@Coy.. ich dachte früher ähnlich wie du..
fahre im heute im Jahr zwischen 10.000 und 15.000km als Fahrradbote
und 1-2mal im Jahr eni MTB-Rennen (6h marathon, etc.)
motorlos...
zum E-Bike kam ich:
1.) technisches Interesse... Selbstumbau
2.) hatte ein altes, Starrgabel-Hardtail (Stahlrahmen) --> zum wegschmeissen zu schade, außerdem häng ich an solchen Sachen..
aber auf der anderen Seite technisch halt doch schon so alt, dass es sich nicht ausgezahlt hätte hier viel Geld reinzustecken.. es wäre trotzdem immer ein 15kg schweres Bike geblieben
3.) ein Fahrradanhänger, den ich dazu verwenden wollte 30kg Material für mein anderes Hobby statt mit dem Auto mit dem RAd zum 15km entfernten Flugplatz zu bringen (über 100hm Berg)
also wurde für 250 Euro das Bike zum Elektrobike umgebaut
Akkus lagen noch genug vom Modellbauhobby rum, die einfach verwendet werden konnten
der Plan ging auf, seit 4 Jahren nur ein einziges mal die 2x 15km mit dem Auto gefahren, sonst immer mit Rad und Anhänger (hat den Vorteil dass ich nicht am Parkplatz parken muss sondern direkt aufs Flugfeld fahren kann)
wie auch immer: das Rad wird jetzt oft auch so eingesetzt wenn ich bei meinen Eltern bin (steht bei denen in der Garage)
obwohl ich dort auch andere, hochwertigere Räder hätte: am häufigsten greife ich zum Elektro-Radl...
am Abend noch schnell ne 20-30km Runde? (dafür reicht mir ein 800g leichter Akku)
beim normalen Rad hab ich da dann doch oft "gekniffen" (egal wo ich hinfahre, sind zuerst mal min. 100hm zu überwinden)
also statt mir irgend eine blöde 45min-Serie reinzuziehen, setze ich mich oft mal aufs Rad für ne kleine Runde...
wegen "Stolz auf sich sein", "Betrug" und "FAke-Sport"
finde ich nicht richtig.. dachte früher eben auch so..
aber über ein Thema reden ohne es selber jeh wirklich probiert zu haben sind zwei verschiedene paar schuhe..
wenn ich mit dem leichten 8kg Rennrad nen Berg hochfahre fühle ich mich auch nicht als Betrüger, weils leichter geht als mit dem 13kg MTB mit Stollenreifen
ja, aus der Ferne betrachtet mögt ihr meinen, dass hier kein befriedigendes Gefühl nach einer bezwungenen Steigung aufkommt..
das ist so aber in der Praxis nicht richtig
WICHTIG für mich: der Motor darf nicht zu stark sein..
und die Steuerung ist wichtig..
ein Motor der jeden Pedaldruck sofort in Schub umwandelt: hört sich toll am Papier an ("Motor unterstützt nur wenn man selber was tut"),
ist aber in der praxis genau umgekehrt:
man verliert das Feedback von der Strasse.. ein stärkeres Treten in die Pedale wird von einem starken motor sofort in Vorschub umgesetzt und man verliert das gefühl selber dafür verantwortlich zu sein
Motor mit getrennter STeuerung (bei mir Gasgriff) und nicht zuviel Leistung (bei mir 180Watt nominal) taugen mir hier viel besser..
mal ehrlich: hier wird von vielen über E-Bikes geschimpft (ich meine nicht die Angst vor der Schliessung von STrecken etc... das mag ja alles berechtigt sein)...
aber von Leuten die selber NULL Erfahrung mit E-Bikes haben
ist so, wie wenn Leute über Scheibenbremsen schimpfen, wie schlecht die doch sind, selber aber noch nie eine gefahren haben
über ebike sollte man sich erst ein Urteil erlauben, wenn man selber eines (mehrere) gefahren hat..
und nicht nur am Parkplatz hinterm Radhändler..
und nicht nur 1 Tag...
weil - hand down - ein E-bike ist (fast immer, das 10kg leichte Gruber Assist mal als Ausnahme) deutlich schwerer als ein normales Rad...
also inkl. Akku 15kg in der Regel MINDESTENS
und das wird jemanden, der 8-12kg Fahrräder gewohnt ist, anfangs natürlich stören..
das geht mir selber auch so, wenn ich einige Wochen nur motorlos als Bote unterwegs war, und dann wieder aufs E-Bike steige..
da denk ich mir anfangs auch immer: "********, ist das schwer" (20kg, mein altes umgerüstetes STahlrahmen MTB)
aber nach einigen km verfliegt das gefühl und nach einigen Tagen hat man sich völlig an das höhere Gewicht gewöhnt...
(ist ja bei uns Fahrradboten auch so: im Sommer mit Rennrad, dann im Winter Umstieg aufs MTB --> die erste Woche verflucht man das hohe Gewicht des MTBs... aber dann ists egal und man gewöhnt sich daran, bemerkt es gar nimma)
achja: Radfahren hat soviel mehr an schönen Seiten, als nur das "sich freuen über eine bezwungene Steigung"
(und selbst das kann und tut man auch mit einem E-bike, also sich freuen)
viele meiner Touren die ich sowohl mit E-Bike als auch motorlos gefahren bin habe ich später mit dem E-bike bewusster erlebt, mehr die natur geniesen können als zuvor mit 180-190 Puls und rotem Kopf...
hat beides was für sich...
also das E-bike nicht so abwerten (vor allem wenn man nie eines gefahren hat)
und bedenken: wir alle werden auch mal älter, und das E-Bike kann dann vielleicht eine Möglichkeit sein, weiterhin mit den Kindern, Freunden oder bekannte geliebte Strecken weiterhin zu fahren
zu guter letzt: das Ego-Kit mit 1200WAtt (2400Watt) wäre mir allerdings auch zu stark...
der Motor soll meiner Meinung nach nicht stärker sein als man selber, sonst wird das Gefühl für die Eigenleistung vernichtet