Vorarbeit.” – Giacomo Großehagenbrock von Kavenz im Interview

Vielen Lesern ist die „Wir entwickeln einen Fahrradrahmen-Serie“ bereits bekannt – nur über Giacomo Großehagenbrock, Entwickler des Kavenz-Bikes und Chef von 77designz, steht bisher nicht ganz soviel in den Artikeln. Zeit, mal nachzuforschen, wer Giacomo eigentlich ist und was er macht: Was treibt ihn an, einen Rahmen zu bauen und dabei selbst bei Rissen auf dem Prüfstand und weiteren Rückschlägen größtmögliche Transparenz walten zu lassen? Hier ist das spannende Interview mit Giacomo Großehagenbrock von Kavenz.

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MTB-News.de: Hallo Giacomo, stell dich doch für unsere Leser kurz vor – wie alt bist du, wo kommst du her, wer bist du?

Giacomo Großehagenbrock: Ich bin 36 Jahre alt, heiße Giacomo Großehagenbrock und komme aus dem flachen Münsterland. Wir haben leider keine Berge, also müssen wir uns den ganzen Tag damit beschäftigen, wie man Berge theoretisch schneller runterfahren könnte. Wenn ich Fahrrad fahren gehe, bin ich im Ruhrgebiet oder im Teutoburger Wald unterwegs.

# Moritz und Hannes von MTB-News unterhielten sich am zweiten Tag der Craft Bike Days länger mit Giacomo von 77designz - hier ist das spannende Interview!
Diashow: Craft Bike Days 2019: „Die kleinen Marken machen die Vorarbeit.” – Giacomo Großehagenbrock von Kavenz im Interview
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Du bist jetzt schon länger mit dem Projekt Kavenz beschäftigt, aber das ist nicht das Erstlingswerk von dir – du bist schon seit vielen Jahren aktiv, was die Entwicklung von Komponenten und Fahrrädern angeht, richtig?

Genau, ich habe seit 12 Jahren die Komponentenfirma 77designz, den ersten Rahmen habe ich tatsächlich schon mit 17 Jahren während eines Praktikums bei Nicolai entwickelt. Das ist mittlerweile 19 Jahre her und in der Zwischenzeit gab es immer mal wieder Rahmenprojekte oder Entwicklungsprojekte für Externe. Wir (Stefan Mundorf und Ich) haben zum Beispiel für Alutech die technische Umsetzung des neuen Fanes-Designs gemacht, wir hatten einen Downhill-Rahmen namens Flatout, danach hatten wir auch einen Endurorahmen, der dann aber noch für 26″ konzipiert war … das war noch, bevor der große Boom anfing, also schon wieder eine ganze Weile her.

# Das Kavenz VHP160 brachte Giacomo für die Craft Bike Days in Raw mit – plus rot eloxierten Details.
# Der Name Kavenz entstammt dem bekannten „Kaventsmann“ - zwecks Internationalität wurde aus dem „ts“ ein „z“.
# Auch an den Frästeilen ist der Firmenname verewigt.

Das hat uns aber nie wirklich Ruhe gelassen und wir wollten halt immer weiter machen – das Rahmending war einfach das, wo das Herzblut drinsteckte, wo wir viel Erfahrung gesammelt, aber in den alten Projekten nie wirklich auf die Straße gekriegt haben. Der Weg, das Produkt zu entwickeln, ist das eine – aber das Produkt zur Serienreife zur bringen, ist nochmal was komplett anderes. Und dann ein Business daraus zu bauen ist nochmal der nächste Schritt. Also drei Kapitel, die normalerweise auch nicht von einer Person gemacht werden, sondern von verschiedenen Abteilungen.

Viele unserer Leser kennen die Artikelserie „Wir entwickeln einen Fahrradrahmen“ – diese hat uns ja die letzten Jahre bereits begleitet. Erzähl uns doch mal: Wann war der Startschuss für das Projekt und was waren so bisher die Meilensteine, kurz zusammengefasst?

Die Idee, dass wir etwas mit einem hohen Drehpunkt machen wollten, fing eigentlich schon zum Start der Einfach-Antriebe am Enduro an. Also eher vor vier, fünf Jahren. Dann hatten wir aber immer das Problem, dass wir gesagt haben: Ok, hoher Drehpunkt bedeutet auch immer einen richtig hohen Anti-Rise, das verhärtet sich also auf der hinteren Bremse und wir sind auch einfach nicht drauf gekommen, wie wir es lösen können. Den Durchbruch hatte ich dann vor zirka zwei Jahren im Sommer. Zu dieser Zeit war ich für sechs Monate in Vancouver und bin dort sehr viele Rennen der BC Enduro Series gefahren. Da habe ich – aus dem Grund, dass die Strecken dort viel anspruchsvoller sind als hier – nochmal viel mehr von Fahrradfahrwerken verstehen gelernt.

# Ungewöhnliche Konstruktion erfordert ungewöhnliche Optik - das Ausfallende ist sehr weit hinuntergezogen.
# Charakteristisch für die Kavenz-Konstruktion: Die Umlenkrolle, um den starken Kettenzug des hohen Drehpunktes auszumerzen.

Und als ich dann verstanden hatte, dass eben bestimmte Räder nicht aus dem Federweg gehen, wenn du hinten bremst und bestimmte Räder sich reinziehe – also genauer gesagt, als ich Anti-Rise verstanden habe – habe ich eben auch verstanden, wie ich es in Linkage lösen kann. Und als ich merkte, ich habe eine Kinematik, die funktioniert, mit der wir dieses Verhärten auf der Bremse nicht haben und auch eine gescheite Kompensation anbieten können, die der Gewichtsverlagerung ausreichend entgegenwirkt: Da wusste ich, dass wir eine Plattform haben, die funktionieren kann. Mit der man wirklich einen Prototyp bauen kann.

# Charging hard. Wenn man im Video zeigen will, was das Kavenz kann, muss man an seine Grenzen gehen.

Dein Rad sieht ja jetzt ziemlich anders aus als viele andere Räder mit hohem Drehpunkt – wie du es erzählst, klingt es schon so, als hättest du das Optimum gefunden. So langsam zeigen auch einige andere Hersteller ähnliche Konzepte – merkst du, dass das Konzept jetzt auch im Kommen ist?

Ja, die Großen geben uns da natürlich, wenn sie auch so etwas zeigen, die Legitimation für unsere Bemühungen. Ich glaube, dass die Großen sich da bis jetzt zurückgehalten haben, weil der Markt dazu noch nicht bereit war, dass die Kleinen die Vorarbeit machen. Und die Kleinen haben natürlich auch den Vorteil: Wenn sie verkaufen, dann müssen sie keine 3.000 Rahmen verkaufen, sondern die sind auch mit 100 oder 200 glücklich. Dementsprechend können wir natürlich auch ein Geschäftsmodell aufbauen, das für uns funktioniert, was wirklich nur mit Leuten auskommt, die die absoluten Nerds sind, die sich absolut in der Tiefe auskennen. Und die im Prinzip so ein Rad sogar kaufen würden, weil ich ihnen die Kinematik gescheit erklären kann, weil sie erkennen: Da gibt es einen theoretischen Vorteil, den sie praktisch erfahren wollen. Und das ist einfach so spannend für gewisse Leute, dass wir die damit erreichen können – und das können die Großen nicht.

# Das Kavenz VHP160 ist das erste eigene Bike der Firma und noch nicht erhältlich - der Prototyp erntete jedoch schon respektvolle Blicke der anderen Hersteller.

Wir sind dein Rad noch nicht gefahren – kannst du in ein paar Sätzen erklären, wie das Fahrgefühl auf dem Kavenz ist?

Es hat einen höheren Anti-Squat als fast alles, was mir bekannt ist, mit weniger Pedalrückschlag als alles, was mir bekannt ist. Das heißt, wir beschleunigen dynamischer und bezahlen das nicht mit Pedalrückschlag, der damit normalerweise einhergehen würde. Dazu kommt noch: Wenn du in einem steilen Stück bremst, bleibt der Hinterbau sehr offen. Damit haben andere Räder mit hohem Drehpunkt Schwierigkeiten. Die Raderhebungskurve geht deutlich nach hinten – im Gegensatz zu deutlich nach vorne, wie es mittlerweile bei 29ern meistens ist. Dabei muss das Hinterrad quasi gegen das Hindernis arbeiten. Wenn du über starke Wurzelteppiche oder Steine fährst, dann hast du „Grabbing“, wie die Engländer das nennen – also ein Festhalten. Dein Hinterrad hält dich fest.

# In der Kettenstrebe sitzt ein klassischer Horstlink.
# Ein Traum von einem Rocker - hier ist er schon rot eloxiert – die ganze Story dazu gibt es hier: https://www.mtb-news.de/news/77designz-teil-7-der-rocker/

Unser Rad geht davon weg, das beschreibe ich gerne mit folgendem Effekt: Du schiebst eine Schubkarre einen Bordstein hoch und musst dabei viel Kraft aufwenden – oder du ziehst die Schubkarre hoch, was viel einfacher ist. Den gleichen Effekt machen wir uns zunutze und dadurch sitzt du, ohne mehr Energie ins Fahrrad zu geben, einfach drauf und bist schneller. Du behältst das Moment viel einfacher, ohne aktiver fahren zu müssen. Für Rennfahrer ist das absolut ideal, weil du nicht ermüdest und dadurch länger durchhalten kannst.

Kommst du eventuell damit sogar um den einen oder anderen platten Reifen drumherum, weil der Hinterbau mehr nachgibt?

Kann ich jetzt nicht quantifizieren (lacht), aber ich habe schon sehr lange auch ohne Cushcore keinen platten Reifen mehr gehabt.

Du bist ja von vorneherein sehr transparent mit dem Entwicklungsprozess des Rahmens umgegangen – bereust du das im Nachhinein?

Wir machen uns damit natürlich das Leben zu einem gewissen Punkt schwer und es gab sicherlich auch Momente, in denen ich mit mir gehadert hab und gesagt habe: Boah, das ist jetzt harter Tobak – gehst du damit wirklich an die Öffentlichkeit oder zeigst du es vielleicht nur auf Youtube, aber schreibst keinen Artikel drüber? Aber am Ende habe ich mich immer wieder auf unsere Kernidee zurückberufen und gesagt: Die Dokumentation stand am Anfang und das Vertrauen, das wir aufgebaut haben, will ich nicht enttäuschen. Und ich will auch, dass die Leute sehen, dass das schwer ist. Dass die das wertschätzen können. Und das geht nur, indem man auch die Fehler zeigt. Für uns ist es nicht immer einfach gewesen, aber die Leute, die das Projekt verfolgen, haben uns das mit extremer Wertschätzung zurückgegeben und jedes Mal, wenn ich denke „Jetzt werden sie uns zerreißen“, sagen die Leute: Wieso, ist doch ganz normal, passiert jedem, spricht halt nur keiner drüber. Und das gibt uns natürlich wahnsinnig viel Rückhalt und bestätigt uns in dem, was wir machen.

# Kavenz-3
# Kavenz-5

Ist es auch schon vorgekommen, dass du durch die Diskussionen im Forum wertvolles Feedback rausziehen konntest?

Extrem wichtiger Punkt für uns. Wir können dadurch, dass wir so früh und zeitnah – also bevor wir ein Produkt auf den Markt bringen – das Produkt erklären, mit jeder Iteration des Produktes neue Ideen mit einfließen lassen. Zum Beispiel gab es ganz viel Druck in Richtung Steuerrohr á la „feines Rad, würde ich sofort kaufen, aber das Steuerrohr ist mir einfach zu niedrig“, und wir haben gesagt ok, packen wir eine zweite Steuerrohr-Variante mit rein, das ist kein Problem. Auch Kabelführung ist ein wichtiges Thema: Ganz vielen Leuten ist es wichtig, dass die Bremse zum Beispiel extern verlegt werden kann, das steht bei uns auf der To-Do-Liste ganz oben. Und dadurch, dass wir durch das schlechte Testergebnis nochmal in einen Design-Loop reingezogen wurden, geht das. Wobei es ja kein schlechtes Testergebnis ist, es macht am Ende das Produkt nur besser, aber es kostet halt einfach Zeit.

Für alle Leute, die es nicht gelesen haben: Was hat es mit dem schlechten Testergebnis auf sich?

Wir waren letzte Woche bei EFBE im Labor, wollten den Rahmen auf Downhill-Level testen und hätten dann auch mit Vorbestellungen angefangen, wenn das komplett glatt durchgegangen wäre. Dann hatten wir aber zwei Risse am Hauptrahmen, einen am Sitzrohr – der ist bei den vertikalen Kräften aufgetreten –, ein anderer Riss ist am Steuerrohr aufgetreten. Und ein Steuerrohrriss ist natürlich immer ein absoluter Dealbreaker: Du willst kein Rad auf den Markt bringen, das eventuell das Risiko birgt, am Steuerrohr Probleme zu machen. Und wir haben die Befürchtung, dass es ein Problem in der Wärmebehandlung gegeben hat, dem gehen wir noch nach. Dann haben wir eine erweiterte FEM-Analyse in Auftrag gegeben, das kannst du bei Schweißkonstruktionen auch nicht selber machen – das müssen Leute machen, die sich damit wirklich gut auskennen.

# Schlanke Sitzstreben - mit diesen gab es bislang kein Problem. Anders als mit …
# … den Kettenstreben - hier traten im Testprozess Risse auf.
# Auch im Steuerkopfbereich gab es Risse - Giacomo geht mit diesen Ergebnissen transparent um. Rückschläge im Entwicklungsprozess sind an sich nicht schlimm – wenn da nur nicht der Faktor Zeit wäre.

Und die sind auch nicht billig, aber – ich glaube, ich darf es sagen: Onkel Bob aus dem Forum, der auch für dieses Carbon-Projekt, das er schonmal dokumentiert hat, bekannt ist, hat angeboten, mich zu unterstützen. Und der scheint da wirklich sehr versiert zu sein. Das sind Werte, die wir dadurch generieren, dass wir offen arbeiten – und die Leute dadurch Lust haben, uns zu helfen. Das Gleiche mit der Industrie: Die Industrie hat auch Lust uns da zu unterstützen, weil das irgendwie jeder feiert.

Solche Rückschläge, die du jetzt öffentlich gemacht hast: Geht man davon aus, dass da was schiefgehen kann und ist sowas auch Normalität bei größeren Firmen, außer dass es halt verschwiegen wird?

Vergleichen wir es mit Nicolai als Beispiel: Nicolai macht seit Jahren Diversifikationen eines Modells, also Modellpflege. Wenn du das Modell kennst und nicht versuchst, das Modell 20 % im Gewicht zu reduzieren, dann bist du in einem Design-Prozess, der relativ safe ist. Dann hast du Geometrie-Anpassungen, die natürlich auch Hebelverhältnisse ändern können, Laufräder ändern Hebelverhältnisse, längere Gabeln etc. – da kann dann auch mal sowas passieren. Aber für uns wird natürlich jede Modellpflege wesentlich kompakter ausfallen als jetzt beim ersten Modell. Und da wir auch schon als Entwicklungsdienstleister für Externe gearbeitet haben, haben wir immer eher im Design- und Kinematikbereich unterstützt und weniger im Produktions- und Testingbereich. Heißt: Da sind wir ehrlich gesagt sehr unerfahren und auch froh, dass wir EFBE als Partner haben, die uns da wirklich großartig unterstützen und uns helfen, die Fehler zu finden und zu eliminieren, bevor das Ding auf den Markt kommt.

Kriegt ihr bei EFBE mittlerweile Rabatt?

EFBE ist so geil – die machen das für uns umsonst, weil die uns einfach unterstützen wollen. Ein dickes Dankeschön an EFBE dafür, die machen einen super Job und die zeigen in der Story auch ganz klar, wie wichtig der Job ist, den sie machen.

Glaubst du, die Fahrradindustrie und die Endverbraucher hätten etwas davon, wenn Hersteller grundsätzlich mit sowas transparenter umgehen würden?

Es ist schwierig. Das müssten halt am Ende dann alle machen. Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir keine Fahrräder verkaufen müssen. Wir dürfen Fehler machen, weil keiner von uns erwartet, dass wir fehlerfrei sind. Wir sind ein Komponentenhersteller, der jetzt ein Fahrrad baut, was ein großes und nicht ganz einfaches Unterfangen für uns ist, da wird jeder Verständnis für haben. Aber wenn jetzt vielleicht Cube sagt, sie machen die und die Fehler in der Entwicklung – und das ist vielleicht etwas, das real passiert, aber was sich auf alle Modelle mit einem negativen Touch niederschlagen könnte. Vielleicht auch nicht, aber es ist trotzdem eine deutlich größere Hemmschwelle für einen etablierten Hersteller, was ich gut verstehen kann.

Und das Internet vergisst nicht so schnell …

Ja. Da haben wir für uns die richtige Story gefunden und auch das richtige Timing, aber ich kann es gut verstehen, dass sich Große da sehr, sehr schwertun.

Kurz noch so ein Ausblick: Wie geht es mit dem Projekt weiter?

Momentan ist mein klares Credo, dass ich sage: Ich will da gar nix zu sagen, solange wir die Analyse nicht gescheit abgeschlossen haben. Es kommt, wenn es kommt und wenn es jetzt durchgegangen wäre, hätten wir schon vergangenes Wochenende den Shop für die Vorbestellungen geöffnet. Aber jetzt ist momentan Analyse angesagt. Wir schauen, ob es ein Wärmebehandlungsfehler oder ein Design-Fehler war. In diesem Fall müssten wir einen Lösungsvorschlag erarbeiten, einen Prototyp bauen, Prototyp testen … und so ein Loop dauert, wenn es gut geht, vier, fünf Monate, würde ich sagen. Dann sind wir natürlich in einem Zeitfenster, das mehr als ungünstig ist. Zum Saisonstart wollen die Leute ihr Fahrrad haben und nicht dann irgendwie Geld auf den Tisch legen und gesagt bekommen „in fünf Monaten kriegst du dein Fahrrad dann schön zum Herbstanfang“. Deswegen sehen wir es jetzt eher so, dass wir uns wirklich Zeit nehmen, vielleicht auch ein paar andere Ideen implementieren können und nicht nur das Problem lösen, sondern vielleicht auch ein paar neue Sachen mit einbauen, die man eigentlich für Modellpflege angedacht hatte.

# Lenker und Vorbau stammen aus eigenem Hause – beziehungsweise wurde der Lenker mit We Are One-Components zusammen kreiert - mehr Infos dazu: https://www.mtb-news.de/news/77designz-cockpit-colab/
# Der wunderschön gefräste Vorbau hat eine Besonderheit …
# … er ist aus einem Stück gefertigt. Man ist im Falle des zu verbauenden Lenkern im Rise limitiert – und zusätzlich auf 35 mm Durchmesser angewiesen.
# Wir sind bei den Craft Bike Days powered by DT Swiss – klar, dass die Laufräder aus der Schweiz stammen - montiert ist ein DT Swiss M1900-Laufradsatz.
# Besonderheit am Sitzrohr: Dieses besteht aus zwei Teilen und ist mittig verschweißt – zumindest beim Prototyp.

Ihr habt sowas ja schonmal gemacht im laufenden Prozess …

Genau, bei den Kettenstreben sind wir mittlerweile bei Version 3, da hatten wir die erste Version nicht so steif und die zweite Version hatte auf dem Prüfstand nicht gehalten, da gab es Wandstärkenprobleme. Zusätzlich kam dann noch ein Patentproblem dazu, also dass wir ein bestehendes Patent verletzt haben. Da hätte es auch sicherlich eine sinnvolle Einigung gegeben, die Patentgebühren waren auch akzeptabel, auch ein sehr netter Patentinhaber, alles schön – aaaaber als wir uns das Problem nochmal genauer angeguckt haben, haben wir gemerkt, dass unser Rad besser wird, wenn wir das Problem einfach umgehen (lacht). Damit haben wir natürlich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen und konnten den Anti-Squat nochmal deutlich erhöhen. Der Pedalrückschlag war vorher fast durch den kompletten Gangbereich negativ, die Kurbel hat sich also beim Einfedern nach vorne bewegt. Jetzt ist es erst ab dem 21er Ritzel negativ. Also: Bei allem, was du zum Klettern brauchst, hast du ein bisschen Pedalrückschlag und bei allem, was zur Abfahrt gehört, arbeitet der Hinterbau komplett entkoppelt.

# IMG 20190826 142912 028 - Summer Vibes. #Kavenz

Kurz noch zum Abschluss: Wir sind gerade bei den Craft Bike Days. Was kannst du aus deiner Perspektive abschließend zu diesem Event sagen?

MTB-News und DT Swiss haben uns als Kleinhersteller – wobei wir uns noch nichtmal als Hersteller zählen, daher sind wir umso mehr geehrt, uns in der Reihe eingliedern zu dürfen – eingeladen und uns die Möglichkeit gegeben, uns mit anderen Leuten auszutauschen, die eben die gleichen Probleme, die gleichen Themen, die gleichen Sorgen haben, was man ja oft genug einfach nicht hat, wenn man nicht im süddeutschen Raum ist. Hier im norddeutschen Raum ist die Bike-Industrie eher sehr dünn besiedelt. Wir sind natürlich vorher schon immer in sehr engem Kontakt mit Jochen von Last und Jürgen von Alutech gewesen – räumlich bedingt, aber auch durch sehr viele gemeinsame Projekte. Aber es gab auch neue Gesichter und es war schön, mal über den Tellerrand zu gucken und die Fixie-Szene, Rennrad-Szene, den Titanrahmen-Bau und so weiter kennenzulernen … das war schon wirklich ein sehr spannendes Zusammenkommen, für das ich sehr dankbar bin!

Letzte Frage: Wie wird man zu einem so guten Fahrradfahrer, wenn man im flachen Münsterland aufgewachsen ist?

Weil wir alles auf der Straße gelernt haben … (lacht) ich habe mit Skatepark-Fahren angefangen und Treppengap-Springen, also wirklich das klassische Streetfahren und da entwickelt man einfach eine gute Fahrtechnik. Als ich die ersten Rennen gefahren bin, bin ich auf jeder Wurzel ausgerutscht. Alles, was nass und offcamber war, konnte ich kein bisschen. Aber ich konnte halt alles gappen. Und wenn da halt ein Fünf-Meter-Steinfeld war, habe ich halt einen Bunnyhop gemacht und dann war das Ding für mich erledigt.

Das heißt, als nächstes Projekt wird es ein Streetbike geben?

Ich würde gerne so ein XC-Bike mit einem Dirtbike gekreuzt entwickeln. Vom Slopestyle-Fully zum Tourenfahren. Man darf gespannt sein, das liegt aber noch in weiter Ferne …

Vielen Dank für das Interview!

# Wir freuen uns auf die weiteren Artikel der 77designz-Serie zum Thema Kavenz - viel Erfolg weiterhin, Giacomo!

Die MTB-News Craft Bike Days powered by DT Swiss feierten in diesem Jahr im nordrhein-westfälischen Münsterland Premiere. Ziel ist es, kleinen Herstellern, die dank ihrer Innovationskraft trotz geringer Größe immer wieder auf sich aufmerksam machen und dafür ein hohes Ansehen in der Fahrradbranche genießen, ein Forum zu bieten. Diskussionen und Workshops zu Themen wie Werkstoffwahl, Vertriebsansätze kleinerer Marken oder Laufradbau stehen während der zweitägigen Veranstaltung im Fokus – und natürlich Bikes, Bikes, Bikes! Hier erfahrt ihr mehr über die Craft Bike Days.


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