Hier kommt nun ein kurzer Erfahrungsbericht zur Outbound Lightning Focal Series,
@Polyphrast hat sie mir netterweise zum Testen zur Verfügung gestellt. Zeitlich schaffe ich es gerade leider nicht für einen ausführlichen Testbericht und habe bisher keinen richtigen MTB Night-Ride damit geschafft. Daher hier meine kurzen Alltagserfahrungen. Sie entspricht sicher nicht den fleissigen Testberichten samt Fotos und protokollierten Laufzeiten, hoffe aber mein subjektiver Eindruck hilft mehr dem tatsächlichen Biker, als dem Lampennerd. Als Vergleich habe ich bloß eine Yinding und eine Philips Bike Light.
Die Lampe kommt in einer wertigen Hülle mit Schaumstoffpolsterung, sie besteht aus einem Lampenkopf, der Wahlweise mit einer Lenkerhalterung mit Gummiband oder mit einem GoPro Halter betrieben werden kann. Die Gummibefestigung ist sehr wertig
Bedienkonzept:
Oberhalb der Lampe ist ein großer Orangefarbener Knopf und fünf Status Leds, die im Betrieb den Akkustand anzeigen. Der Knopf ist auch mit dicken Winterhandschuhen gut zu bedienen. Es gibt fünf Leuchtstufen, eine adaptive Leuchtstufe, d.h. sie fängt auf maximaler Helligkeit an und wird über den Verlauf schwächer und vier konstante Leuchtstufen von High bis Low. Das Bedienkonzept ist sehr logisch:
Wenn Lampe ausgeschaltet:
1x Drücken: Batteriestand
1x lang Drücken: schaltet die Lampe ein, beginnend mit der adaptiven Leuchtstufe
weitere Klicks: ändern die Leuchtstufe
Wenn die Lampe eingeschaltet:
1x Drücken: Status Leds zeigen anstelle von der Akkukapazität die aktuelle Leuchtstufe an
weitere Klicks: ändern die Leuchtstufe
Beim Wechsel der Leuchtstufen dimmt die Lampe auf die nächste Stufe, das sieht daheim verdammt gut aus, ist im Praxisbetrieb leider sehr nervig. Der Wechsel dauert ähnlich lange wie der Senderwechsel moderner Fernseher. Komme ich beispielsweise von einem dunklen Feldweg in eine beleuchtete Siedlung brauche ich mehrere Sekunden um die Leuchtstufe zu wechseln. Die Klicks kann man sich nicht merken, da die Lampe immer nur zwischen je nach Akkustand verfügbaren Leuchtstufen wechseln kann. Wenn der Akku voll ist, brauche ich fünf Klicks. Ist der Akku halb voll, sind es weniger. Hier ist meine Philips Bike Light überlegen. Lange drücken: Ein- ausschalten, kurz drücken wechsel zwischen High- und Low.
Fazit: Wechsel der Stufen nur auf überschaubaren Streckenabschnitten (geraden, Steigungen) sinnvoll. Im anspruchsvollen Gelände schnell mal die Lampe auf High Stellen zu umständlich. Daher fahre ich die Lampe durchgängig auf High und nur auf langen ruhigen Abschnitten auf Low, was zu einem schlechteren Energiemanagement und einer kürzeren nutzbaren Leuchtdauer führt.
Leuchtbild:
Das Leuchtbild hat mich schon daheim überzeugt, mit sehr breiter Ausleuchtung und einem klaren Cut-Off. Die Lichtverteilung ist sehr Gleichmäßig und die Lampe leuchtet sehr breit, so dass selbst 90 Grad Kurven noch hell erleuchtet waren. Bei regennasser Fahrbahn mit Gegenverkehr fand ich die höchste Stufe sehr angenehm und es lässt sich so auch noch bei mehr als 30km/h komfortabel und anstrengungsfrei fahren. Die niedrigste Stufe ist bei Anstiegen oder auf gut beleuchteten Wegen in der Stadt ideal. Überland ist bei normalen Feldwegen die zweite Stufe für mich ausreichend. Meine Philips dagegen entspricht auf High eher der zweitniedrigsten Stufe und leuchtet auch nicht so breit.
Das gleichmäßige Leuchtbild kommt zustande, da die Lampe sowohl einen berechneten Reflekor hat wie die Philips, zusätzlich aber auch eine Linse einsetzt, die das Licht streut. Für einen selbst natürlich toll, für den Gegenverkehr jedoch geringfügig schlechter. Bei einer Tour hatte ein Jogger in 20m Entfernung die Hand vor das Gesicht gehalten. Habe das Szenario extra nachgestellt mit Philips und der Focal Road, beide haben in 20m Entfernung dank des Cut-Offs keine direkte Blendung. Allerdings hat die Focal Road aufgrund der Streulinse einen deutlich helleren Leuchtpunkt als die Philips mit klarer Scheibe. Ich würde nicht von Blendung sprechen, Autos haben auch nicht negativ reagiert, aber in dem Punkt ist die Philips besser.
Und zuletzt: Die Lampe ist keine offizielle STVZO Lampe, das Leuchtbild entspricht einer, allerdings nicht nach dem Gesetz.
Fazit: Eigentlich wollte ich mir nach den ersten Fahrten aufgrund des Leuchtbilds und der wertigen Verabeitung sofort die Lampe holen, allerdings habe ich im Anschluss mit dem Batteriemanagement schlechte Erfahrungen gemacht.
Batteriemanagement:
Hier kommt leider mein größter Kritikpunkt. Meine Testfahrten im Alltag habe ich mit voll aufgeladenem Akku begonnen, konnte allerdings nicht die Zeiten messen. Ist der Akku voll, war ich vollends begeistert von der Lampe, auch nach mehreren Alltagsfahrten zeigte die Lampe noch Stufe 5 von 5 an. Bei der fünften Alltagsfahrt, dimmte die Lampe während der Fahrt deutlich herunter, obwohl ich noch bei Stufe 4 von 5 war. Manuell konnte man kurzfristig wieder die höchste Stufe aktivieren, die allerdings nach etwa 15 Sekunden wieder herunterregelte. In den anderen Testberichten zur Lampe liest man ähnliches verhalten. Scheinbar ist die Lampe so programmiert, dass man sicher eine 4-5 Stunden Tour fahren kann und am Ende noch mehr als genug Licht hat, um sicher zu fahren.
Fazit: Für mich hieße das, ich müsste die Lampe nach jeder Nutzung immer voll aufladen, damit ich möglichst lange im High Modus fahren kann. Bevorzuge da eher Lampen die man möglichst lange auf voller Stufe fahren kann und die einen dann noch auf niedrigster Stufe heimbringen, damit einen wenigstens Autos sehen. Die Lampe hat eine Akkuanzeige und eien externen Akku. Da würde ich gerne selbser entscheiden können, wann ich wieviel Energie verbrate. Notfalls würde ich halt ein Ersatzakku mitnehmen. Auf den niedrigeren Akkustufen ist die Lampe dann auch nicht mehr um Welten besser wie meine Philips. Meine Philips lade ich nur vor geplanten Touren auf und im Alltag fahre ich sie immer solange, bis die Akkuanzeige rot anzeigt, ich muss sie im Alltag daher auch nur alle ein bis zwei Wochen aufladen (schwarze Eneloops).
Halterung:
Die Gummihalterung ist sehr schnell montierbar und der mitgelieferte vier Zellen 18650 Akku kommt in einer Neoprenhülle, die sich klapperfrei und fest mittels doppelt umgelegten Klettverschluss am Rahmen befestigen lässt. Beides lässt sich sogar mit Handschuhen montieren. Yinding und Philips sind dagegen recht fummelig. Bei Yinding ist mir bereits das dünne Gummiband einmal gerissen, bei der Philips verstellt sich der Plastikhalter im Gelände. Bei meinem dünnen Gravel-Stahlrahmen ist das Klettband leider nicht ausreichend, um den Akku richtig fest zu montieren, für das MTB allerdings kein Problem. Generell finde ich Halter gut, bei denen sich der Winkel der Lampe nachträglich anpassen lässt. Hätte ich die Gelegenheit für eine echte MTB Testfahrt gehabt, hätte ich die Lampe im Gelände ohne Gegenverkehr höher ausgerichtet um mehr sehen zu können, mein Low-Budget Fernlicht bei meinen STVZO-Lampen.
Gesamtfazit:
Die Lampe hat enorm viel Potential und befindet sich mit 225$ eigentlich in einem Preisbereich in dem sie vom Leuchtbild her alle günstigeren Lampen übertrifft und die weiteren STVZO Lampen von Lupine und co deutlich mehr kosten.
Würde der Hersteller nun noch das Batteriemanagement und die Bedienführung überarbeiten würde ich sie mir gerne zulegen. Schön wäre es, wenn man die Schaltstufen selbst festlegen könnte und auch wie lange man die Lampe im High Modus betreiben kann.
Um erfolgreich auf dem deutschen Markt zu sein, bräuchte es allerdings einen deutschen Vertrieb und eine STVZO Zulassung.