Kyrill, der forstwirtschaftliche Bodenkrieg und die Mountainbiker

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9. März 2008
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Hallo zusammen,

beim Mountainbiking im Wald kommt es bekanntlich immer wieder zu Konflikten mit Forstleuten, Jägern und Naturschützern. Anlässlich des massiven Vorrückens der Forstwirtschaft mit schwerstem Gerät in die Wälder nach Kyrill und in Kauf genommenen schwersten Bodenzerstörungen habe ich mir mal so meine Gedanken zu dem Thema "Umgang mit dem Naturerbe Boden" gemacht. Was sind Eure Erfahrungen?

Gruß

Geoman
 
Auf meiner gestrigen Tour, für die ich extra eine über 100 km weite Anreise in Kauf genommen habe, war ich ziemlich wütend über die Holzeintreiber; große Teile der Strecke waren nur mit geschultertem Bike zu passieren, massive Verzögerungen durch Umfahrungen und Umkehren gab es zuhauf.

Zahlreiche, in manchen größeren Waldabschnitten komplett alle Wege waren durch schweres Gerät vollkommen zerstört. Badewannentiefe schlamm- oder wassergefüllte Furchen über fast die gesamte Wegeslänge, innerhalb der Wälder sieht es z.T. aus wie nach Bombenangriffen, vor allem macht sich überall starke Erosion breit.

Besonders ärgerlich war die Zerstörung eines mittelalterlichen Hohlweges, wo sich in dem uralten Natursteinpflaster die Riefen der alten Kutschenreifen eingefräst haben, und der seitlich von uralten knorrigen Heckenbäumen eingefasst war: Zur hangabfallenden Seite ist durch die überbreiten schweren Waldfahrzeuge fast die gesamte Baumhecke weggedrückt worden, und fällt den Abhang herunter, das Jahrhundertealte Pflaster ist vom Gewicht der Reifen und durch einsetzende Erosion größtenteils zerstört.
Selbst ausgeschilderte Wander- und MTB-Strecken wurden bis zur völligen Unfahrbarkeit zerstört; warum obendrein an vielen Wegen immer gleich mehrere frisch gefällte Bäume (mit voller Astkrone) quergelegt wurden, sodass Wanderer und MTBiker in riskantem und gefährlichem Manöver auf steilen Hängen einen Umweg laufen müssen, entzieht sich meinem Verständnis.

Es gab dazu aber schon jede Menge Threads, und man kommt nicht weiter solange das Recht einiger weniger Privatbesitzer auf o.g. Nutzung des Gutes "Wald" scheinbar unumstößlich festgeschrieben ist, wie zu alten Feudalzeiten.
 
mit Wald wird wieder Geld verdient, deshalb hausen die ab wie am Amazonas. In den Staatsforsten wie im Privatwald. Die Rückearbeiten werden gezahlt nach Festmetern an Kleinstunternehmer vergeben. Davon gibt es mittlerweile soviele, daß man die Schweine damit füttern könnte, ausgesteuerte Forstleute, Nebenerwerbslandwirte und gescheiterte Landmaschinenmechaniker.
Hier hat es auf einem Berg wenig bekannte Mauerreste aus gallo-romanischer Zeit, die haben es geschafft das Wenige was erkennbar war total zu zerwühlen. Ein zuvor gut erhaltener Kaminsims mit Mosaikresten liegt jetzt dort mehrfach durchbrochen den Dreck gefahren.
 
Die Schreckensvision der Zukunft:

Rein industrieller Nutzwald, in dem unter Extremeinsatz von Insektiziden, Düngemittel etc. Holz produziert wird; artenarm und biologisch tot; kein Freizeitwert mehr, Wild für die Jägerschaft wird woanders aufgezogen und kurz vor der Jagd ausgesetzt oder angefüttert als wäre der Wald eine riesige Vieweide.

Gegenstück dazu: Riesige Flächen mit Raps-Monokulturen, nur abgewechselt mit Mais- und Zuckerrüben-Monokulturen.

Irgendwo anders gleichgeschaltete Menschen, die ihre Freiheit genießen, und froh sind, dass nicht die Mauerschützenpartei regiert.
 
Schwarzwild, damit liegst du gar nicht falsch. Spätestens wenn in 30-40 Jahren alle Ölreserven aus der Erde geholt sind, wird man auf Holzverheizen im ganz grossen Stil umsteigen und dann geht es RICHTIG ums Geld und ums Abholzen.

Zur Gegenwart: Wie Ilex auch schon gemeint hat, geht es nur um Geld dabei. Wenn dabei alles ramponiert wird dabei, hüllen sie sich dann die Öko-Deckmäntelchenthemen "Bestandspflege", "Borkenkäfer", "Licht schaffen für andere Bäume" und schon ist alles wieder scheinbar ok :o Ähm, bevor der Mensch den Faustkeil erfunden hat, konnte sich der Wald und die Natur auch von selbst regulieren, und jetzt brauchen sie auf einmal den Menschen? Nun, der Beweis steht noch aus...:rolleyes:

Unabhängig davon habe ich aber auch beobachtet, dass das mit dem Abholzen in der Tat sehr stark zugenommen hat. Ich fahre seit der Anfangszeit des MTB Ende der Achtziger in meinem grossen Bikegebiet umher und kann daher sagen, dass alles viel ruhiger war damals. Zur Abholzzeit Oktober-März war auf 50km Tourenstrecke vielleicht mal ein einziger Weg wegen Holzfällung gesperrt, heute dagegen muss ich manche Routen komplett umstellen, weil jeder zweite Waldweg dicht ist. Auch die Hobbyholzer findet man mittlerweile an wirklich jeder Lichtung stehen, früher waren es pro Ausfahrt um diese Zeit ein 1-2 davon, heute sind an einem Samstag rund ein Dutzend Hobbyholzer, die ihre Anhänger vollpacken mit Holz und ihre Autos und Trecker mitten auf den Wegen abstellen. Manche kommen schon richtig professionell daher mit kleinen Baggern mit den sie ganze Baumstämme am Stück packen.
 
Bei allem was Ihr beschrieben habt müsst Ihr auch mal bedenken, daß die unglaublichen Mengen von Sturmholz nur von den Maschinen bewältigt werden konnten, mit herkömmlicher Holzfällerei wäre das Holz im Wald verfault und hätte Jahre gedauert.
 
Hallo,

auch ich habe das Gefühl, dass das Herumgeholze im Wald monströse Dimensionen angenommen hat. Wenn also Jäger oder Naturschützer über MTBler jammern ist das eher lächerlich im Vergleich zu den erwähnten Schäden durch die Holzindustrie. Meine Frage ist, welche Lobbygruppen gibt es für den Wald? Mir fällt eigentlich nur Greenpeace oder der BUND ein, aber was die zum Thema Raubbau am deutschen Wald (und nicht am Regenwald) sagen, weiß ich nicht. kennt sich jemand in diesem Bereich aus?
 
@Eddigofast - es geht hier denke ich nicht darum... wie man die Sturmschäden beseitigt bekommt... eher um die Verfahrensweise und Außendarstellung der Forstindustrie. Denn zum einen wird den privaten Waldnutzern (z. B. Wanderern oder MTB'lern) untersagt abseits der Wege sich zu bewegen oder bestimmt Wege garnicht zu benutzen, da dieses das Ökosystem Waldboden erheblich beeinträchtigen würde... wenn man dann aber die Arbeistweise der Forstindustrie zum Vegleich heranzieht... stellen sich einem als Naturfreund die Nackenhaare auf... da dort ohne Rücksicht auf naturelle Verluste der Wald umgepflügt wird... solange scheinbar finazieller Profit herausgeschlagen werden kann...

...und wenn ich mal bei uns in den Wald schau... naja da gibts die ein oder andere Ecke, die umgepflügt aussieht... aber trotzdem gammelt dort das Holz vor sich hin... ;)
 
Oha, genau mein Thread um mir was Luft zu machen - habe zwar keine neue Meinung beizusteuern, da schon alles gesagt wurde, aber ich könnte mich auch nur noch aufregen. Z.B. haben wir hier mehrere wirklich kleine Waldstücke wo ich seit ich hier wohne im Sommer immer gerne bin - ist schön ruhig dort. Jedenfalls gab es ein Stück wo man sich durch den Wald mehr oder minder durchkämpfen musste und am Ende kam man zwischen Wald und einer Pferdekoppel aus, konnte sich dort gemütlich hinsetzen und sich Tiere anschauen oder auch lernen. JETZT kann man da mit'm Auto hinfahren, nachdem die Bagger eine zweispurige Autobahn durch das kleine Waldstück gefräst haben. :mad:
 
Auch nach meiner Einschätzung ist die wirtschaftliche Komponente bei Nutzung des Waldes vom durchschnittlichen Waldbesucher bisher ziemlich unterschätzt worden. Damit dies so bleibt, werden der Öffentlichkeit von den Forstverwaltungen oft in enger Zusammenarbeit mit Naturschutzbehörden 'Waldfunktionskarten' präsentiert, die zeigen sollen wie wertvoll der Wald ist:

Der Wald hat darin Klima-, Wasser-, Boden-, Arten-, Lärm- und Erholungsschutzfunktion. Mit Erholungsfunktion ist natürlich nur die "stille Erholung", sprich die kontemplative Betrachtung des Waldes von gekennzeichneten Wegen gemeint.

Tatsächlich sind diese in Deutschland teilweise flächendeckend vorhandenen Waldfunktionskarten, abgesehen davon, dass sie eine forstliche Propagandafunktion haben, völlig nutzlos.

Manchmal ist auch von "Geschenken" des Waldes die Rede:

- Wälder produzieren das Naturwunder Holz
- Wälder reinigen Luft und Wasser
- Wälder sorgen für eine gleichmäßige Wasserspende
- Wälder schützen Siedlungen und Verkehrswege vor Steinschlag, Lawinen und Überschwemmungen
- Wälder mildern Klimaextreme
- Wälder bewahren Mensch und Tier vor Lärm
- Wälder erhalten die Fruchtbarkeit des Bodens
- Wälder schenken den Menschen Naturerlebnis, Ruhe und Erholung

Auch dies reine Propaganda, die im wesentlichen dazu dient, den "Wald" als sorgsam zu pflegendes Wunderhorn zu stilisieren und zu bambifizieren, den man abseits der Wege nicht betreten sollte, weil man sonst, sein empfindliches Ökosystem beeinträchtigt.

Nach Kyrill haben sicherlich die meisten Waldbesucher gemerkt, dass der Wald vorrangig nur eine Hauptfunktion (und nur ein 'Geschenk') hat, nämlich die Holzproduktion, die es zu vermarkten gilt.

Natürlich dient er nebenbei auch noch der Jagd und dem Naturschutz. Dass die Jäger angesichts der Bodenzerstörungen nach Kyrill kein Geschrei gemacht haben, kann ich mir nur so erklären, dass die Wegezerstörungen die "Reservatfunktion" des Waldes unterstützt hat. Tatsächlich halten die verschlammten Wege viele Bürger davon ab, den Wald aufzusuchen, was den Jägern nur Recht sein kann.

Warum der Naturschutz, der ansonsten ziemlich viel über Bodenschutz schwadroniert, keinen Aufstand macht, ist mir dagegen eher rätselhaft. Ein Erklärung könnte allerdings sein, dass den Naturschützern Kyrill nicht ganz ungelegen kam, weil Naturschützer (wegen der höheren Artenvielfalt) mehr an offenen Wäldern als geschlossenen Fichtenforsten interessiert sind. Und da hat Kyrill zumindest im Sauerland ganze Arbeit geleistet.

Auf einer anderen Mountainbike-Website (www.nobrakes.deenvironment/environment.htm) habe ich gestern zufällig eindrucksvolle Bilder von den forstlichen Bodenzerstörungen aus Sicht eines Mountainbikers gefunden. Hier ein eindrucksvolles Beispiel:

100_0002_neu.jpg


Gruß

Geoman
 
Ich habe 2006 festgestellt, dass bereits im August massiv an verschiedenen Stellen meiner Umgebung mit den Waldarbeiten begonnen worden ist. Wohlgemerkt vor Kyrill und nicht wegen Sturmholz! Das ist mir früher nie so stark aufgefallen. Nach meiner Beobachtung wurden früher die Waldarbeiten vorwiegend im Winter durchgeführt, wenn der Boden gefroren war und sich damit die Bodenschäden in Grenzen hielten.
Ein von mir daraufhin angesprochener Bauer nannte mir als Grund etwas ausweichend: „Das muss sein wegen dem Käfer“.

Dann kam der Kyrill und hat das begonnene Werk bekanntermaßen brutal weiterbetrieben, besonders an den nun ungeschützten Rändern.
Jetzt am vorletzten Wochenende das Sturmtief Emma, wo es wieder weiterging.

Einige Wälder in meinem Umkreis schauen dermaßen kahl aus, dass man die Landschaft fast nicht mehr wiedererkennt! Und wie in obigen posts beschrieben sehen die Wege bzw. der Boden völlig zerschunden aus!

Ich bin der Meinung, dass hier die unteren Naturschutzbehörden der Landratsämter einschreiten müssten!
Wenn ich in meinem Garten einen größeren Baum fällen will, kann ich Schwierigkeiten bekommen, obwohl er mir gehört. Also müsste auch beim Wald das Interesse der Allgemeinheit mit einbezogen werden.

Servus,

der Leitnbiker
 
Meine Eltern mussten mal wegen einer (nicht genehmigten) Kronenausdünnung einer Platane in ihrem Garten, um etwas mehr Licht im Garten zu haben, eine fette Geldstrafe bezahlen. Das ganze wirkt angesichts des zu beobachtenden Frevels kafkaesk.

Mit fällt als Vergleich fast nur noch der Krieg ein, wo einerseits die Soldaten, durch die Obrigkeit legitimiert, ein Massenabschlachten veranstalten, während einen Tag nach Friedensschluss wieder heuchlerisch vom "heiligen, gottgegebenen Leben, was auf jeden fall zu wahren, höchste Menschenpflicht sei…" gefaselt wird.
 
Bei allem was Ihr beschrieben habt müsst Ihr auch mal bedenken, daß die unglaublichen Mengen von Sturmholz nur von den Maschinen bewältigt werden konnten, mit herkömmlicher Holzfällerei wäre das Holz im Wald verfault und hätte Jahre gedauert.
Bei Euch im Sauerland gab es aufgrund der Fichtenmomokulturen viel Sturmschäden seit Kyrill, evtl. hat auch "der Käfer" seinen Teil dazu beigetragen, woanders sind es aber oftmals bis dato gesunde Mischwälder, oder auch mal echte Tannenwälder (die oft heller als die dichten Fichtenwälder sind, und somit im Gegensatz dazu auch Bodenbewuchs zulassen) welche von den Holzfällertruppen zerstört werden.
so, und wer von euch motzern hat nen schlafzimmerschrank aus fichte?
Also isch koof mir jäd Joahr ä niewe Fischteschrank, de sin so billisch, de kann isch danach in mien Ofen met Pelletoption verheize.
 
Ich habe mich, ähnlich wie die meisten von Euch, auch über die Behinderungen in "meinem" Wald aufgeregt.
Erst legte Kyrill unzählige Baumstämme und sonstiges Gelumpe über die Wege, dann dauerte es ewig bis die Aufräumtrupps kamen und schließlich waren viele Wege mit dem MTB nicht mehr befahrbar, da die Monstermaschinen alles umgepflügt hatten.
Inzwischen sind die meisten Wege wieder befahrbar und ein Paar neue sind sogar hinzu gekommen.

@ all:
Welche Alternativen gibts denn zu diesen gigantischen Holzrückmaschinen? Mit Pferden werden diese Mengen von Baumstämmen doch sicherlich nicht aus den Wäldern gezogen.
 
Servus!


An der modernen Holzerntetechnik finde ich nix schlimmes, außer dass sie mit der Wertholzproduktion fast unvereinbar ist. Aber dass beim Holzbringen Wege zerstört werden, ist doch eh positiv. Weiß nicht, warum ihr euch da aufregt. Kann man endlich mal nen schönen Trail anlegen. Denn das schlimmste für´n MTBer sind doch diese mit dem Lineal gezogenen Forststraßen. Kann man gleich Crosser fahren.

Bodenschutz in der Forstwirtschaft ist schon ein Thema. Hat aber mit der Holzernte nach Naturkatastrophen nicht viel zu tun.
Zum Glück gibt´s doch einige, die ihre Wälder nun umstrukturieren. Das dürfe in Deutschland schon deutlich besser als zB in Österreich funktionieren, wo man das Heil noch immer in der Fichte sucht.

Meiner Meinung nach ist Bodenschutz viel mehr in der Landwirtschaft ein Thema. Aber das wird den gemeinen MTBer eher nicht interessieren.

@Schwarzwild: Kronen werden quer über die Wege und Gassen gelegt, dass, damit man sie mit den Maschinen besser befahren kann und der Bodendruck bzw. dessen Verletzung verringert wird.


Viele Grüße

Thomas
 
Besonders ärgerlich war die Zerstörung eines mittelalterlichen Hohlweges, wo sich in dem uralten Natursteinpflaster die Riefen der alten Kutschenreifen eingefräst haben, und der seitlich von uralten knorrigen Heckenbäumen eingefasst war: Zur hangabfallenden Seite ist durch die überbreiten schweren Waldfahrzeuge fast die gesamte Baumhecke weggedrückt worden, und fällt den Abhang herunter, das Jahrhundertealte Pflaster ist vom Gewicht der Reifen und durch einsetzende Erosion größtenteils zerstört.
Selbst ausgeschilderte Wander- und MTB-Strecken wurden bis zur völligen Unfahrbarkeit zerstört; warum obendrein an vielen Wegen immer gleich mehrere frisch gefällte Bäume (mit voller Astkrone) quergelegt wurden, sodass Wanderer und MTBiker in riskantem und gefährlichem Manöver auf steilen Hängen einen Umweg laufen müssen, entzieht sich meinem Verständnis.

Es gab dazu aber schon jede Menge Threads, und man kommt nicht weiter solange das Recht einiger weniger Privatbesitzer auf o.g. Nutzung des Gutes "Wald" scheinbar unumstößlich festgeschrieben ist, wie zu alten Feudalzeiten.

Was den Hohlweg betrifft, würd ich mal die lokale Presse, bzw. das Denkmalamt einschalten.

Was die Flurschäden betrifft, hat mir ein Förster folgendes gesagt:

"Früher, also noch vor 20 Jahren, hättens mich davon gjagt, wenn ich den Wald so hinterlassen hätte...."
Aber das Holz muss schnell raus und wo und wann abgefahren wird, bestimmt schon lange nicht mehr der Förster, bzw. Waldbesitzer. Das bestimmen inzwischen die Sägewerke:(
Früher wurde nur bei Frost abgefahren. So sah man fast keine Schäden an den Wegen.
Aber wie heißt es so schön: Just in Time...
Bei uns gibt es glücklicherweise noch kleine Waldbesitzer die ohne Harvester und Forwarder auskommen
 
vor gut einem Jahrzehnt gab es einen Paradigmenwechsel hin zu einer nachhaltigen Forstwirtschaft, weg von der Fichtenplantage und dem bis dahin üblichen Kahlschlag großer Flächen. Tatsächlich wurde auch laut darüber nachgedacht, Rückemaschinen wieder weitgehend durch Pferde zu ersetzten und es gab praktische Anfänge dies zu realisieren. Zu der Zeit waren die Holzpreise im Keller und die Einschlagsmengen entsprechend niedrig. Mittlerweile sind die Preise für Nutzholz durch eine massive Nachfrage aus den expandierenden Wirtschaftsräumen regelrecht explodiert. Entsprechend wurden die Mengen angepasst und es werden auch Qualitäten nachgefragt die früher unverkäuflich waren. Da man weiterhin auf ein flächiges Abholzen verzichtet werden die Wege durch Maschinen und Transportfahrzeuge viel stärker frequentiert. Im Elsass und in Lothringen ist das noch viel krasser als ich es diesseits der Grenze je gesehen habe, Nebenwege werden grundsätzlich im verfahrenen Zustand belassen, während die Abfuhrwege zur Zeit flächig für normale Straßenzüge befahrbar gemacht werden und zwar in einer Breite von 6 bis 8 Metern.
 
Bei allem was Ihr beschrieben habt müsst Ihr auch mal bedenken, daß die unglaublichen Mengen von Sturmholz nur von den Maschinen bewältigt werden konnten, mit herkömmlicher Holzfällerei wäre das Holz im Wald verfault und hätte Jahre gedauert.

Da hast Du recht, das "Havarie"-Holz muß schnellstens geborgen, oder anders gesagt geerntet werden, da es sonst von Schädlingen (Insekten, Pilzen ect.) befallen wird. Und solche Mengen (Sturmholz) sind selbst mit Maschinen schwer zu verarbeiten geschweige denn zu transportieren. Trotzdem muß und soll man immer ein kritischen Blick auf den Wald haben das der Naturwert nicht ganz dem Wirtschaftsfaktor unterliegt.
 
Das Argument, dass jeder selbst ja vom Holzeinschlag profitiert (Möbel, Hausbau etc.), kann man nicht unbedingt gelten lassen. Denn um die drastische Zunahme vom Holzeinschlag in den letzten Jahren zu rechtfertigen, müsste ja wohl eine Bevölkerungsexplosion vorliegen, die nach sowas verlangt, die wohl kaum vorliegt. Vor zehn Jahren hat es ja auch funktioniert. Alle hatten ihre Möbel, konnten ihre Dachstühle bauen lassen, die Kinder mit Holzspielzeug beglücken, Kaminöfen wurden gefüttert....wieso muss man dann urplötzlich ein Vielfaches der Menge abholzen? Allenfalls wegen der Heizölpreise hat der Bedarf an Brennholz schon zugenommen, aber noch lange nicht so, dass man so eine Steigerung vornehmen muss, wie ich sie in meinem ersten Post geschildert habe.
Sturmholz?? Ach komm, ich doch längst aufgearbeitet das Ganze. Die hocken doch alle auf ihrem Fichtenmopped am Fenster und warten bis sich die Sturmböen gelegt haben, dann gehts mit Vollgas ans Werk. Das bisschen Kyrill-Holz war dermassen schnell beseitigt, so schnell konnte man gar nicht gucken. Klaro, nur damit man wieder Platz hat zum das plangemässe Frischholz ausgewählter Sorten wieder ungestört aus dem Wald ziehen zu können.
 
schau dir nur die Schwemme an Wegwerfgartenmöbel aus Tropenholz in den Baumärkten und bei den Discountern an. Wenn ich in die Wohn/ Schlaf/ Esszimmer einiger frisch vermählt oder sonstig Zusammenlebender schaue bekomme ich das Kotzen. Die vermutlich modische Möblierung ist gedacht spätestens in fünf Jahren geschreddert zu werden. Keine Einrichtung ist ökologisch und für den Käufer auch wirtschaftlich sinnvoller als die durch Anschaffung möglichst alter Möbelstücke. Hinzu kommt der Bauboom in vielen Ländern. Das Holz vom letzten Sturmereignis - Kyrill hat uns hier weitgehend unbeschadet gelassen - ging zum Großteil in die Türkei. (Nachdem es für ein paar Jahre am Lagerplatz vor sich hingammelte, weil der Preis nicht paßte. Vielleicht mochten die aber die blaue Farbe)
 
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