03.06. 18:00 Itea, Liegestuhl, 0m
Während ich den Tag über so faul in der Gegend rumliege, könnt ich derweil eigentlich auch mal den versprochenen Teil 2 des Elektrospecials machen... los geht´s!
Tei 1 ging ja über Netzgeräte und die bequeme und stressfreie Energieversorgng in der Bar. Jetzt wird's mobil, und alles beginnt unten... mit dem Nabendynamo:
Shimano Alfine in einer
Mavic XM 719 disc. Danke nochmal an
Komponentix für´s Sponsoring (good job guys... noch nicht mal ein klitzekleiner Achter bisher).
Zuerst kurz zum Mechanischen: nach einem Monat auf Tour mit teils extrem harten, felsigen Holpertrails, Sandstürmen, Flussquerungen und hinterhältigen Salzwasserattacken muss ich all mein Bedenken bezüglich Nabendynamo am Mountainbike aufgeben. Das Ding ist stabil und funktioniert, mehr gibts dazu nicht zu sagen. Thumbs Up!
Das zweiadrige Stromkabel am Dynamo ist mit einem simplen,
shimano-eigenen Stecker befestigt, damit man das Vorderrad nach wie vor leicht ausbauen kann. Ich hab noch (wie bei allen anderen Steckern auch) etwas Schrumpfschlauch als zusätzlichen Spritzwasserschutz angebracht.
Verbindung zur Ladebox am Lenker mittels Cinch-Stecker im Schrumpfschlauch. Hab hier etwas dickeren Querschnitt für die Litze verwendet, einerseits wegen der Stabilität, andererseits um den elektrischen Widerstand zu minimieren. Man gönnt sich ja sonst nix.
Ladeschaltung von innen, nach
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Hier passiert dann die Magie: Der vom Dynamo erzeugte Wechselstrom wird gleichgerichtet und zum Laden eines Pufferakkus verwendet. Als Puffer benutze ich vier in Serie geschaltete LiPo-Zellen vom Typ BL5C von Nokia (zb wie im Handy 6230i). Warum gerade die? Erstens sind sie mit fast 1000mAh recht gut beinander (zumindest die Originale von Nokia, es gibt haufenweise miserable Nachbauten), zweitens werden gerade die Bauformen für ältere Handies regelrecht verramscht (hab 3 Euro pro Zelle in der Bucht bezahlt. Deal!).
Vier von diesen Akkus ergibt für den Pufferau 14.4V/1000mAh, das enstpricht gut 14 Wattstunden. Damit kann man schon einiges erreichen. Die hohe Spannung eignet sich zum einen direkt für die Versogung von "Autozubehör" (dh 12V-Geräten) wenn man möchte (achtung, meist sind hier miserable billigst-wandler enthalten). Zum anderen haben sich 14.4V in Tests als sehr effizient für die Ladung mit einem Nabendynamo erwiesen, besser etwa als ein Pufferakku aus nur drei Zellen.
Zorros Cockpit. Links meine Vorbautasche für Handy und Kamera, darüber die Klettfläche für den PDA, das hatte ich schon immer. Neu dazu gekommen ist jetzt rechts die Ladeschaltung.
Optisch bin ich mit einer etwas ansehnlicheren (und abnehmbaren) Lösung für den Lader losgefahren, die hat allerdings den rauhen Einsatz nicht überstanden. Drum jetzt zwei dicke Kabebinder, hält bombig. Und abnehmen muss man das Teil ja sowieso nicht.
Wozu die Schalter? Der grüne Druckknopf stellt die 5V-USB-Versorgung an und aus. Der Kippschalter bestimmt den Geschwindigkeitsbereich für optimale Effizienz. Mehr dazu auf
http://www.forumslader.de/.
Cockpit mit aufgesetztem PocketPC. Meine wasserdichte Sebstbastelhülle wurde um ein kurzes USB-Kabel erweitert, dann kann man den Loox direkt anstöpseln, wenn man unterwegs Strom braucht.
Via Spannungsregler erzeugt der Lader aus den 14.4V des Pufferakkus die benötigten 5V USB-Spannung zum Laden von Loox und Handy. Diese Regler sind mittlerweile sehr effizient, der Verlust liegt hier bei weniger als 5%. Ich setze extra starke Versionen ein (5V/1.5A), um dem PocketPC alle Wünsche erfüllen zu können. Er braucht zwar im Durschnitt weitaus weniger, freut sich aber durchaus, wenn er sich kurzzeitig auch mal einen "guten Schluck aus der Energiepulle" genehmigen darf.
Braucht man überhaupt einen Pufferakku? Man könnte doch den Lader auch direkt auf 5V regeln und an den PPC hängen. Der Loox würde sich zwar etwas wundern, wenn die Spannung beim stehen bleiben oder langsam fahren immer wieder zusammen bricht, aber so richtig stören würde es ihn wohl nicht. Modernen Akkus ist sowas egal. Nur... zum einen ist der fest eingebaute Pufferakku unempfindlich, ich lasse die Schaltung auch bei den ruppigsten Trails am Lenker, während der Loox im Rucksack verschwindet. So wird auch auf schwierigen Pfaden Energie gespeichert. Zum anderen ist der Pufferakku auch einfach eine Energiereserve. Ob man das Gewicht jetzt im Rucksack in Form eines Ersatzakkus herumträgt oder gleich im Lader einbaut, ist Jacke wie Hose. Pufferakku bringts!
Warum LiPo und nicht Bleigel oder NiMh? Ganz einfach, LiPo-Zellen haben den bei weitem größte Energieinhalt pro Gewicht. Einen weiteren Grund braucht es nicht.
Zur Praxis: wie viel Strom kann man erzeugen? Unter Idealbedingngen (ab ca. 30 km/h) werden etwas über 9 Watt in den Pufferakku gepumpt. Wenn ihr zwei Stunden dieses Tempo radelt, ist das Ding von 0 auf
100% gefüllt. Auf einen Loox umgerechnet ergibt das fast zwei Tage Saft für GPS und Livebericht. Nicht übel!
Natürlich radelt man nicht immer unter "Idealbedingungen". Bei einem Mountainbiker gilt eher, je "spannender" der Tag, desto schlechter für den Akku. Steile, langsame Uphills, schwierige Singletrails, da fliesst natürlich bedeutend weniger Strom ins Spielzeug. Alles in allem, im Durschschnitt betrachtet, bleibt die Energiebilanz wohl trotzdem meist positiv. Ich erzeuge insgesamt mehr als ich verbrauchen kann. Und ich verbrauche viel!
Spürt man´s? Ganz ehrlich, ich merke nicht ob der Lader an oder aus ist. Zehn Watt hin oder her machen für die Schenkel kaum einen Unterschied. Und bergab spart man dafür
Bremsbeläge .
Braucht man´s? Ganz ehrlich, wer durch Europa fährt und in Bars futtert, braucht sowas nicht. Ein Netzteil und ein Ersatzakku mehr sind kleiner, leichter, unkomplizierter, schneller. Aber es soll ja auch noch andere Ziele geben, wo die Steckdosen nicht so häufig am Wegesrand stehen.
Wer jetzt noch mehr Details braucht, Bauteilelisten, Schaltpläne, Diagramme zu Ladestrom und Geschwindigeit, etcpp, der kann unter
http://www.forumslader.de/ gucken. Da steht alles und noch mehr.
Kann man sowas fertig kaufen? Nein. Alle bisher erhältlichen kommerziellen Lösungen sind dem Forumslader von der Effizienz her hoffnungslos unterlegen. Für Perfektionisten führt derzeit kein Weg am Eigenbau vorbei.
Künftige Verbesserungen:
Ab ins Gabelrohr mit der ganzen Kiste, aufgeräumt und unsichtbar.
Automatische Auswahl der Geschwindigkeitsstufe, bereits in Planung. Damit wird der Kippschalter überflüssig.
Anbindung für einen Tacho, Speichenmagnete etc werden dadurch überflüssig.