Auch wenn wir uns hier in einem MTB Forum befinden, so habe ich bei meinem ersten Rennrad-Rennen am 1.5 um den Henninger Turm im Zielbereich aus der Ferne doch mindestens zwei IBC DIMB Racing Team Trikots erkennen können. Ich wäre ja gerne zu einem Plausch vorbei gekommen, hatte aber meine Gründe, warum ich es nicht gemacht habe. Aber ich möchte da noch nichts vorgreifen, also der Reihe nach:
Ich hatte mich am Montag entschieden, das RR mit ins Büro zu nehmen, um dann meine Startunterlagen per Velo am MTZ abzuholen und den Rückweg nach Karben als "Vorbelastung" zu nutzen. Die Strecke habe grob mit 35-40km abgeschätzt, was meiner Meinung nach durchaus angebracht wäre. Also habe ich mich um 16 Uhr auf den Weg nach Sulzbach gemacht, habe die Startnummer geholt und, weil ich sowieso in der Nähe war, habe ich noch einen kleinen Schwenk über Kronberg und zu HiBike gemacht, bevor es nach Karben ging. Gespickt mit 3 kurzen Sprints in den Bergaufpassagen kam ich dann zuhause an und wunderte mich doch etwas über die schlappen Beine. Der Grund: Es waren nicht 35 sondern 60km zusammengekommen. Mist! Lässt sich aber nun nicht mehr ändern. Und die leichte Bein-Schwere wurde mit ein paar Extra-Nudeln versucht wieder beseitigen.
Am Dienstagmorgen ging es mir dann trotzdem erstaunlich gut. Selten war ich vor einem Rennen so entspannt. Also das Auto gepackt und pünktlich um 7:00Uhr ging es los Richtung MTZ. Geparkt habe ich vorsichtshalber bei dem alten Autokino, weil die Parkplätze am MTZ bis 15:30Uhr gesperrt waren. - Gute Entscheidung ! - Ich war entsprechend zeitig da und hatte reichlich Zeit mich umzuziehen und noch etwas zu Trinken und nen Riegel nebst Banane zu essen. So gg. 8:30Uhr bin ich dann losgerollt Richtung Startaufstellung. Hier hatte ich dann noch ein paar Bahner-Kollegen getroffen. Gegen 9:00Uhr haben wir uns dann aber auf die verschiedenen Startblöcke verteilt. Hier ist zu erwähnen, dass mich der Veranstalter aufgrund fehlender RR-Ergebnisse in den Block E verbannt hatte und somit über 1.000 Radler vor mir standen! :-(
Herr Scharping gab dann pünktlich um 9:18Uhr den Startschuss und ca. 3-4Min später konnte ich dann auch losfahren. Das Tempo war schon recht zügig und ich suchte mir ein paar "schnell-aussehende" Rennradler aus, denen ich mich anschließen konnte. Ein Zug von ca. 12 Fahrern hatte sich dann auch bald gefunden und wir fuhren wie an der Perlenkette an einigen größeren Gruppen vorbei. Die ersten 20km bis Eppstein blieben wir zusammen und ich hatte einen Schnitt von 40,1 auf dem Tacho.

Ich fühlte mich aber noch recht entspannt. Dann kam das Kopfsteinpflaster in Eppstein - DIE HÖLLE mit 9bar in den
Reifen - und die Gruppe löste sich irgendwie auf. Am Fuße des Schmerzberges warteten dann Homburger und seine Frau und etwa auf halber Höhe wissefux und der Schwarze Kater auf mich, um mich anzufeuern. Letztere erst, als ich lautstark winkend auf mich aufmerksam gemacht hatte, worauf ich von anderer Seite soetwas hörte, wie "Guck mal, der lacht noch !"

Ich kam den Berg mit seinen 20% Steigung jedenfalls gut hoch und konnte wieder 20-30 Plätze gut machen.
Die folgende Strecke durch den Taunus konnte ich richtig genießen. Auf den flachen Passagen konnte man immer von Gruppe zu Gruppe springen und auf den Steigungen ordentlich Plätze gut machen. Dann kam der letzte Anstieg hoch zum Ruppertshainer Berg. Mit 12% hat der schon weh getan. Fast schon oben angekommen konnte ich von der Seite ein "mischuwi" vernehmen. Aufgrund extremer Blutarmut in den Körperteilen oberhalb der Beine habe ich die Info aber leider nicht schnell genug verarbeiten können und so kam meinerseits keine Reaktion mehr. Dass im Hirn kein Sauerstoff mehr ankam, zeigte sich auch in den Abfahrten. Dort habe ich meine persönliche Höchstgeschwindigkeit auf 81,9km/h hochgeschraubt. Völlig idiotisch auf 23mm breiten
Reifen ! -
Nachdem der Taunus also hinter uns lag, galt es nun wieder eine Gruppe für die folgenden Flachstücke zu bilden. Eine solche ca. 20köpfige Gruppe fand sich dann auch recht schnell und so wurde wieder sehr zügig durch Frankfurt gefahren. Ich fühlte mich bärenstark. Keinerlei Erschöpfung oder schweren Beine. Auch in der Führung konnte ich das Tempo halten. Hat richtig Spaß gemacht.
Und dann waren es nur noch gut 10km bis ins Ziel. Die Strecke verlief auf einer breiten vierspurigen Straße. Absolut flach und gerade. Ich befand mich in dritter Position in der Gruppe. Eine kurze Unachtsamkeit (oder vllt. wollte ich auch gerade zur Flasche greifen?) wurde dann gnadenlos bestraft, als mein Vordermann einen Schlenker machte und mit seinem Hinterrad seitlich mein Vorderrad touchierte. Bei ca. 45km/h gibt es dann kein Halten mehr und so machte ich eine schöne Rutschpartie über den Asphalt. Glücklicherweise fiel ich nicht direkt in die Fahrtlinie, sodass die Leute hinter mir noch rechtzeitig ausweichen konnten. So ersparte ich mir wenigstens, dass ich auch noch überrollt wurde.
Nach kurzer Schrecksekunde konnte ich dann aber problemlos aufstehen und mich an den Straßenrad retten, um eine Schadensaufnahme machen zu können. Am auffälligsten und störendsten waren die Verletzungen am rechten Zeigefinger und am linken Daumen, da sie sehr stark bluteten. Dazu kamen dann noch großflächige Schürfwunden an der rechten Körperhälfte (Unterschenkel, Knie, Hüfte, Schulter, Ellenborgen und Unterarm) und eine Prellung an Kopf, Hüfte und Schulter. Glücklicherweise gibt es mittlerweile überall Helmpflicht. Ohne
Helm wäre das sicher schlimm ausgegangen. Jedenfalls hat er sein Leben geopfert (an mehreren Stellen komplett gebrochen), um mir meines zu retten.
Ich war also erstmal glücklich, dass nichts Schlimmeres passiert ist und habe mich dann dem Rad gewidmet. Das scheint es aber auf den ersten Blick gut überstanden zu haben. Außer einem ramponierten und verschobenen Bremsgriff, einem verbogenen
Schaltauge (oder Schaltwerk) und einem leichten Schlag im VR war es noch fahrbereit. Also habe ich den Bremsgriff wieder in die richtige Richtung gedreht, die VR-Bremse gelockert und habe die restlichen 10km in Angriff genommen.
Ergebnis:
102km / 1050hm
Meine Zeit: 2:57:05h (Schnitt: 34,6km/h)
Gesamt (Sieger 2:34:21h): 668. von 1438
Masters I (Sieger 2:34:22h): 307. von 622
Hinter der Zielverpflegung bin ich dann erstmal zu den Sanis und habe mich verbinden lassen. Dann wollte ich nurnoch nach hause und habe die Party schnellstmöglich verlassen. Das war dank meiner Parkplatzwahl ja möglich. Zuhause habe ich meiner Frau mit den Verbänden einen gehörigen Schrecken eingejagt. Ich konnte sie aber schnell einigermaßen beruhigen, da ja wirklich nichts Ernstes passiert ist. Und dann ging es unter die Dusche. Der Hinweis des Arztes: "Vorsichtig mit lauwarmem Wasser auswaschen" klingt ja eigentlich harmlos. -- Ihr könnte euch garnicht vorstellen ... %*#+§&?%*§ Tut das weh !!! --
Dummerweise waren wir dann abends noch zum Grillen eingeladen. Und da es mir nicht so schlecht ging, sind wir da auch hin. Ist auch alles gut gegangen, bis wir wieder zuhause waren und mir dann der Kreislauf zusammengebrochen ist. Also sind wir wieder los zur Notfallaufnahme in Bad Homburg, um sicher zu gehen, dass es keine Gehirnerschütterung oder ähnliches ist. Da gab es aber erstmal Entwarnung. Trotzdem bin ich jetzt erstmal zwei Tage krank geschrieben, weil die Prellung vor allem an der Schulter arg schmerzt und die Schürfwunden noch nicht wirklich trocken sind.
Schotten ist für mich somit gestorben ! Und der Schinderhannes steht leider auch auf eher wackeligen Beinen. Sehr ärgerlich, da die Form zu stimmen scheint !
In diesem Sinne fahrt schön vorsichtig! Ich nutze jetzt jedenfalls erstmal das Giro Crash-Replacement-Programm und tausche meinen kaputten gegen einen neuen
Helm!