Burli
BrexbachGemsen
Jeantex Tour Transalp 2005
Oktober 2004, in meiner wohl verdienten Herbstpause erwicht mich Thorsten an einem Tag totalen Größenwahns und ringt mir die Zustimmung zu einem Start bei der Jeantex Tour Transalp 2005 ab. 7 Etappen, knapp 19.000hm und rund 800 km.... spinn ich oder was?
Spätestens als ich bei Doc. Schammne von unserem Sponsor fitnesstreff.de auf dem Ergometer sitze und mit Thorsten einen Laktattest mache, wird mir das Ausmaß meiner Selbstüberschätzung klar. Thorsten wiegt satte 12,5kg weniger wie ich und tritt noch 10 Watt mehr!
Also wird nach des Docs Plänen von November bis Juli gelaufen, geschwommen und geradelt, selbst die Langlaufski werden gequält. Mit dem Ergebnis, dass ich satte 43 Watt an der IAS zulege und 3,5kg weniger wiege... nun ja Thorsten legt auch nach aber die Schere war nicht mehr so groß und so bin ich guter Dinge. Wir fassen unser Ziel näher ins Auge, wir möchten in die erste Hälfte kommen...
Am 26.07.05 startet das Abenteuer in Oberammergau, 109 km und 2226 hm liegen zum Einstieg vor uns. Das schwerste ist noch die Einteilung, es kommen ja noch sechs Tage. Also was tun? Alles geben weil die anderen genauso unsicher sind? Oder sind die so schnell und machen trotzdem langsam? Wir entschließen uns zum Angriff. Fahren mit für uns schnellen Gruppen und schauen was wird. Es geht über den Ammersattel und ein paar Wellen zum Hahntenjoch. Das Joch ist dann schon eine Aufgabe für uns. Steigungen bis 15% tun schon weh auf dem Rennrad. Am Fuß gebe ich die letzte Zurückhaltung auf, IAS +20 Schläge zeigt die Uhr in der oberen Hälfte... was mache ich da?? Es geht, wir kommen nach Imst als 216. (angetreten sind 536 Teams) unser Schnitt liegt bei 26,5 km/h (und der sollte noch sinken *grins*). Na das passt ja, leider bin ich völlig tot und frage mich wie das wohl weitergeht. Na die Regeneration wird es schon richten.
Die Zweite Etappe führt uns von Imst nach Ischgl. Heute warten schon zwei Aufgaben auf uns. Der Arlbergpass und die Silvretta Hochalpenstraße summieren sich zu ansehnlichen 146 km mit 3165 hm. Und heute zahle ich bitter für den gestrigen Tag. Der Arlberg geht noch aber in der Hochalpenstraße stehe ich wie ein Eimer. Thorsten startet diverse Motivationsversuche und als das nicht mehr nützt greift er zum Ärgsten und schiebt mich an den übelsten Stücken an. Keine Kraft, kein Saft, keine Moral, ich frage mich ob ich eine Chance habe es bis zum Lago zu schaffen. Ja gestern haben wir unser Ziel geschafft und sind in die erste Hälfte gefahren, doch heute will ich es nur noch irgendwie schaffen. Die Beine fangen an zu krampfen, kleinster Gang.... nur ankommen. In Ischgl angekommen bin ich wirklich fertig, beim Zielsprint (wenn man den so nenne will) gehen beide Oberschenkel zu. Den ganzen Abend plagen mich Krämpfe und der eine oder andere Selbstzweifel. Dann die Überraschung wir haben uns auf Platz 200 verbessert, was soviel heißt wie, andere haben die gleichen Probleme.
Mit diesem Wissen gehen wir in die dritte Etappe von Ischgl nach Scuol. Heute wird es scheinbar einfach 101 km mit 2223 hm und nur einem echten Knackpunkt der Pillerhöhe. Da hiernach drei ganz harte Tage folgen, entschließen wir uns für Halbgas. Erstaunlicher Weise habe ich ganz gut regeneriert, es geht mir nicht schlechter, sondern besser. Wir fahren also verhalten mit und stellen fest, das die Pillerhöhe brutalste Steigungen um die 20% hat und in der prallen Sonne liegt. Viele steigen ab und laufen, wir kommen durch ohne uns völlig zu verausgaben. Außer das ich Thorsten an der Labestation verliere und dieser sich allein durch den Windkämpfen muss, verläuft der Tag wie geplant. Trotz unserer Zurückhaltung ändert sich an unserer Plazierung kaum etwas, wir liegen nun auf 201. Dafür bekomme ich eine Schleimbeutelentzündung am rechten Knie, die mit Voltaren und Quarkumschläge behandelt wird. Ob die anderen auch Kräfte gesammelt haben? Der einzige Nachteil (?) wir rutschen einen Startblock nach hinten, die Magische Grenze liegt bei Platz 200 *grins*.
Nun geht es in die Vollen, die Königsetappe von Scuol nach Pontersina geht mit 3613hm und 127 km über den Flüela- und den Albulapaß, dazu noch in Höhen, in denen die Luft merklich dünner wird. Wir fühlen uns beide gut, mich ängstigt etwas die Beule an meinem Knie aber im Grunde läuft es gut. Im Flachen fahren wir mit vernünftigen Gruppen und an den Bergen unser eigenes Ding. Am Albula merke ich heute geht was, ich kann meinen Puls fahren komme arbeite mich aber stetig nach vorne. Thorsten hat eigentlich mehr Reserven, will sich aber etwas schonen für die kommende Etappe über das Dach der Tour, das Stilvser Joch. So wird der Tag dann doch nicht ganz durchgezogen aber wir haben uns wieder verbessert, 193. So langsam bekomme ich Selbstvertrauen, an den Lago schaffen wir es sicher, wenn keiner stürzt. Das Knie wird noch mal behandelt und ab dann sollte mein Körper mich für den Rest der Tour mit Ausfällen verschonen
Die fünfte Etappe bringt uns endlich an das ersehnte Stilvser Joch. Zusammen mit dem Ofenpass liegen wieder 133 km mit 3161 hm vor uns, die es auf dem Weg von Pontresina nach Bormio zu bewältigen gilt. Es gilt den langen Aufstieg von Prad zur Passhöhe auf über 2700 m.ü.N.N. zu bewältigen, am fünften Tag! Eine gewisse Erfurcht macht sich breit... Doch es rollt immer besser für uns. Keine Schäden, keine Stürze. Unser Rezept für die Berge: kleine Übersetzung, hohe Trittfrequenz und nicht wesentlich über der IAS fahren. Teilweise wäre auch an diesem Tag wieder mehr gegangen aber da ist immer die Angst vor dem Einbruch und vor dem nächsten Tag. Das Joch hat mir persönlich den meisten Spaß der ganzen Tour gemacht. Nicht so steil, mega lang und ewig hoch. Hier findet man seinen Rhythmus und kurbelt, kurbelt, kurbelt... Mensch gegen Berg. Man sieht das Ziel, die Passhöhe lange vorher, wenn noch viele Kehren dazwischen liegen, die sich abenteuerlich in den Berg krallen. Mansche hatten mental damit ihre Probleme, ich hatte nur Spaß. Heute wundert es mich nicht, das wir uns wieder ein Stück verbessern konnten, Platz 187 sagt die Liste. Aber nun wird es wohl zäh, die Abstände werden größer, die Plätze zementieren sich langsam. Die meisten sind halt nun da wo ihr Level liegt und es wird klar, dass Zeiten, die man an dem einen oder anderen Punkt hat liegen lassen sich summieren.
Hoch motiviert starten wir in die sechste Etappe Bormio Madonna di Campiglio, in Zahlen noch mal 94 km mit 2974 hm. Über den Gavia, den Tonale und den Passo Carlomagno soll es gehen. Leider Regnet es, Ulli Stanciu sagt gerade durch, das es oben auf dem Gavia 3° C sind, na das wird ja lustig. Heute ist der Tag, an dem Thorsten es rollen lässt. Den Gavia kommen wir wieder richtig gut hoch und es ist ehr die Abfahrt, die uns im Nassen und bei der Eiseskälte Zeit kostet. Die schlechte Straße, lange unbeleuchtete Tunnel, ein echtes Abenteuer. Ich möchte nicht als Weichei (hüstel) gelten, aber ehrlich gesagt, war ich froh als wir heil unten angekommen sind! Thorsten macht weiter Druck und gibt seine Zurückhaltung vollends auf. Den Tonale komme ich noch gut mit, am Carlomagno ist es dann so weit, ich lasse abreißen. Auf den letzte 200hm fahre ich dann unter gröbster Missachtung aller Pulsgrenzen und mit Vollanschlag die Lücke zu. Ein offensichtlich noch recht entspannter Thorsten zieht mich die letzten flachen Meter ins Ziel. Zum Schluß geht es noch einen Tick hoch, hier platze ich vollends... habe fertig! Heute waren wir schnell, gefühlsmäßig für unsere Verhältnisse richtig schnell. Es wird zwar der langsamste Tagesschnitt für uns aber die Strecke hatte es in sich und siehe da wir konnten uns noch mal verbessern 182.
Nun war klar, wir kommen an den Lago. Am letzten Tag geht es 1400 hm mehr runter als rauf und mit 70 km und 1418 hm ist die Abschlussetappe vergleichsweise überschaubar. Thorsten ist unmotiviert und will nur noch nach Riva rollen, ich reiße noch den Mund auf: verteidigen und so.... Doch nach dem Startschusshabe ich den Eindruck er habe über Nacht eine Blutwäsche gehabt. Das ganze Feld ist eigentlich wie verückt am drücken. Es geht über den Passo Daone, den Duron und schließlich über den Ballino nach Riva. Unerwarteter Weise ist der Duron eine echte Aufgabe, steiler wie gedacht, zieht er das Feld direkt auseinander. Alles gibt Gas, Thorsten sowieso, ich tue was ich kann, doch habe ich mein Pulver definitiv gestern verschossen. Thorsten lässt brennen, zum Schluß tut mir jede Welle in der Straße weh, als wenn es das Stilvser Joch hoch geht. Völlig erledigt, aber überglücklich und mit einem unbeschreiblichen Selbstwertgefühl sehe ich Ihn vor mir liegen, den Lago die Garda. Chacka, geschafft!! Wer hätte das gedacht, die Flachländer aus dem Rheinland kommen an. Die Platzierung bleibt, 182 gesamt, und 101 bei den Herren... na ja 99 hätte sich zwar besser angehört
aber wir sind megazufrieden.
Unsere Frauen stehen zur Belustigung der Schaulustigen mit Papierhüten aus der Gazzeta dela Sport, auf dem in ganz großen Lettern steht STEFAN MEIN HELD im Zielbereich. Doch genau so fühle ich mich als ich sie in die Arme nehme. Irgendwie realisiere ich erst ganz langsam was wir geschafft haben und wenn irgend etwas nicht so toll ist an den Gefühlen die mich bewegen, dann nur die Leere des erledigten Zieles.
Oktober 2004, in meiner wohl verdienten Herbstpause erwicht mich Thorsten an einem Tag totalen Größenwahns und ringt mir die Zustimmung zu einem Start bei der Jeantex Tour Transalp 2005 ab. 7 Etappen, knapp 19.000hm und rund 800 km.... spinn ich oder was?
Spätestens als ich bei Doc. Schammne von unserem Sponsor fitnesstreff.de auf dem Ergometer sitze und mit Thorsten einen Laktattest mache, wird mir das Ausmaß meiner Selbstüberschätzung klar. Thorsten wiegt satte 12,5kg weniger wie ich und tritt noch 10 Watt mehr!
Also wird nach des Docs Plänen von November bis Juli gelaufen, geschwommen und geradelt, selbst die Langlaufski werden gequält. Mit dem Ergebnis, dass ich satte 43 Watt an der IAS zulege und 3,5kg weniger wiege... nun ja Thorsten legt auch nach aber die Schere war nicht mehr so groß und so bin ich guter Dinge. Wir fassen unser Ziel näher ins Auge, wir möchten in die erste Hälfte kommen...
Am 26.07.05 startet das Abenteuer in Oberammergau, 109 km und 2226 hm liegen zum Einstieg vor uns. Das schwerste ist noch die Einteilung, es kommen ja noch sechs Tage. Also was tun? Alles geben weil die anderen genauso unsicher sind? Oder sind die so schnell und machen trotzdem langsam? Wir entschließen uns zum Angriff. Fahren mit für uns schnellen Gruppen und schauen was wird. Es geht über den Ammersattel und ein paar Wellen zum Hahntenjoch. Das Joch ist dann schon eine Aufgabe für uns. Steigungen bis 15% tun schon weh auf dem Rennrad. Am Fuß gebe ich die letzte Zurückhaltung auf, IAS +20 Schläge zeigt die Uhr in der oberen Hälfte... was mache ich da?? Es geht, wir kommen nach Imst als 216. (angetreten sind 536 Teams) unser Schnitt liegt bei 26,5 km/h (und der sollte noch sinken *grins*). Na das passt ja, leider bin ich völlig tot und frage mich wie das wohl weitergeht. Na die Regeneration wird es schon richten.
Die Zweite Etappe führt uns von Imst nach Ischgl. Heute warten schon zwei Aufgaben auf uns. Der Arlbergpass und die Silvretta Hochalpenstraße summieren sich zu ansehnlichen 146 km mit 3165 hm. Und heute zahle ich bitter für den gestrigen Tag. Der Arlberg geht noch aber in der Hochalpenstraße stehe ich wie ein Eimer. Thorsten startet diverse Motivationsversuche und als das nicht mehr nützt greift er zum Ärgsten und schiebt mich an den übelsten Stücken an. Keine Kraft, kein Saft, keine Moral, ich frage mich ob ich eine Chance habe es bis zum Lago zu schaffen. Ja gestern haben wir unser Ziel geschafft und sind in die erste Hälfte gefahren, doch heute will ich es nur noch irgendwie schaffen. Die Beine fangen an zu krampfen, kleinster Gang.... nur ankommen. In Ischgl angekommen bin ich wirklich fertig, beim Zielsprint (wenn man den so nenne will) gehen beide Oberschenkel zu. Den ganzen Abend plagen mich Krämpfe und der eine oder andere Selbstzweifel. Dann die Überraschung wir haben uns auf Platz 200 verbessert, was soviel heißt wie, andere haben die gleichen Probleme.
Mit diesem Wissen gehen wir in die dritte Etappe von Ischgl nach Scuol. Heute wird es scheinbar einfach 101 km mit 2223 hm und nur einem echten Knackpunkt der Pillerhöhe. Da hiernach drei ganz harte Tage folgen, entschließen wir uns für Halbgas. Erstaunlicher Weise habe ich ganz gut regeneriert, es geht mir nicht schlechter, sondern besser. Wir fahren also verhalten mit und stellen fest, das die Pillerhöhe brutalste Steigungen um die 20% hat und in der prallen Sonne liegt. Viele steigen ab und laufen, wir kommen durch ohne uns völlig zu verausgaben. Außer das ich Thorsten an der Labestation verliere und dieser sich allein durch den Windkämpfen muss, verläuft der Tag wie geplant. Trotz unserer Zurückhaltung ändert sich an unserer Plazierung kaum etwas, wir liegen nun auf 201. Dafür bekomme ich eine Schleimbeutelentzündung am rechten Knie, die mit Voltaren und Quarkumschläge behandelt wird. Ob die anderen auch Kräfte gesammelt haben? Der einzige Nachteil (?) wir rutschen einen Startblock nach hinten, die Magische Grenze liegt bei Platz 200 *grins*.
Nun geht es in die Vollen, die Königsetappe von Scuol nach Pontersina geht mit 3613hm und 127 km über den Flüela- und den Albulapaß, dazu noch in Höhen, in denen die Luft merklich dünner wird. Wir fühlen uns beide gut, mich ängstigt etwas die Beule an meinem Knie aber im Grunde läuft es gut. Im Flachen fahren wir mit vernünftigen Gruppen und an den Bergen unser eigenes Ding. Am Albula merke ich heute geht was, ich kann meinen Puls fahren komme arbeite mich aber stetig nach vorne. Thorsten hat eigentlich mehr Reserven, will sich aber etwas schonen für die kommende Etappe über das Dach der Tour, das Stilvser Joch. So wird der Tag dann doch nicht ganz durchgezogen aber wir haben uns wieder verbessert, 193. So langsam bekomme ich Selbstvertrauen, an den Lago schaffen wir es sicher, wenn keiner stürzt. Das Knie wird noch mal behandelt und ab dann sollte mein Körper mich für den Rest der Tour mit Ausfällen verschonen

Die fünfte Etappe bringt uns endlich an das ersehnte Stilvser Joch. Zusammen mit dem Ofenpass liegen wieder 133 km mit 3161 hm vor uns, die es auf dem Weg von Pontresina nach Bormio zu bewältigen gilt. Es gilt den langen Aufstieg von Prad zur Passhöhe auf über 2700 m.ü.N.N. zu bewältigen, am fünften Tag! Eine gewisse Erfurcht macht sich breit... Doch es rollt immer besser für uns. Keine Schäden, keine Stürze. Unser Rezept für die Berge: kleine Übersetzung, hohe Trittfrequenz und nicht wesentlich über der IAS fahren. Teilweise wäre auch an diesem Tag wieder mehr gegangen aber da ist immer die Angst vor dem Einbruch und vor dem nächsten Tag. Das Joch hat mir persönlich den meisten Spaß der ganzen Tour gemacht. Nicht so steil, mega lang und ewig hoch. Hier findet man seinen Rhythmus und kurbelt, kurbelt, kurbelt... Mensch gegen Berg. Man sieht das Ziel, die Passhöhe lange vorher, wenn noch viele Kehren dazwischen liegen, die sich abenteuerlich in den Berg krallen. Mansche hatten mental damit ihre Probleme, ich hatte nur Spaß. Heute wundert es mich nicht, das wir uns wieder ein Stück verbessern konnten, Platz 187 sagt die Liste. Aber nun wird es wohl zäh, die Abstände werden größer, die Plätze zementieren sich langsam. Die meisten sind halt nun da wo ihr Level liegt und es wird klar, dass Zeiten, die man an dem einen oder anderen Punkt hat liegen lassen sich summieren.
Hoch motiviert starten wir in die sechste Etappe Bormio Madonna di Campiglio, in Zahlen noch mal 94 km mit 2974 hm. Über den Gavia, den Tonale und den Passo Carlomagno soll es gehen. Leider Regnet es, Ulli Stanciu sagt gerade durch, das es oben auf dem Gavia 3° C sind, na das wird ja lustig. Heute ist der Tag, an dem Thorsten es rollen lässt. Den Gavia kommen wir wieder richtig gut hoch und es ist ehr die Abfahrt, die uns im Nassen und bei der Eiseskälte Zeit kostet. Die schlechte Straße, lange unbeleuchtete Tunnel, ein echtes Abenteuer. Ich möchte nicht als Weichei (hüstel) gelten, aber ehrlich gesagt, war ich froh als wir heil unten angekommen sind! Thorsten macht weiter Druck und gibt seine Zurückhaltung vollends auf. Den Tonale komme ich noch gut mit, am Carlomagno ist es dann so weit, ich lasse abreißen. Auf den letzte 200hm fahre ich dann unter gröbster Missachtung aller Pulsgrenzen und mit Vollanschlag die Lücke zu. Ein offensichtlich noch recht entspannter Thorsten zieht mich die letzten flachen Meter ins Ziel. Zum Schluß geht es noch einen Tick hoch, hier platze ich vollends... habe fertig! Heute waren wir schnell, gefühlsmäßig für unsere Verhältnisse richtig schnell. Es wird zwar der langsamste Tagesschnitt für uns aber die Strecke hatte es in sich und siehe da wir konnten uns noch mal verbessern 182.
Nun war klar, wir kommen an den Lago. Am letzten Tag geht es 1400 hm mehr runter als rauf und mit 70 km und 1418 hm ist die Abschlussetappe vergleichsweise überschaubar. Thorsten ist unmotiviert und will nur noch nach Riva rollen, ich reiße noch den Mund auf: verteidigen und so.... Doch nach dem Startschusshabe ich den Eindruck er habe über Nacht eine Blutwäsche gehabt. Das ganze Feld ist eigentlich wie verückt am drücken. Es geht über den Passo Daone, den Duron und schließlich über den Ballino nach Riva. Unerwarteter Weise ist der Duron eine echte Aufgabe, steiler wie gedacht, zieht er das Feld direkt auseinander. Alles gibt Gas, Thorsten sowieso, ich tue was ich kann, doch habe ich mein Pulver definitiv gestern verschossen. Thorsten lässt brennen, zum Schluß tut mir jede Welle in der Straße weh, als wenn es das Stilvser Joch hoch geht. Völlig erledigt, aber überglücklich und mit einem unbeschreiblichen Selbstwertgefühl sehe ich Ihn vor mir liegen, den Lago die Garda. Chacka, geschafft!! Wer hätte das gedacht, die Flachländer aus dem Rheinland kommen an. Die Platzierung bleibt, 182 gesamt, und 101 bei den Herren... na ja 99 hätte sich zwar besser angehört

Unsere Frauen stehen zur Belustigung der Schaulustigen mit Papierhüten aus der Gazzeta dela Sport, auf dem in ganz großen Lettern steht STEFAN MEIN HELD im Zielbereich. Doch genau so fühle ich mich als ich sie in die Arme nehme. Irgendwie realisiere ich erst ganz langsam was wir geschafft haben und wenn irgend etwas nicht so toll ist an den Gefühlen die mich bewegen, dann nur die Leere des erledigten Zieles.
