Reduzierung der Drehmomentdaten...

Quelle: https://forum.tour-magazin.de/archive/index.php/t-9368.html


bottecchia slx
01.07.2003, 00:26
das verhalten der verschraubung ändert sich im extremfall mit der schmierung dramatisch!!!

es ist halt ein unterschied, ob neue schrauben/muttern/sackgewinde:
- im lieferzustand "leicht geölt", d.h. mit einem minimalen ölfilm, der nur für den korrosionsschutz bis zum erstmaligen verbau der teile reichen soll,
- entfettet
- geölt
- geschmiert mit "normalem" schmierfett
- geschmiert mit schmierfett mit EP-anteil oder ptfe oder MoS2...
- geschmiert mit einem der zahlreichen sonstigen schmierfette.
- geschmiert mit hohlraumschutzwachs (zb. unabsichtlich aufgetragener resttropfen von der soeben durchgeführten hohlraumversiegelung)
- geschmiert mit kupferpaste
- geschmiert mit ...

in meinem berufsleben habe ich mitbekommen, dass bei einer verschraubung im zustand "leicht geölt" (also so wie vom hersteller meistens angeliefert) das bruchdrehmoment ca. 180 Nm betrug. eines tages war durch eine benachbarten bauteil unabsichtlich hohlraumschutzwachs auf die verschraubung geraten, siehe da: bruchdrehmoment ca. 80 Nm, also weniger als die hälfte!!!!!!

erst wollte man die sache nicht glauben und verdächtigte den schraubenhersteller fehlerhafte ware geliefert zu haben.
erst eine lange untersuchungsreihe durch unsere werkstofftechnik-abteilung brachte hervor, dass alleine das wachs die änderung bewirkte.

übrigens auch im thema "tour-lenkertest" habe ich dazu einen beitrag geschrieben ("schmierfett ist falsch") mit kritik an der testdurchführung.

negativen einfluss auf die reibungsabweichung haben ausserdem noch:
- große schraubenköpfe (sind jetzt "in mode", weil man sich die beilagscheiben erspart, bzw. notwendig bei verschraubung von alu-teilen)
- kegelige oder kugelige auflagen (z.b. bei den KFZ-radmuttern und -radschrauben)

also, immer kritisch bleiben gegenüber einer anderen schmierung, als vom hersteller angegeben!

gruß
bottecchia
(HTL-Maschinenbauingenieur)


Zusatz:
Richtwerte für Gewindereibungszahl μ
Zur genauen Bestimmung der Vorspannkraft und des An-
ziehdreh momentes ist die Kenntnis der Reibungszahl Vor aus-
setzung. Es scheint allerdings unmöglich zu sein, für die Viel-
zahl der Oberflächen- und Schmierzustände gesicherte Werte
für die Reibungszahlen und vor allem deren Streuungen anzu-
geben. Folgende Zustände beein flussen die Reibungszahl: Die
Oberflächen sowie die Beschaffenheit der zu verschrauben-
den Werkstoffe, die Art und Weise der Schmierung, der Gleit-
weg infolge der Nachgiebigkeit sowie die An zieh methode,


Beim Thema Pastenschmierung sei vorweg davor gewarnt, so genannte "Montagepasten" für die Schmierung von Befestigungsgewinden ohne deren genaue Kenntnis und Auswirkungen zu verwenden. Die Gefahr einer Überbeanspruchung der Schraube durch die üblicherweise sehr niedrigen Reibzahlen ist beinahe programmiert. Bei den speziellen Schrauben- und Gewindepasten, oftmals als "Antiseize-Pasten" bezeichnet, wird hingegen vom Hersteller eine Reibzahl angestrebt, die in der Größenordnung einer phosphatiert, geölten Schraubenoberfläche (zirka 0,12) liegt und von den meisten Konstrukteuren als Grundlage zur Berechnung angewendet wird. Das heißt, das Streckgrenz-Gefühl des Monteur-Oberarmmuskels muss nicht sensibilisiert werden. Diese Pasten sollen einerseits bei der Montage eine Beschädigung der Gewindeoberfläche durch Fressen vermeiden und andererseits eine leichte Demontage auch nach längeren Zeiten selbst bei höchsten Temperaturen und korrosiven Umgebungseinflüssen gewährleisten. Diese Gewindepasten haben oberflächentrennende Eigenschaften, die bis in den Schmelzbereich des Schraubenwerkstoffes hin wirksam sind und bieten gleichzeitig durch ihre gewindeausfüllende Konsistenz eine Abdichtung gegenüber dem Eindringen von korrosiven Medien. Je nach Temperaturbeaufschlagung, aber auch abhängig vom vorhandenen Schraubenwerkstoff, stehen Schrauben- und Hochtemperaturpasten der unterschiedlichsten Zusammensetzung zur Verfügung.In Bild
 
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