Derweil hab ich mich mal um
Baustelle 2) gekümmert,
die nicht mehr rastenden Schalthebel.
Vor Jahren hab ich mal ganz unbedarft einen 1994er XT-Schalter auseinandergebaut, ohne mich vorab richtig zu informieren, und nie wieder zusammen gekriegt. Diesmal hab ich mir schlauerweise vorab das hier angeschaut:
http://www.spreebiker.de/tipps/werkstatt/reparatur-shimano-rapidfire-schalthebel/ -
da lag es an einem kleinen Hebelchen, der eigentlich in ein Zahnrad einrasten soll um es weiter zu schieben, dessen Feder aber zu schwach bzw. dessen Reibung irgendwann zu groß ist. Das ließ sich bestens übertragen auf den Acera-Hebel, der hatte genau das gleiche Problem (und der alte XT-Hebel übrigens auch). Wenn
Shimano die Hebel immer noch so baut - hier sieht man wie ein
SRAM-Hebel funktioniert:
, da kann diese Ermüdungserscheinung nicht auftreten, sieht für mich viel besser aus. Ein weiterer Grund für mich, an meinen besseren Rädern bei
SRAM zu bleiben...
Aber zurück zum Acera-Hebel. Der ist ja so unfassbar klobig-hässlich, dass ich ihn eigentlich direkt runterschmeißen wollte. Dadurch hatte ich aber auch null Angst, ihn kaputt zu reparieren - und nachdem es so gut geklappt hat, und ich jetzt schon ein bisschen stolz drauf bin
, muss er erstmal dran bleiben.
Ich empfehle sehr, gerade so einen ollen Acera-Hebel mal zu öffnen und sich die Mechanik anzuschauen. Das geht hier durch die massive Trägerplatte, die direkt zum gegossenen Bremsgriff gehört, besonders einfach, und ist total lehrreich, fand ich!
Wer schon weiß, wie das alles funktioniert und wie man's repariert, oder es nicht wissen will, kann den Rest dieses reichlich lang geratenen Posts gerne ignorieren
Reparatur (Fotos hier überwiegend für den linken Schalthebel, für's vordere Schaltwerk, an dem ich erstmal geübt habe - auf der anderen Seite ist es einfach spiegelverkehrt):
1) Vorbereiten: Die Schalt-Brems-Kombi vom Lenker abnehmen oder zumindest mit der Unterseite nach oben drehen (nur da muss man dran). Schaltzug kann man eingehängt lassen.
2) Aufmachen: Untere Abdeckkappe abnehmen, ist nur mit einer kleinen Schraube gesichert. Ein paar Fotos machen, damit man später noch weiß, wie es zusammengehört
3) Klapperatismus abschrauben: Die vier kleinen Buntmetall-Laschen rund um Schraubenkopf mit einem kleinen Schraubendreher soweit aufbiegen (Bild 1), dass man eine 8er-Nuss aufstecken und die Schraube lösen kann. Alle beweglichen Teile (Bild 2) von der Trägerplatte (Bild 3) abnehmen - die Feder ist nicht stark gespannt, aber besser nix verlieren (auch nicht den Messingring, der nur lose in der großen Bohrung in der Hebelplatte steckt)!
4) Säubern und ggf. Federspannung erhöhen: In die Platte mit dem Daumenschalter ist ein Bolzen eingepresst, auf dem steckt eine kleine Feder, die unten seitlich über die Plattenkante und oben an einem kleinen beweglichen Hebelchen eingehängt ist - ich nenne ihn mal den "Rastkopf" (Bild 4). Das sich dieser durch Dreck, altes Fett und eine zu schwache Feder nicht mehr richtig bewegt, ist das Problem!
Minimallösung: gründlich abbürsten,
WD40 drauf, abwischen, a bisserl rumwackeln. Dann die schwächelnde Feder dort, wo sie um die Platte gehängt ist, aushängen; sie ist dort zweimal geknickt, am zweiten Knick mit einer Zange abknipsen (das letzte Stück, dass auf die Unterseite ragt), und knapp oberhalb des verbleibenden Knicks einen neuen 90°-Knick reinbiegen; den entstandenen neuen Haken wieder um die Platte hängen. Die Feder ist kürzer, der Rastkopf sollte jetzt wieder etwas mehr gegen das Verdrehen wehren. Ob's genug ist, merkt man allerdings erst nach dem Zusammenbau - bei mir war's nicht genug... daher:
Gründlichere Lösung: den kleinen Sprengring mit einem kleinen Schraubendreher oder besser einer spitzen Zange abnehmen (Achtung - mir ist er weggeploppt, ich bin 10min. um den Tisch gekrabbel...), alles vom Bolzen abziehen, säubern, die Feder wie oben beschrieben kürzen, alles wieder zusammenstecken und sichern. Manche ersetzen die Feder dabei durch eine Kugelschreiberfeder, mir schien das Kürzen ausreichend.
5) Schalthebel wieder einsetzen: Rastkopf mit etwas Vorspannung wieder durch die Aussparung in der Trägerplatte (Bild 3) stecken, Schalthebel zurück auf den "Achsstumpen" stecken, dabei Messingring nicht vergessen.
6) Rückstellfeder einhängen und fixieren: das "abstehende" Ende der Spiralfeder wieder in das Loch in der Schalthebelplatte stecken und über die Achse legen, den "Haken" am größeren, silbernen Blechplättchen in die Aussparung (am linken Schalthebel diejenige neben dem "F") einhängen. Das größere und das kleinere Blechplättchen über den Achse fummeln und die Schraube zunächst nur ein paar Umdrehungen einsetzen
7) Festschrauben: bevor man die Schraube ganz fest dreht, die beiden Blechplätten mit etwas Gefühl und leichter Drehung auf den Achsenstumpen drücken, damit sie dort in die Vertiefungen greifen. Dabei kommt ein bisschen Spannung auf die Spiralfeder, lässt sich aber leicht halten. Erst dann richtig festschrauben und die vier kleinen Buntmetall-Laschen wieder an den Schraubenkopf biegen.
8) Abdeckung drauf, fertig!
Hintergrund / Funktionsweise: Die untere Hälfte des Schalthebels ist eigentlich recht simpel aufgebaut (Bild 1): hier ist nur die Rückstellfeder für den Schalthebel für das Spannen des Schaltkabels untergebracht (=auf ein größeres Kettenblatt / Ritzel schalten). Der Schalthebel ist die schwarze Blechplatte (Bild 2 rechts). Sie dreht sich um eine kurze Achse, die Teil des gegossenen Bremsgriffkörpers ist (Bild 3). Im "Achsenstumpen" steckt eine Schraube, die ineinanderpassende rundliche Blechplättchen (Bild 2 links) auf die Vertiefungen im Achsenstumpen drückt, so dass sie sich nicht drehen können. Darin ist eine leicht vorgespannte Spiralfeder eingehängt, deren anderes Ende in einem Loch in der Schalthebelplatte steckt. Fertig ist der Rückstellmechanismus!
...und den muss man auseinanderbauen, weil am Schalthebel der "Rastkopf" hängt (Bild 4), der durch einen Ausschnitt in der Trägerplatte (Bild 3) in die obere Hälfte des Mechanismus ragt.
Wenn man die obere Abdeckung auch abnimmt (Bild 5, hier vom rechten Schalthebel), sieht man wie der Rastkopf - rot umkringelt - mit der flachen "Stirnseite" gegen ein Zahnrad mit "langen Zähnen" anliegt. Drückt man den Schalthebel, schiebt er mittels des Rastkopfs das Zahnrad ein Stück so weit, dass auf der anderen Seite der Achse - grün umkringelt - genau ein "langer Zahn" an einem Rastmechanismus vorbeigeschoben wird - der nächste Gang ist eingelegt (der Rastmechanismus hängt wiederum am zweiten Schalthebel, damit muss man sich nicht weiter beschäftigen).
Das funktioniert allerdings nur zwei Mal (bis zum drittkleinsten Ritzel), dann sind die langen Zähne außer Reichweite. Hinter den langen Zähnen liegen aber noch kurze Zähne, gegen die der Rastkopf dann nicht mehr mit der flachen Stirnseite drückt (was auch bei Verschmutzung funktioniert), sondern in die er mit seiner kleinen Nase seitlich einrastet (oder eben nicht mehr). So können auch die weiteren langen Zähne weiter Richtung Rastmechanismus geschoben werden.