100km Tour - klappt das aus dem Stand oder muss ich mich vorbereiten?

Werde ich die 100km Tour schaffen?

  • Easy!

    Stimmen: 44 34,4%
  • Mit Genug Willenskraft geht das schon.

    Stimmen: 75 58,6%
  • Hmmm... Bin mir unsicher

    Stimmen: 3 2,3%
  • Ohje, ob das was wird...

    Stimmen: 3 2,3%
  • Nie im Leben, fahr weiter Dreirad!

    Stimmen: 3 2,3%

  • Umfrageteilnehmer
    128

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Re: 100km Tour - klappt das aus dem Stand oder muss ich mich vorbereiten?
So?
 

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Soooo, hier endlich der ausführlichere Bericht (Achtung, enthält einige Bilder, wird also etwas länger der Post):

Gestartet bin ich noch kurz vor Sonnenaufgang - mit Frühstücken, fertigmachen, sachen Packen, kurzer Bikecheck (War im Endeffekt nur Reifendruck prüfen, und schauen ob Federung und Bremsen funktionieren) war es dann zwischen 5:30 und 6 als ich losgefahren bin.
Asußerdem habe ich noch das gemacht, was jeder gute Spitzensportler macht - mir einen guten Dopingplan überlegt! :D Beim Frühstück gab es schon einen Matcha für die extra Ladung Koffein, hab mir so ein Sportlergel+Riegel eingepackt, die schon länger bei mir rumlagen und eine Magnesium+Vitamintablette in einem Döschen eingepackt, die ich mir Stückweise zerbrochen und in die Wasserflasche gemacht habe.
In der Rahmentasche waren ein Notfallriegel und ein Multitool, alles andere (Essen, mehr Wasser, Sonnencreme, Ersatzschlauch, Pumpe, Powerbank zum Laden der Uhr wg. Navi, ...) war im Rucksack.
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Durch den frühen Start war ich dem Sonnenaufgang noch ein wenig vorraus. Dadurch war es noch angenehm kühl und konnte ihn über der Stadt und den umliegenden Burgen sehen.
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Muh-ten Morgen!
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Der Anfang war noch bei angenehmen Temperaturen und wenigen Höhenmetern, sodass die ersten 20km schnell geschafft waren. Ungefähr zu diesem Punkt kam ich auch in den ersten Wald und habe dort bei einer Forsthütte zum ersten Mal Sonnencreme aufgetragen und den ersten Snack zu mir genommen. (Sonnencreme hab ich 30er genommen und insgesamt 3x aufgetragen über den Tag verteilt - auch mit langen Stücken praller Sonne keinen Sonnenbrand bekommen)
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Die nächsten 20km hatten dann höhenmetertechnisch schon etwas mehr zu sagen - waren zwar nicht super viele hm, aber nahezu permanent bergauf mit wenig gerade/bergab. Während diesem Abschnitt habe ich auch gemerkt, dass mein Po ganzschön angefangen hat an der Unterhose zu scheuern und meine Knie und Oberschenkel ein wenig wehgetan haben. Hab dann mit meiner Sattelhöhenfaustregel (Mit Ferse auf dem Pedal sollte das Bein ganz durchgestreckt sein) gemerkt, dass mein Sattel ein wenig höher sein könnte. Hab also schnell mein Multitool rausgeholt und die Sattelstütze ein Zentimeterchen höher gemacht - wurde tatsächlich rasch besser, sowohl in den Beinen als auch am Allerwertesten.
Ungefähr um diese Zeit kam ein cooles Highlight auf der Tour - die "Dicke Eiche" bei Waldgirmes.
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Die Dicke Eiche war wohl Jahrhunderte lang das Wahrzeichen des Ortes, an dem u.A. Waldgottesdienste abgehalten wurden. 2002 starb der Baum dann und zum Gedenken wurde ne Tafel und ne Bank angebracht, eine neue Eiche gepflanzt und sogar ein Gedicht geschrieben :D
Von hier aus ging es dann über den Dicke Eiche Trail weiter - netter Trail mit ein Paar coolen Features. Die Sprünge ohne Table und einen sehr steilen Teil habe ich übersprungen, da ich nicht zu viel riskieren wollte, wenn die Tour noch lange ist.
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Weiter einiges an bergauf Gegurke mit beginnendem Hunger, bis plötzlich eine Gedenkstätte für den Junker Johann mit Rastbänken und Tisch kam. Da hab ich dann die erste etwas längere Pause eingelegt, Paar Riegel/Mr.Tom gegessen, den ersten Teil der Magnesiumtablette in die Wasserflasche gemacht, Bisschen die Beine ausgeruht und weiter geht's!
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Einige schöne Waldkilometer weitergefahren, irgendwann begann dann das Wasser knapp zu werden, allerdings kurz vor der nächsten Ortschaft (Greifenstein). Hier kam jetzt eine wichtige Lektion zu tragen, die ich auf der Tour gelernt habe - ich habe zwar geschaut, dass ich in sinnvollen Abständen durch Ortsschaften mit Brunnen/Friedhöfen fahre, allerdings habe ich mir die Tour nicht explizit an diesen Stellen vorbeigelegt. Dadurch musste ich dann manchmal erst noch ne Weile durch den Ort fahren und die Wasserstelle suchen. In Greifenstein ging es noch, aber später kamen dadurch einige Mehrkilometer drauf. Das werde ich beim nächsten Mal anders/besser handhaben.
Lange Rede, kurzer Sinn, in Greifenstein habe ich nach Beschilderungen zum Friedhof geschaut, aber keine gefunden. Daraufhin bin ich einfach hoch zur Burg gefahren und hab mir die Flaschen bei der Toilette da am Wasserhahn aufgefüllt. Dadurch konnte ich noch ne nette Aussicht über die Gegend mitnehmen.
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Von da aus ging die Fahrt dann wieder über die geplante Strecke weiter, eine Ortschaft weiter dann nochmal direkt am Friedhof vorbei und nochmal aufgefüllt (war noch nicht viel weggetrunken, aber man nimmt, was man kriegt :D).
Nächstes Highlight war dann der Gipfel des Knoten - einer der höchsten Berge im hessischen Teil des Westerwalds und höchster Punkt der Tour.
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Hier hatte ich die Tour extra so geplant, dass ich einmal bis auf den Gipfel fahre, da dann Rast mache (War vermutlich die Längste Pause in der Tour; Apfel und Riegel gegessen, ordentlich getrunken, Beine ausgeruht, Garmin-Uhr kurz an die Powerbank gehängt), über einen Trailabschnitt runter fahre und am Ende des Trails über einen anderen Weg die Tour fortsetze, dabei aber wieder einige der hm des Berges wieder einsammle.
Der Trail war leider etwas zugewuchert und nur schwer befahrbar mit "einfachen Bunnyhopübungen"
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Beim Weg hoch zeichnete sich dann ab, was über den Rest der Tour die Hauptherausforderung sein wird. Durch das Fichtensterben waren viele Wege, die einst waldig waren, jetzt in der prallen Sonne - häufig auch noch bergauf. So auch der zweite Hochweg zum Knoten. Der war aber wenigstens geteert, sodass es wenigstens einigermaßen vorwärts ging.
Weiter ging es durch Wälder und Felder, vorbei an ein Paar Blumenwiesen und unweit der Krombachtalsperre entlang, die ich aber nicht angefahren habe.
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Die nächste (etwas größere) Ortschaft war dann Rennerod. Hier wollte ich dann wieder mein Wasser auffüllen, was mich auf eine kleine Odyssee geführt hat.
Zuerst habe ich einen Wegweiser zu einer Wirtschaft gesehen, da dachte ich mir "Klasse, Wasser auffüllen und vllt noch ein Paar Pommes und ein alkoholfreies Bier, das wäre jetzt super!" Dann sah ich das Haus der Wirtschaft am alten Bahnhof, die dem Anschein nach schon seit Jahren zu ist und sogar schon die Tür mit einem Brett zugenagelt war. In unmittelbarer Nähe war allerdings ein weiterer Wegweiser, womit klar wurde, dass wohl eine andere Wirtschaft gemeint war. Den Schildern gefolgt und tatsächlich, da war sie! ...Betriebsferien bis Ende August 🤦‍♂️.
Na gut, dann halt doch wieder Friedhof o.Ä. Erstmal den nächsten Kirchturm ausfindig gemacht, hingefahren in der Erwartung entweder eine Wasserquelle oder wenigstens ein Schild Richtung Friedhof zu finden - nö! Also erstmal weiter Richtung Ortsmitte.
Hey, eine Dönerbude! ...auch zu :(
Ein Brunnen in der Ortsmitte! ...kein Trinkwasser :(
Ein weiterer Kirchturm! ...gleiche Situation wie beim ersten auch :(
Eine Touristeninformation mit Wasserauffüllstation! ...Mittagspause bis 14h (war grade ~13:40) :(
Bei der Touristeninfo wurde ich aber zum Glück erlöst. Eine Mitarbeiterin war schon im Laden und hat mich gesehen und mir die Tür aufgemacht. Dort erstmal ordentlich getrunken und die Flaschen aufgefüllt. Und dann wieder zurück zum Ortsrand, natürlich steil bergauf ;-)
Der nächste Teil der Tour war aber wieder ganz nett mit recht vielen bergab-Passagen. Nach der nächsten Ortschaft ging es ein kurzes Stück über die Landstraße und zwar recht steil bergab. War nett um Geschwindigkeit drauf zu kriegen, aber dadurch hab ich natürlich die Abbiegung verpasst und musste dann in praller Sonne auf der Landstraße wieder bergauf 😓. Der nächste Teil im Wald Richtung Nistertal war aber sehr schön, sogar mit einem kleinen Trailabschnitt, den ich so spät auf der Tour nichtmehr erwartet hätte :).
Bei Nistertal dann einen Abstecher zur Birkenhof Brennerei gemacht und den Schnaps für meine Oma geholt. Gab sogar eine Verkostungsecke, aber darauf habe ich angesichts der Tour und noch vor mir liegenden Strecke verzichtet.
Nach Nistertal wurde es so langsam ganzschön anstrengend. Heiß, wenig Schatten, nicht mehr viel Wasser, absolut keine Lust mehr auf Riegel jedweder Art (Ein Paar der Riegel, die ich dabei hatte waren "interessant", insbesondere das Sportlergel - hat zwar geholfen aber war geschmacklich definitiv ein Erlebnis :D). Dann traf ich irgendwann auf einen Wegweiser mit zwei wegen Richtung Hachenburg - einer mit etwas mehr Strecke, der auch konform mit meiner Routenplanung war, und einer mit ca. 4km weniger, dafür einem recht steilen Anstieg über knapp einen km. Aufgrund meiner Fitness und der Tatsache, dass ich durch die Umwege sowieso auf 100km kommen werde, hab ich den kürzeren eingeschlagen. Was ich da noch nicht wusste: Die Steigung ging nicht etwa durch den Wald, sondern über eine verdammt steile, frisch asphaltierte, pechschwarze Landstraße ohne Fahrradweg. Nach ein Paar hundert Metern habe ich mich dann umentschieden, umgedreht, den Fahrtwind genossen und bin dem ursprünglichen Weg gefolgt.
Bin sogar kurz darauf noch an einem Friedhof vorbeigekommen, nochmal Wasser aufgefüllt und ...Hey! 100km sind schon voll! 🥳
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Jetzt kam der ätzendste Teil der Tour - südlich von Alpenrod ging es noch ein gutes Stück bergauf, ca. 4km, pralle Sonne, hohes Gras, kaum Schatten. Bei dem Abschnitt bin ich fast abgekackt und begann mich zu fragen: Was tue ich hier nur? Ich wusst' nur eins gewiss: Ich muss da durch!
Mit viel fluchen, schwitzen, trinken und stellenweiße schieben war aber auch das Hindernis überwunden.
Bei der Anhöhe bei Alpenrod war dann sogar ein Kiosk! ...Montag Ruhetag 🤣.
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Halb so wild, von hier ging es dann nur noch über Forststraßen und asphaltierte Feldwege bergab nach Hachenburg. Zwischenzeitlich noch nen Traktor vor mir gehabt...
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Noch ein kurzer Stop bei den Wasserwerken und dem Bären hallo gesagt.
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Und dann war es geschafft!
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Beim Einrollen in die Bahnhofstraße ging dann passenderweiße der Akku meiner Uhr leer, aber Navigation war jetzt nichmehr vonnöten.

Abschließend noch die Zahlen der Tour:
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Durch die ganzen Umwege für's Wassersuchen und ein Paar kleinere Verfahrer im Wald waren es dann tatsächlich sogar ~110km und ~2100hm.

Hat auf jeden Fall Spaß gemacht, war aber auch, insbesondere wegen der Hitze, gut anstrengend.


Fazit: 110,11/100, würde wieder machen :D

Vielen Dank nochmal an euch alle für die netten Tips und die Motivation ❤️
 
Glückwunsch! Neben der Leistung sieht es auch nach einer schönen Tour aus. Tipp zur Unterhose: Eine Radlerhose hat die gleich eingenäht (=Sitzpolster). Da bleibt alles an Ort und Stelle.
 
Unterhose: Daheim lassen!

Friedhöfe: Bei langen Touren setze ich mir POIs bei Friedhöfen und den Track gleich so, dass er da vorbei führt.

Sitzposition während einer Tour korrigieren kann schwierig werden, wenn vorher dauerhaft mit der alten Position gefahren wurde. Da können leichte Änderungen schon zu Knie, Rücken, Hand und weiteren Problemen führen. Die richtige Position sollte also schon lange vor einer größeren Tour gefunden worden sein.

Zu viel Mg kann abführend wirken. Wenn man das regelmäßig nimmt und weiß ob und wie man drauf reagiert: Gern!
Aber: Wenn man nie Mg nimmt, und denkt, bei einer großen Tour sei das nötig, kann das "nach hinten" los gehen.

Lieber nichts verändern sondern lieber so fahren wie immer. Nur mehr futtern und trinken. Das minimiert Risiken...
 
Wenn du das ein paar Tage früher (pünktlicher!) geschrieben hättest, hätte ich die Dicke Eiche nicht verpasst. So war ich nur bei der römischen Ausgrabung. Na toll.

Da hast ja viel Bohei gemacht anstatt "ja, dann mach ich halt ma".

Haste gut gemacht. Und mir hat's auch Spaß gemacht!
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Zu viel Mg kann abführend wirken. Wenn man das regelmäßig nimmt und weiß ob und wie man drauf reagiert: Gern!
Aber: Wenn man nie Mg nimmt, und denkt, bei einer großen Tour sei das nötig, kann das "nach hinten" los gehen.
genauer gesagt: gegen krämpfe hilft training und eine vernünftige tempogestaltung
  • magnesium kurz vor oder während der belastung hilft NICHT gegen krämpfe.
  • magnesium schwimmt nicht im blut rum und kommt dann in den muskel, wenn bedarf besteht.
  • wenn überhaupt, dann natrium ins getränk kippen, aber magnesium höchstens als langfristige massnahme sehen (falls denn überhaupt mangel besteht).
 
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