Heise.de: Digitaler Waldweg-Wildwuchs entwickelt sich zum Problem

Durfte man mit Crossern oder Trialmotorrädern jemals einfach so im Wald rumfahren? Eher nicht, oder?
 
Es muss bis Anfang der 80er üblich gewesen sein, fast überall zu fahren, die generellen Verbotsregelungen waren wohl noch nicht ganz klar, aber vor allem gab es keinerlei Kontrollen. Beliebt waren auch die riesigen Truppenübungsplätze. Dann ist aber die Beschilderung komplettiert worden und es wurde das Befahrverbot durchgesetzt. Seit Jahren sieht man nirgends Moto-Crosser oder Trialer. Der SUV-Schwachsinn fährt gar nicht erst ins Gelände. Ich sag es mal laienhaft und ohne die DIMB-Aktivitäten zu kennen: Bei MTB sieht es ähnlich aus: eigentlich nicht erlaubt, eigentlich nicht verboten, aber die Schlinge zieht sich weiter zu, dass heißt Befahrungsverbote und auch deren Durchsetzung. Gleichzeitig steigt der Stand der Technik und die Skills der Leute, also werden extremere Strecken gesucht (genau wie vor einigen Jahrzehnten bei den Motorrädern). Keine Ahnung, wie so ein Konflikt endet.
 
In unserer Gegend incl. des aufgelassenen Truppenübungsplatzes traut sich seit Jahren kein motorisiertes Fahrzeug rein. Mein erstes MTB war dieses Trial-Vehikel. Im Video heute als Vintage-Bike bei einer Spazierfahrt, fast immer im Leerlauf rollend und nicht mehr als 3. Gang, damit ja nichts verkratzt wird.
Bei 1:44 wird Spaziergänger mit Hunden getroffen, bei 3:55 und 7:49 kommen heutiger MTBler ins Bild. So wurde seinerzeit hierzulande auch bis Anfang der 80er mit straßenzugelassenen Trial- oder gar Moto-Cross-Motorrädern gefahren (aber nicht so leise und gemütlich wie im Video). Das ist danach aber schnell abgestellt worden.
Ja, beim Betreten/Befahren des Waldes sind in DE Fußgänger und Radler (noch) gleich gestellt, aber alles beschränkt sich auf Wege - eben der große Streit.
 
Ist bei uns leider anders, vor allem Sonntags wird durch den Wald geballert und die fahren dann die Trails hoch was das Ganze noch schlimmer macht.
Scheint aber keinen zu jucken, geht schon ewig hier so.
Wenn mir nur nicht mal so ein Lappen vor das Rad fährt.

Bei uns in der Gegend fahren auch einige Motocrosser rum, im stillgelegten Steinbruch braucht man im Sommer gar nicht reinfahren, weil da so ein Andrang ist. Jeder weiß, dass es verboten ist, keinen interessiert es.

Das mit Radfahren zu vergleichen hingt aber so eh, weil radeln im Wald eben grundsätzlich auf Wegen erlaubt ist. Das einzige wirklich problematische für Waldeigentümer von angelegten Wegen ist meines Erachtens der Aufwand, wenn was passiert. Und das könnte man gesetzlich auch anders regeln, wenn die Politiker wollten.
 
Der Flächenverbrauch für Wege zum Radfahren im Wald ist selbst dort wo viele Mountainbiker unterwegs sind lächerlich gering.
Worum es eimnigen Wald- und Grundbesitzern wirklich geht: Denen ist das Betretungsrecht generell ein Dorn im Auge, weil es nämlich eine Einschränkung ihrer Eigentumsrechte ist. Die Mountainbiker, die auf schmalen Wegen unterwegs sind sind da nur das erste Opfer, weil die vermeintlich leichten Gegner. Andere Nutzergruppen werden folgen.

Sehe ich genauso!!!!

Der gute Herr Raupach, der das Thema in der Presse erneut losgetreten hat, vertritt in erster Linie die Interessen der privaten Waldbesitzer (was er auch selbst ist). Und die würden am liebsten einen Zaun um ihre Ländereinen bauen. Aber wir leben nun mal nicht mehr im Mittelalter und der Wald ist mehr als nur "Holzlager" und "Schießbude".
Aber den Waldbesitzern geht es nicht um Augenmaß oder Verhältnismäßigkeit. Eigentlich ließen sich die (angeblichen) Probleme einvernehmlich lösen. Aber nicht in unserer durchreglementierten Gesellschaft, wo alles lieber bis in die letzte Instanz durchprozessiert wird, satt das Hirn mal einzuschalten.
Und ich würde eine Wette eingehen: Wenn man ein digitales Bezahlsystem einführen und der Waldbesitzer an der "illegalen Befahrung" seines Waldes verdienen würde, dann wäre Strava voll von neuen Trails (angelegt vom Waldbesitzer).
 
Und ich würde eine Wette eingehen: Wenn man ein digitales Bezahlsystem einführen und der Waldbesitzer an der "illegalen Befahrung" seines Waldes verdienen würde, dann wäre Strava voll von neuen Trails (angelegt vom Waldbesitzer).
Die Wette gewinnst du!

Das Problem ist, dass die MTB-Szene so gut wie gar nicht organisiert ist, und entsprechend ist der mögliche wirtschaftliche Faktor bei den Zuständigen nicht bekannt. Wenn ich mir hier die Gegend bei mir in den Alpen anschaue, wird klar, "wer zahlt, schafft an". Während am Sudelfeld ein Landschaftsschutzgebiet für den Pistenskisport umgegraben wurde (komplett illegal, das wurde von den Behörden "schöngeredet"), haben die gleichen Behörden und Gemeinden "Ranger" losgeschickt, weil im benachbarten Landschaftsschutzgebiet "Rotwand" ein paar MTBler auf "Wanderwegen" unterwegs waren. So viel zur Verhältnismäßigkeit ....
 
dann ist man auf die glorreiche Idee gekommen einen Premiumwanderweg daraus zu machen
In meiner Region haben sich die "Premiumwanderwege" auch über die Strecken die ich schon seit über 20 Jahren fahre ausgebreitet.
Damals war Wandern noch uncool 8-)

Was mir aber auch auffällt: Immer mehr steile Strecken frisch quer durch den Wald gefräst. Mit Anliegern, Sprüngen etc... 50/01 und Konsorten lassen grüssen. Halte ich für nicht so dolle. Unter dem Unmut der Forstämter hat dann nämlich auch der gemeine XC- und Tourenfahrer, der versucht möglichst spurlos die bereits vorhandenen Singletrails zu befahren, zu leiden. So von wegen "Alle in einen Topf..." :mad:
 
Zuletzt bearbeitet:
Wäre mal spannend, die positiven gesellschaftlichen Folgen des Mountainbikens (BIP-Wachstum, Steuereinnahmen, Jobs/Sozialversicherungsbeiträge, geringere Krankenkosten, usw.) mal den realen "Schäden" (Wurzelpilz, Erosion, Wildbeunruhigung, ausbleibende Wandertouristen, ...) gegenüberzustellen. Und auch mal zu zeigen, wie das bei anderen Vorhaben (Skipisten) bewertet wird.
Dabei kommt dann wahrscheinlich raus, dass jeder Waldeigentümer eigentlich mit Blick auf das Gemeinwohl verpflichtet werden müsste, sein Grundstück an mindestens 3 Stellen an ein ggf. zu errichtendes Trailnetz anzuschließen :D
Das wär doch was für die AfD-Heinis, "Gesundheit des Volkskörpers" oder so. Die Union übernimmt dann die Forderung, alle überbieten sich gegenseitig und schon haben wir ein Race to the Top mit einem Trail-Eldorado am Ende. Ganz einfach!
 
Manchmal steckt die Antwort in ein paar banalen Zahlen, z.B. der Bevölkerungsdichte (EW/km2), z.B.: NL: 423, DE: 232, F: 103, USA: 33, CDN: 3,6. Jede Aktivität, die Fläche und Natur beansprucht, kommt da schnell in Konflikt. Das wird so bleiben.
Das ist natürlich wahr, allerdings haben die Deutschen da schon eine ziemlich bornierte Einstellung, wie mam an der Tatsache sehen kann, dass die Niederlande eine fast doppelt so hohe Bevölkerungsdichte haben, dort aber keiner auf die Idee kommt, Radlern wo's geht Prügel zwischen die Räder zu schmeißen, zugunsten der Autofahrer.
 
In meiner Region haben sich die "Premiumwanderwege" auch über die Strecken die ich schon seit über 20 Jahren fahre ausgebreitet.
Damals war Wandern noch uncool 8-)

Was mir aber auch auffällt: Immer mehr steile Strecken frisch quer durch den Wald gefräst. Mit Anliegern, Sprüngen etc... 50/01 und Konsorten lassen grüssen. Halte ich für nicht so dolle. Unter dem Unmut der Forstämter hat dann nämlich auch der gemeine XC- und Tourenfahrer, der versucht möglichst spurlos die bereits vorhandenen Singletrails zu befahren, zu leiden. So von wegen "Alle in einen Topf..." :mad:
Wollte das nicht als erster lostreten. Wander- und Wirtschaftswege gibt es schon seit mehreren 100 Jahren.
Das allgemeine Betretungsrecht für den Wald wurde übrigens in der Nazizeit zum Gesetz.
Was die Wanderer und Pilzsucher nicht machen, sie fällen im Privatwald keine Bäume und bauen daraus Bauwerke beliebiger Dimension. Das ist nicht durch ein Gesetz gedeckt.
Hier fängt auch der Ärger für uns alle an. Das Radeln im Wald abseits von Wegen ist übrigens auch verboten.
Rücksichtsloses bergab brettern auf Wanderwegen und dabei die Wanderer wegbrüllen sorgt auch nicht gerade für Toleranz unter der sonstigen Bevölkerung.
Natürlich sind hier im Forum genug User, die sowas nicht tun. Eventuell müssen wir mehr dafür tun, damit die Typen unter uns, die für einen großen Teil des Ärgers die Ursache sind, etwas gemäßigt werden.
Ich kenne im Ruhrgebiet und im Bergischen Land übrigens Waldflächen, die auf einer Breite von mehreren 100m durch Downhillspuren zerfräst sind. Da haben 2 - 3 Trails nicht gereicht. Am Ende sind es dann 10 oder mehr in unmittelbarer Nähe.
 
Wäre mal spannend, die positiven gesellschaftlichen Folgen des Mountainbikens (BIP-Wachstum, Steuereinnahmen, Jobs/Sozialversicherungsbeiträge, geringere Krankenkosten, usw.) mal den realen "Schäden" (Wurzelpilz, Erosion, Wildbeunruhigung, ausbleibende Wandertouristen, ...) gegenüberzustellen.

Ist schon länger her, aber dazu gab es mal eine vorsichtige Schätzung. Alleine die eingesparten Gesundheitskosten (für Diabetis, Fettleibigleit, Gelenkprobleme, Depression, usw.) würden die Gewinne der Forstwirtschaft (nicht zu verwechseln mit der holzverarbeitenden Industrie (https://www.pressebox.de/inaktiv/me...schaeftige-180-Milliarden-Umsatz/boxid/897271) wahrscheinlich übersteigen.
Aber man kann ja das eine tun ohne das andere zu lassen. Realistisch betrachtet steht einem entspannten "Nebeneinander" kein (gewichtiges) sachliches Argument entgegen. Forst und Jagd geht es um "Law and Order".
 
in Holland wir eindeutig zu viel gefickt :lol:
und anderswo gefahren
http://www.mtbbeachrace.nl/hvh-denhelder/
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Kann ich so nicht unterschreiben. Da ich grenznahe wohne, kenne ich die Möglichkeiten, die in Holland für MTBiker angeboten werden. Es gibt dort 1000de km gebaute Trails durch Waldgebiete und sogar Naturschutzgebiete, die akribisch gepflegt und unterhalten werden und den ganzen Winter über auch noch mit sehr gut organisierten Veranstaltungen belebt werden. Das sind dann Veranstaltungen mit teilweise über 1000 Teilnehmern. Dabei habe ich sogar schon erlebt, dass der Zaun zu einer Schonung geöffnet wurde und dann der Trail durch die Schonung ging. Das Ergebnis war dann am Ende ein Fahrspur von 20 cm Breite.
Hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass die Holländer dem Radsport grundsätzlich positiv gegenüber stehen und deswegen eine Vielzahl von permanenten Trails anlegen, ausschildern und pflegen.
Als Beispiel ein kleines Video:
Gruß Dr_Z
 
Ist schon länger her, aber dazu gab es mal eine vorsichtige Schätzung. Alleine die eingesparten Gesundheitskosten (für Diabetis, Fettleibigleit, Gelenkprobleme, Depression, usw.) würden die Gewinne der Forstwirtschaft (nicht zu verwechseln mit der holzverarbeitenden Industrie (https://www.pressebox.de/inaktiv/me...schaeftige-180-Milliarden-Umsatz/boxid/897271) wahrscheinlich übersteigen.
Aber man kann ja das eine tun ohne das andere zu lassen. Realistisch betrachtet steht einem entspannten "Nebeneinander" kein (gewichtiges) sachliches Argument entgegen. Forst und Jagd geht es um "Law and Order".
Eingesparte Gesundheitskosten? das gilt alles nur für "normales" Radfahren. Geprellte Rippen, Bänderrisse, Luxationen, etc. bei den Leuten, die gerne "Lines" in fremde Grundstücke bauen, sind in der Statistik sicher nicht erfasst ;)
 
Eingesparte Gesundheitskosten? das gilt alles nur für "normales" Radfahren. Geprellte Rippen, Bänderrisse, Luxationen, etc. bei den Leuten, die gerne "Lines" in fremde Grundstücke bauen, sind in der Statistik sicher nicht erfasst ;)
Gegenfrage: Was ist "unnormales" Radfahren?
ICh würde auch mal die Prognose wagen, dass eine gelegentliche Prellung oder auch mal ein gebrochener Arm deutlich günstiger ist als eine der chronischen Zivilisationserkrankungen, der "Nichtsportler".
 
Hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass die Holländer dem Radsport grundsätzlich positiv gegenüber stehen und deswegen eine Vielzahl von permanenten Trails anlegen, ausschildern und pflegen.

Es kann auch am Naturverständnis der Niederländer liegen. Die gehen halt davon aus, dass man auch mal einen Stein umdrehen kann, ohne dass gleich das Ökosystem kollabiert.
 
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