Ich weiß nicht, ob ihr's wustet:
Unser Oberst Jockel befindet sich samt Familie im Eichsfeld
um das Neujahrsfest hier in Ruhe und Abgeschiedenheit zu verbringen. Und mir kam die Ehre des Quartiermeisters zu. Welches keine so leichte Aufgabe ist, wenn man den preußisch-spartanischen Geschmack des Oberst kennt. Doch ich fand in Martinfeld, am Fuße des Westerwaldes, eine kleine, bescheidene Unterkunft, die seinen Anspüchen an ein karges Quartier hoffentlich Genüge tut.
Da der Oberst entschlossen war Land und Leute, Eichsfelder Brauchttum, Geschichte, christliche Traditionen (die ihm immer noch sehr fremd und exotisch erscheinen) kennenzulernen und nicht zuletzt sich vom millitärischen Verteidigungszustand meines Aussenpostenbereichs zu überzeugen, brachte er sein legendäres Kocmo mit.
Gestern am Sonntag schlug für mich die Stunde: 0800 fuhr ich in GB (Großbartloff) los, überschritt mit meiner Tin Lizzy den Westerwald und meldete mich in Jockels Quartier bereit zur Inspektionsfahrt.
Freundlich wurde ich hineingebeten, die bezaubernde Gattin des Oberst reichte mir heißen Kaffee und ich hatte Gelegenheit mit mit den Kindern zu scherzen.
Doch dann wurde es Schluss mit Lustig. Der Oberst schnürte sich die Schuhe, nahm den Helm (die Uniform/ Bikeklamotten trägt er offenbar immer) und bestieg sein braves Roß. Und ich folgte ihm.
Ich will seinem sicher folgendem Bericht nicht vorgreifen (*), deshalb nur kurz zu den Stationen unserer Reise:
Martinfeld > Berterode, dann hinauf zu den Dieteröder Klippen. Herrliche Aussicht auf den Obereichsfelder Kessel. Kurzes Kartenstudium und auf alten, schienenlosen Bahndämmen einen Abstecher zum alten Fürstenhagener Bahnhof unternommen. Die dortige, wohl seltene "Spitzkehre" begeisterte den Eisenbahnliebhaber Jockel. Doch dann wieder ganz der Oberst: "Wir sind nicht zum Spaß hier!" Das hatte ich auch schon bemerkt, denn obwohl er sichtlich zurückhaltend fuhr, hatte ich sowohl bergauf, als auch bergab den ganzen Tag Mühe, ihm zu folgen. Glücklicherweise fanden sich auf unserem Weg immer wieder Zeugen der Vergangenheit oder der Gottesfürchtigkeit meines Volkes, der den überaus interessierten und fremden Kulturen aufgeschlossenen Jockel zum Verweilen und Fotografieren einluden und mir Gelegenheit gaben, mich etwas zu erholen.
Das nächste Ziel war die Gobert, einem für hiesige Maßstäbe imposanten Bergrücken mit anständigen Up- und Downhills, alten Grenz- und Kolonnenwegen, Trails, Stasitunnel und natürlich wunderbaren Aussichtspunkten.
Immer im gebührlichen Abstand hinter ihm, wies ich ihm mit "links!", "rechts!", "grad uss" den Weg. Rachelsberg, Schöne Aussicht, Hohestein, Wolftisch, Pferdeloch, Silberklippe, dann mein Lieblingstrail um das Kellaer Tal (hab mich auf den glischigen Wurzeln zweimal lang gemacht, aber er hat's nicht gesehen).
Nachdem wir dort oben so ziemlich alles Wichtige (na ja, es gibt da schon noch die Goburg, den Altenstein, die Nase und so leckere Sachen) mitgenommen hatten, fuhren wir talwärts nach Pfaffschwende. Der sehr steile und schmierige Betonplattenweg unserer ehemaligen Grenztruppen beeindruckte fahrtechnisch selbst den erfahrenen Oberst.
Dann wollte er unbedingt noch über den Westerwald fahren, oder das Viadukt von Lengenfeld sehen, oder die Tunnel der alten Kanonenbahn erkunden, oder ... Doch nach fast 60km und über 1000 Hm war (ehrlich) bei mir etwas die Luft raus und ich konnte ihn rumkriegen, in GB erst mal nen Kaffee zu tanken.
Mittlerweile war es 1500 und Jockel wollte gern im Hellen noch seine Familie in Martinfeld wiederfinden. Ich beschrieb ihm den Weg und er nahm Abschied um allein noch mal über den Westerwald zu fahren. Ich war sicher, er würde auch allein den rchten Weg finden. Ohne seinem Rapport vorzugreifen, gab er mir zu verstehen, daß sein Urteil über den Zustand der Provinz Eichsfeld durchaus wohlwollend ausfallen würde.
Das Wetter spielte leider nicht so mit: Kein Tropfen Regen, sogar die Sonne ließ sich ab und zu blicken. Beschämend, aber nicht zu ändern. Nun ja, man kann nicht alles haben.
Für mich war es ein wirklich schöner Tag. Eine Fahrt mit Jockel ist eins der besten Erlebnisse, die man als Biker haben kann, als Eisenschwein sowieso.
Manchmal wünscht ich, ick wär een Bärliner (aber nur, wenn es das Eichsfeld nicht gäbe
).
Grüße
euer sketcher
(*) Jockel bemerkte am Rande, daß er Freund Rikman angewiesen habe, jegliche Schmähreden sketchers sofort zu löschen, da er selbst momentan keinen Einfluß auf das Forum habe (nix WWW).
Deshalb dieser etwas schleimige Bericht. Ihr versteht ...
Unser Oberst Jockel befindet sich samt Familie im Eichsfeld
um das Neujahrsfest hier in Ruhe und Abgeschiedenheit zu verbringen. Und mir kam die Ehre des Quartiermeisters zu. Welches keine so leichte Aufgabe ist, wenn man den preußisch-spartanischen Geschmack des Oberst kennt. Doch ich fand in Martinfeld, am Fuße des Westerwaldes, eine kleine, bescheidene Unterkunft, die seinen Anspüchen an ein karges Quartier hoffentlich Genüge tut.
Da der Oberst entschlossen war Land und Leute, Eichsfelder Brauchttum, Geschichte, christliche Traditionen (die ihm immer noch sehr fremd und exotisch erscheinen) kennenzulernen und nicht zuletzt sich vom millitärischen Verteidigungszustand meines Aussenpostenbereichs zu überzeugen, brachte er sein legendäres Kocmo mit.
Gestern am Sonntag schlug für mich die Stunde: 0800 fuhr ich in GB (Großbartloff) los, überschritt mit meiner Tin Lizzy den Westerwald und meldete mich in Jockels Quartier bereit zur Inspektionsfahrt.
Freundlich wurde ich hineingebeten, die bezaubernde Gattin des Oberst reichte mir heißen Kaffee und ich hatte Gelegenheit mit mit den Kindern zu scherzen.
Doch dann wurde es Schluss mit Lustig. Der Oberst schnürte sich die Schuhe, nahm den Helm (die Uniform/ Bikeklamotten trägt er offenbar immer) und bestieg sein braves Roß. Und ich folgte ihm.
Ich will seinem sicher folgendem Bericht nicht vorgreifen (*), deshalb nur kurz zu den Stationen unserer Reise:
Martinfeld > Berterode, dann hinauf zu den Dieteröder Klippen. Herrliche Aussicht auf den Obereichsfelder Kessel. Kurzes Kartenstudium und auf alten, schienenlosen Bahndämmen einen Abstecher zum alten Fürstenhagener Bahnhof unternommen. Die dortige, wohl seltene "Spitzkehre" begeisterte den Eisenbahnliebhaber Jockel. Doch dann wieder ganz der Oberst: "Wir sind nicht zum Spaß hier!" Das hatte ich auch schon bemerkt, denn obwohl er sichtlich zurückhaltend fuhr, hatte ich sowohl bergauf, als auch bergab den ganzen Tag Mühe, ihm zu folgen. Glücklicherweise fanden sich auf unserem Weg immer wieder Zeugen der Vergangenheit oder der Gottesfürchtigkeit meines Volkes, der den überaus interessierten und fremden Kulturen aufgeschlossenen Jockel zum Verweilen und Fotografieren einluden und mir Gelegenheit gaben, mich etwas zu erholen.
Das nächste Ziel war die Gobert, einem für hiesige Maßstäbe imposanten Bergrücken mit anständigen Up- und Downhills, alten Grenz- und Kolonnenwegen, Trails, Stasitunnel und natürlich wunderbaren Aussichtspunkten.
Immer im gebührlichen Abstand hinter ihm, wies ich ihm mit "links!", "rechts!", "grad uss" den Weg. Rachelsberg, Schöne Aussicht, Hohestein, Wolftisch, Pferdeloch, Silberklippe, dann mein Lieblingstrail um das Kellaer Tal (hab mich auf den glischigen Wurzeln zweimal lang gemacht, aber er hat's nicht gesehen).
Nachdem wir dort oben so ziemlich alles Wichtige (na ja, es gibt da schon noch die Goburg, den Altenstein, die Nase und so leckere Sachen) mitgenommen hatten, fuhren wir talwärts nach Pfaffschwende. Der sehr steile und schmierige Betonplattenweg unserer ehemaligen Grenztruppen beeindruckte fahrtechnisch selbst den erfahrenen Oberst.
Dann wollte er unbedingt noch über den Westerwald fahren, oder das Viadukt von Lengenfeld sehen, oder die Tunnel der alten Kanonenbahn erkunden, oder ... Doch nach fast 60km und über 1000 Hm war (ehrlich) bei mir etwas die Luft raus und ich konnte ihn rumkriegen, in GB erst mal nen Kaffee zu tanken.
Mittlerweile war es 1500 und Jockel wollte gern im Hellen noch seine Familie in Martinfeld wiederfinden. Ich beschrieb ihm den Weg und er nahm Abschied um allein noch mal über den Westerwald zu fahren. Ich war sicher, er würde auch allein den rchten Weg finden. Ohne seinem Rapport vorzugreifen, gab er mir zu verstehen, daß sein Urteil über den Zustand der Provinz Eichsfeld durchaus wohlwollend ausfallen würde.
Das Wetter spielte leider nicht so mit: Kein Tropfen Regen, sogar die Sonne ließ sich ab und zu blicken. Beschämend, aber nicht zu ändern. Nun ja, man kann nicht alles haben.
Für mich war es ein wirklich schöner Tag. Eine Fahrt mit Jockel ist eins der besten Erlebnisse, die man als Biker haben kann, als Eisenschwein sowieso.
Manchmal wünscht ich, ick wär een Bärliner (aber nur, wenn es das Eichsfeld nicht gäbe

Grüße
euer sketcher
(*) Jockel bemerkte am Rande, daß er Freund Rikman angewiesen habe, jegliche Schmähreden sketchers sofort zu löschen, da er selbst momentan keinen Einfluß auf das Forum habe (nix WWW).
Deshalb dieser etwas schleimige Bericht. Ihr versteht ...
