Die Stienitzseepassage

rob

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29. September 2001
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12
Ort
Spongohausen bei Berlin
Auf der Suche nach der Stienitzseepassage​


Prolog​

Auf der Fahrt mit dem städtischen Schnellzug verriet mir Oberst Wasjutin, der mich am Abend zuvor spontan kontaktiert hatte, ich solle ihn auf einer Erkundungsausfahrt begleiten, seine Pläne für den heutigen Tag. Die halbe Nacht konnte ich kein Auge zumachen, die Ausrüstung musste eilig aber sorgsam zusammengestellt werden und zudem beschäftigte mich die Geheimniskrämerei des Oberst seitens des Vorhabens.
Der Oberst entfaltete das Kartenwerk. Mein Freund, sprach er mit ernster Stimme, diese Karte deckt den Bereich der nordöstlichen Mark ab. Oft haben wir ihn schon bereist und erkundet. Doch aufgrund der unglücklichen Blattschnittwahl bezüglich des unteren Kartenrandes ist es mir bisher noch nicht gelungen, eine Passage ausfindig zu machen, die uns ohne große Umwege, im sicheren Geleit des dichten Waldes in die südlichen Gefilde der Mark Brandenburg vorstoßen läßt. Nach kurzer pause setzte er fort: Ich wollte mich jedoch nicht der Gefahr aussetzen, die Passage entlang des Stienitzsees alleine auszukundschaften, weshalb ich dich gestern Abend nach längerer Zeit so unverhofft kontaktieren ließ. Es kann nie schaden einen orientierungs- und landeskundlich geübten Reisebegleiter dabei zu haben, sagte er und fügte die Vorhaben für den heutigen Tag an.
Die Stienitzseepassage. Mir wurde etwas unwohl, und ehrlichgesagt, hätte ich vorher gewußt was der Oberst geplant hat, ich hätte mich als verhindert ausgegeben. Erst vor fünf Wochen, so stand es im örtlichen Anzeiger geschrieben, waren beim Versuch den Steinitzsee zu passieren, vier Forscher verschwunden und nimmer mehr aufgetaucht. Und wöchtlich vernimmt man Schreckensmeldungen von Überfällen und seperatistischen Anschlägen in dieser Gegend. Doch nun saß ich mit im Boot.


I​

Wie mir Oberst Wasjutin weiterhin zu erklären gab, wollte er zunächst gen Norden stechen um die Lage im Gamengrund und entlang der Ihlandseen zu sondieren.
Guten Mutes starteten wir in Fredersdorf. Der Oberst wollte zu Beginn nicht viel Zeit verlieren und schlug ein straffes Tempo an. Um den Ihlandsee herum soll es in letzter Zeit vermehrt zu terroristisch-touristischen, der Oberst pflegte immer terrouristisch zu sagen, Übergriffen gekommen sein. Doch am heutigen Tage war es recht ruhig. Wir hatten den Wind von hinten, was sich späterhin wohl eher als nachteilig herausstellen wird, und es fielen vereinzelte Schneeflöckchen. Wir erkundeten und verzeichneten einige neue Wege. In Biesow angelangt beschloss Oberst Wasjutin, dass es Zeit sei umzukehren, doch bevor wir zum eigentlichen Vorhaben kommen sollten, wollte er sich noch ein Bild der Lage im Gamengrund machen.

Die Einfahrt in den Gamengrund war etwas unglücklich gewählt. Der ersonne Weg endete plötzlich und wir mussten uns durch das Unterholz schlagen, der steil abfallende Berghang hinunter zum See machte es nicht einfacher. Mitlerweile hatte es begonnen wilder zu schneien und der Boden ward schon leicht bestäubt. Wir hatten den Wind nun von vorn, unaufhörlich bließ er ins Gesicht und angesichts unser angepeilten Route sollte das auch so bleiben.
Es waren bis zu diesem Zeitpunkt bereits 40km zurückgelegt. An einem Gedenkstein zu Ehren mehrerer umgekommener Freiheitskämpfer die sich in diese menschenleere Ecke zurückgezogen hatten, machten wir eine erste kurze Rast. Aber aufgrund des zunehmend schlechter werdenendes Wetters, es zog sich zu, fassten wir den Entschluss recht bald wieder aufzubrechen. Im frischen Schnee entdeckten wir die Spur einer Person die ebenfalls mit dem Drahtesel unterwegs war, doch wir verloren sie recht bald wieder.
Der Bau einer Trasse kurz nach dem Kesselsee zog die Aufmerksamkeit des Oberst auf sich. Zudem mussten wir, samt Drahtesel und Reisegepäck den durch die Bauarbeiten entstanden tiefen Graben auf einem schmalen Eisenträger überqueren. Was für Oberst Wasjutin eine willkommene und glänzend gelöste Abwechslung darstellte, war für mich eine Herausforderung an die Geichgewichts- und Schwindelsinne, welche mir in solchen Situationen hin und wieder ihren Dienst quittieren. Mit erstarrtem Blick wankte ich, vorsichtig einen Fuß vor den anderen schiebend, langsam über den schmalen Übergang. Geschafft!
In Strausberg angelangt holte der Oberst das Kartenwerk heraus um die optimale Anfahrt an die Stienitzseepassage zu finden. Zudem verschlang er gierig zwei Riegel. Ich selber war schon nicht mehr der Frischeste, aber sollte auch der Oberst schon etwas angeschlagen sein? Wenn ja, so wären das keine guten Voraussetzungen für die kommenden Kilometer.


II​

Mit hämischen Bemerkungen über die stillose und einfallslose Bauwut in und um Strausberg verließen wir den Ort. Über einen technisch nicht unkomplizierten, schmalen Weg gelangten wir in die kleine Siedlung Torfhaus, die dem Steinitzsee direkt vorgelagert ist. Wir wollten eine westliche Passage am See entlang suchen, doch dazu mussten wir zunächst den Zufluß zum See überqeren. Nach geschickter Wegwahl und nur kurzer Suche fanden wir die richtige Route. Doch der folgende Weg etwas abseits der Uferlinie entlang des Sees sollte uns alles abverlangen. Er war sehr schmal und ruppig und durch laufendes auf und ab gekennzeichnet. Unseren schwindenden Kräften war das nicht gerade zuträglich. Aber was heißt hier unseren: der Oberst kämpfte sich in altbekannter Manier stehts 100-200m vor mir durch den Wald und wartete hier und da gnädigerweise bis ich wieder herangefahren war. Er wirkte noch frisch und rüstig.

Wir hatten also die Passage entdeckt und konnten sie ungefährdet abfahren. Wir folgten dem aus dem Steintzsee entspirngenden Kanal bis Rüdersdorf und gelangten wie druch Zufall auf das Gelände des Museumsparkes. Ausgestellte historisch-industrielle Komplexe, Einrichtungen und Maschinien wurden duch die Aufmerksamkeit des Obersts gewürdigt, doch alsbald verließen wir, über das Eingangstor kletternd den Park und begaben uns auf schnellstem Wege Richtung Ziel. Meine Kräfte ließen dramatsich nach und mit Mühe und Not konnte ich zum Schluß ein paar letzte Körner mobilisieren, damit wir rechtzeitig, die berühmte Woltersdorfer Schleuse passierend, in Wilhelmshagen am Bahnhof ankamen.


Epilog​

Mit der neuerlichen Entdeckung der Stienitzseepassage hat Oberst Wasjutin unter meinem Beisein eine sehr gute Option freigelegt, wie man die Region um Strausberg auf schnellem, aber nicht umkompliziertem Wege mit der Gegend um Erkner verbinden kann. Es freut mich besonders, dass ich bei dieser Erkundungsfahrt dabei sein konnte, auch wenn sie mich an den Rande der totalen Erschöpfung getrieben hat.
 
rikman schrieb:
Das Top50 Overlay taet mich mal interessieren, da ich ab Strausberg nicht mehr ganz mitkomme ...
ich habs mal versucht. aber die top50 ist bei einigen sachen nicht wirklich präzise, bes. am anfang und zw. strausberg und rüdersorf ist vieles nicht eingezeichnet. waren insg. 80km:
 

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rob schrieb:
aber die top50 ist bei einigen sachen nicht wirklich präzise

Sag doch, dass du keinen Plan von Karten und Software hast!

Kannst du bei Gelegenheit mal den entsprechenden Toureintrag auf der ESK-Seite aktualisieren (Strecke, Geschwindigkeit, HM ...)?

Marcus
 
Schier erdrückt von der literarischen Wucht Deiner Schilderungen der sonntäglichen Ereignisse, bleibt mir nur, mich jeder weiteren Wortmeldung zu enthalten und mich still in die Reihe derer einzuordnen, welche es sich am heimischen Kamin angedeien lassen, den Lieben Geschichten wie diese, nahe zu bringen. Danke.

Etwas bleibt aber doch zu tun, nämlich ein leicht korrigiertes Overlay anzufügen:
 

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Respekt für die Ausdauer auf Tastatur und Rad an Rob !!! Es ist doch immer wieder ein Vergnügen Eure Berichte zu lesen und sie versüßen einem doch die oft öden Stunden der Lernerei vor Prüfungen !

Eine Frage an den Oberst: wär es möglich das Overlay nochmal in ASCII zu posten, da meine Software dieses binäre Format nicht verarbeiten können?

Danke ! :daumen: Rookie
 
Rookie de Lux schrieb:
Eine Frage an den Oberst: wär es möglich das Overlay nochmal in ASCII zu posten?
In der Hoffnung, dass Du nicht versuchst, die Daten in einem GPS-Gerät zu verwursten:
 

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Vielen Dank Jockel !!!

Und keine Sorge ich vertraue immer meinem Orientierungssinn der mir schon so einige Überraschungen beschert hat ;-). Allerdings kann man mit den Berlin/Brandenburg 3D Karten nur ASCII-OVL Dateien laden :).

Rookie dL !
 
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