So, wir sind die Strecke gefahren. Die Tour war prima, vor allem, da wir keine Übernachtungen im Voraus gebucht hatten und so jeden Tag entscheiden konnten, wie weit und wohin wir fahren. Wir hatten komplett nur Sonne, was die Tour natürlich auch sehr positiv beeinflusst hat.
Für diejenigen, die die Pässe interessiere: hier eine kurze Zusammenfassung
Tag 1: Tschagguns - Schlappiner Joch - Klosters - Berghaus Vereina (45 km, 2420 hm)
Bis zum Anstieg ans Schlappiner Joch (Übergang Valzifenzbach) auf Schotterweg gut fahrbar. Das Joch selbst war für unsere Fahrkenntnisse nicht berauschend. 380 hm hochschieben und -tragen. Sehr unangenehm, da recht viele Büsche, viele Kehren und Stufen, über die getragen werden musste. Vom Joch mussten genauso ~500 hm runtergeschoben oder -getragen werden. Mit deutlich besseren Fahrkenntnissen kann man evtl. nen Großteil fahren. Abfahrt nach Klosters dann extrem steil (das hätte ich nicht hochfahren wollen).
Ab Klosters dann eine Panorama-Fahrt zum Berghaus Vereina, ein sehr schönes Tal. Man kann auf Asphalt bis zum Berghaus Vereina fahren, unten gibt es noch einen Radweg über Wiesen, den wir genommen haben. Das Berghaus ist super und sehr zu empfehlen.
Die Länge der Etappe kombiniert mit 900 hm, die entweder hoch oder runter geschoben werden mussten, war echt hart.
Tag 2: Berghaus Vereina - Flesspass - Flüela-Strasse - Susch - Zernez (25 km, 660 hm)
Den Hüttenwirt auf dem Berghaus haben wir gefragt, wie der Flesspass mit dem MTB zu machen sei. Seine Antwort war: der Flesspass ist am ehesten machbar, die anderen (Vereinapass, Jöriflesspass) kann man vergessen. Es hörte sich so an wie: Unter den Blinden ist der...
Von der Hütte losgefahren und nach 2 km durften wir anfangen über eine morastige Wiese schieben. Dann versperrte uns eine große Herde recht unkooperativer Kühe den Weg, was uns einiges an Zeit gekostet hat. Danach dauerhaftes Schieben oder Tragen bis zum Flesspass. Nur am Ende musste entlang eines Schneefeldes an Felsen ein kurzes Tal hochgeklettert werden. Der Pass selbst ist unspektakulär. Auf der anderen Seite ging es eigentlich recht flach runter, aber überall große Steine oder Morast, so dass mit unseren Fahrkenntnissen nicht an radeln zu denken war. Erst ab der Alp Fless Dadaint konnten wir fahren. In Susch dann haben wir entschieden, nicht wie geplant nach S-Charl zu fahren, sondern den Tag in Zernez ausklingen zu lassen. Der Flesspass hat uns etwa 6 Stunden gekostet, in denen wir nur geschoben und getragen haben. Wir hatten keine große Lust uns jetzt noch nach S-Charl zu mühen, vor allem, da wir die Strecke schon kannten.
Tag 3: Zernez - Chapella - Scalettapass - Davos - Klosters (50 km, 1350 hm)
Nach Chapelle sind wir erst auf Radwegen, dann auf der Asphaltstraße (kein sinnvoller MTB-Weg) gestrampelt. Auf der Straße kamen uns dann die schnellsten Fahrer des Engadiner Radmarathons entgegen, die frühmorgens ebenfalls in Zernez gestartet waren.
Der Scalettapass ist herrlich, schönste Berglandschaft. Bis zur Alp Funtauna theoretisch komplett auf Schotterpiste fahrbar. Wir mussten bei ein paar richtig steilen Rampen absteigen. Ab hier bis zum Pass hoch musste etwa 400 hm geschoben werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das bergauf gefahren werden kann. Es ist aber deutlich angenehmer als übers Schlappiner Joch, da nicht so viele Kehren, und deutlich mehr Platz zum schieben. Getragen muss so gut wie gar nicht. Dazu gibt es eine super Aussicht. Ab dem Pass gen Dürrboden für uns fast durchängig fahrbar, mit besseren Fahrkenntnissen kann man auch die Stellen fahren, an denen wir kurz absteigen mussten. Ab Dürrboden Asphalt bis Davos, der parallel verlaufende Wanderweg ist sicherlich schön aber viel zu sehr mit Wanderern bevölkert als dass fahren hier sinnvoll wäre. Ab Davos-Wolfgang bis Klosters fast durchgehend ein schöner Trail durch den Wald.
Tag 4: Klosters - Saas - Küblis - Pany - St. Antönien - Partnun (29 km, 1060 hm)
Da wir auf Gondeln verzichten wollten, sind wir nicht mit der Madrisa-Gondel hochgefahren. Stattdessen sind wir nach Küblis abgerollt und haben dann den Anstieg nach Partnun in Angriff genommen. Bis Pany unglaublich steile Asphaltstraße, anschließend deutlich flacher, aber immer noch stetig ansteigend. In Partnun wartete auf uns das Gasthaus Alpenrösli, das ich ebenfalls sehr empfehlen kann. Freundliche Wirte und als extra ein kostenloser Whirlpool draußen, den man allerdings vorher anmelden muss, was wir natürlich am Vorabend gemacht haben. Der Pool ist wirklich super und eine prima Abwechslung zum radeln!
Tag 5: Partnun - Partnunsee - Tilisunafürggli - Tilisuna Hütte - Tschagguns (19 km, 520 hm)
Als Abschluss hatten wir noch einen halben Tag radeln eingeplant. Von Partnun aus bis zum See kann man (wenn man die Rampen schafft) komplett fahren, dann isses vorbei. Bis zum Fürggli (alternativ auch Gruobenpass) muss geschoben und stellenweise getragen werden. Machbar sind beide Übergänge, zu fahren aber nicht (bzw. nur sehr kurze Stellen). Nach kurzer Einkehr in der Hütte kann (wenn es die Fahrkenntnisse hergeben) bis zur Tilisuna Alpe gefahren werden. Ab dort Abfahrt auf Schotterpiste und später ganz unten auf Asphalt bis Tschagguns.
Fazit:
Wir haben deutlich weniger hm und km gemacht als wir angedacht hatten. Der erste Tag war hart, 5 solche Tage würden wir nicht durchstehen. Der zweite Tag hat uns sehr viel Zeit und Nerven geraubt. Wir hätten nicht gedacht, dass uns der Flesspass soviel Zeit kosten würde. Daher waren die restlichen Tage eher genüssliche Etappen. Nachdem wir letztes Jahr mehr oder weniger die Standard-Pässe gefahren sind, hatten wir dieses Jahr eher das Gegenteil im Programm. Ein Mittelweg wäre wohl ganz gut. Soviel wollen wir nicht mehr schieben oder tragen. Auch dank des schönen Wetters war es eine super Tour.