Jordix - von Amman nach Akaba

06.01. 10:45 Matan Village Ruins, 1000m

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Der heutige Tag beginnt ein wenig uninspirierend im auf und ab über kleine Straßen durch landwirtschaftlich verackerte Hochebenen. Recht zapfig ist's außerdem, trotz bestem Sonnenschein. Auf dem Dach Jordaniens weht im Winter immer ein kalter Wind.

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Da trifft es sich hervorragend, dass die Stückerl "oben rüber" immer nur recht kurz sind. Schon bald stehen wir über dem nächsten Wadi und dem nächsten Experiment auf dem Jordan Hiking Trail.

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Dem fetten und neuen Schild nach zu urteilen, sollte das Wegerl sich doch einigermaßen fahren lassen.

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Aber das weiß man halt immer erst hinterher.

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Wir probieren's einfach mal. Auf der Karte ist's zwar halbwegs senkrecht, inklusive Querung eines tief eingeschnittenen Slotcanyons am Talgrund, aber wenn die Wanderer da durch kommen, dann schaffen wir das auch irgendwie.
 
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"Claudia? Claudia, was machen wir eigentlich hier? Wir gehen in so ner Touristengruppe rum"

???
Nur unter Zwang und Protest! Aber die haben sich dort durchaus bemüht, die Gruppen zusammenzuhalten. Jesus Taufstätte liegt direkt an der Grenze zu Israel und wird quasi vom Militär gemanaged. Da soll man nicht alleine durch die Gegend tapsen.
 
06.01. 12:30 Im Wadi Matan Slotcanyon, 600m

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Der Wanderweg hinab ins Wadi Matan: Tief unten sieht man schon den engen Slotcanyon, da müssen wir irgendwie drüber.

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Der Trail selbst ist... naja... in der oberen Hälfte eher ein Beinahegriff ins Klo.

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Es gibt zwar Haufenweise coole Stellen, aber auch viel Bergabgeschiebe durch kindskopfgroßen Steilschotter. Ein "Tourist Trail" wie vom Schild oben angekündigt, ist's jedenfalls in gar keinem Fall. Eher ein knüppelhartes S4-Abenteuer.

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Kettle steigt erst wieder auf, als der Berg ein bisserl flacher wird. Hätte man von den Höhenlinien her schon ahnen können und statt dessen oben rum die alternative Piste wählen. Aber das tolle Schild am Trailbeginn war zu verlockend. Naja... hätte hätte Fahrradkette... hinterher ist man immer schlauer.

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Die Optik ist jedenfalls so oder so genial. Und vielen tolle Slickrockpassagen in der Nähe des Canyons entschädigen für einiges Geröllgefluche weiter oben.

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Kamerafrau bei der Arbeit.

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Picknickfrau bei der Arbeit.

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Und wie kommen wir jetzt über diesen schaurigen schönen Schlitz?!

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Irgendwie kommt man schon runter ins Wadi.

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Die Stelle sollte man allerdings genau kennen... oder halt dem Jordan Hiking Trail GPS Track vertrauen. Der Slotcanyon hat vermutlich nur diese einzige Schwachstelle auf vielen Kilometern. Einen sichtbaren Weg oder gar Markierungen gibt's schon lange keine mehr.

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Aber unten sind wir jedenfalls mal!

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Cooles Wadi, soviel ist sicher. Aber kommt man hier auch irgendwo wieder raus?

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Goldkettle scoutet mal canyonaufwärts...

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... und ich gucke mir die andere Seite an.

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Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich Jordanien absolut genial finde? Falls nicht: Jordanien ist absolut genial!

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Grüße aus dem Wadi Matan... alles im grünen Bereich... nur den Exit zur anderen Seite müssen wir noch finden.
 
Das wird schon, sonst umdrehen :heul:

Petra - hoffe Ihr erwischt eine etwas ruhigere Zeit:
"Im Jahr 2019 haben deutlich mehr Touristen als je zuvor die südjordanische Stadt Petra besucht, die als antike Ruinenstätte weltbekannt ist. Im vergangenen Jahr zählte Petra 37 Prozent mehr Besucher als 2018, wie die „Jordan Times“ berichtet. Mit 49 Prozent Zuwachs sogar annähernd verdoppelt hat sich die Zahl der ausländischen Besucher. Etwas mehr als eine Million Ausländer haben im vergangenen Jahr die Stadt, die nur rund 6800 Einwohner zählt, besucht. Dabei sind die über 120.000 Touristen aus Jordanien und dem arabischen Raum noch nicht mitgerechnet." (FAZ 7.1.2020)
 
Nur unter Zwang und Protest! Aber die haben sich dort durchaus bemüht, die Gruppen zusammenzuhalten. Jesus Taufstätte liegt direkt an der Grenze zu Israel und wird quasi vom Militär gemanaged. Da soll man nicht alleine durch die Gegend tapsen.
So ein "Stopp" bekommt halt doch nochmal eine andere Qualität, wenn der Stoppende mit diversen Waffen behängt ist. Stand auch schon recht überraschend vor einem netten Herrn mit Sturmgewehr, welcher mir dann nachfolgend die beste Wegbeschreibung mitgab, die ich jemals erhielt. Militärische Präzision leistet manchmal auch.
Die Wadi Bilder sind sehr gut, richtig lebendig die Stimmung eingefangen.
 
Abgspacte Bilder :i2:
Und Video gefällt auch...kleiner Einblick in die Eigenheiten die man schon erahnen konnte.
Super seid ihr wieder on the Road,hoffe mal ihr bleibt vom Geschehen bei den Nachbarn verschont.
 
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Abgspacte Bilder :i2:
Und Video gefällt auch...kleiner Einblick in die Eigenheiten die man schon erahnen konnte.
Super seid ihr wieder on the Road,hoffe mal ihr bleibt vom Geschehen bei den Nachbarn verschont.
Bisher alles ruhig in Jordanien... und das wird vermutlich auch noch lange so bleiben. Das kleine Land hatte schon immer den "Vorteil" (hüstl), weder Öl noch Gas noch sonst irgendwelche tollen Bodenschätze zu besitzen. Drum interessieren sich weder die Nachbarn noch irgendwer anders besonders dafür.
 
06.01. 16:30 Tower Hotel in Dana, 1230m

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Querfeldein rausgeklettert ausm Wadi Natan...

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... und nach einer halben Stunde eine steile Piste gefunden.

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Als wir schließlich eine kleine Teerstraße erreichen und wieder gescheit bergauf strampeln könnten, werden wir von der nächsten Einladung ausgebremst.

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Ausreden zählen nicht... von wegen wir müssten noch achthundert Höhenmeter radeln heute und es gäbe nur noch zwei Stunden Tageslicht. Tee muss gekocht und getrunken, Fotos von daheim müssen gezeigt...

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... und Kinder müssen bespaßt werden. Dauert alles ewig, macht aber gar nix. Der motorisierte Beduine packt uns anschließend kurzerhand in sein Fahrzeug und fährt uns einfach auf den nächsten Berg. Familienpicknick statt knackiger Uphill, so läuft's eben in Jordanien, da muss man durch.

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Jedenfalls erreichen wir ohne weitere Schweisstropfen einen Aussichtspunkt über dem riesigen Canyon des Dana-Naturreservats...

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... und holpern...

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... mit den letzten Sonnenstrahlen...

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... hinab in's gleichnamige Bergdorf.

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Das Platzerl leistet. Und vielleicht geht morgen ja was in der Dana-Schlucht auf dem Dana-Trail. Wäre zwar wieder mal ein Experiment, die Radroute führt abseits davon über Straßen weiter. Aber wir sind ja schließlich nicht zum stressfreien Vergnügen hier, reiseradln dürfen andere... :)
 
Kein Wunder, dass der Canyon derart anstrengend war. Bei Tourism Trail hätte ich auch frohlockt, aber wer weiß, was Toursim Trail bedeutet. Kann jemand die Landessprache?

:lol:
 
07.01. 08:50 Über der Dana-Schlucht, 1100m

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Noch schnell die Reserven am kleinen Shop in Dana auffüllen, ...

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... dann rollen wir auch schon hinab in den Dana Canyon.

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Nach unbestätigten Gerüchten aus einer E-Mail soll man hier nicht radfahren. Ehrlich gesagt kann ich mir das in Jordanien kaum vorstellen, vermutlich gibt's im ganzen Land momentan genau zwei Mountainbiker. Die wenigen Locals in Dana zucken auf Nachfrage nur mit den Achseln und wünschen gute Fahrt. Auch das "Eintrittsticket" für das Naturreservat lässt sich nirgendwo finden. Vielleicht gibt's hier zur Hauptsaison ne Touristinfo und einen Ticketschalter, jetzt ist jedenfalls kein Mensch zu sehen. Wir fahren einfach mal drauf los.
 
Schön, dass es hier so kontinuierlich, optisch äußerst ansprechend und spannend weitergeht! So kann ich jeden Tag ein paar sinnvolle Minuten in den Büroalltag einschieben. Weiter so!
 
Noch mal zu der Übernachtungsfrage, habt ihr dann eine Liste von Übernachtungsmöglichkeiten in den Orten auf dem Weg, oder fragt ihr euch einfach auf gut Glück durch wenn ihr in einem Ort seid? Dachte das wäre etwas kompliziert wenn eure Arabisch Kenntnisse nicht so stark ausgeprägt sind.
 
Noch mal zu der Übernachtungsfrage, habt ihr dann eine Liste von Übernachtungsmöglichkeiten in den Orten auf dem Weg, oder fragt ihr euch einfach auf gut Glück durch wenn ihr in einem Ort seid? Dachte das wäre etwas kompliziert wenn eure Arabisch Kenntnisse nicht so stark ausgeprägt sind.
In den größeren Touri-Orten funktioniert booking.com bestens, auch für Beduinenzeltcamps. In den kleineren Dörfern mit Homestays bei jordanischen Familien brauchst du am besten vorher die Telefonnummer... die gibt's zusammen mit Waypoints fürs GPS auf https://jordantrail.org/ für die Wanderwegexperimente und https://jordanbiketrail.com/ für Radler. Ist alles ziemlich perfekt durchgestyled und zum Nachfahren vorbereitet, improvisieren muss man nicht.
 
07.01. 10:30 Auf dem Dana-Trail, 300m

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Kleiner Biker, großer Canyon. Die Optik in der Dana-Schlucht ist schon mal bestechend.

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Der Trail freilich ist dann doch mehr ein breiterer Kartenweg. Holprig und esseinsig zwar, aber keine besonderen fahrtechnischen Herausforderungen abgesehen von ein paar Felsbrocken. Aber naja: Nach der steilen S4-Schlepperei gestern im Wadi Matan ist's auch mal ganz lustig, ein bisserl die Speedsau rauszulassen. Die Abwechslung machts halt.

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Dana-Trail.

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Dana-Trail.

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Dana-Trail.

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Dana-Trail.

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Dana-Trail.

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Dana-Trail.

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Dana-Wadi.

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Dana-Wadi.

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Nach zehn Kilo- und eintausend Tiefenmetern Karrenwegsingletrackwadidownhillmix erreichen wir beim Beduinendorf Feynan die Steinwüsten des jordanischen Tieflands. Cooler und langer Spaß, der Dana-Trail, quasi das nächste gelungene Experiment auf dem jordanischen Weitwanderweg. Von irgendwelchen Radlverboten oder Eintrittsgeldern ins Naturreservat war weit und breit nix zu sehen, der Menschenzähler steht bisher auch nur bei zwei Ziegenhirten.
 
07.01. 15:30 Auf dem Uphill nach Little Petra, 900m

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Unser Experiment in der Dana-Schlucht hat uns kurzerhand aus den Felsgebirgen hinab auf Meereshöhe in die jordanische Tiefebene versetzt. Hier sieht's auf einmal ganz anders aus: endlosen Weiten aus Sand und Steinen statt enger Slotcanyons...

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... und ruhig vor sich hin kauende Kamele statt aufgeregt kläffender Hunde.

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Gefällt... vor allem wegen der Abwechslung. Klar hast du streng genommen bessere Trails in den Dolomiten oder auf Madeira, aber die Mischung und das (wenn auch etwas warmgeduschte) Abenteuer in Jordanien ist schon irgendwie einzigartig.

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Wir brezln zwanzig Kilometer flach durch die Wüste, dann beginnt langsam aber sicher der Uphill nach dem Downhill. Läuft hier eben andersrum wie üblich, aber läuft gut.

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Eine schmale und quasi verkehrsfreie Teerstraße schlängelt sich aus der Tiefebene über eintausend Höhenmeter zurück in die Berge. Mit einigen rein-ins-Wadi-raus-ausm-Wadi-Gschichterln kann man nochmal vierhundert draufpacken.

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Wird ein ganz schönes Brett für den angebrochenen und wie üblich viel zu kurzen Nachmittag.

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Aber die Blicke zurück hinunter in die Wüste sind einfach zu genial, um diesen halbwegs endlosen Uphill nicht zu genießen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr schick da über und in den Wadis. Und das alles ohne Terroristen&Islamisten, welche ansonsten ja einige schöne Ecken im Orient unbesuchbar gemacht haben (Sinai..)
 
Wo Hast du den diesen Kamelhocker gefunden auf dem du die Aussicht geniest.
Oder steht der immer so da?
 
Wieder ein verrückter Trip mit tollen Bildern. Das man in Jordanien so Biken kann dachte ich nicht.
Wie gehts eigentlich der Haut nach der Schlammpackung?
Habt ihr ein Notlicht dabei, wenn die Fahrt mal länger dauert?

Macht weiter so und bespaßt unseren Büroalltag.
 
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