Hier nun auch meine Eindrücke (im wahrsten Sinne des Wortes...):
Zunächst nochmals vielen vielen Dank für die Glückwünsche! Wie konnte das blos geschehen? Es will immer noch nicht in meinen Kopf, dass alles so optimal geklappt hat (mit Ausnahme meines klitzekleinen Zielsprint-Chrashs).
Einen knapp 43er Schnitt bei diesem Rennen zu fahren ist erstaunlicherweise und entgegen unserer anfänglichen Befürchtungen nicht die größte Schwierigkeit. Einen 43er Schnitt fährt man überraschend locker in einem Pulk von mehreren hundert, einigermaßen fitten Fahrern. Um in diesem Rennen am Ende als Gruppe weit vorn zu sein, spielen andere Dinge eine größere Rolle, als Tempo mitzurollen: Man muß zwischendurch immer wieder in der Lage sein, nochmal zwei oder drei Kohlen aufzulegen, um z.B. außen am Feld, voll im Wind nach vorne zu fahren, weil nämlich das faule Dahingleiten in der Mitte des Feldes unweigerlich dazu führt, dass man nach hinten durchsackt, um schließlich am Ende des Feldes "ausgespuckt " zu werden. Oder mit Kette rechts eine kurze Rampe hochzudrücken. Und immer wieder kleine oder größere Löcher zu zufahren. Die Summe dieser einzelnen Aktionen macht am Ende den Unterschied ob man vorne dabei ist oder den Anschluß verliert. Das geht natürlich nur wenn man an dem Tag gute Beine hat. Wir hatten alle vier gute Beine. Es klappt aber auch nur, wenn man konzentriert und aufmerksam ist. Ich persönlich habe das als besonders anstrengend empfunden: Nie auch nur für eine Sekunde die Konzentration zu verlieren und trotzdem einen guten Rythmus zu finden. Ein paar weitere Punkte spielen eine wichtige Rolle: In dem Startblock starten, wo die Schnellen stehen und Glück haben, Glück haben und noch mal Glück haben. Stürze in diesem Feld sind vorprogrammiert. Es ist als wenn jemand eine Granate in die Menge wirft. Wenn es dich trifft, kannst du genau gar nicht mehr tun. Strassenradsport ist Mord auf Raten. Wie kann man nur so verrückt sein, das zum Beruf zu machen. Nichts was ich je erlebt habe ist grausamer als diese Stürze von leicht bekleidetet, durchtrainierten Menschen, die bei 50 Stuckies oder mehr in der Gruppe vom Gerät gehen. Man spürt es sehr deutlich, wenn das Feld auf einmal nervös wird. Eben ist man noch relativ entspannt derhergerollt und auf einmal brennt die Luft. Die Gründe können offensichtlich sein, wie z.B. wenn irgendein Idiot seine Trinkflasche fallen läßt, irgendjemand geht aus irgendeinem Grund in die Eisen, eine Verkehrsinsel taucht aus dem Nichts auf, eine langsamere Gruppe wird geschluckt, verdaut und ausgeschi$$en, irgendeine Aktion startet an der Spitze oder oder. Manchmal sind die Gründe auch nicht klar - aber wenn die Nervosität im Feld knistert, dann steigt die Sturzgefahr um ein vielfaches. Dann heißt es Ruhe bewahren und vielleicht mit dem Griff zur Trinkflasche kurz zu warten.... Aber oft genug hilft jede Sensibilität, Konzentration oder Radbeherschung nichts und mit einem Schlag füllt sich Dein Sichtfeld rasend schnell mit Asphalt.
Bei meinem Sturz ca. 200 Meter vorm Ziel, hatte ich riesen Glück etwas Zeit zum reagieren zu haben.
Im Mittelfeld einer Gruppe von ca. 40 Fahrern ging es auf die letzten Meter. Die meisten Leute dieser Gruppe müssten aus den vor uns gestarteten Startblöcken gewesen sein, sonst hätte es sicher nicht trotz des Sturzes zu dem guten Ergebniss gereicht. Nicht auszudenken wo wir uns ohne den Sturz hätten platzieren können....
Ich fuhr ganz links direkt am Absperrgitter - nicht mehr voll Tempo, weil ich dachte, dass die Platzierung eh ziehmlich gut sein dürfte, aber bistimmt um die 45 Stuckies. Ohrenbetäubender Lärm von den Zuschauern, die unter anderem auf riesigen Tribünen zu beiden Seiten des Zielbereiches gestapelt waren. Die Organisatoren hatten ca. 5 Mio. von diesen blauen Plastik-Dreh-Knack-Ratschen verteilt, mit denen auch ein 4-jähriger mehr Schallwellen fabrizieren kann als ein stimmgewaltiger Fußballhooligan im Vollrausch ohne Ratsche. Auf einmal erhebt sich rechts vor mir ein Hinterrad über die Rücken der Fahrer und fast im selben Augenblick gleitet ein anderer ganz in gelb gekleideter Mitstreiter rechts vor mir zu Boden. Er kugelt direkt vor mir aus, so dass mir nur noch der Griff in die Eisen bleibt. Der fast neue hintere Pneu pfeift fröhlich mit den anderen Bremsern um die Wette (wobei natürlich überall schöne ovale Flachstellen auf den Reifen entstehen...) aber es reicht nicht, trotz ausgeworfener Anker vorn und hinten, rammel ich am Ende mit vielleicht noch 15 km/h in irgendjemand oder irgendetwas rein und gehe über den Lenker vom Gerät ab. Der Moment des Fallens ist irgendwie von Unglauben geprägt. Das Hirn sagt; Das passiert jetzt gar nicht wirklich sondern ist vielleicht nur ein Film. Vielleicht hilft das, um handlungsfähig zu bleiben, vielleicht ist es das Adrenalin, was einem in dem Moment ja schon fast aus den Ohren läuft. Ganz deutlich höre ich den Aufschrei der Zuschauer, die vor Schreck mit ihrem kollektiven Einatmen sicher einen lokalen Luftdruckabfall messbarer Größenordnung bewirken. Ich kann sofort wieder aufspringen aber -zack- geht die rechte Wade fest. Die blöde Wade denkt sie müsste sofort ihr Letztes geben und ignoriert beharrlich sämtliche Handlungsanweisungen (Zur Strafe durfte sie dannach zweit Tage richtig weh tun). Mit knackefester Wade und ein paar Kratzern also rauf aufs Rad, nur um festzustellen, dass der größte Gang drauf ist. Runterschalten geht nicht weil der Bremsschalthebel schief hängt. Also gaaaaanz langsam wieder Fahrt aufgenommen und die paar Meter durchs Ziel gequält.
Es war trotzdem geil, denn Ich dachte in dem Moment nur: Das ist doch eigentlich ganz zünftig, sich auf der Mönckebergstrasse vor so vielen Leuten aufzurauchen und dann noch über den Zielstrich zu rollen. War sicher eine schöne Showeinlage - vorausgesetzt die anderen Bruchpiloten haben sich nicht ernsthaft verletzt- habe aber noch nichts gehört diesbezüglich und hoffe natürlich, dass alle ok sind.
bis denn
Zunächst nochmals vielen vielen Dank für die Glückwünsche! Wie konnte das blos geschehen? Es will immer noch nicht in meinen Kopf, dass alles so optimal geklappt hat (mit Ausnahme meines klitzekleinen Zielsprint-Chrashs).
Einen knapp 43er Schnitt bei diesem Rennen zu fahren ist erstaunlicherweise und entgegen unserer anfänglichen Befürchtungen nicht die größte Schwierigkeit. Einen 43er Schnitt fährt man überraschend locker in einem Pulk von mehreren hundert, einigermaßen fitten Fahrern. Um in diesem Rennen am Ende als Gruppe weit vorn zu sein, spielen andere Dinge eine größere Rolle, als Tempo mitzurollen: Man muß zwischendurch immer wieder in der Lage sein, nochmal zwei oder drei Kohlen aufzulegen, um z.B. außen am Feld, voll im Wind nach vorne zu fahren, weil nämlich das faule Dahingleiten in der Mitte des Feldes unweigerlich dazu führt, dass man nach hinten durchsackt, um schließlich am Ende des Feldes "ausgespuckt " zu werden. Oder mit Kette rechts eine kurze Rampe hochzudrücken. Und immer wieder kleine oder größere Löcher zu zufahren. Die Summe dieser einzelnen Aktionen macht am Ende den Unterschied ob man vorne dabei ist oder den Anschluß verliert. Das geht natürlich nur wenn man an dem Tag gute Beine hat. Wir hatten alle vier gute Beine. Es klappt aber auch nur, wenn man konzentriert und aufmerksam ist. Ich persönlich habe das als besonders anstrengend empfunden: Nie auch nur für eine Sekunde die Konzentration zu verlieren und trotzdem einen guten Rythmus zu finden. Ein paar weitere Punkte spielen eine wichtige Rolle: In dem Startblock starten, wo die Schnellen stehen und Glück haben, Glück haben und noch mal Glück haben. Stürze in diesem Feld sind vorprogrammiert. Es ist als wenn jemand eine Granate in die Menge wirft. Wenn es dich trifft, kannst du genau gar nicht mehr tun. Strassenradsport ist Mord auf Raten. Wie kann man nur so verrückt sein, das zum Beruf zu machen. Nichts was ich je erlebt habe ist grausamer als diese Stürze von leicht bekleidetet, durchtrainierten Menschen, die bei 50 Stuckies oder mehr in der Gruppe vom Gerät gehen. Man spürt es sehr deutlich, wenn das Feld auf einmal nervös wird. Eben ist man noch relativ entspannt derhergerollt und auf einmal brennt die Luft. Die Gründe können offensichtlich sein, wie z.B. wenn irgendein Idiot seine Trinkflasche fallen läßt, irgendjemand geht aus irgendeinem Grund in die Eisen, eine Verkehrsinsel taucht aus dem Nichts auf, eine langsamere Gruppe wird geschluckt, verdaut und ausgeschi$$en, irgendeine Aktion startet an der Spitze oder oder. Manchmal sind die Gründe auch nicht klar - aber wenn die Nervosität im Feld knistert, dann steigt die Sturzgefahr um ein vielfaches. Dann heißt es Ruhe bewahren und vielleicht mit dem Griff zur Trinkflasche kurz zu warten.... Aber oft genug hilft jede Sensibilität, Konzentration oder Radbeherschung nichts und mit einem Schlag füllt sich Dein Sichtfeld rasend schnell mit Asphalt.
Bei meinem Sturz ca. 200 Meter vorm Ziel, hatte ich riesen Glück etwas Zeit zum reagieren zu haben.
Im Mittelfeld einer Gruppe von ca. 40 Fahrern ging es auf die letzten Meter. Die meisten Leute dieser Gruppe müssten aus den vor uns gestarteten Startblöcken gewesen sein, sonst hätte es sicher nicht trotz des Sturzes zu dem guten Ergebniss gereicht. Nicht auszudenken wo wir uns ohne den Sturz hätten platzieren können....
Ich fuhr ganz links direkt am Absperrgitter - nicht mehr voll Tempo, weil ich dachte, dass die Platzierung eh ziehmlich gut sein dürfte, aber bistimmt um die 45 Stuckies. Ohrenbetäubender Lärm von den Zuschauern, die unter anderem auf riesigen Tribünen zu beiden Seiten des Zielbereiches gestapelt waren. Die Organisatoren hatten ca. 5 Mio. von diesen blauen Plastik-Dreh-Knack-Ratschen verteilt, mit denen auch ein 4-jähriger mehr Schallwellen fabrizieren kann als ein stimmgewaltiger Fußballhooligan im Vollrausch ohne Ratsche. Auf einmal erhebt sich rechts vor mir ein Hinterrad über die Rücken der Fahrer und fast im selben Augenblick gleitet ein anderer ganz in gelb gekleideter Mitstreiter rechts vor mir zu Boden. Er kugelt direkt vor mir aus, so dass mir nur noch der Griff in die Eisen bleibt. Der fast neue hintere Pneu pfeift fröhlich mit den anderen Bremsern um die Wette (wobei natürlich überall schöne ovale Flachstellen auf den Reifen entstehen...) aber es reicht nicht, trotz ausgeworfener Anker vorn und hinten, rammel ich am Ende mit vielleicht noch 15 km/h in irgendjemand oder irgendetwas rein und gehe über den Lenker vom Gerät ab. Der Moment des Fallens ist irgendwie von Unglauben geprägt. Das Hirn sagt; Das passiert jetzt gar nicht wirklich sondern ist vielleicht nur ein Film. Vielleicht hilft das, um handlungsfähig zu bleiben, vielleicht ist es das Adrenalin, was einem in dem Moment ja schon fast aus den Ohren läuft. Ganz deutlich höre ich den Aufschrei der Zuschauer, die vor Schreck mit ihrem kollektiven Einatmen sicher einen lokalen Luftdruckabfall messbarer Größenordnung bewirken. Ich kann sofort wieder aufspringen aber -zack- geht die rechte Wade fest. Die blöde Wade denkt sie müsste sofort ihr Letztes geben und ignoriert beharrlich sämtliche Handlungsanweisungen (Zur Strafe durfte sie dannach zweit Tage richtig weh tun). Mit knackefester Wade und ein paar Kratzern also rauf aufs Rad, nur um festzustellen, dass der größte Gang drauf ist. Runterschalten geht nicht weil der Bremsschalthebel schief hängt. Also gaaaaanz langsam wieder Fahrt aufgenommen und die paar Meter durchs Ziel gequält.
Es war trotzdem geil, denn Ich dachte in dem Moment nur: Das ist doch eigentlich ganz zünftig, sich auf der Mönckebergstrasse vor so vielen Leuten aufzurauchen und dann noch über den Zielstrich zu rollen. War sicher eine schöne Showeinlage - vorausgesetzt die anderen Bruchpiloten haben sich nicht ernsthaft verletzt- habe aber noch nichts gehört diesbezüglich und hoffe natürlich, dass alle ok sind.
bis denn
Naja, hauptsache heil geblieben, andere haben da mehr Pech.

" gemeint... menis