Kennt ihr das auch? Den ganzen Winter über sabbert man über Karten und schmiedet Pläne, und dann kommen Frühling und Sommer im Sauseschritt, und Ende Herbst hat man nicht gerade nichts gemacht, aber eben auch nicht alles.
Etwas was ich schon länger mal tun wollte, ist einen 3000er besteigen, wenn möglich by fair means. Diesen Sommer hatte ich zu viel zu tun, aber nachdem diesen Montag das Illhorn geschafft war, fasste ich nochmals Mut: ein 3000er mit einem Aufstieg über die schneefreien Südwesthänge könnte vielleicht gerade noch klappen, ohne dass ich mir wegen Schneewächten und anderem Ungemach in die Hosen scheisse
Die Karte sagte mir, dass die Pointe de la Tsevalire (
Karte) über L'A Vieille eine Möglichkeit wäre. Da sie nächste Woche kälter melden, musste es irgendwie heute sein - aber leider war auch auf der Arbeit einiges zu tun... Daher gestern um 21:15 ins Bett, heute um 4:00 wieder rausgefallen, um 4:45 Uhr mit dem Velo und allem Tour-Tralala auf die Arbeit, um 7:30 ein 10min-Powernap im Büro (
), und um 10:45 in Sion vom Job losgefahren.
Trinkpause in St. Martin. Heute hatte ich in meinem Holster-Bolster-SupiDupi-Drybag (gibt's für 10 Rappen das Stück in der Migros
) die Bergschuhe dabei. In den Abfahrten muss ich jeweils darauf achten, dass der Bändel des Fresssacks besser verstaut ist
Es läuft recht gut, auch wenn der Teerteil des Illhorn-Aufstiegs spassiger und weniger steil war. Auf 2000 müM, zwischen Trogne und L'A Vieille, knackt und kracht es dann vom Hinterrad her, und ich drehe mit den Pedalen im Leeren: Freilauf hinüber? Sicher ist: Trottinette-Style ist angesagt, und natürlich auch Schieben. Ich rufe noch rasch meinen Mech an, und der meint, dass ich wohl problemlos nach Sion abfahren - äh nein, abrollen - könne. Na denn, da nehme ich das kaputte Velo hoch bis L'A Vieille
In der rechten Bildhälfte taucht leicht eingeweisst mein Ziel auf:
Der Fussaufstieg über den Pass Grand Bandon läuft schleppend: das Veloproblem hat Zeit sowie physische und psychische Körner gekostet, und ich bin mir überhaupt nicht mehr sicher, ob's klappen wird. Nach einer kurzen Ess- und Trinkpause geht's dann wieder ein bisschen besser, und kurz vor vier bin ich knapp unter dem Gipfel:
Kurz nach vier Uhr bin ich oben, auf 3025 müM (d.h. ca. 2500 Hm in 5h15). Links vorne die Becs de Bosson, und links und rechts ein paar Ostgipfel:
Die Sonne steht schon tief... Unten erkennt man L'A Vieille, wo mein Cutthie wartet:
Südblick mit Dent Blanche und anderen Gipfeln des Val d'Hérens:
Rechts der Felssporn der Maya:
Die Dinger heissen Grödel (kannte ich bis vor 10 Tagen nicht) und sind unheimlich praktisch bei Schnee und Eis:
Les Diablerets und der Pas de Cheville (ich liebe diesen Pass - das Tor zur Weite und Freiheit!):
Die Abfahrt... Am Anfangs ging's ja noch einigermassen, aber in St. Martin musste ich wegen einer Gegensteigung ein längeres Stück schieben. Die Geräuschentwicklung wurde immer intensiver, und in Mase war dann plötzlich die Steckachse gelöst. Wenn ich sie normal fest anzog, drehte sich das Rad fast nicht mehr
Und so bin ich halt ziemlich spassfrei und mit locker angezogener Steckachse nach Sion runtergeschlichen...
Frierend und ziemlich ko erreiche das Büro - hier wird das Cutthie auf den Service warten. Dann bleibt noch ein Problem: wie die 350 Hm hoch nach Savièse? Mein Dickschädel gibt es mir fast nicht zu, von by fair means abzurücken - aber dann kommt mir Göran Kropp in den Sinn: der war ja by fair means von Schweden aus auf dem Everest und hat dann auf dem Rückweg in Russland das Velo und sich in den Zug verladen. Da kommt mich meine Liebste mit dem Auto holen