Le Catogne ist einer dieser Berge, die man von überall her sieht - eigentlich erstaunlich bei seiner relativ geringen Höhe von 2599 m.ü.M. Was auch auffällt ist seine Form: es ist die Pyramide in der Mitte
Beim obigen Bild stand ich in der Waadt (genauer auf dem Mont Pèlerin). Hier noch ein Bild von Walliser Boden aus:
Wie gesagt, man sieht den Catogne von überall aus, entsprechend auch von unserem Balkon - und entsprechend ist er ein Ziel meines "alle Balkonwandergipfel
by fair means"-Projekts. Bisher habe ich immer gezögert, ihn anzugehen, denn gerüchteweise ist er nicht ganz einfach zu besteigen, und obwohl ich meine Weitenangst ziemlich überwunden habe, macht mir die offene Sicht Richtung Lac Léman auch ein bisschen Sorgen.
Nun war das Pflichtenheft für die Samstagstour wie folgt: wegen meinen (zum Glück abklingenden) Handproblemen Anfahrt ausschliesslich auf Teer und hoher Wanderanteil, sowie wegen der Schneelage nicht allzu hoch. Klarer Fall: Le Catogne!
Und so fahre ich um halb sechs los und folge der Rhone.
Um diese Zeit sind nur ein paar Gümmeler und Hündeler und sowie viele afrikanische Landarbeiter unterwegs. Krass, was letztere leisten: offensichtlich sechs Tage harte Arbeit pro Woche auf pestizidgetränkten Feldern,..
Da ist er: Le Catogne. Mir ist nicht ganz klar, wie ich dort raufkommen soll.
Von Martigny nach Bovernier fahre ich entlang der dreispurigen Strasse Richtung Grand
Saint-Bernard. Im Aufstieg nach Champex hole ich einen Kletterer ein, der von Sion zu seiner Wand im Val d'Arpette radelt - sehr cool! Ich leihe ihm ein bisschen Öl für seine Kette. Das macht ihn so schnell, dass ich bei der nächstbesten Aussicht einen Fotohalt reinschummle, um ihn ziehen lassen zu können
Es läuft ein bisschen harzig bis Champex-Lac. Angekommen gönne ich mir zwei Stück Apikosenkuchen und schiebe das Cutthie noch ein bisschen bergauf zu einer Waldstrasse - da werde ich sicher beim Abstieg froh sein, wenn ich nicht ganz so weit runterwandern muss.
Dann beginne ich den Fussaufstieg zum Catogne. Zwischendurch lichtet sich der Wald, und man sieht ins Val Ferret.
Schützt der Legende nach aufs Dach gepflanzt vor Blitzeinschlägen: Hauswurz.
Das Val d'Entremont, gekrönt vom Grand Combin und dem Mont Vélan
Der Weg westlich der Pointe des Tsevreresses ist unangenehm: die kleinen Klettereien sind ungefährlich, aber teils geht's schmal durch Hänge, wo ich mir lieber nicht genau überlege, was bei einem Fehltritt passiert. Ach herrje, und das muss ich dann ja alles auch zurück! Und lang ist's, mit Gegenanstiegen...
Ich bin nah dran, vor lauter Bammel umzukehren, aber dann ändert ein kurzes Telefonat alles. Ich erreiche den Grat und kurz darauf den Gipfel. Zum Glück bin ich nicht umgekehrt - diese Aussicht!
Weit weg im Dunst erahnt man den Lac Léman, links und rechts beschützen die Dents du Midi und die Dents de Morcles den Zugang zum Wallis.
Val d'Arpette, und links noch ein bisschen Val Ferret.
Da bin ich vor einer Viertelstunde hochgekeucht...
...und aus dieser Richtung bin ich vor 6.5 Stunden losgefahren. Rechts die
Pierre Avoi.
Berge à gogo, nur leider ein bisschen dunstgestört.
Nochmal der Blick nach Westen.
Ich quatsche ein bisschen mit einem Octodurumer Ehepaar mit kosovarischen Wurzeln. Sie schwärmen von den Bergen Albaniens, und vor allem von der Einfachheit des Abstiegs über Plan Foyat. Perfekt, da lösen sich alle meine Sorgen in Luft auf

Und tatsächlich, kein Vergleich mit dem schwindelerregenden Aufstieg.
Bei Plan Foyat fällen ein paar junge Männer einen Baum. Wie durch ein Wunder fällt er keinem auf den Kopf
Ein weiteres Wunder: die Jupiter-Lichtnelke. Man glaubt es kaum, aber in realo strahlen die Blüten noch einen Tick pinker.
Dann ist's aber auch schon wieder vorbei mit den Wundern: der Abstieg via Gure führt fadengerade durch einen Lawinengraben und raubt mir den letzten Nerv... Unten angekommen muss ich wieder hoch nach Champex-Lac wandern, und dort nochmal ein bisschen hoch, denn schlauerweise habe ich ja heute Morgen das Cutthie extra ein bisschen raufgeschleppt

Nach 12 km und knapp 1500 Hm beende ich die Wanderung und fahre zum Lac de Champex ab.
Weiter geht's über Orsières und Sembrancher. Die Abfahrt auf der dreispurigen Strasse geht erstaunlich flott, vor allem auch, weil teils die dritte Spur zugunsten von Velostreifen aufgehoben wurde. Aber schon krass, wie viel automobiler Verkehr auf den hochsensiblen alpinen Lebensraum losgelassen wird...
Martigny - Sion spule ich dank Mitwind recht locker ab. Als ich in der Altstadt meine Liebsten treffe, muss ich ich mich aber doch zuerst beim Brunnen vom Grand Pont frisch machen.
Zum Tourabschluss gibt's ganz viel Raclette und Tranksame und zwei Konzerte beim
Waï Lama Waï-Festival - toll
Der Auftsieg nach Savièse macht dann noch den 3000er voll:
Karte.