So, der Abend für unseren Mitstreiter vom Ammersee und einigen anderen Strategen hier ist gerettet, weil ich nun auch noch meinen werten Senf zum Thema beitrage.
Vorab, hydraulische Bremsen von Magura fahre ich seit über 30 Jahren am Bike. Nach anfänglich kleineren Pannen kann ich jetzt entlüften
Ich weiß mittlerweile nicht mehr, wieviele Bremsen ich verbaut und gewartet habe. Funktioniert haben sie alle top. Mir kommt auch keine andere Bremse mehr ans Bike
Übrigens, in der langen Zeit waren 5 Bremsen innerhalb der Dichtigkeitsgarantie mal undicht (nicht nur Scheibenbremsen sondern auch 2 HS33). Sie wurden alle, nach einem netten Reklamationsschreiben, von Magura getauscht
Das zur Ouvertüre.
Jetzt zum Thema. Bisher habe ich immer erfolgreich nach der Magura-Methode über den Ausgleichsbehälter von der Bremszange her entlüftet. Mit einem kleinen Unterschied, weil ich durch schnelles zurückziehen der Spritze an der Zange ein leichtes Vakuum aufgebaut habe. Man muss natürlich aufpassen, das die Spritze am Ausgleichsbehälter nicht leer läuft
Der Druckpunkt war danach immer top !
...dachte ich bis vor 3 Tagen.
Das verlinkte Video kannte ich noch nicht und jetzt habe ich vor 3 Tagen, aus Neugier und weil zufällig eine MT2 im Haushalt, nach 4 Jahren Betriebszeit ohne groß etwas daran getan zu haben, nach einer Wartung gerufen hat, die Entlüftung nach dem Video durchgeführt.
Meine Fresse ! So einen geilen Druckpunkt hatte ich noch nie bei einer MT-Bremse.
Ein paar Anmerkungen, gerade zu unserem "Doktoranden" von vor ein paar Tagen habe ich dennoch:
- Ein Stahl-Bleedblock ist sehr wohl hilfreich, weil man nach der Entlüftung sogleich, ohne die Beläge montiert zu haben, das Ergebnis kontrollieren kann. Die Plastikdinger und die Beläge selbst sind viel zu weich dafür.
- die untere Spritze habe ich mit 20ml Öl befüllt, die Obere mit 10ml (Loch bei 30ml)
- zm Start habe ich 10ml Öl von unten her durchgedrückt (Pegel oben also bei 20ml)
- dann den Bremshebel gezogen, und, in Abweichung vom schönen "Ideal-Video" das Vakuum an der unteren Spritze für 10 Minuten aufrecht erhalten. Zwischendurch mal kurz entspannt und wieder Vakuum aufgebaut. Man glaubt es nicht, wieviel Mikroblasen Luft unter Vakuum aus dem Öl gezogen werden. Also Vorteil für das Vakuum bei gezogenem Bremshebel gegenüber Vakuum über Ausgleichsbehälter !
- Da ich grundsätzlich mit komplett demontierter Bremse enlüfte (Hebel an einem alten Lenker am Montageständer montiert und Zange am tiefsten Punkt) habe ich unter Vakuum die Zange in verschiedenen Positionen leicht auf den Boden geklopft. Man staunt, wieviel Bläschen sich dadurch lösen.
- Vor Demontage der zangenseitigen Spritze habe ich die "Mimik" etwas über das Niveau des Bremshebels gebracht. So tritt, ohne die im Viedeo gezeigte 3-Finger-Akrobatik kein Öl aus. Die Zange ist bis zum Rand gefüllt und es tritt beim Zuschrauben nur das Öl aus, das von der Schraube verdrängt wird.
- beim anschliessenden Entlüften am Bremshebel reichen die verbliebenen 10ml "Restweg" aus, um das Vakuum aufzubauen. Bremshebel schnappen lassen nicht vergessen !
- Beim schlussendlichen Ziehen der Spritze über die Belüftungsbohrung ist dann kein allzu großer Widerstand zu überwinden. Der Membran macht das imho nix.
- Wichtig ! Nach dem Entspannen der Membran, laßt ihr ruhig eine Zigarettenlänge Zeit, damit sie in die Ruhelage zurückkehren kann.
- Der Ausgleichsbehälter ist anschliessend randvoll. Auch die obere Spritze geht ohne Fingerakrobatik abzuziehen. Etwas Öl wird dann nur noch vom Verschlussstopfen verdrängt.
- Der Reinigung der Bremse (außer der Bremsscheibe, und nur der !) mit Bremsenreinigern oder ähnlichen Lösungsmitteln stehe ich sehr kritisch gegenüber, seitdem ich mir vor ein paar Jahren damit die Quadringe an einer Bremszange "gehimmelt" habe (Magura hat es bei der Reklamation nicht spitz gekriegt)
- Seitdem wird die komplette Bremse nach dem Entlüften in heissem (man kann noch hinein fassen) Spüliwasser gereinigt. Ergebnis ist top und das Ganze für die Bremse sehr schonend.
Ergebnis: Das Verfahren ist unter Hinweis auf meine genannten Anmerkungen absolut empfehlenswert und führt zu einem Top-Druckpunkt.
Ich meine das Ganze ist auch bei den Shimano- und Tektro-Bremsen anwendbar, wenn man am Ausgleichsbehälter eine Spritze verwendet.
An einer Draco-Bremse, die sich doch in den Haushalt eingeschlichen hat
, werde ich das demnächst ausprobieren.
So, und jetzt heißt es "Feuer frei"