Der Anfang: Was kommt nach Balance Training?

Registriert
5. Oktober 2011
Reaktionspunkte
0
Ort
HH
Hi,

eine kurze Einleitung:
Dauerhaft und so ernst man es als Hobbyfahrer machen kann, bin ich nie wirklich Mountainbike gefahren. "Leider bin schon fast 29" und wenn ich viele Kids/Jugendliche in Videos sehe, denke ich oft darüber nach, dass ich viel früher hätte anfangen sollen.

Immer wenn ich fahre macht es höllisch Laune. Man sieht so viel, erlebt was mit Freunden, lernt und bringt seinen Körper an Leistungsgrenzen. Das ist das, was Fahren für mich ausmacht.

Für mich kommt jetzt erst die Zeit richtig anzufangen und ich will es unbedingt. Gestern konnte ich endlich mein neues und erstes richtiges Bike abholen. Jetzt bin ich natürlich heiß aufs Fahren und Lernen.

Von Arbeit nach Hause hat mir natürlich gezeigt, dass ich erstmal wieder Kondition fürs Radfahren aufbauen muss. Kurze Mini-Tourchen durch den kleinen Wald hinterm Haus hat mir deutlich gemacht, dass physisch (Muskeln) auch noch viel nachzuholen habe.

Den Trackstand an jeder Ampel zu üben, passiert irgendwie schon fast von alleine. Ich hasse es vom Bike absteigen zu müssen - egal für was. Nach einem Einlesen in dem ein oder anderen Fred hier im Fahrtechnik-Forum, habe ich mir nochmal bewusst gemacht, wie wichtig eine gute Balance ist. Also werde ich am Anfang besonders hart daran arbeiten, während ich parallel meine Kondition steigere und Grundphysis verbessere.

Ich bin aber jemand, der sich gerne an Plänen/Vorgaben orientiert, daher jetzt meine Frage, wie ich weiter vorgehen sollte?

1. Kondition
1.1 Balance
...?

Ich brauche natürlich keinen kompletten Trainingsplan, nur vielleicht 2-3 weitere Punkte die logisch auf Kondition und Balance folgen.

Danke :)
 
- Mobility
- Flexibility
- Strength
- ... Fun!

Umso stärker und flexibler du im "core" bist, umso lockerer und entspannter stehst du idR aufm bike.
 
Wenn Du schon an Ampeln balancierst, kannst Du auch direkt Bordsteinkanten nutzen, um das korrekte Überwinden von Hindernissen (im Wald häufig querliegende Baumstämme) trainieren. Also z.B. Vorderrad nicht durch reissen hochlupfen, sondern durch eine dynamische Körpergewichtsverlagerung :)

MTB-Hindernis-2-1024x683-300x200.jpg


Dann auch sinnvolle Sachen wie die Grund- und Trailposition, Kurvenfahren mit Steuerung durch Schräglage des Bikes, Steilpassagen bergauf & bergab (bergab darauf achten, dass Du dich nicht aktiv nach hinten bewegst, sondern mit tiefem Schwerpunkt zentral über dem Tretlager bleibst - dabei beide Bremsen nutzen, der Großteil geht aber über die Vorderradbremse), sauberes Bremsen, kleine Kanten droppen, am Berg anfahren, Notabstieg etc. ;)

Da gibt es viel, was man machen kann. Lass Dich dabei filmen/ knipsen und zeig die Ergebnisse hier, damit wir analysieren können, ob das so passt oder sich Fehlangewohnheiten eingeschlichen haben.
 
"Leider bin schon fast 29" und wenn ich viele Kids/Jugendliche in Videos sehe, denke ich oft darüber nach, dass ich viel früher hätte anfangen sollen.
...
Ich brauche natürlich keinen kompletten Trainingsplan, nur vielleicht 2-3 weitere Punkte die logisch auf Kondition und Balance folgen.
Ich amüsiere mich immer köstlich, wenn sich jemand mit <30 alt fühlt. :D

Da ich vor zwei Jahren angefangen habe ernsthaft, d.h. zum Vergnügen zu fahren, kann ich meinen Weg vielleicht ein wenig erläutern.

Da es schwerer ist, falsch Gelerntes zu ändern als Neues zu lernen, habe ich erst einmal Fahrtechnik Kurse I und II mitgemacht. Das macht in einer kleinen Gruppe zum einen viel Spaß und zum anderen füllen sich die Begriffe Grundposition, Notabstieg, dynamische Körperverlagerung mit Sinn und der Vorstellung der Bewegungsabläufe.

Die nachfolgenden Übungen betrafen bestimmte kleine Bewegungen, auf einen Bordstein auffahren, auf einen hohen Bordstein auffahren und auf eine große Steinstufe auffahren. Zum Schluss zwei, drei Treppenstufen auffahren. Dann kann man sich kurze Stücke im Gelände suchen, bei denen Ähnliches gefordert ist.

Bergab sind Treppen eine hervorragendes Übungsobjekt. Mit dem Vorderrad gerade in eine Treppe einfahren! Kurze Treppen, lange Treppen, Treppen mit Absätzen, Treppen mit Kurven.
[nomedia="http://www.youtube.com/watch?v=YMd9ljZqJKw"]Treppen - YouTube[/nomedia]

Übungsmöglichkeiten findet man ideal an Schulen, z.B. auch soetwas:
[nomedia="http://www.youtube.com/watch?v=VQIwwUK5vMw"]1)betondroppen - YouTube[/nomedia]

Im Gelände kann man sich verschiedene kleine kurze Schwierigkeiten suchen, an denen man seinen Fortschritt überprüfen kann. Das baut auf!

Ein großes Thema zumindest in meiner Gegend sind Spitzkehren bergauf und vor allem bergab.
[nomedia="http://www.youtube.com/watch?v=mQNevGhkcTk"]Spitzkehren - Fortschritte - YouTube[/nomedia]

Und dann hat sich für mich ein Trainingstagebuch bewährt, in dem ich den gefühlten erfolgreichen Bewegungsablauf notiere und notiere, was ausgesprochen dämlich war.

Und dass noch genügend zu üben ist, wird hier offensichtlich.
[nomedia="http://www.youtube.com/watch?v=sR_ZO_YXV5k"]Trail Flops - YouTube[/nomedia]

Vielleicht hilft dir das ja ein wenig.
 
Danke für die ausführliche Antwort!

Nur so: Ich fühle mit nicht alt, wünsche mir nur (viel) früher angefangen zu haben. ;) Als man noch zur Schule gegangen war, hatte man definitiv mehr Zeit zum Fahren und Üben.
 
Da hast Du recht. Aber machen wir das beste draus. Ich glaube wenn man will ist es nie zu spät. Nur Gewinner im Downhill oder Slopestyle werden wir sehr wahrscheinlich nicht mehr. :p
Hauptsache Spaß am Fahren und Ausprobieren.
 
Spaß ist ja das, worum es uns letztendlich geht. Da ich aber echt gerne noch die ein oder andere Disziplin lernen und fahren möchte, kommt mir halt oft der Gedanke, dass ich echt besser mit 15 oder so angefangen hätte. Mit nem Job etc. muss man die Zeit pro Tag effizienter nutzen, wenn man schneller vorankommen will, würde ich sagen.

Ich werde mich jetzt an euren Tipps orientieren und das, was geht, die Fahrt zur Arbeit einbauen. Das Problem ist natürlich, ohne das jemand mit Erfahrung dabei ist, weiß ich nicht was ich falsch bzw. besser mache könnte.

Bilder und Videos sind für mich so ne Sache. Ich muss das Live sehen, ausprobieren und Feedback bekommen, damit ich das lerne glaube ich. Überlege auch einen Fahrtechnik Kurs mitzumachen, da ich mir ziemlich sicher bin das mit dem Bordstein auffahren falsch zu machen / mir nicht wirklich klar ist, welche Arbeit oder Funktion die Arme haben.
Reißen soll man nicht, soviel weiß ich. ;)
 
Überlege auch einen Fahrtechnik Kurs mitzumachen, da ich mir ziemlich sicher bin das mit dem Bordstein auffahren falsch zu machen / mir nicht wirklich klar ist, welche Arbeit oder Funktion die Arme haben.
Reißen soll man nicht, soviel weiß ich. ;)
Mach den Kurs! Verbal ist da einiges nicht so einfach.

Die Arme sind die einzige Verbindung zum VR. Irgendwann müssen sie eine Kraft ausüben, die man nicht Reißen nennen darf. :D
Vielleicht soll das nur heißen, dass die Arme gestreckt bleiben sollen?

Marcs kryptische dynamische Körpergewichtsverlagerung heißt genau genommen, dass man den Körper bewegt (dazu braucht man immer eine Kraft, auf die das Bike reagiert) und dabei eine Kraft ausübt. Man kann auch mit einer kräftigen Kurbeltritt das Rad gut anheben. Wird dabei das Körpergewicht verlagert? Dynamisch ist er ja.
smile.gif


Darum zeigen lassen, nachzumachen versuchen und korrigieren lassen.
 
Ich balanciere auf Straßenstücken auch immer gerne fahrend auf Bordsteinkanten... ich bilde mir ein, das hilft auf dem Trail beim Linie halten...

Zum Alter... :D

Ich habe erst mit 31 angefangen... seitdem hat sich mein komplettes Leben auf den Kopf gestellt... ich habe 30 Kilo abgenommen, trinke keinen Alkohol mehr und fahre mittlerweile sogar hobbymäßig Downhillmarathons...

Den besten Schritt hast du schon gemacht... wie sagt man so schön:

"You can´t buy happiness, but you can buy a bike, and that´s pretty close.." :daumen:

Gut fahren kommt von viel fahren!
Viel Spaß
Jan
 
Den Spruch finde ich geil.
Dass du auch erst später angefangen hast, macht Mut ;)

Bordsteine balancieren finde ich auch ne gute Idee. In Städten stehen oftmals die Autos etwas zu dicht, werde aber mal darauf achten, es mit einzubauen.
 
Ich hab mir auch erst mit 32 Jahren mein erstes Fully gekauft und da geht noch einiges in dem Alter :daumen:

Bordsteine balancieren, kleine Mäuerchen droppen, Ampelphasen "durchstehen", Treppen runterfahren (wenn keine Fußgänger drauf sind) Du bist schon auf dem richtigen Weg.
 
Treppen runterrollen nicht gleich springen ;) (Siehe Signatur).
Ich fand die Steigerung von gleichmäßigen auf ungleichmäßiege Treppen ([nomedia="http://www.youtube.com/watch?v=lP8-cg2_OOA"]Kirchtrail September 2012 - YouTube[/nomedia]) noch ganz wichtig. Eine leicht verblockte Abfahrt kann man als sehr ungleichmäßige Treppe ansehen. Dann fällt es schon viel leichter, da runter zu fahren.
Und mit den Holztreppen stehe ich, wie schon zu sehen war, immer noch auf Kriegsfuß.

Aber irgendwann sollte man sich einen Ruck geben. Nachdem ich dieses Video ([nomedia="http://www.youtube.com/watch?v=19RoimhMLvs"]treppendroppen - YouTube[/nomedia]) von mir aufgenommen hatte, wusste ich wenigstens, was ich falsch mache.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, du hast die Pedale beim Drop nicht mit den Füßen eingekeilt und somit den Kontakt zum Bike verloren. Ich dachte das bekommt man auch immer wieder bei den Kursen beigebracht? Zumindest erklärt der Marc das hier immer so.
 
Bin auch ne Treppe so runter wie dein letzter Drop. Hatte mir die allerdings nicht genau angeschaut vorher und deswegen nicht gesehen, das eine Stufe nen halben Meter breit ist. Die Kante von der letzten Stufe noch erwischt, da hats mich ausgehebelt und gegen nen Betonpfeiler geschmissen. Seither guck ich mir alles genau an. Hät ich auch vorher drauf kommen können, aber da hats mich halt so in den Fingern gejuckt.
 
Seither guck ich mir alles genau an.
Das habe ich schon aus Furcht vor Überraschungen immer gemacht. Ich steige ab
und schaue mir alles sehr genau an. An vielen Stellen schiebe ich auch erst einmal das Bike
hinunter, um zu sehen, wie es dort relativ zu den Hindernissen steht. Das hat sich sehr bewährt.
Hier habe ich es erst einmal unterlassen zu fahren. Das steht diesen Sommer auf dem Programm.



medium_Schnappschuss_001.png
 
@Oldie-Paul:
gehst ganz schön akribisch an die Sache. Aber Du hast vollkommen Recht. Wenn man sich selbst mal auf dem Rad sieht, könnten einem die Tränen kommen. Wundere mich manchmal, wie ich überhaupt irgendwo halbwegs aunversehrt runter kommen.
Ich gehöre leider auch zu den Fahrtechnikunterbelichteten, die immer wieder vor bestimmten Stellen verweigern. Kopfsache ist eines, vermutlich weiß das Unterbewußtsein aber auch, dass der Körper es nicht kann. Egal.

Also die Sache mit der Balance ist schon das A und O. Was ich empfehlen würde, wäre Ausgleichstraining, um den kompletten Bewegungsapparat geschmeidig zu halten. Auch dadurch hinzugewonnenes Bewegungsgefühl kann beim Biken nie schaden.

mfg,
Armin
 
Ausgleichstraining heißt?

Was ich mir gedacht habe ist 2 mal pro Woche zu laufen, vielleicht spiele ich auch wieder etwas Fußball. Sobald ich mal dazu komme, erstelle ich mir einen Fitnessplan für Zuhause, damit der Körper gefestigt wird
 
Irgendetwas koordinatives - Klettern, oder auch Badminton oder Turnen. Da gäbe es vieles.

Die folgenden Bilder zeigen mir beispielsweise, dass ich Probleme mit der zentralen Position zu haben scheine:







Obwohl ich alle Kehren locker gefahren bin, zeigt mir die Haltung, warum ich andere Kehren nicht schaffe.
 
@talybont
@Oldie-Paul:
gehst ganz schön akribisch an die Sache. Aber Du hast vollkommen Recht. ...
Ich bin halt analytisch geprägt. Und ich möchte keine Bikemöglichkeiten durch dusselige Unfälle verpassen. Soviel Zeit habe ich nicht mehr. :D
Kopfsache ist eines, vermutlich weiß das Unterbewußtsein aber auch, dass der Körper es nicht kann. Egal.
So sehe ich das auch. Gerade bei Stellen, die ich schon erfolgreich gefahren bin, meldet sich der Bauchkopf manchmal mit njet. Einige Male habe ich es dann dennoch versucht. Das lasse ich inzwischen bleiben. Ein genereller Fortschritt ist dennoch zu verzeichnen. Und irgendwann gehören diese Stellen dann zum Inventar.

Also die Sache mit der Balance ist schon das A und O. Was ich empfehlen würde, wäre Ausgleichstraining, um den kompletten Bewegungsapparat geschmeidig zu halten. Auch dadurch hinzugewonnenes Bewegungsgefühl kann beim Biken nie schaden.
Das kann ich nur unterschreiben. Ich habe hier seit Jahren Fußball als idealen Ausgleichssport empfunden. Gute Koordination, schnelle Situationserfassung, Körperdrehungen aller Art und Reaktionsvermögen sind stark gefordert. Und der zwischenmenschliche Bereich kommt auch nicht zu kurz.

Mit der zentralen Position ist das so eine Sache. Ich habe da für mich eine gute Übung gefunden, um das Gefühl dafür zu stärken. Irgendwelche Böschungen vom Flat ins Flat. Drauf zu fahren (attac position) und dann bei das Bike einfach nach unten abkippen lassen, den Körper relativ zum Horizont konstant halten. Dann bleibt der Körperschwerpunkt exakt über dem Tretlager, und das fühlt sich sehr gut an.

ciao Paul
 
Zurück