AlpX 2009, schon wieder ein Sommermärchen oder nicht alle Wege führen nach Rom

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Das freut mich zu lesen ... immer wieder gerne. Ich hoffe die Freude hält noch ein wenig an, denn ein paar Tage habe ich ja noch im Köcher


Geiler Köcher!

Ich sitze mit Schupfen im Büro und hoffe das es mich nächste Woche im Zillertal nicht aus den Schneeschuhen haut.

Toni
 
ick hab Höhenangst... EP - sehr schön. Das Tempo ist gut, wenn der Schnee weg ist, sind wir in Sizilien
 
Tag 5 – Mittags um 12 in Sarnthein

Nach einer wirklich sehr erholsamen Nacht im Heu wache ich irgendwann gegen 8 Uhr ungewöhnlich gut ausgeschlafen auf. Da es bereits relativ spät ist, machen wir uns ohne zu trödeln zu Fuß auf den Weg rüber zum Hotel.



Dort wartet bereits ein sehr gutes und reichhaltiges Frühstück (mit sehr netter Bedienung und unkomplizierter Nachschlagmöglichkeit) auf uns. Wir lassen es uns schmecken und verlassen sehr gut versorgt das Gasthaus Waldbichl.



Zum Tagesstart geht es natürlich, wie auch nicht anders zu erwarten, erst einmal weiter bergauf, hoch zum Auener Jöchl.


... die letzten Meter zum Auener Jöchl

Ich habe wie so oft am Morgen leichte Schwierigkeiten auf Betriebstemperatur zu kommen und lasse Schnegge und JayPKay mal wieder
voraus fahren. Außerdem stelle ich fest, dass sich meine Hinterbauschraube erneut gelöst hat. Das heißt, dass es für mich auf
dem Gipfel eine kleine Erholungs- und Reparaturpause gibt. Inzwischen ist der Reparaturablauf klar und die Arbeiten werden zügig und routiniert durchgeführt.


Unerbittlich wird hier hochgekurbelt ... was auch sonst?

Da heute der Tag ist, an dem wir mit Will einen Treffpunkt vereinbart haben, müssen wir die Zeit ein wenig im Auge behalten. Die Gegend ist einfach ein Traum und da auch das Wetter mitspielt, versuchen wir, die Zeit bis zum Treffen so gut wie möglich auszunutzen.


Endlich oben kann man das Panorama so richtig genießen



Wir fahren auf dem Höhenzug noch ein paar Schlenker, um dann so langsam den Weg ins Tal runter nach Sarnthein anzutreten. Es geht
vorbei an der wunderschönen Öttinger Hütte, wo eine stattliche Sau glücklich und zufrieden vor sich hin grunzt und wohl noch nichts von ihrem Schicksal (Schnitzel & Kochschinken) im nahenden Herbst ahnt.




Hier fühlt sich jede Sau wohl - kein Wunder bei der Umgebung

Die Zeit drängt nun leider doch ein wenig und wir machen uns auf den direkten Weg nach Sarnthein.




Blick zurück zur Öttingeralm

Auf einem märchenhaften Trail geht es immer weiter abwärts und als Zugabe fahren wir noch über eine dieser einmalig schönen Almwiesen. Nur leicht verspätet erreichen wir die Kirche des Ortes, wo wir uns treffen wollen. Will, pünktlich und zuverlässig wie immer, erwartet uns bereits.


I love it

Auf dem Marktplatz stelle ich fest, dass bei mir erst mal die Luft raus ist – vorerst aber nur aus dem Reifen. Wir nutzen die Gelegenheit zu einer ersten ausgedehnten Pause. Am örtlichen Brunnen werden nicht nur die Trinkvorräte aufgefüllt, sondern man kann sich auch prima erfrischen. Das Wetter ist wieder einmal ideal. Es ist trocken und schön warm, fast schon heiß und die Sonne brennt mit Alpencrossqualität von einem tiefblauen fast wolkenlosen Himmel.

Im Laufe der Reparaturarbeiten kommen wir mit einem Ladenbesitzer aus dem Ort ins Gespräch. Dieser ist natürlich auch Mountainbiker und erzählt uns, dass unser Plan für die Übernachtung in der Stöfflhütte eine sehr gute Idee ist, da es dort besonders schön sein soll.

Nachdem ich meinen Schlauch inzwischen zwei Mal geflickt habe, muss ich feststellen, dass die Luft immer noch nicht hält. Da ich keine Lust habe, den Krater, welcher durch einen alten, sich lösenden Flicken in den Schlauch gerissen wird, mit ISO-Band und Kabelbindern zu flicken, fliegt der Schlauch kurzerhand in den Müll und es geht mit dem nagelneuen Ersatzschlauch weiter.

Bevor es weitergeht, steuern wir noch einmal einen Supermarkt an. Ich will mich unter anderem mit diesen leckeren italienischen, einzeln verpackten Mini-Törtchen eindecken. Leider liege ich bei der Auswahl irgendwie komplett daneben. Ich weiß nicht warum, aber als ich den Ort verlasse, habe ich unter anderem eine 500 g Packung Tiramisu, die mir wie ein Stein in meinem Rucksack liegt, zu transportieren.

In der brütenden Mittagshitze kämpfen wir uns nun zu fünft (Schnegge, JayPKay, Will, das Tiramisu und ich) wieder in Richtung der Zielhöhe von ungefähr 2000 m. Da wir zum Treffpunkt in unserem Tiefflugrausch sehr lange talwärts gefahren sind, wartet wieder ein Anstieg deutlich im vierstelligen Höhenmeterbereich auf uns.

Der Anstieg über den heißen Asphalt ist beschwerlich und während es bei mir wie so oft bei solchen Bedingungen wieder wie geschmiert läuft (ja, der Anstieg hat irgendwie Spaß gemacht), träumen wir wohl alle von kühlen Getränken oder einem Bad in einem kühlen See. Zum Glück gibt es auf dem Weg bergan immer wieder die Möglichkeit, die Wasservorräte aufzufüllen. Da das Ziel bekannt ist und uns anscheinend der Übermut gepackt hat, diskutieren wir mögliche Zusatzschleifen zur Hütte, die sich allerdings alle als zu ambitioniert herausstellen.


Schööööön heiß

Nach einer letzten langen Pause an einem Bach, beschließen wir den direkten Weg zur Hütte zu nehmen.







Auf dem Weg zur Stöfflhütte lauert natürlich wieder ein schöner Schlussanstieg auf uns. Ein knapp 3 m breiter Schotterweg, welcher steil in den Himmel führt und bergab laufende Mountainbiker zu Tage fördert, macht Lust auf mehr.


Der Einstieg in den Schlussanstieg

Die uns entgegenkommenden Biker berichten uns von einem sehr langen und steilen Anstieg für den wir mindestens eine Stunde Zeit benötigen würden, bis wir oben sind. Diese Informationen beruhigen mich, wir können nicht falsch sein, es ist alles wie immer...

Der Weg ist wirklich besch***** zu bewältigen, da der grobe und lose Schotter in Verbindung mit der Steilheit nicht nur extrem anstrengend ist sondern auch höchste Aufmerksamkeit erfordert. JayPKay wandert mal wieder mit einer Leichtigkeit den Berg hinauf, dass ich nur staunen kann und andauernd mein immer noch originalverpacktes Tiramisu im Rucksack inzwischen dauerhaft verfluche.



Nach knappen 40 min haben wir den steilsten Teil und somit circa 90% des Anstieges laufend und mit einem Puls größer als 170 hinter uns gebracht. Ab hier können wir sogar wieder fahrend den Weg fortsetzen. Mit jedem Meter, den ich weiterfahre, wird mein Staunen größer. Ich muss wohl ziemlich dämlich ausgehen haben, aber es war einfach umwerfend.



Die Abendsonne taucht die Umgebung in ein angenehmes Licht, der Himmel ist tiefblau, die Almwiesen sind satt grün und die Aussicht auf die umliegende Umgebung ist einfach überwältigend. Ich fühle mich wie in einem Traum, aus dem ich nicht mehr aufwachen möchte.







Als wir um kurz vor 19 Uhr die Stöfflhütte erreichen, träume ich immer noch und würde am liebsten noch ewig durch die grünen Almwiesen fahren. Es ist unbeschreiblich und einfach nur schön.





Wir verbringen die letzten 45 min bis zum Küchenschluss draußen, genießen die Umgebung und den Sonnenuntergang und begeben uns erst in allerletzter Minute zum Essen. In der Hütte erwartet uns ein grandioses Abendessen, welches aus selbstgemachten Hüttenmakkaroni und als Nachtisch einen Kaiserschmarrn besteht.



Anschließend besprechen wir noch kurz die Route des nächsten Tages und entscheiden uns im ersten Teil der Strecke für einen Umweg über das Latzfonser Kreuz, um so viel wie möglich von dieser wunderbaren Gegend mitzunehmen.





Gute Nacht
 
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Diese Grashügellandschaften sind so ziemlich das geilste was man sich als Radfahrer wünschen kann Man bin ich neidisch
 
Der Morgen fängt gut an, bei diesen traumhaften Bildern. Wirklich sehr schön!

Welche Etappenlänge/Höhenmeter hattet ihr denn im Schnitt pro Tag zu bewältigen?
 
Mit Höhenmetern kann ich nicht weiterhelfen (die haben mich eh nie besonders interessiert )Was die Strecke angeht ist das ganz unterschiedlich, das kann man so allgemein nicht sagen. Die technischen Daten in kompakter Form gibt es von mir aber nochmal zum Schluss.
 
hab ich es verpasst oder kann man neben den hervorragenden bildern und texten, auch mal kurz auflisten welche bikes "beteiligt" waren?
 
Zu den Fragen:

Ein Bildband ist selbstverständlich nicht geplant

Bikes:

Schnegge: Stevens Manic
Will: Knox (Super Trans Alp XXL)
JayPKay: Cannondale Jekyll
Ich: Canyon Lux

Ich hoffe, dass is so ausreichend
 
Tag 6 – Auf in die Dolomiten!!!

Nach einer erholsamen Nacht und einem leckeren Frühstück machen wir uns wieder auf den Weg. Heute soll es über Klausen so langsam in Richtung Dolomiten gehen. Alle, die jemals mit dem Mountainbike die Dolomiten bereist haben, wissen, welche Highlights auf uns warten. Da auch wir bereits im letzten Jahr in den Genuss einiger Dolomitentage gekommen sind, machen wir uns voller Vorfreude auf den Weg ins Glück.


Die Alpen - unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2009. Dies sind die Abenteuer der AX-Rennschneckencrew, die mit seiner 4 Mann starken Besatzung gefühlte fünf Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Bikejahre von Berlin entfernt, dringt die Crew in Galaxien vor, die viele Berliner Mountainbiker nie zuvor gesehen haben. (Logbuch des Captains, Sternendatum 09-8-28)

Das Wetter ist weiterhin gut, aber heute zeigen sich zur Abwechslung – zumindest am Morgen – kurz mal ein paar Wolken am Himmel. Der von uns gewählte Weg von der Stöfflhütte über das Latzfonser Kreuz ist sicher nicht der einfachste Weg nach Klausen, aber dafür ein sehr schöner. Wir kommen gut voran und mal abgesehen von meinem wackeligen Hinterbau und der Tiramisubombe, die immer noch in meinem Rucksack tickt, ist eigentlich alles bestens.




Achtung, Andromedanebel von rechts ...

Ich habe mir für heute jedenfalls vorgenommen, an beiden Punkten zu arbeiten und Fortschritte zu erzielen. Daher ist geplant, in Klausen erst einmal einen Fahrradladen aufzusuchen, um die Schraube mit Loctite davon zu überzeugen, meinem Hinterbau endlich dauerhaft fest zusammenzuhalten.




Hmmm, was hat die Schnegge denn da leckeres in ihrer Satteltasche versteckt

Da wir am Morgen wie gewohnt gemütlich gestartet sind, ist die Zeit inzwischen wieder einmal recht fortgeschritten. In Italien gibt es die unpraktische Eigenart, ab 13 Uhr die Geschäfte für zwei Stunden zu schließen. Mit dieser Eigenart haben wir als diesbezüglich verwöhnte Deutsche nicht nur an diesem Tag zu kämpfen.


Abwärts gehts wie von alleine ...

Das bedeutet, dass wir uns auf der Abfahrt ein wenig mehr beeilen müssen. In Klausen angekommen, gibt es dann noch einen Zielsprint zum Geschäft. Pünktlich um 13 Uhr erreichen wir schließlich das Geschäft und zu meinem Glück sind die Jungs ganz entspannt und haben sogar das Loctite für mich parat.


Unten im Tal is mal wieder eine Affenhitze ...

Zufrieden bringe ich das Fläschchen nach der Reparatur zurück in das Geschäft, als ich bemerke, dass ich mir wohl irgendwas eingetreten habe, da mein Schuh mir signalisiert, dass er nicht mehr rund läuft. Nachdem sich das nicht ändert, schaue ich mal genauer nach und stelle fest, dass an einem Schuh die Sohle komplett gebrochen ist.

Der Schaden an dem Schuh ist leider so schwerwiegend, dass ich damit nicht mehr weiterfahren kann. Zum Glück stehe ich ja gerade vor einem Bikeladen. Die werden ja hoffentlich was Passendes für mich im Angebot haben. Vielversprechend hängen Schilder mit dem Hinweis auf den gerade laufenden Ausverkauf von Schuhen der Marke Pearl Izumi im Schaufenster.

Das Angebot ist leider recht überschaubar. Meine Größen sind fast alle schon verkauft. Ich finde schließlich zwei Paar Schuhe, die in Frage kommen würden. Ich entscheide mich nach langem Überlegen für einen Schuh, der vom Prinzip her passt, aber recht eng ausfällt und - für die Psyche ganz schlecht - bei gleicher Schuhgröße circa 1,5 cm kürzer ist als mein alter Schuh. Der andere Schuh, der noch zur Auswahl steht, kostet knapp das Doppelte, ist etwas zu groß und gefällt mir auch nicht wirklich. Ich entscheide mich daher für die günstige Variante und erstaunlicherweise passt mein Fuß auch in den Schuh.

Richtig glücklich bin ich damit zwar nicht, aber ohne neuen Schuh geht’s halt nicht weiter. Ich hoffe, dass sich meine Füße schnell mit dem neuen Platzangebot anfreunden und nicht anfangen zu rebellieren. Wir beenden den für mich recht teuren Zwischenstopp und rollen bei inzwischen wieder strahlendem Sonnenschein Richtung Norden aus dem Ort.

Nach einigen in dieser Art nicht eingeplanten Wegen (für Nichtinsider, es ging nach einer kleinen Irritation unkonventionell über die Gleise der Brenner Eisenbahnverbindung direkt auf den gewünschten Pfad) befinden wir uns wieder auf dem richtigen Weg und da die Mittagszeit bereits deutlich hinter uns liegt und sich das Hungergefühl nicht länger ignorieren lässt, ist es an der Zeit für eine Pause.

An einem ruhigen Plätzchen kurz hinter Albes - quasi am Beginn des Anstiegs rauf zum Tagesendziel, der Gampenalm - machen wir den ersehnten Stopp. Endlich kann ich meine Schuhe ausziehen und mich der zweiten Aufgabe des Tages widmen – die Entschärfung der Tiramisubombe.

Eine halbe Stunde später ist die Tiramisubombe zwar bereits zur Hälfte entschärft, allerdings fühle ich mich dafür so, als müsste ich jeden Moment explodieren. Zum Glück sind wir ja fast da, denn es sind ja nur noch knapp 1800 hm bis zum Ziel.


Schnegge beim kühlen des Warpantriebssystems

Die Sonne brennt, es ist heiß und ich kämpfe gegen den Anstieg und das Tiramisu. Bei einem Zwischenstopp mit Badespaß an dem kühlen Bach lasse ich mich ans Ende der Gruppe fallen. Ich merke, dass ich keine Lust mehr habe auch nur noch einen Meter weiter zu fahren, als mitten im Wald vor mir plötzlich eine dieser gigantischen und so typischen Felsformationen der Dolomiten auftaucht. Vergessen ist die Hitze, der Anstieg, das Tiramisu in mir und meinem Rucksack und auch die drückenden Schuhe werden für den Moment unwichtig. Das Interesse, wie es weitergeht und was es hinter der nächsten Kurve zu sehen ist, ist wieder da. Es kann also erst mal weitergehen.




Im Bann der Berge



Als wir gegen 17:00 Uhr in Santa Magdalena ankommen und absehbar ist, dass wir in dem momentanen Tempo wahrscheinlich nicht rechtzeitig zur Hütte kommen, mache ich den Vorschlag, dass wir uns teilen. Eine Expressgruppe, bestehend aus JayPKay und Renn.schnecke, welche die Unterkunft und das Essen klarmachen sollen, und die Bummelgruppe, die in Ruhe zur Hütte tourt und einfach nur ankommt.





Wenn wir schon so spät auf der Gampenalm ankommen, dann muss das mit der Unterkunft klappen, da ich keine Lust habe, mit drückenden Schuhen im Dunklen ohne Unterkunft und Abendbrot durch die Berge zu fahren.




Die Gampenalm

Unsere Entscheidung stellt sich mal wieder als sehr gut heraus. Alles klappt wie geplant und wir kriegen dank der rechtzeitigen Bestellung von JayPKay auch noch ausreichend Kohlenhydrate in Form von den bewährten und erneut sehr leckeren Hüttenmakkaroni und dem obligatorischen Kaiserschmarrn. Während wir noch essen, erleben wir wie in diversen Lobreden Il Presidente geehrt und gefeiert wird. Die Stimmung ist grandios und auch wir haben unseren Spaß daran, dass der Alpenverein von Frascati hier an diesem Abend seine sechstägigen Feierlichkeiten zum 25jährigen Jubiläum, die zufälligerweise gerade auf der Gampenalm stattfinden, zum Abschluss bringt.


Feierabend

Die Hütte ist rappelvoll, da neben den Gästen aus Frascati auch noch ein paar bergsteigende Engländer, die bei uns im Lager schlafen, zu Gast sind. Leider vergeht die Zeit im Gespräch viel zu schnell, und es ist bereits deutlich nach 22 Uhr, als es erschöpft zu Bett geht.
 
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Tag 7 - Das Wetter spielt verrückt

Nach einer viel zu kurzen Nacht stelle ich fest, dass sich das permanente Alpencrossen so langsam auch auf mein Traumverhalten auszuwirken scheint. Ich bin jetzt schon soweit, dass ich mich 24h am Tag mit dem Thema Mountainbiken beschäftige. Wir frühstücken wie immer was das Zeug hält und das paranoide Suchen und Kontrollieren, ob man auch wirklich alles eingepackt hat, bevor man die Unterkunft verlässt, wird anscheinend auch immer schlimmer.

Als wir die Hütte verlassen, werden wir sehr herzlich von Il Presidente und den anderen Gästen verabschiedet. Das Wetter kann sich heute zur Abwechslung noch nicht so recht entscheiden, wohin es gehen soll. Es ist bewölkter als sonst, aber noch kämpft die Sonne gegen die aufgezogenen Wolken an und es besteht kein Anlass zur Sorge, dass es heute anders sein sollte wie an den anderen Tagen zuvor.

Unser nächstes Ziel, die Schlüterhütte, ist bereits schon von der Gampenalm aus zu sehen. Es geht natürlich nur aufwärts und wir werden mindestens eine halbe Stunde für den Aufstieg benötigen.


Frühsport



Wer denkt, dass wir an der Schlüterhütte bereits oben sind, liegt falsch. Es geht ununterbrochen weiter bergauf. Nachdem wir die Hütte passiert haben, wird aus dem Schotterweg einen schöner, schmaler, teilweise leicht ausgesetzter Trail mit Ausblicken zum Genießen.







Dummerweise wird es immer steiler und unübersichtlicher. Als wir eine Wandergruppe einholen, machen mal wieder den gleichen Fehler. Ohne auf die Markierungen zu achten, kraxeln wir den Wanderern blind hinterher ins Nirgendwo. Der Pfad ist teilweise extrem steil, sehr schmal und führt direkt durch eine Felswand. An fahren ist schon lange nicht mehr zu denken, ebenso wenig an fotografieren. Man muss höllisch aufpassen, nicht mitsamt dem Bike auf den Schultern in die Tiefe zu stürzen.

Irgendwann als wir sämtliche Wanderer ein bzw. überholt haben, bietet sich uns eine wunderbare Aussicht auf die viel tiefer unter uns liegende Gampenalm. Ein Moment zum Innehalten.

Zum Glück haben wir den schwierigsten Teil hinter uns und ich bin wirklich froh, dass wir den Weg bergan und nicht bergab gegangen sind. Ein Abstieg in die Richtung, aus der wir gekommen sind, mit Bike erscheint mir bei kurzem Nachdenken darüber deutlich schwieriger. Als wir uns den weiteren Verlauf des Weges anschauen, müssen wir mit Entsetzen feststellen, dass wir von unserem Weg abgekommen sind. Die letzte Wegmarkierung leuchtet schwach aber immer noch erkennbar gute 500 m Luftlinie hinter uns an einem Felsen. Wir sind an der denkbar schlechtesten Stelle falsch abgebogen.

Ich bin darüber natürlich nicht begeistert, aber es nützt nichts, auch ich muss irgendwie zurück. Die Wandergruppe wird wieder überholt, nur dieses Mal in die andere Richtung. An der schwierigsten Stelle wartet zum Glück Schnegge auf mich und bewahrt mich
somit vor dem Sturz in die Tiefe.


Hier war die Welt noch oder schon wieder in Odnung

Ich weiß bis heute nicht, wie man da mit einem Bike und ohne abzustürzen runterkommen soll.



Auf dem Gipfel angekommen machen wir erst mal eine kurze Pause, bevor es bergab geht. Die Wege, die wir fahren, sind alle sehr gut mit schwierigen Passagen ausgestattet und es wird nicht langweilig. Das Wetter scheint heute irgendwie anders als sonst in Richtung stark bewölkt zu tendieren. Anstatt, dass die Sonne die Oberhand gewinnt, zieht es sich immer mehr zu. Auf dem Weg talwärts werden die Wolken auch immer dunkler.







Pünktlich bei unserer Ankunft in Abtei beginnt es doch tatsächlich zu regnen. Welch Frechheit!!! Ein für mich äußerst ungewöhnlicher Vorgang, wenn ich durch die Alpen reise. Wir unterbrechen wegen des Regens erst einmal unsere Fahrt, und aufgrund der dadurch einsetzenden Abkühlung vernichte ich den letzten Rest der Tiramisubombe mit Handschuhen. Ich bin sehr erleichtert darüber (und das in mehrfacher Hinsicht) diesen hochgefährlichen Ausrüstungsgegenstand endlich los zu sein.



Da der Regen nach 30 min immer noch nicht vorbei ist und es auch immer kälter wird, wechseln wir in das nächstbeste Restaurant. Nach weiteren zwei Stunden Wartezeit hört es endlich auf zu regnen und wir entschließen uns weiterzufahren. Bedingt durch die Nässe und die kühlen Temperaturen habe ich keine Lust mehr, auch nur noch einen Meter zurückzulegen.


Wenigstens wurden die Regensachen somit nicht umsonst mitgeschleppt ... ein wichtiger Moment

Da es bereits schon wieder 16:00 Uhr ist, lohnt sich das auch nicht mehr und ich plädiere dafür, auf Unterkunftssuche zu gehen. Diese Idee stößt natürlich nicht bei allen Alpencrossern auf ungeteilte Zustimmung. Wir entscheiden uns letztendlich dafür, eine Unterkunft zu suchen. Nach einigen auch für mich neuen Erfahrungen mit dem Service italienischer Touristeninformationen und verschiedenen Fehlschlägen (angeblich freie Hütten sind voll u.a. auch die Heilig Kreuz Hütte) fahren wir weiter nach San Cassiano.

Dort wird der immer noch tourenwillige Teil der Reisegruppe auf den nächsten Berg geschickt und ich suche mit Will alleine nach einer Unterkunft. Auf der Fahrt nach San Cassiano hatte ich bereits einige lohnenswert erscheinende Scheunen entdeckt. Die Übernachtung im Heu hat uns auf den Geschmack gebracht.

Leider gestaltet sich die Suche nicht so erfolgreich wie gewünscht und bereits am zweiten Bauernhof wird uns ein Angebot gemacht, welches wir nicht ausschlagen können. Anstatt für den Scheunenpreis von Toni wieder im Heu zu nächtigen, wird uns eine komplett
neu eingerichtete und gut beheizte warme Ferienwohnung angeboten. Da es draußen immer noch empfindlich kühl ist und die Zeit
drängt, können und wollen wir zu diesem Angebot einfach nicht nein sagen.

Das Unterkunftsproblem ist somit gelöst und wir fahren wieder runter ins Dorf zu dem vereinbarten Treffpunkt mit den anderen. Kurz nach dem wir es uns in der örtlichen Pizzeria bequem gemacht haben, treffen auch Renn.schnecke und JayPKay ein. Bevor wir gemeinsam zu unserer Unterkunft fahren, gibt es eine leckere Pizza.




Wir sind da ...

Zurück in der Ferienwohnung lassen wir den Tag mit der gemütlichen Planung des nächsten Tagesabschnittes langsam ausklingen. Der Übergang zur Nachtruhe gestaltet sich ein wenig schwieriger, da meinem Mitschläfer irgendwie nicht der Sinn nach schlafen steht. In einer Mischung aus Wahnsinn und dem unerklärlichen Streben "Rekorde, die die Welt nicht braucht" für die Ewigkeit aufzustellen, schleppt er bereits seit Berlin ein dickes fettes Buch mit sich, welches er nun auch noch auslesen will.


Ihr könnt´s ja nich wissen aber ich les jetzt mein Buch aus ...

Nachdem verschiedene Lösungsansätze nicht den gewünschten Erfolg bringen, hat Will ein Einsehen und bringt für unser aller Wohl ein selbstloses und in dieser Größe noch nie dagewesenes Opfer. Er verwirft den Plan (und am nächsten Tag auch gleich noch das Buch), das Buch am heutigen Abend auslesen zu wollen und wir können alle friedlich, glücklich und zufrieden einschlafen.
 
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Wenn das so weiter geht,kann der Winter noch ein paar Wochen weiter sein weißes Kleid ausbreiten
Sehr kurzweilig und wunderschöööööööööööööööön

Danke für die Teilhabe und einige Passagen kehren so langsam wieder als Erinnerung zurück
 
Auch wenn ich bisher keine wirklich großen Neuigkeiten verbreitet habe möchte ich noch einmal darauf hinweisen: Vorsicht ist angebracht, denn der achte Tag hatte es wirklich in sich
 
Tag 8 – Audienz bei der Königin
Einer meiner Lieblingstage, so viel sei schon jetzt verraten ...

Beim ersten Blick aus dem Fenster ist uns noch nicht klar, welch glückliches Händchen wir gestern mit der Entscheidung, nicht weiterzufahren, hatten. Dies sollte uns erst im Laufe des Tages so richtig bewusst werden. Die Sonne scheint, wir haben strahlend blauen Himmel und es ist ein kühler klarer Morgen, als ich aus der Tür ins helle Licht des neuen Tages trete.



Kein Vergleich mit gestern. Majestätisch präsentieren sich uns die Berge von ihrer schönsten Seite.

Um das Frühstück müssen wir uns heute ausnahmsweise mal selber kümmern. Im örtlichen Mini-Supermarkt decken wir uns nach Herzenslust mit leckersten Sachen ein. Für den kleinen Eispickel gibt es sogar heißen Kakao, welcher in einer (anschließend leicht verformten) Plastikflasche mitgeführt wird. Wenig später verspeisen wir diese Kostbarkeiten auf einer grünen Wiese umrahmt von einer wunderbaren Bergkulisse.


Vorhang auf! Die Show beginnt ...

Das Schema des restlichen Tages ist eigentlich wie immer und auch die Ereignisse wären im Prinzip schnell erzählt, aber heute ist es trotz allem ein besonderer Tag. Der Grund darin liegt in unserem Besuch in der Heilig Kreuz Hütte gleich hier um die Ecke vor einem Jahr.

Damals wurde uns davon berichtet, das hier nur eine Kurbelumdrehung entfernt die Marmolata, die Königin der Dolomiten, thront und jeder Gast, der die Dolomiten besucht, müsse diesen Berg gesehen haben. Damals folgten wir nicht dem gutgemeinten Rat des alten Abtes und ließen die Königin einfach links liegen. Nun waren wir endlich zurückgekehrt, um der Königin endlich unsere Ehre zu erweisen und die Schmach von damals auszumerzen.

Anscheinend ist das eine sehr gute Entscheidung, denn die Königin ist dadurch milde gestimmt und präsentiert sich im Einklang mit dem Wetter und ihrer Umgebung in Höchstform und gibt uns so einen Einblick in eine Märchenwelt von nie zuvor gesehener und erlebter zauberhafter Schönheit. Staunend fahren wir über die Pralongia Hütte rüber nach Arabba. Jeder Moment ein Erlebnis, jeder Meter ein sanftes Streicheln der Sinne.

Achtung! Jetzt bitte das Telefon ausschalten/ignorieren, anschnallen, den Chef wie Luft behandeln und einfach nur genießen ...




Wo issn nu die Königin






Gleich mal nachschauen .... die Reiseleitung ist wie immer sehr gewissenhaft bei der Arbeit


Live und in Farbe isses noch viel besser als auf dem Foto




Wie im Film - nur viel besser ...





In Arabba nehmen wir betäubt von der Schönheit der Gegend die Seilbahn (anders kann ich mir diese Entscheidung nicht erklären) und lassen uns hoch zum Gästeempfang der Königin liften. Einzig und allein Schnegge widersteht der unglaublichen Anziehungskraft dieses Berges und fährt wie eh und je mit dem Bike die 1000hm in etwas wenig mehr als einer Stunde herauf.




... einfach so in nicht mal 5min ohne zu schwitzen oben ... und nun? Wie weiter??

Oben angekommen huldigen wir ausführlich - in der Wiese liegend - der Königin, bevor mich nach nicht mal zehn Minuten die Huldigungen anfangen zu langweilen und ich beginne mich umzusehen und zu überlegen, was man denn in der verbleibenden Wartezeit, bis Schnegge hier oben eintrifft, Schönes machen könnte. Es dauert nicht lange (eigentlich nicht mal ne Minute) und ich habe eine Spitzenidee. Direkt vor uns erhebt sich ein Felsklumpen, der alles in der näheren Gegend überragt. Gerade groß genug, um schnell mal eben rauf zu klettern und die Aussicht zu genießen. Mittendrin eine schöne steile Wiese, wie geschaffen um dort mit dem Mountainbike runterzufahren.


The Hill

Ich verkünde sogleich meinen Plan, schnappe mir mein Bike und wandere los. Der Einstieg ist felsig und steil und sogar bergan gar nicht so leicht zu durchklettern. Wie sollte das erst auf dem Rückweg werden? Egal, ich will erst mal nur nach oben. Alles Weitere würde sich sicherlich später finden. So kämpfe ich mich Meter für Meter voran. Je höher ich komme, desto überwältigender werden die Ausblicke.


Auf dem Weg zum Gipfel

Oben angekommen komme ich aus dem Jubeln nicht mehr heraus... es ist einfach grandios. Wir sind zu Gast bei der Königin und man fühlt sich selbst wie ein kleiner König.






Sella Gruppe ... bitte nicht mit dem Selle Sattel verwechseln



Zu seinem Glück packt Will ebenfalls die Abenteuerlust, und er kommt mit seiner Kamera bewaffnet hinterher gewandert. Auch Will staunt nicht schlecht über die Aussicht, die sich einem hier oben bietet. Wir genießen jede Minute diese einmalige Ruhe und atemberaubende Aussicht. Jeder Meter hier rauf hatte sich gelohnt.

Die Abfahrt bringt zwar Spaß ohne Ende, verläuft leider wie immer viel zu schnell, so dass ich bereits nach kurzer Zeit an dem geplanten Endpunkt der Abfahrt angelangt bin. Der Endpunkt meiner Wahl findet allerdings beim Tourenfotografen keine Zustimmung. Für ein gutes Foto, so versichert mir Will, muss man schon mal was riskieren und so zittere ich mich auf einer von Hügeln und Furchen durchzogenen und durchaus recht steilen Wiese immer weiter in die Nähe eines bestimmt 100 m tiefen Abgrundes. Bereits gefühlte fünf Meter vor dem Ende der Wiese darf ich auch schon anhalten.

Ich glaube, ich bin zu weich für solcherlei Fotospäße, zumal man auf den Fotos hinterher immer denkt "Was hat er nur? Is doch alles harmlos...". Kurz nachdem wir beide zumindest ohne Schäden an Leib unten ankommen, trifft auch Schnegge ein, die mit JayPKay gleich auch noch mal auf den Berg der Berge geschickt wird.

Ich will eigentlich keinen Meter mehr fahren und für immer hier oben bleiben, aber wir müssen dann doch leider weiter. Auf einem wahren Zaubertrail fahren wir immer am Berg entlang über grüne Wiesen durch große und kleine Felsen, immer nur ein wenig Höhe vernichtend, die Königin stets im Augenwinkel...

Entschuldigung aber das geht jetzt leider nicht anders ...


Obwohl es zu diesem Zeitpunkt gar kein Grund dafür gibt ... ein wehmütiger Blick zurück




Bin ich noch richtig? Passt!


Welcher Trail ist denn nun der richtige? Wir haben die Qual der Wahl ...


So sehen glückliche Mountainbiker auf dem Weg ...


... ins Tal aus.


Konzentriert und Fokussiert auf dem Weg zur nächsten Schlüsselstelle ...


Wahnsinn ... der Trail nimmt einfach kein Ende ...




Höhenangst? Quatsch, sowas braucht kein Mensch ...




So kann es weitergehen ...









Wie in Trance geht es immer weiter talwärts und die Trails runter nach Campitello di Fassa lassen absolut keine Wünsche offen.




O-Ton: Huch, ich bin ja gar nicht eingeklickt ...

Da wir den Tag wieder einmal schamlos bis zur letzten Sekunde ausnutzen, ist es bereits nach 20:00 Uhr als wir uns auf Quartiersuche begeben.







Schnegge hatte unterwegs bereits vorgesorgt und auf dem Anstieg im Vorgarten der Königin Rat eingeholt. Ihr wurde von einem noch weihnachtlich geschmückten Fernsehraum auf dem örtlichen Zeltplatz berichtet, auf dem man als Tagesgast geduldet wird. Einziges Manko dieser Unterkunft: es gibt nur Tische und Stühle in diesem Raum. Da wir kein Schlaf-Equipment dabei haben, kommt es für uns nicht in Frage. Schnegge ist an diesem Tag weniger anspruchsvoll und verbringt die Nacht auf zwei zusammengeschobenen Tischen in vorweihnachtlicher Stimmung.

Der Plan, beim Essen der Bedienung des Restaurants den Top Spot des Ortes unter Preis-Leistungsgesichtspunkten zu entlocken, scheint dieses Mal nicht zu funktionieren. Der Kellner hat nur die eigene Hütte für 30,00 € pro Person und Nacht im Angebot. Eigentlich ein normaler Preis, aber für eine Unterkunft ohne Panoramaausblick und den entsprechenden Höhenmetern erscheint es uns überteuert. Wir suchen jedenfalls noch eine Stunde, bis es richtig dunkel ist und kehren allesamt ohne wirkliche Alternativen zurück.

Nach einer kurzen Beratung darf ich mich wieder beim Kellner einfinden und kleinlaut nach dem Zimmer fragen. Wir bekommen die Porno-Suite, eine Ferienwohnung für mindestens sechs Personen und einer stilvollen Ausstattung des modernen Italiens Ende der 70er Jahre. Die Unterkunft ist jedenfalls ein Erlebnis für sich und ist selbst einer Königin-Übernachtung würdig.

Anzumerken bleibt noch, dass mich auf dem Hügel der Hügel leider meine Kamera im Stich gelassen hat :kotz: Irgendwie ist genau zum ungünstigsten Moment der Zoom ausgestiegen. Nach ein paar kräftigen Schlägen auf das Kameragehäuse konnte ich zumindest wieder fotografieren In Folge dessen musste ich leider bis Rom ohne Zoom weiterknipsen ...
 
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Hach, die Königin!

Aber zwei Jahre werben aus der Ferne sollten genug sein. Ein AlpX ist kein tragischer Sturm und Drang-Roman; die Königin muss erobert werden. Das nächste Mal!
 
Na endlich!!! Ich dachte schon Du machst den Vorschlag das nächste Mal auf die Marmolata zu fahren gar nicht mehr ....

... und 2012 fahren wir mal auf nen richtigen Berg ... Du weißt welchen ich meine ...
 
Tag 9 – Kuhbingo bei Alex


Guten Morgen

Auch heute heißt es wieder: „Vorhang auf im großen Alpenkino“, wenn der Bestseller „Sommer, Sonne, Sonnenschein“ in der neunten Uraufführung zum Besten gegeben wird. Gut ausgeschlafen finden sich die Hauptdarsteller um kurz nach neun (wie es sich für einen neunten Tag gehört) unten auf dem Parkplatz vor der Pornoherberge ein. Wir werden bereits von Renn.schnecke erwartet, die ihrerseits die Nacht im örtlichen Weihnachtszentrum gut überstanden zu haben scheint. Die Weihnachtsmannmütze hat sie jedenfalls bereits abgelegt, der Wunschzettel ist prall gefüllt und nach kurzer Beratung kann es losgehen.










Das heutige Teilstück hat natürlich nach dem gestrigen Tag keinen leichten Stand bei den Reisenden, aber über einen perfekt ausgebauten Formel 1 Radweg geht es erst mal sanft aber dennoch rasant abwärts nach Moena.







Moena ist der tiefste Punkt des Tages und mehr als die wirklich beeindruckenden Blumeninstallationen an den Balkonen der Häuser wird mir wohl nicht in Erinnerung bleiben. Wir halten uns nicht allzu lange auf und entfliehen schnell wieder der zivilisierten Welt. Unser nächstes Ziel ist der Karerpass.







Mit dem Überführungscharakter der Strecke habe ich anfangs so meine Probleme da ich in Gedanken immer noch im gestrigen Tag gefangen bin. Die Bilder und Gedanken wollen einfach nicht aus meinem Kopf verschwinden. Als wir oben am Karerpass angelangt sind, schließe ich aber meinen Frieden mit dem Tag, denn auch hier ist es wieder wunderschön.










Auf dem Weg nach Obereggen kommen wir an einem gut besuchten und touristisch gut erschlossenen azurblauen See vorbei und treffen Mountainbiker, die mir ernsthaft erzählen wollen, dass man mit einem Rocket Ron auch ambitioniert schwierige Schotterabfahrten ohne Platten in den Alpen fahren kann.




Auf der folgenden Abfahrt darf ich mir das ganze dann mal anschauen und mir wird schnell klar, was die Jungs mit „ambitionierten Fahren" meinen. Ich verstehe jetzt auch, warum die Jungs mit ihren "RaketenReifen" bisher keine Platten hatten.





Was heißt Rennschnecke eigentlich auf italienisch?? (Schnegge beim studieren des Wörterzettels GER/ITA)




Trotzdem wir nicht mehr in den Hochlagen unterwegs sind eht es immer wieder - teilweise sogar recht steil - heftig bergan und bergab. Wir fahren meist auf kleinen Trails und abgelegenen Wegen in Richtung Obereggen. Gewürzt wird das ganze immer wieder einmal mit ein paar zügigen Zwischensprints, so dass ich mich bei der zweiten und wohl auch letzten Pausen des Tages in Maria Weißenstein bereits arg ramponiert fühle.







Es ist kurz nach 16 Uhr und ich habe (mal wieder) eigentlich keine große Lust mehr weiterzufahren. Das uns unterwegs von zwei italienischen Radlern ans Herz gelegte berühmte Kloster verfehlen wir um nicht mal 150 m Luftlinie (eigentlich geht sowas gar nicht). Leider bemerken wir dieses Missgeschick erst circa zwei Kilometer später. Schnegge und JayPKay fahren noch einmal zurück und ich mache es mir mit Will derweil in der Sonne bequem, genieße das phantastische Klosterpanorama und wir vernichten genüsslich unsere letzten Vorräte.




Auf dem Weg zu der gerade stattfindenden Pause hatte ich ein Hinweisschild auf eine Almhütte ganz in der Nähe erspäht. Direkt nach diesem Schild entdeckte ich auch eine vielversprechende Hütte, die anschließend (so zumindest meine Vermutung) kurz zwischen den Bäumen zu sehen war.

Kurz bevor wir weiterfahren, spreche ich mit Schnegge über meine Entdeckung und empfehle die Hütte mal als Übernachtungsoption im Hinterkopf zu behalten, da ich auf einen 1000 hm Schlussanstieg an diesem Tage keine Lust mehr habe. Kurze Zeit später kommen wir zur Petersberger Leger Alm. Eine kleine Alm, die im Sommer von Alex betrieben wird. Die Bauern der Umgebung schicken ihre Kühe für einige Wochen auf Urlaub auf die Alm und der Alex passt auf, dass die Kühe keinen Unsinn machen.

Wenn Alex mal nicht auf die Kühe aufpassen muss veranstaltet er auf der Alm regelmäßig interessante Events für Kids.


Die Spielfläche mit den Protagonisten beim warmmachen


Willkommen auf der Animal-Wellness-Alm

Die Almhütte ist normalerweise nicht zum Übernachten gedacht, aber ab und an schlafen die Kinder auf dem Heuboden in einem Matratzenlager. Neben den Kühen und einem sehr leckeren Speiseangebot in der Gaststube gibt es hier auch einen richtigen Kleintierzoo mit diversen Tieren.


Das Killerargument für die sich anschließende weitere Tagesplanung

Da ich mich unterwegs auf dem Weg zur Alm noch umgezogen habe, komme ich etwas nach den anderen bei der Hütte an. Da es noch nicht mal 17 Uhr ist und das Angebot von Alex durchaus verlockend ist, laufen bereits die Diskussionen um die weitere Tagesgestaltung auf Hochtouren. Karten werden studiert, Duschoptionen ausgelotet und es wird reichlich spekuliert und überlegt.


Hierbleiben? Weiterfahren? Aber es ist doch noch nicht mal 17 Uhr??


Hmm ... schaffe ich es noch pünktlich zu den leckeren Griesknödeln wenn ich jetzt nochmal ganz nach oben fahre, dann 2x rechts den Trail bis zur Kreuzung und dann wieder links runter zur Alm???

Letztendlich überzeugt uns die Alm und Alexanders Angebot, gegen eine Spende unserer Wahl auf dem Heuboden zu übernachten. Schnegge und JayPKay wollen noch ein wenig ausrollen und fahren dazu auf den nächstgelegenen Berg. Ich hingegen spiele mit Will eine Runde Kuhbingo mit den Wellness-Kühen von Alex und verliere dabei jämmerlich gegen den neuen Großmeister des ruhenden Euters.





Wellnesskühe machen pünktlich Feierabend

Gegen 19 Uhr kocht uns unser Gastgeber superleckere Griesklöße mit Wunschfüllungen (zur Auswahl stehen: Käse, Spinat und Speckfüllungen) und als Hauptgericht erwartet uns wieder eine Riesenportion 1a Hüttenmakkaroni. Die Gerichte schmecken superlecker und der Preis ist mehr als fair. Eine Kombination, die es in dieser Form hierzulande leider nicht mehr zu geben scheint.

Beim Durchstöbern der im Gastraum vorhandenen Unterlagen finden wir Hinweise auf den Grand Canyon Südtirols. Auf Nachfrage gibt uns Alex noch ein paar Insidertipps, die wir in die Planung des nächsten Tages gleich mit einfließen lassen. Direkt nach dem Sonnenuntergang verabschiedet sich Alex ins Bett und wir sitzen noch eine Weile alleine in der Gaststube, lesen in Franz Hanleitners großen Wanderalmanach "Dolomiten - Herzstück der Alpen" und lassen uns von den beschriebenen Routen inspirieren. Außerdem planen wir noch ein wenig den nächsten Tag und es wird experimentell fotografiert.


Schnegge beim Energie tanken ... jedes Kalorien zählt


Inspiration für die Wege der Zukunft ...

Gegen 22 Uhr ziehen wir alle uns zur Verfügung stehenden Textilien an, treten vor die Hütte in eine sternenklare Nacht und bewundern noch fünf Minuten einen unbeschreiblich beeindruckend glitzernden Sternenhimmel, bevor wir uns auf unseren Dachboden begeben.


Gute Nacht, John Boy! Gute Nacht, Elizabeth! ... Gute Nacht, Vater! Gute Nacht, Sohn!


Gute Nacht ... Gute Nacht, Mama! Gute Nacht, Mary Ellen! Gute Nacht, Jim Bob! Gute Nacht ...


Die Mumie

Alex hatte uns am Abend noch gewarnt, dass es unter Umständen wieder eine sehr kalte Nacht werden könnte (und uns angeboten, dass wir im Notfall in die Gaststube umziehen können). Am Tag zuvor waren es wohl nur noch 4°C am Morgen. Jeder versucht sich so gut wie möglich einzupacken, bevor wir das Licht endgültig löschen und die Nachtruhe dumpf aus der Ferne von den Glocken des Klosters eingeläutet wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
...wie immer, eine sehr anheimelnde Berichterstattung, mit fantastischen Bildern, die wahrlich zum Träumen anregt...

..trotz dieser Wahnsinnsstory bleibe ich derzeit lieber beim Winter...

Horsedriver
 
Tag 10 – Unaufhaltsam nimmt das Drama seinen Lauf

Wir haben Glück und am heutigen Morgen zeigt das Thermometer warme 9°C an. Ich friere trotzdem mehr als ausreichend und bin wirklich froh, dass die Nacht vorüber ist. Draußen werden wir von einem schreiend blauen Himmel begrüßt und ich kann trotz der etwas kühlen Morgensonne wieder auftauen. Mir fällt allerdings sofort auf, dass es heute besonders klar ist und man eine exzellente Fernsicht hat.




Zum Frühstück gibt es frisches selbstgebackenes Brot mit Walnüssen und Rosinen. Für mich etwas ungewöhnlich, aber trotzdem sehr, sehr lecker. Wir sind inzwischen so weit aus Südtirol raus gefahren, dass schon lange keine Wurst und Käse mehr zum Frühstück serviert wird. Inzwischen dominieren die süßen Beläge den Frühstückstisch. Insgesamt bekommen wir ein 1a Frühstück und gut gestärkt kann es weitergehen.


Von hier aus fahren wir jetzt einfach immer in diese Richtung dann kommen wir in 7 Tagen automatisch in Rom raus ...

Die Sachen werden kontrolliert und im Rucksack verstaut, kurz das Bike gecheckt und noch n bissel Öl auf die Kette geworfen und los geht’s.


Alles eingepackt? Ja? Na dann kann ich ja noch schnell nen paar Fotos machen


Auf Wiedersehen ...

Wie am Vorabend geplant, machen wir einen kleinen Umweg, um einen Blick auf den Grand Canyon Südtirols zu werfen. Dazu geht es erst einmal wieder knapp 400 hm aufwärts. Der Morgen ist traumhaft, so einen blauen Himmel wie heute hatten wir trotz des wirklich guten Wetters auf der bisherigen Reise noch nicht. Ich genieße jede Sekunde und versuche so viel wie möglich davon mitzunehmen. Wie war das gleich noch mal mit dem Werbespruch, den wir unterwegs irgendwo gesehen hatten ... ankommen, erleben, genießen ... das trifft es heute ganz genau.













Wir folgen dem Weg wie vom Alex beschrieben, und zwei Gattertore später stehen wir an der beschriebenen Stelle. Der Ausblick ist leider nicht so spektakulär wie erhofft. Fotografieren ist in dem grellen Gegenlicht auch sinnlos. Den kleinen italienischen Bruder des Grand Canyon muss man wohl wirklich von unten aus der Schlucht her entdecken. Die Fotos, die wir auf der Petersberger Leger Alm davon gesehen haben, lassen einen Besuch durchaus als lohnenswert erscheinen.


Die Attraktion ...


Gleich mal nachschauen, ob man hier auch runterfahren kann ....


Über die Wiese fahren iss ja auch ganz nett ...

Als kleine Entschädigung bekommen wir einen atemberaubenden Blick auf die am Horizont zu sehende hochalpine Bergwelt, die wir inzwischen bereits deutlich hinter uns gelassen haben. Irgendwo in der Ansammlung der Gipfel am Horizont soll wohl auch die Ortler Gruppe zu sehen sein. Mangels Kenntnis kann ich den Ausblick nur ohne Detailwissen genießen. Dies tut aber dem Erlebnis in keinster Weise einen Abbruch.





Mitte unten: die Petersberger Leger Alm, Mitte Mitte: das Kloster, Oben hinten: Berge in der Ferne




Leider müssen wir auch heute wieder weiter und selbst die schönste Aussicht kann uns nicht davon abhalten weiterzufahren. Die Reiseleitung drängelt schon, denn das Tagesziel Tuenno ist immer noch circa 80 km von uns entfernt. Der Weg führt uns weiter durch ein traumhaftes Gebiet, welches durch den blauen Himmel und die grünen Bäume erst so richtig zur Geltung kommt.










Das Suchen nach dem richtigen Weg kann mir heute gar nicht lange genug dauern. Staunend stehe ich inmitten des Paradieses und möchte am liebsten den restlichen Tag an diesem wunderbaren Ort verbringen. Mein Vorschlag, einfach immer weiter im Kreis zu fahren, wird leider abgelehnt.





Wo lang? Über die Wiese? Da iss doch aber gar kein Weg ...

Vorbei an einer mehr als 150 Jahre alten original erhaltenen Almwirtschaft geht es auf einem Schotterweg abwärts in Richtung ... runter ... Leider hab ich den Namen des Ortes vergessen und auch ein Blick auf die Karte brachte keine endgültige Klarheit.




Da wir den Einstieg in den eigentlich eingeplanten Trail verpassen, nehmen wir einfach den nächstbesten Abzweig. Geht es anfangs über schmale Pfade noch relativ sanft abwärts, so mündet der Weg später in eine sehr steile Schotterabfahrt, welche wir zügig und teilweise durchaus am Limit runterkrachen.




Nachdem wir das namenlose Dorf hinter uns gelassen haben, geht es ein Stück auf Asphalt weiter bis nach Truden. Dort angekommen wechseln wir wieder auf einen endlos erscheinenden Schotterweg, welcher immer mal wieder von sehr engen und durchaus kniffligen Trailstücken unterbrochen wird.


Ausblicke zum genießen ...





Wir fahren heute ein klassisches Runterrauf Profil

Je weiter wir runter ins Tal fahren, desto wärmer wird es. Die letzten 10km runter nach Bronzolo führen uns über einen schönen mit viel Schotter und anderen Herausforderungen gespickten Singletrail. Von der angenehmen Kühle des Morgens bleibt bis runter ins Tal nichts mehr übrig.





Im Formationsflug abwärts unterwegs


Sieht aus als hätte er Spaß - JayPKay


Meine Frage, ob es warm is löste nur ein gequältes lächeln aus ...


Schnegge im Sturzflug talwärts

Als wir dann doch irgendwann endlich unten in Bronzolo ankommen, müssen es deutlich mehr als 30°C im Schatten sein. Über die Temperaturen in der Sonne will ich gar nicht weiter nachdenken. Da unsere Trinkwasservorräte am Ende sind, suchen wir erst einmal einen Brunnen auf, um unsere Flaschen aufzufüllen.


Ora - beim Eistest durchgefallen aber sonst ganz nett ...

Da es mal wieder nach 13 Uhr ist, sind die Supermärkte natürlich alle geschlossen und wir machen an der nächsten Eisdiele einen kurzen Stopp. Anschließend fahren wir auf dem Radweg nach Mezzocorona. Es ist mal wieder ein unspektakuläres Überführungsstück ohne Highlights. Einzig der sehr starke von vorn wehende Wind ist mir dauerhaft in Erinnerung geblieben.

Zu unserem Glück gibt es in Mezzocorona endlich einen Supermercato, der geöffnet hat. Nachdem mein Rucksack wieder mit diesen unglaublich leckeren italienischen Mini-Törtchen gefüllt ist, geht es guten Mutes in den letzten Anstieg des Tages rauf nach Tuenno. Der Weg wird komplett auf der Straße zurückgelegt und zieht sich wie Kaugummi. Die Temperaturen tun ihr übriges aber alles Jammern nützt nichts – wir wollen und müssen heute noch bis Tuenno kommen.

Nach einem quälend langen Schlussanstieg, welcher eigentlich nicht besonders steil ist, dafür aber nicht enden will, kommen wir gegen 18 Uhr in Tuenno an. Unser Plan oben am Lago di Tovel zu übernachten, fällt ins Wasser, da es am See keine Unterkünfte mehr gibt oder die Vermieter keine Lust auf Gäste haben, wie uns vor Ort erklärt wird.

Nachdem wir alle Optionen geprüft haben, entscheiden wir uns für die Übernachtung in der Leita Giovanni in Tuenno. Das Sahnehäubchen dieser Unterkunft, welches direkt in einer Apfelplantage gelegen ist, ist der Umstand, dass sich das Bad inklusive Toilette im Flur befindet. So etwas muss man einfach gesehen, ach was, erlebt haben! Da soll hinterher niemand sagen, Reisen bildet nicht.





Die Pizzazentrale rockt

Während Schnegge zum Abendbrot nach 82 km noch die 10 km zum Tovelsee hoch fährt, lassen wir den Abend bei sehr leckerer Pizza zu unglaublich günstigen Konditionen in mehreren Bestellrunden in der Pizza Centrale ausklingen.


Ein wunderbarer Biketag geht zu Ende

Leider kommt das dicke Ende immer zum Schluss. Nach einem durchaus guten Alpencrosstag muss ich zerknirscht feststellen, dass ich mein nagelneues, hochwertiges und extra für den italienischen Strandeinsatz erworbene und mitgeführte Globetrotter Handtuch auf der Petersberger Leger Alm vergessen habe. Das ist natürlich ein Schock für mich. Ich entscheide mich aber erst einmal, eine Nacht darüber zu schlafen, bevor ich eine Entscheidung treffe, was in diesem Fall zu tun ist.
 
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