Hallo IBC User!
Ich möchte mich als Verantwortliche gerne mal persönlich zu den Beiträgen äußern.
Was mich erst mal wundert ist dass entgegen meine Erwartungen viele hier im Forum anscheinend doch recht konservativ sind. Alles was neu ist ist grundsätzlich erst mal schlecht. Hätte es dieses Forum schon damals gegeben, wären wahrscheinlich alle erstmal radikal gegen Federgabeln, Dämpferelemente und Scheibenbremsen gewesen. Heute möchte man aber tatsächlich nicht mehr ohne. Alte Handys ohne mobiles Internet sind doch auch nicht besser als das neueste iPhone!? Dass ich mich als alter Hase tatsächlich noch irgendwie als progressiv bezeichnen kann hätte ich wirklich nicht erwartet!
Zweitens ist es immer wieder auffällig wie sehr mancher sich durch Marketingkampagnen großen amerikanische Firmen imponieren läßt, obwohl diese Leute doch über soviele technische Kentnisse in Sachen MTB Entwicklung verfügen. Sonst könnte man sich nie solche ausgesprochene Meinungen erlauben. Alles was aus der USA kommt ist fantastisch, die Deutsche Firmen haben anscheinend nie wirklich was drauf. Fährt Ihr wirklich auch alle einen Amischlitten weil diese so technisch versiert und haltbar sind!?
Zu den „Vorwürfe“:
Der Sitzwinkel wäre zu flach; Erstens hat das grundsätzlich nicht unbedingt was mit der Kettenstrebenlänge zu tun, es sei man gänge tatsächlich in der Richtung von 460-480mm, sondern viel mehr mit der Menge von Federweg, bzw. der Positionierung des Hauptlagerdrehpunkts. Egal ob wir von 650b oder 29er sprechen, dieses Phänomen mit diesem „Knick“ oder ähnliche Biegung, haben bzw. werden alle Bikes mit vernünftige Geometrie auf kurz oder lang aufweisen.
Zweitens noch eine kleine Lektion ober den Sinn oder Unsinn eines indirektes Sattelrohrs. Eigentlich macht gerade den gleichen Sitzwinkel mit direktes Sattelrohr bei verschiedenen Rahmengrößen keinen Sinn. Wenn man sich mal ernsthaft Rennrad- oder Racehardtailgeometien anschaut, sieht man dass der Sitzwinkel fast immer abnimmt mit zunehmende Rahmengröße. Das hat einen logischen Grund; auch wenn das Oberrohr länger wird, reicht das aber, bei gleichbleibender Kettestrebenlänge, trotzdem nicht aus um den Schwerpunkt des größeren Fahrers wieder zu zentralisieren. Somit müß ich also den Winkel wieder abflachen um auf das gleiche Endergebnis zu kommen. Bei Fullies wäre das technisch fast unmöglich, weil dann jede Rahmenhöhe fast eine komplette Neuentwicklung sein würde. Daher ist so ein indirektes Sattelrohr im Grundsatz eigentlich eine positive Entwicklung. Wir reden hier auch nicht von „über der Hinterachse sitzen“ sondern z.B. beim 29er Modell konkret von 74,5° beim 43er RH, 74° beim 48er und 73,5° beim 53er. Damit tritt man sicherlich nicht „von hinten in die Pedale,“ sondern sitzt man genau dort wo man sitzen sollte. Übrigens wird jeder Sitzwinkel von jedes Bike in den Geometrieangaben aus der Horizontale vom Mitte Oberkante Steuerrohr konstruiert, wobei fast jeder Sattel in der Regel etwas höher sitzt als der Lenker ist. Da gibts aber übrigens noch was Geniales was sich Sattellängsverstellung nennt, damit kann man sogar noch bis zu etwa 3-4° Änderungen vornehmen!!!
Linkage Diagram; Man kann jedes Diagram durch verzerren der Achsen extrem ausschauen lassen, um somit bestimmte Eigenschaften zu suggerieren. Das sagt letzendlich nichts aus. Wenn ich die (horizontale) Federwegsachse weiter ausziehen würde, hätte ich also auf einmal eine fast lineare Hinterbaukinematik!? Leider kann man die Werte in den Grafiken nicht richtig erkennen, aber von 2.4 über 2.7 wieder zurück nach 2.3 ergibt sicherlich kein „Durchrauschen“ sondern ermöglicht genau das was wir uns wünschten, leichtes Ansprechen im kontrollierten Federwegsbereich, exzellentes abfedern von größere Schläge und ausreichend Reserven in Extremsituationen.
Von einem rezenten Test in der Mountainbike wo die Brücke der Sitzstreben ans Sattelrohr anschlagen würde wissen wir nichts. Welche Ausgabe war das genau? Fakt ist dass unsere Brücke VOR dem Sattelrohr sitzt, somit wäre das auch technisch unmöglich.....
Zum Thema Reifen; Momentan ist der spezifizierte Hans Dampf von Schwalbe für uns noch nicht als Muster in 29“ verfügbar. Wir haben aber trotzdem vorübergehend Reifen gebraucht um unseren Testfahrten zu absolvieren und um dieses Bild an zu fertigen. Dabei muß ich persönlich wirklich sagen dass der komplett neu überarbeitete Nobby Nic als 2.35er in 29“ absolut nichts zu wünschen übrig läßt!
Fakt ist dass ich schon sehr viele Bikes gefahren bin, keines von den Allmountains bzw. Enduros mir aber so ein ausgewogenes Fahrverhalten an den Tag gelegt hat wie dieses. Die Kombi aus 29er LR, ein absolut ausgewogenes Fahrwerk mit satten 160mm, fette Schlappen, ein relativ betrachtetes extrem tiefes Tretlager, einen kurzen und wendigen Radstand mit ultrakurzen Kettenstreben und eine optimale Sitzposition haben mir tatsächlich absolut beeindruckt! Es hat mir gezeigt dass es trotz sehr weit ausentwickelte Produkte am Markt, durch geschickter Zusammenführung einzelne Eigenschaften und Werte, mit minimalen Investitionsaufwand, immer noch prima möglich ist ein Produkt zu entwicklen was sich in Sachen Fahrverhalten absolut abhebt.
Das ist von mir natürlich erst mal leicht gesagt, ich weiß aber dass es weitgehendst ünabhängige Leute in meinungsbildende Positionen der Branche gibt, die das genau so sehen wie ich. Und dann rede ich überhaupt gar nicht von evtl. KO Kriterien wie etwas Mehrgewicht in Form absolut haltbaren über EN Norme hinaus EFBe Top-Performance getestete Rahmen, oder äußerst strapazierfähigen fast einmaliger Deutscher Pulverlack in der jeweilige gewünschte Farbkombi. Oder etwas Speck verursacht durch wesentlich schlechtere Einkaufskonditionen als Marken welche 1 Million Bikes im Jahr verkaufen, oder welche die eine Direktvertriebsstrategie fahren...............
Probiere das Ding doch einfach mal auf einer der durch uns vertretenenen Events (z.B. Demo Day) mal auf entsprechender Strecke aus und dann können wir uns liebend gerne weiter unterhalten.
Zum Schluß möchte ich mich gerne anschließen an User duc-mo seiner Meinung, jeder von Euch ist herzlich eingeladen sich als Bike-Entwickler in der Branche zu behaupten!
Schöne Grüße und bis die Tage!!!
NB. Mir fehlt hier eigentlich total die Diskussion über der Sinn oder Unsinn eines Shimano XTR Di2 an einem Endurobike