Biken im Eichsfeld

sketcher

over the hills
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7. Juni 2001
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12
Ort
Eichsfeld
Das Eichsfeld als kleiner, hügeliger Landstrich im Nordwesten Thüringens ist sicher als Bikerevier den meisten von euch noch unbekannt. Deshalb dachte ich mir, ich schreibe auch einen kleinen Tourbericht, um unsere Gegend und Umgegend den anderen Bikern der Welt etwas näherzubringen.

Für den letzten Sonntag hatten die Wetterfrösche ja Sonnenschein versprochen und so quälte ich mich auch schon kurz nach sieben aus dem Bett. Nach diesen vier Wochen Regen, in denen ich nur kurze, schlammige Ausflüge in die umliegenden Wälder unternehmen konnte, wollte ich noch eine größere Tour in diesem Spätsommer unternehmen (Der Herbst kommt erst noch :) ).

Ein Blick auf's Thermometer: 4,8°C. Zieh dich warm an!
Kurz nach acht fuhr ich los. Ringsum feuchtkalter Nebel und kein Mensch weit und breit.
Nach zwei Minuten war ich aus unserem kleinem Dorf heraus. Auf dem geschottertem Feldweg ging es stetig steigend in Richtung Westerwald (es gibt da noch einen, der soll etwas größer sein und heißt genauso). Die ersten 5km und gut 200Hm bis auf die Höhe ließen mich die Kälte vergessen. Ein Stück über den Bergrücken und dann ging es heidi, flott auf der anderen Seite runter nach Martinfeld. Der Weg war noch recht feucht und so hatte ich bald Dreckkrümel vom Helm bis zu den Schuhen.
In Martínfeld schlief noch alles und so fuhr ich weiter, über menschen- und vor allem autoleere Landstraßen zum Hoheberg.
Der erste Waldweg, den ich sah, war meiner. Leider stieg er bald so steil an und hatte so viele querliegende Äste und Stämme auf dem Weg, daß ich nicht mehr fahren konnte. So mußte ich etwa 100Hm hochwärts schieben. Aber dann wurde es flacher und ich konnte fahren! Die Sonne kam endlich auch durch den Nebel und die Tour wurde zum Genuß.

Der Regen der letzten Wochen hatte die Waldwege ziemlich aufgeweicht und ohne Schutzbleche, wie ích fuhr, sah ich bald aus wie ein Steuselkuchen. Doch das war mich ziemlich schnuppe.
Die zwei Rehe, die plötzlich vor mir auftauchten, hielten mich wohl auch für ein Waldtier und zogen deshalb ganz furchtlos und gemächlich ins Unterholz.

Nach insgesamt zwei Stunden Fahrzeit erreichte ich mein Ziel: die Teufelskanzel. Ein Felsvorsprung, etwa 300m über dem Werratal, von dem man eine herrliche Aussicht auf einen hufeisenförmigen Mäander der Werra hat, den der Sage nach der Teufel bei einem seiner Ausflüge hinterließ. Da sage noch einer was gegen uns Mountainbiker.
Ein paar Fotos geschossen und dann hinunter nach Lindewerra. Der Waldweg dorthin war so aufgeweicht, daß ich oft bis über die Felgen im Modder versank. Dazu voller Steine und Geäst. Mein Bordcomputer (Tacho zu sagen wäre beim CM414 nicht angemessen) zeigte 27% Gefälle. Nicht ganz einfach! So ging es 300m hinunter und ich kam mit meinem Bike dreckig aber heil am Werrastrande an.

Nun auf Werraradweg heimwärts. Auf diesem gemütlichen Pfad, den Oma und Opa sonntags für einen kleinen Ausflug mit dem Rad benutzen, ereilte mich dann doch mein Schicksal.
Hinter Bad Sooden wurde es mir unter meinem Helm zu heiß. Die Sonne stand jetzt hoch am Himmel. Und so packte ich meinen Helm in den Rucksack und zog mir ein flottes Basecap auf den Kopf. Nun ging es mit 25 – 30 km/h in Richtung Heimat.
Auf einem leicht abschüssigen Stück nahm ich lässig fahrend einen Schluck aus meiner Trinkflasche. Die linke Hand am Lenker hob ich den Kopf, um mir das erfrischende Wasser in die Kehle laufen zu lassen. Da riß mir plötzlich der Fahrtwind die Mütze vom Kopf. Ich schaute ihr nach und meine linke Hand nutzte diesen Augenblick meiner Unaufmerksamkeit und zog, ohne das ich es ihr befohlen hatte, die Vorderradbremse. Sie hatte es an diesem Morgen schon oft gemacht und die gut Clara tat wie ihr geheißen!
Die Trägheit meines Körpers, der vorwärts schoß, drückte jetzt den Lenker quer, den die dumme linke Hand nun nicht mehr allein gerade halten konnte. Mit dem unbehelmten Kopf voran, krachte ich über den Lenker auf den Asphalt. Glücklicherweise konnte ich meine Birne noch soweit einziehen, das ich über die Schulter einen Salto schlug. Mein geliebtes Bike folgte meinem Flug, es war ja noch mit mir mittels der Klickies verbunden. Jedoch, irgendwann während der Flugphase löste es sich auf wunderbare Weise von mir. Ich hörte es dann etwa fünf (oder waren es zehn) Meter vor mir scheppernd aufschlagen.

Kurzum, bis auf eine schmerzende Schulter war mir nichts passiert. Trinkflaschen, Satteltasche und Luftpumpe fand ich im Gras und mein Fahrrad konnte ich auch wieder flott bekommen: Der Lenker hatte sich einmal um sich selbst gedreht und alle Seil- und Bremszüge um sich gewickelt. Doch das war bald wieder klar.
Mit dem Helm auf dem Kopf und einer höllisch schmerzenden Schulter fuhr ich die letzten 35km über gemäßigte Feld- und Radwege nach hause.

Insgesamt doch eine schöne und lehrreiche Tour. ;)
(Es war wohl mein dämlichster Sturz überhaupt)


Für die Statistiker:
79km 898Hm AV=18,1km/h (Pausen nicht gerechnet) / øSteigung=8% max.25% / øGefälle=8% max.27% / Temp. 5-19°C

Gruß
Sketcher

P.S. Die Schulter tut kaum noch weh. :D
 
Hallo Sketcher !

Na bitte, da gibt es doch auch mitreissende Tourenberichte aus anderen Regionen. Mit soviel Höhenmetern können wir hier in Brandenburg natürlich nicht protzen, oder unsere Touren werden auf 150 km ausgedehnt, dafür sahen wir am Sonntag nicht nur aus wie'n Streusselkuchen, sondern wie der leibhaftige Golem!
Ich war vor drei Jahren über Ostern mal mit dem Bike in Stolberg, das ist ja wohl fast am nördlichen Rand vom Eichsfeld. Aber da es gleichzeitig der südliche Rand vom Harz ist, waren wir dann doch mehr dort unterwegs, obwohl es im Eichsfeld auch sehr schön ist. Kann man auf dem Kyffhäuser eigentlich Tüten mitnehmen?:lol: Aber dann wird die Sturzgefahr wohl zu hoch:p
Nun ja, ich hab im Berliner Forum ja schon mal locker zu 'ner Harztour aufgerufen, ich hoffe, wir sehen uns dann!
Beste Grüsse aus Berlin, Stefan
 
Hallo Stefan,

ganz so groß wie du annimmst, ist mein Eichsfeld doch nicht. Bei gutem Wetter sieht man zwar von den Höhen aus den Brocken, doch ist der Harz noch ein gutes Stück von uns entfernt.

Ky(i)ffhäuser :D

Bei einer Harztour wäre ich schon gern mit dabei, wenn ihr mich mitnehmt. Die Anstiege sind ja recht heftig, aber wenn man erst mal oben ist, geht es sicher super.
Ich war noch nicht dort biken.

Hier ist es eher eine Berg- und Talfahrt. Mehr als 300Hm am Stück findet man kaum. Dafür viele schöne Wege mit tollen Aussichten von den Höhen. Es wird euch gefallen, wenn ihr mal ins Eichsfeld kommt!

Ich erstelle schon mal Tourenpläne (so habe ich hoffentlich eine Chance mitzuhalten).

Gruß
sketcher
"Ich bin ein Berliner" hmmm ;)
 
Hallo Sketcher,
meine Versuche, den Herrn Arther Dent von der geografischen Trennung von Harz und Eichsfeld zu unterrichten sind wohl immer noch nicht zu ihm durchgedrungen, was solls.
Aber ich denke man könnte durchaus auch mal direkt zu Dir ins Eichsfeld reisen, wenn wir als Berliner denn dürfen ;) . Ich kannte mal eine aus Worbis oder war es Heiligenstadt die betittelte uns arme Berliner gern als "Tonnen*******r" :D und das, weil sie der Meinung war, wir (alle Berliner) würden sie (alle Eichsfelder) als "Schwarzkittel" bezeichnen. Na ja, daß sind eben die Probleme beim kulturellen Austausch.

Bis dann...
 
Wenn Ihr "Bouletten" so heißen bei uns die Berliner

dann irgendwann mal im Eichfeld seid dann schafft

Ihr die paar meter in den Südharz auch noch Sketscher

wird den weg schon kennen. Dann wird mal eine

flotte Tour durch den Harz gemacht, ich kenne hier

ein paar traumhafte Strecken.
 
@harzbiker

Wenn ich die "Bouletten" richtig verstanden habe, wollen sie eine Harztour und eine Eichsfeldtour machen.

Die Harzreise könnten wir ja in Ellrich (oder wo immer Du meinst) starten und die Eichsfeldtage bei mir :)

Vielleich ach beides an einem "langen Wochenende". Aber das Wetter muß stimmen. Nichts gegen Matsch, aber bei Sonnenschein sieht die Welt doch schöner aus!
 
Abgemacht,

sonne is schon besser,sonst krieg ich wieder bloß

Ärger mit meiner Regierung von wegen wie siehst

du denn aus und sie weiß ja nie wie sie alles

wieder sauber kriegen soll.
 
Morgen bin ich mit Rikman unterwegs, da werden wir Euer Angebot prüfen und weitere Schritte beschliessen. Ich würde mich jedenfalls über ein Treffen auf höchster Ebene freuen (von mir auch in einem lauschigen Tal des Eichsfeldes :D ).

Wenn Ihr Euren Regierungen gegenüber Unterstützung braucht, dann kommen wir als Erdferkel angeschmiert und als schlecht Beispiele gleich mit und zeigen was wir unter "Zünftig" verstehen :D .
 
Jenau, so richtig toppdreckich, und dann tut

jeder sein Bike in der Dusche saubermachen.

Ich glaub da fällt meine Regierung tot um.



Grüße aus dem Harz
 
Hi,

hab mir noch nicht alles durchgelesen, wollte nur mal fragen, ob es hier jemanden gibt, der auch mit dem RR im Eichsfeld untwerwegs ist?

mfg
Sebastian
 
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