Geisterfahrer
unplugged
Hallo Gemeinde!
Nachdem der knapp einjährige Testlauf beendet ist und noch ein paar Erfahrungen mit einfließen konnten, war Martin M so nett, den Thread anzupinnen.
Laufräder sollen perfekt rund sein. Sie sollen leicht sein und am besten nichts kosten. Es sollen keine "Achter" oder gebrochene Speichen auftreten. Dies alles unter einen Hut zu bekommen, ist nicht möglich. Jedes Laufrad stellt einen Kompromiss dar, der im Idealfall auf den Fahrer und sein Einsatzgebiet abgestimmt ist. Dazu sind die richtige Teilewahl und ein sorgfältiger Aufbau erforderlich.
Das habt Ihr bereits erkannt, darum fragt Ihr hier. Um Euch bei der Teilewahl helfen zu können, ist es daher erforderlich, möglichst genau herauszuarbeiten, was Ihr wollt, braucht und Euch leisten könnt/wollt. Darum bitten wir in Eurem eigenen Interesse, den nachfolgenden Fragekatalog möglichst genau zu beantworten. Auch soll vermieden werden, dass alle möglichen Vorschläge "ins Blaue hinein" gemacht werden, die letztlich, nachdem alle Daten vorliegen, gar nicht mehr ins Raster passen.
Wer also auf der Suche nach einem neuen Laufradsatz ist und hier im Forum Beratung sucht, bitte einen neuen Thread mit einigermaßen aussagekräftigem Titel (Nicht: "Laufrad gesucht" "!?!" "Sehr wichtig!!!!!!!!" oder dergleichen) aufmachen, den Katalog reinkopieren und soweit möglich ausfüllen.
Ein korrekt ausgefülltes Formular könnte dann etwa so aussehen:
Jetzt liegen die meisen Daten vor, die man braucht, um sinnvoll Vorschläge machen zu können. Davon profitiert auch Ihr, weil nicht zig Vorschläge kommen, die eigentlich völlig ungeeignet für Eure Bedürfnisse/Wünsche sind.
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Ergänzt: Hier noch eine Lektüreempfehlung: Ein ausführlicher Artikel von Martin Kraus (Wurzelpedaleur) zum Thema, der die Grundlagen gut aufbereitet erklärt.
Kurzfassung für Eilige:
Ein bißchen Theorie für noch nicht so versierte Ratsuchende, die es etwas genauer wissen wollen:
(An alle Naturwissenschaftler/Foristen mit technischem Ausbildungshintergrund: Wenn sich Euch bei den nachfolgenden Begrifflichkeiten - Speichenspannung z.B. - die Zehennägel hochrollen - seid versichert, der Autor weiß es erstens nicht besser und hat zweitens auch kein Interesse daran, die wissenschaftlich korrekten Termini zu verwenden. Dies soll keine wissenschaftliche Abhandlung in einem Maschinenbauforum werden, sondern hier geht es um eine Kaufberatung für Mountainbiker. Daher soll mit den gängigen Vokabeln gearbeitet werden, die auch ansonsten im Forum sowie allgemein im Laufradbau üblich sind.)
Steifigkeit im Laufrad wird gewünscht, damit die Räder nicht jeder Spurrille hinterherlaufen, sondern lenkpräzise sind. Die Laufradsteifigkeit wird von Nabe, Speichen und Felgen beeinflusst. Wenn man absolute Steifigkeit als einzig wahren Idealfall setzen wollte, müsste man schwere 24" Hochprofilfelgen mit 36 dicken Speichen und einer symmetrisch aufgebauten V-Brake-Vorderradnabe mit weit auseinanderstehenden, hohen Flanschen aufbauen. Alles, was davon abweicht, wird weniger steif.
Daran, dass wir alle unproblematisch mit anderen Rädern unterwegs sind, sieht man, dass absolute Steifigkeit nicht erforderlich ist, sondern etwas Flex durchaus nicht schadet.
Übermäßige Steifigkeit kann auch anstrengend sein, die Laufräder lassen sich dann zwar sehr präzise lenken, verhalten sich aber nicht so gutmütig, so dass man auf einer anstrengenden Abfahrt mehr Kraft braucht. Daher werden z. B. steife Carbonfelgen oftmals mit weniger und dünneren Speichen aufgebaut. Manche Felgenhersteller wiederum versuchen gerade, ihre Felgen weniger steif zu machen, z. B. Zipp beim 3Zero Moto, und nehmen dafür sogar erhebliches Mehrgewicht in Kauf.
Speichenspannung: Speichen reißen im Regelfall nicht, wenn sie zu fest gespannt sind, da macht vorher die Felge schlapp. Speichen reißen, weil sie zu locker sind und beim Fahren mehrfach ganz entlastet werden. Dieser Wechsel von hohem Zug und komplettem Lockerlassen ist Gift für die Speiche. Dem begegnet man, indem man den Speichen genügend Vorspannung mitgibt, so dass sie im Fahrbetrieb möglichst nicht komplett entlastet werden. Das Maximum wird dabei durch die Freigabe des Felgenherstellers festgelegt, im Regelfall zwischen 900 und 1200 N.
Abhängig von der Wahl von Felgen und Naben ergibt sich hieraus, wie stark jede einzelne Speiche gespannt sein muss bzw. darf. Bei einem Disc-Vorderrad ist der linke Nabenflansch im Vergleich zum oben definierten Ideal weiter Richtung Nabenmitte eingerückt, um Platz für die Scheinbremsaufnahme zu bekommen. Daraus ergibt sich, dass die linken Speichen steiler stehen als die rechten. Wenn man jetzt beide mit 1000N anziehen würde, würde das Laufrad nicht mehr mittig zwischen den Ausfallenden laufen, sondern wäre nach rechts versetzt. Die Speichen vorne links brauchen also mehr Vorspannung als die rechten.
Entsprechend ist es beim Hinterrad umgekehrt, wo rechts Platz für die Kassette gebraucht wird und der rechte Flansch entsprechend weiter nach links eingerückt ist.
Um hier anzugleichen, kann man z.B. vorne links und hinten rechts dickere Speichen (z.B. 2,0-1,8 -2,0 mm, etwa DT Competition oder Sapim Race) verbauen als vorne rechts und hinten links (da dann z.B. 2,0-1,5-2,0, etwa DT Revolution oder Sapim Laser).
A propos Speichen: Viel hilft viel gilt hier nicht unbedingt. Dickere Speichen machen ein Laufrad nicht automatisch haltbarer. Dünnere Speichen sorgen vielmehr dafür, dass im Betrieb auftretende Lasten besser im Laufrad verteilt werden können und nicht nur punktuell eingeleiet werden. Das schont Speichen und Felge. 32 dünne Speichen sind daher im Zweifel die bessere Wahl als 24 dicke. Wenn das restliche Material passt und der Fahrer nicht gar zu schwer ist, sind 32 dünne auch besser als 32 dicke.
Gegen z. B. Steinschläge sind dünnere Speichen allerdings wiederum anfälliger als dickere. In dieser Hinsicht sind Messerspeichen besonders anfällig, da sie an der Schmalseite sehr dünn sind und bei Beschuss leichter zu Ausbrüchen neigen als Rundspeichen. Ansonsten weisen Messerspeichen eine hohe Dauerhaltbarkeit aus und haben beim Aufbau den Vorteil, dass man sie gegenhalten kann, so dass sie sich beim Drehen der Speichennippel nicht verdrehen.
Asymmetrische Felgen: Sind ein probates Mittel, um die Speichenspannungen auf beiden Seiten anzugleichen. Die Felge rückt aus der Mitte zwischen den beiden Aufnahmepunkten am Rahmen - vorne nach rechts, hinten nach links. Dadurch werden die Winkel, in denen die Speichen von der Felge abgehen, angeglichen, und das oben geschilderte Problem, dass die Speichen auf der Seite mit dem flacheren Winkel (zu) schwach gespannt sind, wird stark vermindert. Bei einem V-Brake-Vorderrad ist das natürlich im Regelfall Quatsch, da die Nabe ohnehin symmetrische Speichenwinkel zulässt. Nachteil von asymmetrischen Felgenprofilen ist oft, dass sie nicht so gut mit ProCore harmonieren. Ob sie weniger haltbar sind als symmetrische Felgen, da gehen die Meinungen auseinander, ebenso darüber, ob man unterschiedliches Fahrverhalten beim Einlenken zur einen oder zur anderen Seite merkt.
Rundlauf: Den Rundlauf kann man auch als Laie unproblematisch beurteilen. Alleine die Tatsache, dass ein Laufrad rund ist, heißt jedoch noch nicht, dass es auch gut ist. Es soll ja auch auf Dauer rund bleiben und nicht nach kurzer Zeit anfangen zu eiern. Das klappt dann am besten, wenn die Speichen auf einer Seite möglichst gleichmäßig gespannt sind. Rund bekommt man ein Rad auch, wenn eine starke Streuung vorliegt. Das Rad sieht dann gut aus, ist es aber nicht.
Absolutes Ebenmaß ist allerdings kaum zu erreichen: Minimale Produktionsschwankungen insbesondere der Felgen führen dazu, dass man sich entscheiden muss: Rundes Laufrad oder gleichmäßige Speichenspannung. Gut ist ein Rad dann, wenn beides auf einem hohen Niveau ist.
Jeder der schon einmal Laufräder gebaut hat, weiß, dass es eine Heidenarbeit ist, das so hinzubekommen, die mehrere Stunden in Anspruch nimmt. Inzwischen gibt es auch Maschinen, die diese Arbeit übernehmen, aber auch hier gilt: Je genauer gearbeitet werden soll, desto länger dauert es und desto teurer ist das Resultat. Nach derzeitigem Stand werden die besten Laufräder wohl immer noch von erfahrenen Laufradbauern mit großem Zeitaufwand in Handarbeit gebaut. Ob jeder einen solchen Laufradsatz braucht oder will, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Maulweite: Dieses Maß meint die innere lichte Weite zwischen den beiden Felgenhörnern (umgangssprachlich: Felgenbreite; ist aber ungenau, weil mit der Breite eigentlich das Außenmaß gemeint ist und eine breite Felge nicht automatisch auch eine entsprechende Maulweite hat.) Im Prinzip gilt: Je größer, desto besser.
Hintergrund ist folgender (zur Veranschaulichung übertrieben dargestellt): Eine Felge mit geringer Maulweite führt zu einem nahezu kreisrunden Reifen, der - im Querschnitt betrachtet - nur an zwei sehr nah beieinanderliegenden Punkten gehalten wird. Das heißt, er kann stark nach rechts und links wabbeln. Genau das passiert beim Fahren auch, vor allem, wenn mit niedrigem Luftdruck gefahren wird. Eine breitere Felge stützt den Reifen stärker ab, er nimmt eher einen halbkreisförmigen Querschnitt an. Hin- und Herwackeln kann er nicht so sehr. Insbesondere in Kurven, in denen das Rad geneigt wird, kippt er nicht so stark ab. Wie nötig ultrabreite Felgen tatsächlich sind, ist im Forum umstritten: Es gibt ein Lager, das der Ansicht ist, auch ein 2,1"-Reifen müsse mindestens auf einer Felge mit 30 mm Maulweite sitzen, darunter sei unfahrbar. Andere Mitglieder fahren auch auf 19mm-Felgen 2,4"-Reifen. Die Wahrheit dürfte wie üblich irgendwo in der Mitte liegen. Mit steifer Reifenkarkasse wirken sich die Unterschiede auch nicht so stark aus wie mit nachgiebiger Seitenwand. Zuviel Maulweite bei dafür nicht geeigneten Reifen führt zu eckigem Reifenprofil und Seitenstollen an der falschen Stelle, was auch nicht Sinn der Sache ist. Die Felge sollte schon breit genug sein, aber man muss auch nicht völlig übertreiben. Da die Hersteller seit einiger Zeit aber immer breitere Felgen anbieten, sollte man sich nicht scheuen, eine solche zu verbauen. Auch aus Gewichtsgründen ist es nicht mehr nötig, auf Felgen mit nur 17mm Maulweite zu setzen. Klar ist allerdings auch, dass alle Materialien ihre Grenzen haben und die Felge mit 30 mm Maulweite und 330g Gewicht in 29", die für DH geeignet ist, wohl eher Wunschtraum bleiben wird, auch wenn die neueren Carbonfelgen immer besser werden und man recht niedrige Gewichte und große Maulweite bei erstaunlicher Haltbarkeit bekommt. Nicht alles, was viel Maulweite hat, ist allerdings auch für die härtere Gangart geeignet.
Gewicht: Wird oftmals als das Kaufkriterium verwendet. Dabei wird dann gerne darauf hingewiesen, dass rotierende Masse sich ganz besonders bemerkbar macht. Dieses Argument ist gut und nützlich, und man sollte es insbesondere gegenüber dem Ehepartner, dem gegenüber man die Neuanschaffung rechtfertigen muss, auch anschaulich erklären können. Wie sehr man leichtere Laufräder im Betrieb tatsächlich merkt, ist allerdings umstritten. Persönlich merke ich nicht wahnsinnig viel davon, stelle aber auch nicht in Abrede, dass dies bei anderen - auch nach Abklingen der ersten Anfangseuphorie nach Ausgabe einer beträchtlichen Geldsumme - tatsächlich anders ist. Auch hier sollte man allerdings nicht völlig übertreiben. Wer selbst 150kg auf die Waage bringt, sollte im Bikepark lieber keine Podium MMX-Felgen fahren. Wenn der Aufbau gut genug ist, müssen die Teile allerdings auch nicht völlig überdimensioniert sein.
Laufradbauer im Forum: Sind teils umstritten. Viele sind froh, dass von Leuten, die professionell damit beschäftigt sind und die auch entsprechende Praxiserfahrung mitbringen, Tips kommen. Persönlich habe ich als ausschließlicher Hobbybastler stark hiervon profitiert, habe von allen, die ich angefragt habe, immer freundliche und gute Antworten bekommen.
Manchen geht das Auftreten gewisser Laufradbauer gegen den Strich, manche stören sich insgesamt daran, weil sie davon ausgehen, dass jeder Tip nur Werbung in eigener Sache ist. Das wurde bereits an einigen Stellen diskutiert.
Wichtig für den Ratsuchenden ist jedoch in jedem Fall: Im Forum werden nur Tips gegeben. Konkrete Angebote sind im Forum nicht gestattet, und daran wird sich auch gehalten. Es steht jedem frei, die Homepages der jeweiligen User aufzusuchen und über die dort angegebenen Kommunikationswege Angebote einzuholen, aber im Forum sollten keine Kaufangebote ausgetauscht werden.
Wer mehr wissen möchte: Sheldon Brown z.B. ist immer eine Empfehlung wert, nicht nur für Laufräder.
Ein absoluter Klassiker der Laufrad-Literatur ist auch das Buch "Die Kunst des Laufradbaus" von Gerd Schraner, auch wenn sich technisch mittlerweile einiges getan hat, so dass wohl nicht mehr allen darin vertretenen Auffassungen blind gefolgt werden muss.
Danke an alle, die mitgeholfen haben, diesen Katalog mitzuentwickeln, insbesondere sun909, Wurzelpedaleur, rzOne20 und wengertflitzer!
Ich hoff, er erfüllt seinen Zweck.
Edit 19.08.2016: Zerschossene Sonderzeichen der besseren Lesbarkeit halber wieder in Ordnung gebracht.
Edit 08.12.2020: Paar neuere Erkenntnisse mit eingefügt.
Nachdem der knapp einjährige Testlauf beendet ist und noch ein paar Erfahrungen mit einfließen konnten, war Martin M so nett, den Thread anzupinnen.
Laufräder sollen perfekt rund sein. Sie sollen leicht sein und am besten nichts kosten. Es sollen keine "Achter" oder gebrochene Speichen auftreten. Dies alles unter einen Hut zu bekommen, ist nicht möglich. Jedes Laufrad stellt einen Kompromiss dar, der im Idealfall auf den Fahrer und sein Einsatzgebiet abgestimmt ist. Dazu sind die richtige Teilewahl und ein sorgfältiger Aufbau erforderlich.
Das habt Ihr bereits erkannt, darum fragt Ihr hier. Um Euch bei der Teilewahl helfen zu können, ist es daher erforderlich, möglichst genau herauszuarbeiten, was Ihr wollt, braucht und Euch leisten könnt/wollt. Darum bitten wir in Eurem eigenen Interesse, den nachfolgenden Fragekatalog möglichst genau zu beantworten. Auch soll vermieden werden, dass alle möglichen Vorschläge "ins Blaue hinein" gemacht werden, die letztlich, nachdem alle Daten vorliegen, gar nicht mehr ins Raster passen.
Wer also auf der Suche nach einem neuen Laufradsatz ist und hier im Forum Beratung sucht, bitte einen neuen Thread mit einigermaßen aussagekräftigem Titel (Nicht: "Laufrad gesucht" "!?!" "Sehr wichtig!!!!!!!!" oder dergleichen) aufmachen, den Katalog reinkopieren und soweit möglich ausfüllen.
1) Laufradgröße? Welche Einbaubreite/welches Achssystem wird benötigt? (vorne/hinten) Umbaumöglichkeiten auf andere Standards erwünscht?
2) Welche Reifenbreite soll gefahren werden?
3) Welches Reifensystem soll genutzt werden? "Normaler" Reifen mit Schlauch? Tubeless mit Latexmilch? Geklebte Schlauchreifen? UST
4) Bitte den Einsatzbereich und Fahrstil so genau wie möglich beschreiben. Die Singletrail-Skala bietet ein paar Anhaltspunkte
5) Körpergewicht des Fahrers/der Fahrerin? (Adams-/Evakostüm, falls mit schwerem Rucksack unterwegs bitte mit angeben)
6) Bisher hatte ich folgende Laufräder: Mit denen hatte ich folgende Probleme: Im übrigen hat mich gestört...
7) Budget - was darf's kosten? Hierzu auch Punkt 7 beachten
8) Wo soll gekauft werden? Händler vor Ort? Laufradbauer? Discounter? Eigenbau? Egal
9) Klar sollte sein, dass nicht alle Wünsche zu jedem günstigen Preis realisiert werden können. Die Frage ist dann, an welchem Punkt man am ehesten bereit ist, Kompromisse einzugehen. Dies wird oft umschrieben mit einem Zitat von Keith Bontrager: "Strong, light, cheap - choose two." Daher: Bitte gewichten, was dem Käufer am wichtigsten ist (mit dem wichtigsten anfangen):
- Stabilität - Gewicht - unbedingte Zuverlässigkeit - Steifigkeit - Optik
10) Sonstige Wünsche: Etwa Farbwünsche, lauter/leiser Freilauf, bestimmte Zielvorstellung des Laufradgewichts ...
11) Bisher im Rennen sind bei mir folgende Laufradsätze (mit Link), über die ich mich bereits über die Suchfunktion informiert habe:
Ein korrekt ausgefülltes Formular könnte dann etwa so aussehen:
1) 26", 15mm Steckachse/9mm Schnellspanner. Umbaumöglichkeit kein Fehler, aber auch kein Muss.
2) ca. 2,25"
3) Normale Reifen mit Schlauch, ggf. später Latexmilch (Tubeless), geklebte Schlauchreifen sind mir zu aufwendig, UST zu schwer
4) aggressives Cross Country, lange Touren - also Trails bis ca. S2, Wurzeln, Steinstufen bis ca. 30 cm Höhe, bergab auch mal schneller über Wurzelteppiche. Fahrstil verbesserungsbedürftig, treffe auch mal neben die Ideallinie und nehme eine Kante mit, die ich eigentlich umfahren wollte, lasse es ordentlich laufen
5) 80kg, nur mit kleinem Tagesrucksack unterwegs
6) Shimano XT mit DT Champion und 4.2d-Felge. Die hintere Felge ist nach 500km im Felgenbett gerissen. Gestört haben mich auch das hohe Gewicht und die schlechte Kompatibilität mit Tubeless via Latexmilch.
7) ca. 450 €¬
8) Egal, Hauptsache gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Eigenbau traue ich mir nicht zu.
9) Zuverlässigkeit, Stabilität, Gewicht, Steifigkeit, Optik
10) blaue Naben wären toll, muss aber nicht unbedingt, wenn das Budget nicht reicht. < 2kg ist Pflicht, darüber wird nichts gekauft
11) Mavic Crosstrail DT 240S
Jetzt liegen die meisen Daten vor, die man braucht, um sinnvoll Vorschläge machen zu können. Davon profitiert auch Ihr, weil nicht zig Vorschläge kommen, die eigentlich völlig ungeeignet für Eure Bedürfnisse/Wünsche sind.
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Ergänzt: Hier noch eine Lektüreempfehlung: Ein ausführlicher Artikel von Martin Kraus (Wurzelpedaleur) zum Thema, der die Grundlagen gut aufbereitet erklärt.
Kurzfassung für Eilige:
Ein bißchen Theorie für noch nicht so versierte Ratsuchende, die es etwas genauer wissen wollen:
(An alle Naturwissenschaftler/Foristen mit technischem Ausbildungshintergrund: Wenn sich Euch bei den nachfolgenden Begrifflichkeiten - Speichenspannung z.B. - die Zehennägel hochrollen - seid versichert, der Autor weiß es erstens nicht besser und hat zweitens auch kein Interesse daran, die wissenschaftlich korrekten Termini zu verwenden. Dies soll keine wissenschaftliche Abhandlung in einem Maschinenbauforum werden, sondern hier geht es um eine Kaufberatung für Mountainbiker. Daher soll mit den gängigen Vokabeln gearbeitet werden, die auch ansonsten im Forum sowie allgemein im Laufradbau üblich sind.)
Steifigkeit im Laufrad wird gewünscht, damit die Räder nicht jeder Spurrille hinterherlaufen, sondern lenkpräzise sind. Die Laufradsteifigkeit wird von Nabe, Speichen und Felgen beeinflusst. Wenn man absolute Steifigkeit als einzig wahren Idealfall setzen wollte, müsste man schwere 24" Hochprofilfelgen mit 36 dicken Speichen und einer symmetrisch aufgebauten V-Brake-Vorderradnabe mit weit auseinanderstehenden, hohen Flanschen aufbauen. Alles, was davon abweicht, wird weniger steif.
Daran, dass wir alle unproblematisch mit anderen Rädern unterwegs sind, sieht man, dass absolute Steifigkeit nicht erforderlich ist, sondern etwas Flex durchaus nicht schadet.
Übermäßige Steifigkeit kann auch anstrengend sein, die Laufräder lassen sich dann zwar sehr präzise lenken, verhalten sich aber nicht so gutmütig, so dass man auf einer anstrengenden Abfahrt mehr Kraft braucht. Daher werden z. B. steife Carbonfelgen oftmals mit weniger und dünneren Speichen aufgebaut. Manche Felgenhersteller wiederum versuchen gerade, ihre Felgen weniger steif zu machen, z. B. Zipp beim 3Zero Moto, und nehmen dafür sogar erhebliches Mehrgewicht in Kauf.
Speichenspannung: Speichen reißen im Regelfall nicht, wenn sie zu fest gespannt sind, da macht vorher die Felge schlapp. Speichen reißen, weil sie zu locker sind und beim Fahren mehrfach ganz entlastet werden. Dieser Wechsel von hohem Zug und komplettem Lockerlassen ist Gift für die Speiche. Dem begegnet man, indem man den Speichen genügend Vorspannung mitgibt, so dass sie im Fahrbetrieb möglichst nicht komplett entlastet werden. Das Maximum wird dabei durch die Freigabe des Felgenherstellers festgelegt, im Regelfall zwischen 900 und 1200 N.
Abhängig von der Wahl von Felgen und Naben ergibt sich hieraus, wie stark jede einzelne Speiche gespannt sein muss bzw. darf. Bei einem Disc-Vorderrad ist der linke Nabenflansch im Vergleich zum oben definierten Ideal weiter Richtung Nabenmitte eingerückt, um Platz für die Scheinbremsaufnahme zu bekommen. Daraus ergibt sich, dass die linken Speichen steiler stehen als die rechten. Wenn man jetzt beide mit 1000N anziehen würde, würde das Laufrad nicht mehr mittig zwischen den Ausfallenden laufen, sondern wäre nach rechts versetzt. Die Speichen vorne links brauchen also mehr Vorspannung als die rechten.
Entsprechend ist es beim Hinterrad umgekehrt, wo rechts Platz für die Kassette gebraucht wird und der rechte Flansch entsprechend weiter nach links eingerückt ist.
Um hier anzugleichen, kann man z.B. vorne links und hinten rechts dickere Speichen (z.B. 2,0-1,8 -2,0 mm, etwa DT Competition oder Sapim Race) verbauen als vorne rechts und hinten links (da dann z.B. 2,0-1,5-2,0, etwa DT Revolution oder Sapim Laser).
A propos Speichen: Viel hilft viel gilt hier nicht unbedingt. Dickere Speichen machen ein Laufrad nicht automatisch haltbarer. Dünnere Speichen sorgen vielmehr dafür, dass im Betrieb auftretende Lasten besser im Laufrad verteilt werden können und nicht nur punktuell eingeleiet werden. Das schont Speichen und Felge. 32 dünne Speichen sind daher im Zweifel die bessere Wahl als 24 dicke. Wenn das restliche Material passt und der Fahrer nicht gar zu schwer ist, sind 32 dünne auch besser als 32 dicke.
Gegen z. B. Steinschläge sind dünnere Speichen allerdings wiederum anfälliger als dickere. In dieser Hinsicht sind Messerspeichen besonders anfällig, da sie an der Schmalseite sehr dünn sind und bei Beschuss leichter zu Ausbrüchen neigen als Rundspeichen. Ansonsten weisen Messerspeichen eine hohe Dauerhaltbarkeit aus und haben beim Aufbau den Vorteil, dass man sie gegenhalten kann, so dass sie sich beim Drehen der Speichennippel nicht verdrehen.
Asymmetrische Felgen: Sind ein probates Mittel, um die Speichenspannungen auf beiden Seiten anzugleichen. Die Felge rückt aus der Mitte zwischen den beiden Aufnahmepunkten am Rahmen - vorne nach rechts, hinten nach links. Dadurch werden die Winkel, in denen die Speichen von der Felge abgehen, angeglichen, und das oben geschilderte Problem, dass die Speichen auf der Seite mit dem flacheren Winkel (zu) schwach gespannt sind, wird stark vermindert. Bei einem V-Brake-Vorderrad ist das natürlich im Regelfall Quatsch, da die Nabe ohnehin symmetrische Speichenwinkel zulässt. Nachteil von asymmetrischen Felgenprofilen ist oft, dass sie nicht so gut mit ProCore harmonieren. Ob sie weniger haltbar sind als symmetrische Felgen, da gehen die Meinungen auseinander, ebenso darüber, ob man unterschiedliches Fahrverhalten beim Einlenken zur einen oder zur anderen Seite merkt.
Rundlauf: Den Rundlauf kann man auch als Laie unproblematisch beurteilen. Alleine die Tatsache, dass ein Laufrad rund ist, heißt jedoch noch nicht, dass es auch gut ist. Es soll ja auch auf Dauer rund bleiben und nicht nach kurzer Zeit anfangen zu eiern. Das klappt dann am besten, wenn die Speichen auf einer Seite möglichst gleichmäßig gespannt sind. Rund bekommt man ein Rad auch, wenn eine starke Streuung vorliegt. Das Rad sieht dann gut aus, ist es aber nicht.
Absolutes Ebenmaß ist allerdings kaum zu erreichen: Minimale Produktionsschwankungen insbesondere der Felgen führen dazu, dass man sich entscheiden muss: Rundes Laufrad oder gleichmäßige Speichenspannung. Gut ist ein Rad dann, wenn beides auf einem hohen Niveau ist.
Jeder der schon einmal Laufräder gebaut hat, weiß, dass es eine Heidenarbeit ist, das so hinzubekommen, die mehrere Stunden in Anspruch nimmt. Inzwischen gibt es auch Maschinen, die diese Arbeit übernehmen, aber auch hier gilt: Je genauer gearbeitet werden soll, desto länger dauert es und desto teurer ist das Resultat. Nach derzeitigem Stand werden die besten Laufräder wohl immer noch von erfahrenen Laufradbauern mit großem Zeitaufwand in Handarbeit gebaut. Ob jeder einen solchen Laufradsatz braucht oder will, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Maulweite: Dieses Maß meint die innere lichte Weite zwischen den beiden Felgenhörnern (umgangssprachlich: Felgenbreite; ist aber ungenau, weil mit der Breite eigentlich das Außenmaß gemeint ist und eine breite Felge nicht automatisch auch eine entsprechende Maulweite hat.) Im Prinzip gilt: Je größer, desto besser.
Hintergrund ist folgender (zur Veranschaulichung übertrieben dargestellt): Eine Felge mit geringer Maulweite führt zu einem nahezu kreisrunden Reifen, der - im Querschnitt betrachtet - nur an zwei sehr nah beieinanderliegenden Punkten gehalten wird. Das heißt, er kann stark nach rechts und links wabbeln. Genau das passiert beim Fahren auch, vor allem, wenn mit niedrigem Luftdruck gefahren wird. Eine breitere Felge stützt den Reifen stärker ab, er nimmt eher einen halbkreisförmigen Querschnitt an. Hin- und Herwackeln kann er nicht so sehr. Insbesondere in Kurven, in denen das Rad geneigt wird, kippt er nicht so stark ab. Wie nötig ultrabreite Felgen tatsächlich sind, ist im Forum umstritten: Es gibt ein Lager, das der Ansicht ist, auch ein 2,1"-Reifen müsse mindestens auf einer Felge mit 30 mm Maulweite sitzen, darunter sei unfahrbar. Andere Mitglieder fahren auch auf 19mm-Felgen 2,4"-Reifen. Die Wahrheit dürfte wie üblich irgendwo in der Mitte liegen. Mit steifer Reifenkarkasse wirken sich die Unterschiede auch nicht so stark aus wie mit nachgiebiger Seitenwand. Zuviel Maulweite bei dafür nicht geeigneten Reifen führt zu eckigem Reifenprofil und Seitenstollen an der falschen Stelle, was auch nicht Sinn der Sache ist. Die Felge sollte schon breit genug sein, aber man muss auch nicht völlig übertreiben. Da die Hersteller seit einiger Zeit aber immer breitere Felgen anbieten, sollte man sich nicht scheuen, eine solche zu verbauen. Auch aus Gewichtsgründen ist es nicht mehr nötig, auf Felgen mit nur 17mm Maulweite zu setzen. Klar ist allerdings auch, dass alle Materialien ihre Grenzen haben und die Felge mit 30 mm Maulweite und 330g Gewicht in 29", die für DH geeignet ist, wohl eher Wunschtraum bleiben wird, auch wenn die neueren Carbonfelgen immer besser werden und man recht niedrige Gewichte und große Maulweite bei erstaunlicher Haltbarkeit bekommt. Nicht alles, was viel Maulweite hat, ist allerdings auch für die härtere Gangart geeignet.
Gewicht: Wird oftmals als das Kaufkriterium verwendet. Dabei wird dann gerne darauf hingewiesen, dass rotierende Masse sich ganz besonders bemerkbar macht. Dieses Argument ist gut und nützlich, und man sollte es insbesondere gegenüber dem Ehepartner, dem gegenüber man die Neuanschaffung rechtfertigen muss, auch anschaulich erklären können. Wie sehr man leichtere Laufräder im Betrieb tatsächlich merkt, ist allerdings umstritten. Persönlich merke ich nicht wahnsinnig viel davon, stelle aber auch nicht in Abrede, dass dies bei anderen - auch nach Abklingen der ersten Anfangseuphorie nach Ausgabe einer beträchtlichen Geldsumme - tatsächlich anders ist. Auch hier sollte man allerdings nicht völlig übertreiben. Wer selbst 150kg auf die Waage bringt, sollte im Bikepark lieber keine Podium MMX-Felgen fahren. Wenn der Aufbau gut genug ist, müssen die Teile allerdings auch nicht völlig überdimensioniert sein.
Laufradbauer im Forum: Sind teils umstritten. Viele sind froh, dass von Leuten, die professionell damit beschäftigt sind und die auch entsprechende Praxiserfahrung mitbringen, Tips kommen. Persönlich habe ich als ausschließlicher Hobbybastler stark hiervon profitiert, habe von allen, die ich angefragt habe, immer freundliche und gute Antworten bekommen.
Manchen geht das Auftreten gewisser Laufradbauer gegen den Strich, manche stören sich insgesamt daran, weil sie davon ausgehen, dass jeder Tip nur Werbung in eigener Sache ist. Das wurde bereits an einigen Stellen diskutiert.
Wichtig für den Ratsuchenden ist jedoch in jedem Fall: Im Forum werden nur Tips gegeben. Konkrete Angebote sind im Forum nicht gestattet, und daran wird sich auch gehalten. Es steht jedem frei, die Homepages der jeweiligen User aufzusuchen und über die dort angegebenen Kommunikationswege Angebote einzuholen, aber im Forum sollten keine Kaufangebote ausgetauscht werden.
Wer mehr wissen möchte: Sheldon Brown z.B. ist immer eine Empfehlung wert, nicht nur für Laufräder.
Ein absoluter Klassiker der Laufrad-Literatur ist auch das Buch "Die Kunst des Laufradbaus" von Gerd Schraner, auch wenn sich technisch mittlerweile einiges getan hat, so dass wohl nicht mehr allen darin vertretenen Auffassungen blind gefolgt werden muss.
Danke an alle, die mitgeholfen haben, diesen Katalog mitzuentwickeln, insbesondere sun909, Wurzelpedaleur, rzOne20 und wengertflitzer!
Ich hoff, er erfüllt seinen Zweck.
Edit 19.08.2016: Zerschossene Sonderzeichen der besseren Lesbarkeit halber wieder in Ordnung gebracht.
Edit 08.12.2020: Paar neuere Erkenntnisse mit eingefügt.
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