Hallihallo,
nachdem ich mal ein bisschen quergelesen - und mich gestern meinen Hausberg (!) nicht mehr runtergetraut habe, fühle ich mich bemüßigt, eine kleine Zusammenfassung abzugeben.
Nur für CC-Fahrer!
M. E. sind zwei Dinge elementar:
Balance und Augenmaß.
Im Vergleich zum Straßenrad steuert man ein MTB viel stärker durch Gewichtsverlagerung und muss in rauhem Gelände auch viel mehr auf dem Bock arbeiten.
Augenmaß braucht man, um eine Situation einschätzen zu können und die richtige (sicherste und schnellste) Linie zu wählen. Da hilft eigentlich nur Erfahrung, aber man kann ja auch die Erfahrung anderer nutzen und sich anschauen, welche Linien die so fahren.
Grundlagentraining:
Stehen! Immer wieder stehen. Und auch mal sitzen.
Das heißt: Nutzt jeden Stopp zum Balancieren, sowohl auf den Pedalen stehend als auch im
Sattel sitzend. Ich hab' mich früher sogar ab und zu mal im Keller aufs Rad gesetzt und eine Viertelstunde die Balance geübt.
Bringt am allermeisten. Ehrlich.
Gut ist auch das Fahren engster Kreise bei niedrigstem Tempo. Wie stark kannst Du den Lenker einschlagen? 90°? Gut. Auch das schult das Balancegefühl enorm.
Ich habe hier in der Gegend sehr viel Sandboden, der sich für Techniktraining anbietet. Durch die verbesserte Balance ist es mir aber sogar völlig ohne spezielles Training gelungen, ein wegschmierendes Vorderrad abzufangen. Ich habe reflexartig am Lenker gezogen und die Mühle dadurch regelrecht unter mir aufgerichtet. Das geht, sogar bei höheren Geschwindigkeiten.
Dann bleibt noch die Gewichtsverlagerung.
Übt im Flachland, den Hintern
wirklich weit hinter den
Sattel zu hängen. Auch wenn das idiotisch aussieht oder sich komisch anfühlt, wenn der Weg 45° nach unten zeigt, ist das gar nicht mehr komisch!
Mein
Sattel ist 12 cm über Lenkerniveau, trotzdem fahre ich generell mit hoher Stütze 'runter, und wenn ich mich dabei mit dem Bauch oder dem Brustbein auf den
Sattel legen muss.
Wenn's schnell runter geht, nehme ich grundsätzlich etwas den Hintern vom
Sattel, um schneller reagieren zu können. Dabei geht's nur um 1 bis 2 cm, von weitem ist das gar nicht zu sehen. Oder ich rutsche auf den hinteren Rand des Sattels und verlagere mehr Gewicht auf Arme und Beine, ohne mich ganz vom
Sattel zu lösen. So kann ich den Bock immer noch mit dem Hintern dirigieren, bekomme aber bessere Möglichkeiten, mit schnellen Gewichtsverlagerungen zu reagieren.
Das Gefühl für's Rad ist anders, wenn man nicht mehr "passiv" drauf sitzt, sondern aktiv darüber balanciert. Arme und Beine sind dabei automatisch leicht angewinkelt, um schnellstens in alle Richtungen reagieren zu können.
Außerdem (wahrscheinlich bekannt, aber trotzdem wichtig): In Kurven, wo Ihr nicht mitkurbelt, gehört das kurvenäußere Pedal nach unten und das Körpergewicht da rauf. Nicht auf den
Sattel. Gibt mehr Grip und hält den Schwerpunkt in der Schräglage besser über dem Reifenaufstandspunkt.
Ansonsten geht viel im Kopf:
Macht Euch bewusst, dass Geschwindigkeit Sicherheit bringen kann. Die Kreiselkräfte der rotierenden Laufräder halten das Bike aufrecht, so dass man es bei sehr hohen Geschwindigkeiten mit richtig Nachdruck in die Schräglage zwingen muss.
Wichtig: Wenn das Rad ausbüxt, also zum Beispiel einer Rinne folgt, dann
folgt ihm! Versucht nicht, es durch Gewichtsverlagerung in die ursprünglich geplante Linie (und damit in Schräglage) zu zwingen, sondern lasst das Bike die Richtung dirigieren und haltet es aufrecht. Nur so macht Ihr Euch nicht lang. Natürlich muss für solche Manöver Platz sein, also kommt hier der Spruch mit dem Augenmaß ins Spiel.
Und im Fall der gefürchteten Rinne hilft es, das Vorderrad leicht zu machen oder am Lenker zu ziehen, um es da wieder rauszubekommen. (Geht leichter, wenn der Hintern da ist, wo er hingehört: hinten.)
Wenn's mal sehr steil wird: Den Hintern
weit raushängen, Hinterradbremse zumachen, Finger weg von der vorderen (höchstens mit viel Gefühl) und runtersurfen. Um eine Kurve zu fahren, muss man natürlich die Bremse kurz aufmachen, sonst kommt das Hinterrad nicht rum. Ich fahre mit dieser Technik fast senkrechte Hänge 'runter, so lange sie unten schön rund auslaufen.
Ist ein perfektes Angsttraining.
Sprünge mit hochgerissenem Vorderrad sind so gar nicht meins (schon wegen des sehr tiefen Lenkers und der daraus resultierenden kopflastigeren Gewichtsverteilung). Ich kann Euch also sagen, dass auch 30 bis 40 cm hohe Stufen problemlos abge
rollt werden können - wenn man nicht zu langsam rangeht und genug Schwung mitnimmt! Bei Schritttempo gibt das einen klasse Kopfstand.
Noch ein Wort zur Linie:
Oft ist es sicherer, den geraden Weg zu wählen und sich ein bisschen durchschütteln zu lassen, bevor man um Hindernisse herumzirkelt und durch die ständigen Richtungsänderungen einen Sturz riskiert. Die modernen Fahrwerke schlucken enorm viel, und ein MTB läuft geradeaus wie'n Laster (das kann man erst nachvollziehen, wenn man mal so ein richtig nervöses Rennrad geritten ist).
Wichtigste Tuningteile:
Gute
Reifen! Und pannensichere
Schläuche, die auch mal niedrigeren Luftdruck (für mehr Grip) zulassen. (Ich stehe auf Latex, muss nicht mal schwarz sein.

)
Für mich persönlich: Klickpedale. Ohne die feste Bindung ans Bike kann ich gar nicht mehr fahren. Ich raste bergrunter auch nicht aus. (Ich hab' ja gesagt: Nur für CC!

)
Also: Üben, üben, üben. Aber in's Gelände geht's erst, wenn ihr 5 Minuten auf der Stelle balancieren könnt.
Hals- und Beinbruch,
Shefffield