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Bei Kindern finden wir es völlig normal und damit akzeptabel, daß sie im Dunkeln Angst haben. Je intelligenter sie sind, desto mehr Angst haben sie. Weil intelligente Kinder phantasiebegabter sind. Natürlich nur tendenziell, also nicht alle arglosen Nachwuchshelden sind blöde und nicht jeder Angsthase ein künftiger Einstein. Trotzdem sollte man ein wenig vorsichtig sein mit großspurigen Sprüchen über angeblich fehlende Eier, vor allem, wenn sie in legasthenieverdächtiger Schreibweise verfaßt sind.
Nur zur Erinnerung: MR.BERGRAD sprach von "Angst", nicht von "Furcht". Und in der Tat sind die real existierenden Gefahren einer nächtlichen Waldtour auch kein gewichtiges Thema. Also weder brunftige Wildschweine oder verspätete Nordic Walker noch in der Dunkelheit leicht zu übersehende Hindernisse aller Art oder die Möglichkeit eines verlöschenden Scheinwerfers rufen das vom TE beschriebene mulmige Gefühl hervor. Sondern das, von dem wir wissen, daß es nicht existiert. Und das uns dennoch mehr zu ängstigen vermag als eine ganze Rotte Wildschweine.
Kein vernunftbegabter Mitteleuropäer wird ernsthaft behaupten, daß sich meuchelnde Psychopathen den ganzen Abend sprungbereit an Singletrails plazieren, die maximal viermal pro Jahr von einem menschlichen Wesen frequentiert werden. Auch die Wahrscheinlichkeit eines aus dem Zoo geflüchteten Eisbären oder eines vor sieben Minuten gelandeten Ufos ist kein Diskussionspunkt. Ebensowenig wird hier der Existenz magischer Fabelwesen, blutgieriger Vampire feat. Zombies oder Rumpelstilzchen das Wort geredet.
Der moderne Mensch schleppt halt immer noch ein ganzes Arsenal urzeitlicher Instinkte mit sich herum, die vor ein paar tausend Jahren sein Überleben sicherten, heutzutage aber nur noch lästig sind. Die Angst vor harmlosen Spinnen oder gar Mäusen ist vielleicht noch lustig, die vor Prüfungen manchmal ein bißchen verständlich, die vor Flugzeugabstürzen völlig irrational. Doch als visuelle Wesen irritiert es uns erheblich, wenn wir nicht mehr richtig sehen können. Diese Angst ist damit also nachvollziehbar.
Der Wald als relativ komplexe und für uns ungewohnte Biosphäre hat schon tagsüber ein gewisses Angstpotential, da er eben nicht überschaubar (hier im Wortsinne) ist. Mit abnehmender Helligkeit verstärkt sich dieses Phänomen und kann dabei im Einzelfall sogar dramatische Formen annehmen. Wie ich unlängst sehen durfte, ist selbst ein professioneller Waldläufer wie Andreas Kieling vor solchen Ängsten nicht gefeit - und dem wird man wohl kaum vorwerfen, ein "Weichei" zu sein.
MR.BERGRAD ist also in durchaus guter Gesellschaft und keineswegs in der Minderheit. Und zwar völlig unabhängig davon, ob er selbst diesen Thread ernst meinte und erst recht ungeachtet dessen, daß sich hier ein ganze Menge furcht(!)loser Recken zu Wort meldet, die nach eigenem Bekunden völlig unbeeindruckt die einsamen nächtlichen Wälder durcheilt. Ihnen sei nochmal der erste Absatz dieses Postings empfohlen.
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