Hallo ihr alle, ich hab es auch überlebt!!!
......wow....erst mal sprachlos......
wo fange ich an?
Der Wahnsinn! Ich kann mich leider nicht kurz fassen.
6.30 h Start. Herrlich ich bin dabei, mit viel Demut. Die Segnung der Fahrer in 3 Sprachen, der Abschied von meiner Frau, es war alles sehr emotional. Geil!
Mir war klar hier geht es nicht um Bestzeit oder Platzierung. Nein. Der Weg stand im Vordergrund. Das Erlebnis.
Die ersten Kilometer hoch zum Tunnel Welcome to hell waren berauschend und ich war emotional ganz oben. Toll. Ich bin dabei.
Vielleicht zu viel Emotionen. Bin mir nicht sicher wo es war, ich glaube bei Nendaz.
Abfahrt auf einer steilen Wiese mit vielen Wellen. Bin viel zu schnell rein und bei der 2. Welle bin ich abgehoben. Ich bin dabei. Habe mich durch die warnenden Zurufe kurz ablenken lassen.
Meine Fresse hat es mich gehauen.
Aber ich war scheinbar mit so viel Adrenalin vollgepumpt, das ich sofort aufstand und den Sanitätern durch Hopsen und Zurufen klar gemacht habe das alles gut ist. Von wegen. Aua.
Rad kontrolliert, aufs Rad gesprungen einfach weiter runterfahren bis zu dieser kleinen Alutreppe.
Jetzt da runter fahren, nee läuft nicht, jetzt absteigen und tragen. Da spürte ich dann doch die Folgen des Sturzes. Hüfte und Schulter heftig geprellt, ein paar Schürfwunden aber nichts Gravierendes.
Das war für mich ein Zeichen, ich bin hier nicht im Schwarzwald!
Ich ging dann alles langsamer an.
Dann wurde es am Himmel immer dunkler und wirklich um 14.00 Uhr wie voraus gesagt ging es los. Starkregen, Kälte und Gewitter. Ich wollte es nicht glauben. Also Regenjacke an und weiter. Ich schaute auf die Uhr... oh Mann gib Gas...ich muss schnell nach Evolène..
Ich passierte Evolène.
Gut.
Beim letzten Anstieg Richtung Eison war ich schon nass bis auf die Haut und die Hände fingen an zu krampfen...und ich fror wie noch nie. Erste Zweifel kamen auf. Ich brauchte nun gute Gedanken.
Meine Frau. Esther.
Jetzt einfach weiter egal irgendwie, halt durch, sagt sie immer.
Klar weiter aber wie? ******* tut das weh, aber ich dachte wenn ich den Anstieg jetzt gut schaffe werde ich bei der Abfahrt nach Eison wieder Zeit gut machen. Ha, ha...... Die ersten Krämpfe kamen und immer mehr Verzweiflung. Wie soll ich auf den Pas de Lona kommen?
Und da war sie, die Abfahrt nach Eison. Abfahrt? Ich konnte es nicht glauben. Ich habe gehofft einen breiten Schotterweg vorzufinden. Nur harte Wurzelpassagen, Schlamm Fels und dann dieser verblockte Steinweg. Nur Stein und Fels. Ich wollte fahren. Bin gefahren und es hat mich wieder 2x geschmissen. Knie aufgeschlagen und wieder auf die Hüfte.
Dann wurde ich echt sauer und hab angefangen den Weg laut zu verfluchen.
Jetzt reiss dich zusammen, laufe geschwind und trage das Rad. Das tat ich dann auch.
Mir tat alles weh. So weh.
Unterwegs hatte ich Kontakt zu anderen Fahrern und bemerkte das auch diese mit verkrampften Gesichtszügen die letzten Reserven mobilisierten. Und auch sie fluchten in ihrer Sprache.
Ich war nicht allein und Ich bin dabei! Wie lange noch?
Dann noch die verdammte Alu Rampe hoch nach Eison. Da hätte es mich auch beinahe gekostet.
Ich war nur noch am fluchen. Dieser verdammte Regen und diese Kälte.
Gott sei Dank. Ich kam in Eison an, schaute auf die Uhr und sah das mir nur noch eine Stunde bleibt um Vieille zu erreichen. Mir wurde plötzlich klar unter diesen Umständen schaffe ich es nicht.
Meine Hände wollten nicht mehr. Meine Finger verkrampften beim
Bremsen und beim Schalten. Ständige Krämpfe. Es ging kaum noch.
Ich wurde echt traurig. Mein Traum zerplatzt in diesem Moment den Weg komplett zu fahren.
Am Verpflegungsstand in Eison wurde mir mitgeteilt das das Rennen hier vorbei sei. Ich schaute den Ordner an und fragte: Timelimit? Nein, Abbruch wegen Unwetter sagte er.
Da kam Sie die erste Glückswelle. Abbruch! Ich muss nicht mehr. Gut oder schlecht, gut oder schlecht, ich wusste in diesem Moment gar nichts. Ich war fertig.
Ich stand dann da und mir wurde so kalt das ich nicht mehr telefonieren konnte geschweige eine SMS schicken. Die Hände konnten das Telefon nicht mehr ruhig halten und ich konnte auch nicht Reden. Wirklich ich bekam keinen kompletten Satz zu Stande!
Ich zitterte am ganzen Körper. Mir wurde es schon peinlich.
Ich bin dann zum Verpflegungsstand und dort haben sie mir geholfen. Sie riefen meine Frau an und erklärten ihr die Sachlage.
Bin dann ins nächste Café und dort saßen viele Mitstreiter und Gäste. Ich öffnete die Türe und jetzt wird es echt nett. Da ich immer noch wie ein Häufchen Elend am ganzen Körper zitterte schauten mich alle mitfühlend an. Zwei Fahrer aus Holland Eric und Bas nahmen sich mir an und der eine fing an mich abzutrocknen und zu wärmen, sie brachten mir eine heiße Schokolade und ein Gast, eine ältere Dame mit so großem Herz gab mir Ihre Strickjacke. Alle haben mir geholfen.
Alles war gut. Schöne Erinnerung.
Eine Stunde später sah ich meine Frau kommen. Die Rettung. Meine Allerliebste hat es geschafft. Trockene Kleidung, eine Decke und eine feste Umarmung. Sie sagte:Siehst du alt aus.
Gerettet! Bin glücklich! Ich war dabei
Puuh. Geiler Marathon aber heftig!
Ich wollte eigentlich nächstes Jahr mal ne Pause einlegen.
Geht jetzt nicht. Jetzt kenne ich die Strecke ein bisschen. Und ich komme 2014 bestimmt wieder.
Und hoffe dass die Bedingungen besser sind.
Bin jetzt zu Hause in Freiburg und ich bin platt. Kann mich kaum rühren.
Leute es war toll. Auch eure Infos und Berichte habe ich sehr gerne gelesen und war immer erfreut, Antwort erhalten zu haben. Es war ein Erlebnis!
Wenn alles gut geht bin ich nächstes Jahr wieder hier, und es würde mich freuen Euch ev. hier wieder anzutreffen.
Macht es gut
Bis bald
Friedrich
@ Powder Jo ... Klasse! Ich gratuliere.
Und du hattest Recht, es hat wirklich geregnet.