Radon TCS Aufbau / Welche 28" Luftfedergabel ?

plattsnacker

Sassenholtwildswien
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Hallo,

ich bin gerade dabei, die Teile für den Neuaufbau meines Bürorades mit Rahmen Radon TCS (2010) zusammenzustellen.
Bei der Federgabel ist jetzt die Entscheidung zugunsten einer Luftgabel mit Remote-Lockout gefallen.

Wer hat Erfahrung mit solchen Gabeln (28") und kann mir welche empfehlen bzw. mich vor Fehlkäufen bewahren ?

Eckdaten:

Gewicht Fahrer+Gepäck: ca. 100 kg
Einsatzbereich: ganzjährig auch bei -15°C
Kilometerleistung: ca. 150-200 km pro Woche

Freue mich auf Eure Tipps :)

Gruss
Christian
 
Da Du kein Budget-Limit genannt hast:

Luftfederung und (remote)Lockout gibt's z.B. bei diverserlei 29er Gabeln.

- Rock Shox Reba gibt es definitiv mit Remote (Lenkerhebelchen)
- Fox F32-29 geht, meine ich nicht mit Remote, aber Lockout an der Gabelkrone.
- Manitou Tower ist nachrüstbar

Alle drei sind hochwertige 29er (race) Gabeln, daher wird's mit Befestigungsmöglichkeiten für Schutzblech und Licht zu Bastelei führen. Da aber mehr als genug Platz für Dicke Reifen ist, ist bei Trekkingreifen noch mehr als Genug Platz für's Schutzblech + Reifen zusammen.

Eine anständige Trekkinggabel mit Luftfederung + Remote ist mir noch nicht begegnet.

Ganz anderer Vorschlag:
Wenn das Rad viel bei Kälte und mit viel/schwerem Gepäck bewegt wird, wäre ggf. eine Starrgabel eine Überlegung wert.

- Bei Kälte wird JEDE Gabel hart und träge. Es sei denn man möchte, ja nach Temperatur, ständig das Öl wechseln.
- Bei viel Gepäck sind Lowrider Vorne (Packtaschen tief an der Gabel) eine echte Ansage.
Das fährt sich deutlich angenehmer, als wenn der schwere Kram hinten ist. Leider bei Federgabel fast unmöglich.
(Gefedert aufgehängt an der Gabelkrone hängt es zu hoch und Abstimmung der Gabel wird schwierig. Ungefedert an den Tauchrohren federt die Gabel fast garnicht mehr, da die ungefederte Masse zu hoch ist.)
- Eine Starrgabel ist (mal von extremen leichtbau-Spagghetti-Gabeln abgesehen) immer steifer als eine gefederte. Bei viel Gepäck merkt man das schon.
- Wenn trotz Schutzblech noch genügend Platz ist (oder durch Versetzend es Schutzblechs rauszuholen ist) bringen fette Reifen einiges an Komfort (zurück).
(Es gibt z.B. Schwalbes Marathon Derivate "Dureme" und "Supreme" sowie den Big Apple und Fat Frank auch in 28x2,0". Der Unterschied zu 1,6" und 1,75" ist deutlich spürbar.)
 
Der Radon TCS Rahmen wird von Radon entweder mit einbaulängenkorrigierter Starrgabel oder 63mm Trecking Federgabel komplettiert.

Also sollte man selbst auch was derartiges einbauen. Sonst besteht, insbesondere bei einer 100mm 29" MTB Gabel das Problem, das deren Einbauhöhe im Vergleich tendenziel zu groß wird mit den entsprechenden Auswirkungen auf das Lenkverhalten.

Wie FNC aber bereits anmerkte kann man von einer derartigen Gabel wohl nicht die gleichwertige Performance oder Einstellmöglichkeiten wie von einer MTB-Federgabel der mittleren und hohen Preisregion erwarten.

Derartige 63mm Gabeln gibt es z.B. von Suntour. z.B.: http://www.jh-bikes.de/product_info.php/info/p1440_Suntour-SF10--NCX-E-RL-lite-Federgabel-schwarz-mit-Lockout.html
Ich selber habe keine Erfahrung mit den Luftgefederten, nur mit den Stahlfeder/Öldämpfung Modellen. Speziell mit Vorgängermodellen der aktuellen NCX-D-LO und NCX-D-RL. Bin sehr zufrieden mit der Robustheit und Wartungsarmut derer. Stelle aber wohl auch bei weitem nicht die Anforderungen wie sie an ne MTB-Gabel gestellt werden. So weist das verlinkte Modell beispielsweise keine einstellbare Zugstufe auf.
Suntour-Webseite aktuelle Federgabel-Modelle
Trecking
http://www.srsuntour-cycling.com/index.php?screen=sh.product_category&tnid=2817&intendenduse=trekking
Cross
http://www.srsuntour-cycling.com/index.php?screen=sh.product_category&tnid=2817&intendenduse=cross
 
Der Grund dass ich oben was von "anständigen" Trekkinggabeln geschrieben habe ist folgender:

Dass es die NCX als Luft/Lockout-Modell gibt, war mir nicht bekannt, ABER:
Meine Eltern sind beide an ihren Trekkingrädern Federgabeln gefahren.

Als erstes hat mein Dad sich eine RST-irgendwas zum nachrüsten zugelegt. Erstmal schwerstgradig über das miese Ansprechverhalten geärgert, besonders gut abstimmbar war sie auch nicht. Entweder zu hart und fast null Negativfederweg oder zu weich und Durchschläge. Bei Gepäckbetrieb (Lowrider) schwammig und null Federung, nach knapp einem Jahr waren die Buchsen (Gleitführung in den Tauchrohren) ausgeschlagen. Die Gabel vibrierte dann beim Bremsen und klapperte auf Unebenheiten.

Als meine Mom sich ein neues Rad zugelegt hat, war dort eine Suntour NCX verbaut. Das Ansprechverhalten war besser als an der alten RST auch war sie besser abstimmbar. Leider aber genauso untauglich im Lowriderbetrieb und auch die NCX hatte nach gut einem Jahr Spiel in den Buchsen.
Mein Dad hat, nachdem die RST den Löffel abgegeben hat, nochmal einer anderen Gabel eine Chance gegeben. Es wurde eine Marzocchi TXC.
Etwas steifer als die beiden Taiwan-Gabeln, aber immernoch spürbar schwammig (und fast null Federung) mit Lowrider. Das Ansprechverhalten war gut, leider, wenn sie mal durchschlug, dann hart (offensichtlich keine Anschlgpuffer). Die Marzocchi hat dann aber schon nach 4 Monaten (!) Spiel in den Buchsen gehabt, womit meine Eltern dann das Thema Federgabel am Trekkingrad erstmal beerdigt haben.Beide sind inzwischen wieder mit Starrgabeln unterwegs.

Bisschen Theorie:
Offensichtlich sind die Belastungen am Trekkingrad mit Gepäckbetrieb (mindestens?) genauso hoch wie am MTB im mehr oder weniger schweren Gelände. Im Stadt- und Überlandbetrieb ohne Gepäck scheinen die Dinger noch ganz gut zu funktionieren, sobald aber ungefederte und unbewegliche Masse hinzu kommt (Taschen sind ja fest am Rad und federn nicht mit Armen und Beinen mit) sind sie scheinbar auf Dauer überfordert.
Ich schiebe das auf folgenden Grund:
Allen Trekking-Gabeln gemein sind dürre (~28mm) Standröhrchen und offensichtlich bei den drei Modellen, welche meine Eltern fuhren, unzureichende (zu kurze?) Gleitbuchsen, wodurch die Teile schnell Spiel bekommen und das nervt beim fahren gewaltig.

MTB-Gabeln hatten zu ihren Anfängen die selben Probleme (Mag 21, Marzocchi XC700, Erste Judy Serie, fast sämtliche frühen Manitous...), in jüngerer Zeit aber auch gerne dann, wenn ein Modell-/Serienwechsel anstand und/oder der Federweg erhöht wurde. (längerer Hebel und höhere Belastung durch breiteren Einsatzbereich!)
Aktuelle MTB-Modelle haben Standrohrdurchmesser von 32mm und mehr. Das bringt einerseits Steifigkeit und zudem bei gleicher Länge schon alleine ~13,5% mehr Auflagefläche in den Gleitbuchsen. Da diese aber meist noch länger sind, als bei den Trekking-Kolegen, sind die MTB-Gabeln deutlich besser auf höhere Belastungen ausgelegt.
(Günstige Einsteigermodelle mit dünneren Standrohren, z.B. Manitou Axel - 30mm?, Rock Shox Dart - 28mm? sind wiederum grade für ihre ausschlagenden Buchsen bekannt...)

Thema Einbauhöhe:
Die Rock Shox Reba in 29er Version baut als 80mm etwa 490mm hoch. Das sind um die 15mm mehr als eine Suntour N~X mit 65mm. Bei gleichem Federweg also identisch.
a) 15mm machen sich noch nicht so wahnsinnig bemerkbar.
b) falls doch lässt sich die alte Version auf 62mm spacern.
(die neue '10/'11 offiziell nur bis auf 80mm runter, praktisch mit einem/zwei Spacer mehr auch 60mm oder weniger möglich.)
c) Die ganze rumreiterei auf der Einbauhöhe ist eigentlich völlig für den Eimer, wenn die Vorbiegung der Gabel (und damit der resultierende Nachlauf) nicht bekannt ist.
Ich unterstelle Trekkinggabeln eine geringere Vorbiegung als 29er Gabeln, da beim "Trekking-Dampfer" Laufruhe gefragt ist, beim 29er aber Wendigkeit. Baut eine 29er Gabel bei mehr Vorbiegung höher, als die vorherige Trekkinggabel, wird zwar der Lenkwinkel flacher, der Nachlauf bleibt aber annähernd gleich. Damit ändert sich das Fahrverhalten nicht.
 
Sofern sich die Einbauhöhe nur um die genannten 15mm ändert hätt ich auch keine Bedenken.


Meine praktischen Erfahrungen mit den Suntour-Gabeln:

Systemgewicht 145...150kg
die NCX-D-LO hat 2,5 Jahre, ca. 10tkm, Pflege nahe null, Spiel habe ich bis jetzt keines bemerkt, vielleicht hat sich das Ansprechverhalten etwas verschlechtert, und die Wippneigung ohne Lockout hat etwas abgenommen

die NCX-D-RL hat 1,25 Jahre, ca. 4tkm, Systemgewicht 145...160kg. ansonsten wie oben

Davor hatte ich schon zwei einfacher gestrickte Suntour Gabeln (Reibungsdämpfung, 1 1/8" Gewindesteuersatz, 50mm Federweg) , selber aber noch 10kg weniger. Beide haben den jeweiligen Rahmen überlebt ohne selber Probleme zu machen. Eine hatte sicher deutlich über 10tkm drauf, die andere deutlich über 6tkm. In einem der Rahmen war auch mal ne RST, die nach max nem 3/4 Jahr den Geist aufgab.

Mit Gepäck am Lowrider habe ich freilich keine Erfahrung. Auch kann ich nicht im geringsten einschätzen, wie sich die Gabeln bei leichteren Fahrern auf die Dauer bewären.
 
Zuletzt bearbeitet:
So, nach Jahren und 8000 km mit dem o.g. Radon TCS Selbstaufbau mal meinen (verspäteten) Dank an die umfangreichen Ausführungen von Euch beiden !!

Habe mich damals für die SUNTOUR SF10-NCX-E-RL Lite (Luft, 28", Lockout) für nur 150€ entschieden und bin bisher unterm Strich super zufrieden.
Sicherlich kommt sie nicht annähernd an die Sensibilität der Reba in meinem MTB heran, dafür war bisher aber trotz 8000 km und zwei Winter Regen, Schnee, Salz und Kälte aber keinerlei Wartung nötig. Spiel zeigt sich noch nicht merklich.
Wer also über ein relativ preisgünstigen Aufbau eines dennoch komfortablen Trekkingbikes nachdenkt, dem kann ich die o.g. Suntour wirklich empfehlen.

Viele Grüße
Christian
 
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