Der "ich war heute mit dem Gravelbike unterwegs" Thread

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war nett Heute 🎏🦄🤘
 
Bei meiner heutigen After-Job-Runde durch stürmisches und nieseliges norddeutsches Wetter klappt es leider mit dem prompten nicht: „liebe KI, bitte imaginiere mir aus der Brücke zur Fähre eine Viadukt über ein schönes französisches Tal.“ Oder: „ Liebe KI, bitte imaginiere mir aus diesen Industrielichtern die Weihnachtsbeleuchtung in einem idyllischen französischen Dörfchen“ - es bleibt doch der trostlose Dezemberabend in Norddeutschland. Einzig auf den Ohren klappt es mit dem „Savoir Vivre“: Zaho de Sagazan.
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… durch stürmisches und nieseliges norddeutsches Wetter klappt es leider ..
Erneut hat es auch für mich wieder - trotz aller Vorsätze und dem Rest-Urlaubstag - nur für eine Walking-Runde gereicht. Bei diesem Wetter hilft mir nur noch der

„ich war heute leider wieder nicht mit dem Gravel-Bike los“ Faden.

Mimimi. Freitag dann der nächste Versuch. Direkt nach der Weihnachtsfeier … wird schon werden.
🚴

Gruß, Heiko
 
Guten Morgen zurück 👋

Während alle warten und das Beste für deine SD-Karte hoffen @drWalliser , zwei Bildli von mir.
Gestern am späten Nachmittag hab ich bei frühlingshaften Temperaturen den Schlitten und den Hund im Anhänger (+30kg) auf den Ricken (+400hm) mit Elektrounterstützung (=easy) gezogen und bin von da zu Fuss weiter:
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So, das Problem mit der SD-Karte ist behoben :daumen:

Draussen kalt, drinnen ein gemütliches Bett, da bleibe ich gerne noch ein bisschen liegen. Inzwischen bin ich so weit nach Westen gefahren, dass die Sonne eine halbe Stunde später aufgeht als in Savièse, entsprechend liegt vor dem Losfahren sogar ein ausgiebiges Frühstück drin.

Cognac ist charmant, die Bäckersfrau nett und die Umgebung schön. Hier könnte man auch mal ein paar Tage länger verweilen.
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In der Fussgängerzone liest ein alter Mann Zeitung, neben sich ein einfaches, mit Schlafsack und vielen anderen Sachen beladenes Velo. Ich bin zu scheu ihn anzusprechen, aber als ich zwei Dorfpolizisten treffe, ist die Neugier zu gross, und ich frage sie, wer das sei. Es ist kein freakiger Tourenfahrer, sondern ein obdachloser Schotte, der hier seit Jahren auf der Strasse lebt.

Kurz nach Cognac bricht eine Hirschkuh aus dem Unterholz und springt 3-4 Meter vor mir über den Feldweg. So eine Urgewalt will man lieber nicht im Vorderrad...
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Ebenfalls kurz nach Cognac riecht es mal verführerisch nach - Cognac?
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Herrlich, durch den sanften Bodennebel zu schweben.
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Montils liegt tatsächlich auf einem Berglein. Wegen der absoluten Weite und Leere der Landschaft sieht man auf 40 müM weit, sehr weit. Im Wallis müsste man mindestens auf einen Viertausender für so viel Weitblick 😅
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Was schön ist an einer Dezembertour: überall ist dekoriert. Zum Teil sind die Dekos so knuffig, dass man am liebsten das Ensemble in der Hosensack packen möchte (hier zum Biespiel die beiden stiliserten Weihnachtsbäume im Vordergrund :love:).
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Wow, die Departemente Charente und Charente-Maritime sind einfach schön!
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Später ist die Landschaft wieder ein bisschen weniger prickelnd. Ich vertreibe mir die Zeit mit Lenkerfotografie und ausnahmsweise Musik auf den Ohren. L.A. Woman von den Doors macht mich dabei ziemlich schnell.
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In Meursac kehre ich auf eine heisse Schokolade ein. Ein anderer Gast guckt sich interessiert mein Setup an. Im Juni will er in fünf Wochen von hier nach Tallinn radeln. Er freut sich wie Bolle, ist aber auch ein bisschen aufgeregt-besorgt.
An der Theke schwadroniert einer mit dem jungen Wirt darüber, dass sie mit ihren nervigen Quads nicht mehr überall rumnerven können. Für einmal fällt mir der Abschied aus einem Restaurant eher leicht, zumal draussen bestes Velowetter herrscht 🤗

Wenn Gravel schnell zu Gravel langsam wird...
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...und am Ende sogar ich Velo-Non-Verhätschler das Cutthie putzen will 😅
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Es hat mehr und mehr Möwen, und es scheint mir, als liege der Duft nach Salz in der Luft.
Noch ein paar Misteln für @freakforti, bevor es für einige Kilomter über putzige Waldvelowege geht.
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Als ich aus dem Wald komme, erblicke ich am Horizont das Ziel der Reise.
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Es geht nochmal ein bisschen über Waldvelowege. Hinter einem hohen Zaun haben sich viele Jäger versammelt. Als ich rüberrufe und das Zeichen für Trinken mache, kommt einer an den Zaun und füllt mir freundlich meine Flasche. Ich bin eigentlich nicht so Jagd, aber die Jäger sind meistens echt nett und hilfsbereit.
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Und dann erreichen das Cutthie und ich unser Ziel: La phare de la Coubre 🙏
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Nach 8 Tagen, 966 km und 10'700 Hm kommen wir am Atlantik an.
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Es ist ein toller Moment, und zugleich lässt mich das Erreichen des Ziels seltsam unberührt.
Erst als ich an den Weg hierhin denke, schüttelt es mich: Der Lastwagenschauffeur auf der vereisten Abfahrt im Jura, der mir freundlich zuwinkte, als ich ihn mit seinem Holztransporter vorbeiziehen liess. Der Morgen, als ich mir im Zimmer mit Ride now, ride now! halblaut Mut zusprach, bevor es raus in die Kälte ging. Der winzige Jagdhund in Vodable, der mir in all der Kälte und Härte mit seinem Fell und Kuscheligkit ein wenig Weichheit und Wärme schenkte. Die Kinder der Gastgeber im Herrenhaus, die die gleichen Sendungen guckten wie einst meine Kinder. Der Fuchs, der auf dem Trassee der Flow Vélo davonspang. Und all die Menschen, die mir unterwegs Mut zusprachen und ein bisschen Lebenszeit mit mir teilten.
Welt, wie schön Du bist :love:

Zweiter Teil von diesem Tag: hier.
Savièse - Atlantique: Tag 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 -
hier - 9
 
Zuletzt bearbeitet:
Was für ein schöner Reisebericht @drWalliser !
Es braucht mehr Gutmenschen wie Dich...dieser Blick auf die Welt und ihre Menschen, ihre Landschaften und die kleinen Dinge des Lebens...ich bin beeindruckt.
Du hast eine innere Ruhe und Zufriedenheit die mich etwas neidisch macht...
Ich freue mich auf die nächsten Berichte und wünsche Dir und Euch allen schöne und besinnliche Weihnachten!

LG
Der Stefan

Kleiner Nachtrag...ich bin immer wieder begeistert wie angenehm hier das Miteinander ist. Es macht diesen Faden zu einem Highlight hier im Forum 🥰

Aktuell ist nix mit graveln, ich muss erstmal meine Sram-Bremse ohne Druckpunkt auf Vordermann bringen. Als nächstes fernes Ziel könnte ich mir Norwegen vorstellen...träume immer noch von der schönen Landschaft. Hier auf Engeløya, allerdings mit dem falschen Velo.
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@drWalliser Das war dann wohl deine Tour an den Atlantik. Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für die Bilder und den Text.
Die Tour sprach mich besonders an, weil meine allererste Auslandvelotour vor Jahren, in Zeiten von Francs, Telefonkabinen und Deckenschlafsäcken, auf einer ähnlichen Route verlief. Von Genf fuhren mein jüngerer Bruder und ich einmal quer durch Frankreich nach Biscarosse Plage und wieder zurück - allerdings im Sommer 8-) Ich habe damals im Alter von 18 Jahren zum allerersten Mal in meinem Leben das Meer gesehen.
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Gepäckberge
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Auf dem Plateau de Millevaches sind wir auf dem Rückweg auch vorbeigekommen, auf dem Hinweg fuhren wir südlicher durch die Monts de l'Ardèche.
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Ein paar Jahre später fuhren wir über den Col du Béal, den du ja wegen Schnees auslassen musstest.
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Und fuhren dann auch durch die Auvergne.
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Komm gut nach Hause :winken:
 
So, das Problem mit der SD-Karte ist behoben :daumen:

Draussen kalt, drinnen ein gemütliches Bett, da bleibe ich gerne noch ein bisschen liegen.
Fuer letzteres haettest Du auch daheim bleiben koennen 🤣
OK zurueck zum ernsthaften und ersteren, ich glaube die Tracks vom Ende fehlen noch 😁

Ich hab mir jetzt vorgenommen Deine Tour mal als Vorlage/Inspiration zu nehmen, wenns geht irgendwann im Fruehjahr, mal sehen wie das Wetter ist und wie lang die Kurzarbeit noch haelt, zu Hause benehme ich mich mehr und mehr wie ein Tiger in einem Kaefig.
(...) Kleiner Nachtrag...ich bin immer wieder begeistert wie angenehm hier das Miteinander ist. Es macht diesen Faden zu einem Highlight hier im Forum 🥰 (...)
+1 👍
Also speziell im Kontrast dazu wie es sonst oft laeuft.
Technik mag ich schon gar nicht mehr diskutieren, das frustriert einfach nur
Zuletzt hab ich mal eine Sorte Bremsbelaege als gut befunden (und billig vom Aliexpress), die Reaktionen waren mitnichten 'Like' oder 'Hilfreich', nein, der eine findet semimetallisch sowieso doof weil das bei Dauerbremsungen angeblich ueberhitzt und der naechste (jung - hat sich nicht seine ganze Jugend mit sowas rumgeaergert) erklaert dass er jetzt auf Felgenbremsen umsteigt - nur ein Beispiel
(...) Ein paar Jahre später fuhren wir über den Col du Béal, den du ja wegen Schnees auslassen musstest.
Anhang anzeigen 2064497 (...)
Jemand 'Col du Béal' gesagt ❓😄 <und es ist ja ein Unterwegs - und kein Schwaetz-Faden ☝️>

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August 1996 Kein Schnee nur Nebel 😁
 
Erster Teil von diesem Tag: hier.

Es ist schon ein bisschen Verhältnisblödsinn: da bin ich acht Tage unterwegs für an den Strand, und dann verbringe ich dort nur eine Stunde. Aber es ist eine schöne Stunde.
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Ich kann nicht widerstehen und hüpfe noch rasch in den Atlantik - eine erfrischende Erfahrung 😅
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Ja, es gibt Bilder von mir an diesem Strand in der blauen, ultraknappen Light-Bikepacking-Badehose. Nein, ich werde sie hier nicht zeigen 😂
Dafür gibt's nochmal ein Bild vom tapferen Helden, der die letzten Tage viel Kälte, Salz und andere Unbill ertragen musste.
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Zwischendurch höre ich Schüsse der Jäger, daher legen wir die ersten paar Meter dem Strand entlang zurück. Danach geht's über diese waldigen Voies vertes weiter.
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Dieses Bild wird wohl bei einigen von euch ein leichtes Ziehen in der Brust verursachen: Île d'Oléron.
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Ein paar Minuten später erlebe ich eine tolle Überraschung: die Aussicht vom Pont de la Seudre ist wunderschön!
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Meine Brüder im Geiste :love:
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Ein paar Meter weiter ist fertig mit schön tun: ein Autofahrer nimmt mir aus einer Hauseinfahrt kommend nonchalant den Vortritt. Easy, kann passieren. Als er aber 50 Meter weiter ungeduldig eine Schar spielender Kinder ab der Strasse hupt, explodiere ich. Ich überhole und decke ihn mit einer ordentlichen Salve Mittelfingern ein. Jetzt hupt er mich an und schreit was rum, was ich nochmal mit ein paar Mittelfingern quittiere. Die Verhängnisse der nonverbalen Sprache...

Ein paar Meter weiter schäme ich mich natürlich schon wieder, aber da bin ich bereits auf einem Veloweg mit schöner Aussicht.
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Mit der Phare de la Coubre ist eigentlich die Tour für mich zu Ende, und ich habe einfach die schnellste Route nach La Rochelle gesucht - dort fährt morgen früh mein TGV.
Aber die Fahrt der Atlantikküste nach hoch ist nochmal ein absolutes Highlight: vorhin die hohe Brücke über die Seudre, und jetzt die Marais de Brouage :love:
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Als die Sonne am Horizont versinkt, erreiche ich den 1000. Kilometer dieser Tour.
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Danach rase ich einem pfeilgeraden Kanal entlang nordostwärts.
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Und noch ein Highlight: der 40 m hohe Viaduc de Martrou - eindrücklich 🤩
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Ich fahre nach Rochefort rein und stärke mich bei einer Bäckerei mit aufgewärmter Pizza. Ich frage die Bäckersfrau, wie die Veloroute nach La Rochelle so sei. Ihre Antwort ist sehr deutlich: nicht gut. Vor allem der Abschnitt vor Châtelaillon sei voller Schläglocher und in der Nacht sehr gefährlich. Wenn ich ihr einen Gefallen tun wolle, dann solle ich doch einfach zum Bahnhof und dort auf den Zug.
Die Bäckersfrauen haben mir auf dieser Tour so viele Gefallen getan, da kann ich auch mal etwas zurückgeben - vor allem auch angesichts des eisigen Winds und meiner Müdigkeit 😇

Und so radle ich zum Bahnhof von Rochefort und nehme dort den Zug nach La Rochelle.
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Savièse - Léman - Plateau de Retord - Beaujolais - Forez - Livradois - Cézallier - Plateau de Millevaches - Charente - Atlantique - Rochefort ist es also am Ende geworden.
Wow, waren das acht intensive und schöne Dezembertage auf dem Velo!
Karte.

Savièse - Atlantique: Tag 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - hier - 9
 
Zuletzt bearbeitet:
Wow, waren das acht intensive und schöne Dezembertage auf dem Velo!

Wow, das waren acht intensive und schöne Berichte im Dezember, mit vielen intensiven und schönen Fotos und schön zu lesen, dass Du auch mal intensiv ausrasten kannst ;)

Danke für's mitnehmen :)
 
@drWalliser Hast du etwa Île d'Oléron gesagt?
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Bist du wirklich über das Viaduc de Martrou geradelt? Wo doch nebenan der Transbordeur ist, der vermutlich noch nicht geöffnet war, wenn ich mir die Dunkelheit auf deinem Bild so ansehe.
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Den EV1 nach La Rochelle auszulassen war kein Fehler.
Schöne Reise, in mir sehr vertrauten Regionen 😍
 
Savièse - Léman - Plateau de Retord - Beaujolais - Forez - Livradois - Cézallier - Plateau de Millevaches - Charente - Atlantique - Rochefort ist es also am Ende geworden.
Wow, waren das acht intensive und schöne Dezembertage auf dem Velo!
Da durchquert jemand im Dezember mit dem Velo, während ich am warmen Ofen sitze, Frankreich von Ost nach West um ein Bad im Atlantik zu nehmen und zeigt uns Warmduschern wo der Hammer hängt !
Das kann nur drWalliser sein.
Vielen Dank für die Berichte und die Fotos, komm gut heim !
 
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