Liebe Hardtailgemeinschaft
Ich habe es mir schon seit ein paar Monaten vorgenommen und nun endlich habe ich es geschafft. Ich würde euch gern von meinen Erfahrungen mit meinem Bird Zero AM berichten. Bei meiner Recherche waren die Informationen sehr rar gesäht, sodass ich ein wenig aushole, was vielleicht dem ein oder anderen hier nutzen wird.
Aufgewachsen im Harz und Studiert in Innsbruck war ich mein gesamtes Bikeleben daran gewöhnt, die Trails vor der Tür zu haben. Dies hat sich mit einem unvermeidbaren Umzug in den Norden drastisch geändert, sodass ich meinen damaligen (Specialized Enduro Evo in L, Liteville 4x in M/L) umstellen musste. Gesucht war eine All in One Lösung mit der ich sowohl vor Ort (Ostseeküste) als auch im Mittelgebirge und im alpinen alles von größere Touren bis Bikeparkbesuche abdecken kann. Eine Aufgabe an der bisher bestimmt schon jeder gescheitert ist, mit meinem Kompromiss bin ich jedoch derzeit sehr zufrieden.
Bei der Suche nach deinem Rahmen als Basis des Projekts habe ich mir an der Geometrie des Enduros orientiert, mit der ich nach anfänglicher Skepsis sehr zufrieden gewesen bin. Zudem standen möglichst bewähte, flexible und vielleicht auch ein wenig konservative Standards auf der Liste. Nachdem der eigentlich von mir gewünsche Orange Crush nicht lieferbar gewesen war, bin ich zufällig auf die Firma Bird aufmerksam geworden und war sofort von der Geometrie überzeugt (weniger von der einzig verfügbaren Farbkombo). Der Versand ging dann erstaunlich schnell und schon nach ein paar Tagen Stand ein Paket in meinem Zimmer, in dem ein top verarbeiteter Rahmen sehr sicher verpackt war.
Beim Aufbau habe ich versucht einen vernüftigen Kompromiss aus Preis/Leistung zu finden und meinen highend Perfektionismus zu überwinden, was mir die meiste Zeit gelungen ist. Einige Parts hatte ich noch rumfliegen (Kurbel, Pedale, Lenker, Vorbau) andere sind gebraucht (Laufräder, Gabel, Antrieb) und manche neu gekauft worden (
Bremsen, Sattelstütze). Sodass ich am Ende mit dem Aufbau sehr glücklich bin.
Partlist
Rahmen: Bird Zero AM in "L"
Steuersatz: Hope
Federgabel: Rock Shox
Pike RTC3 SA mit 160mm
LRS: Hope Hoops in 27,5" mit 110x15 und 142/12
Reifen/
Schläuche:
Maxxis Highroller 2.3
Lenker:
Race Face Atlas 785mm
Griffe:
Ergon
Vorbau:
Syntace 30mm
Bremsanlage:
Shimano XT 180/160 mit Discoscheiben
Kurbel:
Race Face Sixc
Kettenblatt:
Race Face NW 32T/24
Shimano
Schaltung: XT 10x mit 11/36
Sattelstütze: Rock Shox
Reverb Stealth 150
Sattel: SQ-Lab
Pedale: NC17 MAG
Fahreindruck:
Getestes wurden den gesamten Sommer, im heimischen Forst, Harz, Schwarzwald, schweizer und österreichische Alpen. Eigentlich wollte ich vom Aufbau, dem jungfräulichen Rad und den Ausflügen Bilder machen, aber irgendwie war mir dann schnell biken zu können wichtiger

Bevor jemand fragt, ich bin 1,83m groß mit einer Schrittlänge von 88cm, ca. 80kg.
Uphill: Schon beim ersten Probesitzen habe ich mich sehr zuhause gefühlt, angenehme Länge, super Sitzwinkel, passt perfekt. Diesen Eindruck konnte ich dann in der Wildnis bestätigen. Unabhängig von der Steigung sitzt man zentral über dem Rad und kann sehr gut Druck auf die Pedale bringen. Zudem kann ich mich an keine Situation erinnern, in der das VR unangemessen gestiegen ist (und das bei 160mm Gabel). Im Gelände sorgt das Sattelrohr durch leichten Flex für ein angenehmes Gefühl. Nur wenn es sehr verbockt wird, muss man im Vergleich zum Fully doch einiges an Traktionsverlust hinnehmen. Pedal-/Bodenkontakt war kein Problem, da musste ich zumindest mit dem Fully deutlich stärker aufpassen. Für mich war die Uphilleperformance auch jenseits der 1000hm absolut zufriedenstellend.
Bergab:
Schon bei der ersten Fahrt war klar, was das Rad wirklich will und das ist Gefälle und Geschwindigkeit, am besten beides. Je steiler und schneller desto sicherer fühlt sich das Rad an. Auf den Downhillstecken mehrerer Bikeparks war das Zero meistens sehr glücklich. Schläge schluckt es überraschend gut, was sicherlich auch an der etwas überdimensionierten Gabel liegt. Bei Sprüngen und Drops konnte ich mich deutlich über meine vermeindliche Komfortzone herausarbeiten, am Ende war nicht nur ich sondern auch viele Bikeparkbesucher erstaunt. Bei wirklich verblockten Passagen, wie beispielsweise Steinfeldern muss man jedoch schon einiges an Geschwindigkeit raus nehmen. Auf gemäßigten Trails muss man das Rad schon mit etwas mehr Nachdruck fahren, gerade bei schnellen Kurvenwechseln in relativ flachen Stücken braucht man doch einiges an Druck. Jedoch lässt sich das Rad dank der kurzen Kettenstreben noch sehr gut aufs HR bekommen, was im richtigen Moment einiges kompensieren kann. Beim alpinen/technischen fahren war ich sehr überrascht, wie präzise und sicher das Rad über steilen Schotter und um enge Spitzkehren zu mannövrieren ist.
Zusammengefasst bietet Bird nach meinem Eindruck einen super verarbeiteten und durchdachten Rahmen für einen fairen Preis. Im Vergleich zu anderen Hardtails gehört das Zero sicherlich zu den längern. Dies sollte jedem potenziellen Käufer bewusst sein, gewöhnt man sich ersteinmal daran mit etwas mehr Nachdruck zu fahren, wird man mit einem hohen Laufruhigkeit belohnt. Mit diesen Eigenschaften schafft das Rad damit einen super Kompromiss für Touren- und Bikeparkeinsätze. Jedoch sollte man dafür Berge in der Nähe haben. Bei einem ausschließlichen Einsatz im Flachen ist es wohl chronisch unterfordert und muss dabei mit unverhältnismäßig hohem Nachdruck gefahren werden.