- 29" wird garantiert nicht verschwinden, zumindest nicht im Gravity Bereich. Die Poperze will Platz haben. 29" ist auch die größtmögliche Laufradgröße, die eigentlich alle Erwachsene fahren können.
- XC wird sich auf hauptsächlich 32" und 32"/29" Mullets hinauslaufen, wobei man bei 32"/29" Stand jetzt nicht von Wettkampfrädern ausgehen kann. XS werden wahrscheinlich weiterhin 29" bleiben, geht kaum anders. M wird höchstwahrscheinlich 32" sein, S je nach Auslegung und Möglichkeit. Platz zum Hintern ist bei XC noch nicht so wichtig, Dropper werden immer noch nicht flächendeckend eingesetzt und oftmals nur mit sehr kurzen Hüben, 175mm sind am oberen Ende des Spektrums, 100-150mm sind üblich.
- Keine Mullets zu erlauben beim XC ist maximal dämlich von der UCI ohne guter Begründung, dafür braucht es keine Diskussion. Wäre besonders interessant für kleinere Personen um zumindest teilweise von Überrollverhalten von 32" zu profitieren
- Es gibt nicht sowas wie eine Verschwörung der Hersteller, um mit 32" neue Räder zu verkaufen. Davon werden die Lager nicht leerer, gebundenes Kapital nicht weniger und Hersteller nutzen teilweise Festzelte als temporäre Lager für Komponenten und Teile zusätzlich zu angemieteten Lagerhallen. 32" könnte also nicht beschissener aus Sicht des Timings fallen. Das nachhaltigste, was die Fahrradbranche aktuell machen könnte, wäre alles daran zu setzten um Lagerbestände zu verringern. Sprich ein, zwei Jahre nichts Neues und Rabatte auf Lagerware um wieder mehr freies Kapital zu haben.
Im Bereich Road machen 32" keinen Sinn aus technischer Sicht. Der
Überrollwiderstand bei 32" wird geringer, ist aber nahezu gänzlich irrelevant und nur für Strecken wie Paris-Roubaix und dem Allroad Einsatz interessant, beim
Rollwiderstand tut sich nicht viel und der Luftwiderstand wird schlechter durch die höhere Stirnfläche. Gewicht steigt, aktuell bekommt man Aero Renner (Colnago Y1RS 7,2kg; UCI 6,8kg) recht nah ans UCI Minimalgewicht, richtige Bergräder sind in den meisten Fällen bei Profis nicht von Vorteil oder von Nöten. Bei 32" hätten wahrscheinlich dezidierte Bergräder wieder mehr Daseinsberechtigung im Profipeloton.
Rennradler wollen auch den kurzen Radstand wegen der Agilität, ich wüsste aber nicht, wofür die Agilität eines kurzen Radstandes brauchen, höchstens um Türen parkender Autos auszuweichen (Achtung, nicht ernst nehmen), im Renneinsatz eher nicht. Die Sprünge zwischen den Rahmengrößen dürften jedoch größer ausfallen um für große Menschen angemessenere Reach und Stack Werte zu haben. Umsonst wachsen nicht Vorbaulängen mit der Rahmengröße mit, sollte eigentlich ein Anzeichen sein, dass die Rahmen nicht genug wachsen. Im selben Zug könnte man der Sitzrohrlänge als Angabe der Rahmengröße den Rücken kehren. Von allen möglichen Längen hat die den geringsten Einfluß auf den Fit. Sie sagt nichtmal aus, ob man sich die Kronjuwelen am Oberrohr anhaut, wenn man absteigt. Kurzum aus technischer Sicht haben Rennräder keinen Nennenswerten Vorteil mit 32" Laufrädern.
Gravel wird vom reduzierten Überrollwiderstand von 32" vielleicht sogar mehr profitieren als XC, insbesondere Travel/Adventure und Trail Gravels, die ansonsten mit Federgabel ausgestattet werden würden. Reach müsste aber bedeutend länger werden wegen der Überlappung von Zehen und Vorderrad je nach Rahmengröße. Kurze Vorbauten und langer Reach wären nötig, ähnlich zu aktueller MTB Geometrie, passt aber gut zur Anwendung. Mehr Platz im Rahmendreieck für Rahmentaschen und es ist leichter steileres Geländer runter zu fahren, würde sogar ohne 32" Sinn machen.
Ich würde einfach mal abwarten, wie sich das ganze entwickelt und einmal probieren, bevor man was als Mist/unnötig bezeichnet. Wir haben so oder so keinen Einfluss darauf bis die ersten 32" Räder erhältlich sind