Hallo! Ich bin der Neue im Bunde der Kniegeplagten.

In diesem Thread scheinen sich ein paar Leute mit viel (leidvoller) Erfahrung und fundiertem Wissen zu tummeln. Hab mich durch den gesamten Thread gelesen was wirklich extrem interessant ist.
Bei mir ging das Leid vor ca. 1,5 Jahren los. Nach einer erheblichen sportlichen Überlastung war das Knie tagelang stark geschwollen und an Sport war nicht mehr zu denken. Ich bin 44 Jahre alt und vor diesem Zeitpunkt bin ich knapp 15 Jahre gelaufen (25 - 40 km wöchentlich) und im Sommer ausgiebig Rennrad und MTB gefahren. Dazu schon seit immer Kraftsport. Fairerweise muss ich sagen dass sich etwas bereits seit 1-2 Jahren angekündigt hatte. Knie war nach dem Laufen schon öfter steif, am nächsten Tag ging es aber meist wieder. Nunja - seit dieser Überlastung vor 1,5 Jahren habe ich eigentlich keinen Tag mehr ohne Knieschmerzen erlebt.
Dann ging die Reise los. Der erste Arzt vermutete Meniskus - es wurde ein MRT gemacht. Dabei kamen diverse Knorpelschäden zutage - Patella Grad 1-2, im Gleitlager eine tiefe Fissur und altersgemäßer Abrieb. Zudem wurden stark vergrößerte und vernarbte Plica medial und lateral festgestellt - laut MRT-Bericht die mögliche Ursache für den Knorpelschaden. Dieser Arzt und auch die Zweitmeinung eines anderen Arztes haben erstmal keine OP empfohlen.
Bei einem weiteren Arzt habe ich dann eine ausgiebige PRP-Behandlung vornehmen lassen. Tatsächlich war nach zwei Sitzungen zum ersten Mal die Schwellung weg die ich vorher fast fünf Monate mit mir rumgeschleppt habe. Weiter hat die Behandlung meiner Meinung nach aber nichts gebracht. In der Zwischenzeit habe ich parallel viel Physiotherapie gemacht, strikt und umfangreich zuhause gedehnt und Muskeln trainiert von deren Existenz vorher nicht einmal wusste. Alles keine wirkliche Besserung.
In „weiser“ Voraussicht hatte ich bereits ziemlich früh einen Termin bei einem Knie-Spezialisten vereinbart auf welchen ich sechs Monate warten musste. Da nach wie vor keine Besserung eingetreten war, habe ich diesen Termin dann wahrgenommen. Dieser Arzt meinte er würde die vernarbten Plicas durchaus entfernen und bei der Gelegenheit auch schauen was noch so „krumm“ im Gelenk ist. Gesagt - getan…im Oktober 2023 wurden dann arthoroskopisch die Plicas entfernt. Zudem stellt der Arzt dann fest dass die Kniescheibe einen fokalen Knorpelschaden Grad 3 durch Patellahyperkompression bedingt aufweist. Um diesen lateralen Patella-Tilt zu beheben wurde das laterale Retinaculum per Z-Plastik verlängert. Im OP-Bericht ist bereits „Autocart“ indiziert sollten weiterhin Beschwerden bestehen.
Die Regeneration nach der OP gestaltete sich recht mühsam - sicherlich auch durch meine Ungeduld begründet. Seit Mitte Dezember kann ich wieder ansatzweise normal auf der Rolle fahren. Ende Dezember dann Post-OP Gespräch beim Arzt bei welchem er mir auch die Arthroskopie-Bilder gezeigt hat. Tatsächlich sehen alle Knorpelbereiche ausser der Kniescheibe ganz gut bzw. altersgemäß normal aus. Die Kniescheibe allerdings ist schon ziemlich aufgefasert und in Mitleidenschaft gezogen. Mein Arzt meint dass er erstmal noch keine weiteren Schritte machen würde sondern wir uns im Sommer nochmal treffen sollten um zu schauen wie es dann geht.
Ich merke auf jeden Fall einen Unterschied im Laufe des Knies. Wo ich vorher bei jedem Tritt ein kleines Knacken hatte, ist dies jetzt nicht mehr der Fall. Trotzdem bestehen eigentlich weiterhin ähnliche Beschwerden bzw. Schmerzen. Einen Tag ohne Probleme gibt es eigentlich nicht. Was mich daran am meisten verrückt macht ist dass ich keinerlei Muster erkennen kann. Also was dem Knie gut tut und was nicht. Mal fahre ich eine harte Einheit auf der Rolle und das Knie fühlt sich 1-2 Tage „gut“ an - beim nächsten Mal ist das Gegenteil der Fall usw.
So oder so - ich wollte mich in den erlauchten Kreis hier nur einmal etwas ausführlicher einbringen da ich leider vermute dass ich nicht drumherum kommen werde eine Autocart / Minced Cartilage vornehmen zu lassen. Da ich aber nach wie vor nichts unversucht lassen möchte, arbeite ich weiterhin täglich hart in Sachen Muskelaufbau, Dehnung, usw.
Wie wahrscheinlich ist es allerdings mit einem Knorpelschaden dritten Grades Schmerzfreiheit beim Sport und im Alltag zu erreichen? Was mich dabei immer verwirrt - meine Freundin hat ähnliche Knorpelschäden, merkt davon aber im Alltag gar nix. Ein weiterer Freund (der etwas älter ist) hat sogar viertgradige Schäden und merkt davon auch nix.
Und letzte Frage bzw. etwas was mich beschäftigt: Wenn ich hier so die Erfahrungen von Euch lese mit Euren OP’s hört sich das alles ehrlich gesagt nicht sonderlich positiv und ermutigend an. Ich frage mich aber ob es wie so oft im Leben ist, dass man hauptsächlich die negativen Erfahrungen besprochen werden und hingegen täglich hunderte dieser OP’s total positiv verlaufen?
Verzeiht mein mitunter zielloses Geschreibsel es fällt etwas schwer die letzten 1,5 Jahre geordnet in die Tastatur zu hämmern. Ihr kennt es vermutlich - ich habe so viel gemacht und ausprobiert dass es schwierig wird die wichtigen Eckpunkte für Außenstehende zu beschreiben. Ich freue mich über einen weiteren Austausch zu diesem Thema / Themen und wünsche allen ein gesundes neues Jahr und weiterhin viel Erfolg mit Eurem Verlauf!