" Simmerringe dichten nicht ab, weil Gummi fest gegen Metall drückt oder presst, sondern weil eine "messerscharfe" Gummi-Lippe hauchzart auf dem Metall entlang-"schwebt". "
Stimmt.
Und ist gleichzeitig falsch.
???
Wenn die Welle steht, liegt der Ring an der Welle an und dichtet mit genau der Flächenpressung, die er auf die Wellenoberfläche aufbringt.
Wenn die Welle rotiert, "schwebt" die Dichtlippe über der Wellenoberfläche, d.h. sie schwebt fast ... Mischreibung.
Die Dichtwirkung beruht darauf, dass die Flächenpressung entlang einer Linie parallel zur Welle von innen nach außen nicht symmetrisch um die scharfe Kante der Dichtlippe verläuft, sondern eben unsymmetrisch.
Von innen kommend steigt die Pressung steil an und fällt ab Kante der Dichtlippe flach ab.
Die Relativbewegung der Stahloberfläche gegen das Gummi verzerrt das Gummi aufgrund der Reibung (Mischreibung!).
Diese Verzerrung bildet mikroskopisch kleine Riffeln aus, die diagonal zur Relativbewegung liegen.
Das mitgeschleppte Öl an der Stahloberfläche wird von diesen mikroskopischen Strukturen schräg abgelenkt und so aktiv nach innen gefördert.
Das ist das gleiche wie bei einer Geweinderillendichtung, wie sie z.B. am Getriebeausgang von der Ente verwendet wird.
Nur dass die metallene Dichtung bei der Ente im Stillstand nicht an der Welle anliegt, und so ein Scheunentor fürs Öl offentsteht, wenn die Fuhre nicht rollt.
Wenn dann die innen liegenden Schleuderbleche defekt sind, schmeißt das Getriebe Öl raus ... auf die Bremsscheiben.
Das ist gerade erst einem Threewheeler-Kollegen aus Schottland passiert. Ich hoffe, der arme Kerl ist wohlbehalten zuhause angekommen.
Der Simmerirng vereint also die Eigenschaften von O-Ringen und Gewinderillendichtungen.
Clever, aber anfällig für Dreck und Verschleiß.
Wobei häufig die Welle verschleißt ... z.B. wie beim Wellenaustritt am Guzzi-Motor. Eine beliebte Ölquelle an alten Motoren.